Eva Esther Speyer (auch Eva Speier und Eva Speyer-Stoeckel; * 24. August 1882 in Berlin; † 13. August 1975 in Mombasa, Kenia) war eine deutsche Schauspielerin.
Eva Speyer auf einer Fotografie von Alexander Binder
Leben
Die Tochter des Börsenmaklers und späteren Spirituosengroßhändlers Fedor Speyer und seiner Frau, der Modistin Wilhelmine, geb. Mahn,[1] erhielt ihre Ausbildung zur Schauspielerin an der Marie-Seebach-Schule und gab ihr Debüt 1904 in Hirschberg. 1905 trat sie in Posen auf und von 1906 bis 1908 am Schauspielhaus Düsseldorf. Dort lernte sie Otto Stoeckel kennen, den sie 1907 heiratete.[2] 1908 schiffte sie sich nach Nordamerika ein und stand in Milwaukee, Chicago und 1909 in New York auf der Bühne.
Im November 1910 kehrte sie nach Deutschland zurück und spielte an Berliner Bühnen wie dem Lessingtheater, Trianon-Theater und dem Kleinen Theater. Paul Otto ermunterte sie 1911, eine Rolle beim neuen Medium Film zu übernehmen. In den kommenden Jahren entwickelte sich Eva Speyer zu einem der frühen Stars des deutschen Stummfilms. Sie spielte vorwiegend leidende Frauen in Melodramen, so auch im zweiten Teil von Richard Oswalds vielbeachtetem Aufklärungsfilm-Zyklus Es werde Licht!. 1918 heiratete sie in zweiter Ehe Robert Ebert (1882–1926),[3] den Inhaber der Ebert-Film GmbH,[4] in dessen Produktionen sie nun stets in Hauptrollen besetzt wurde.[5][6] Das spätere Union-Filmtheater am Senefelder Platz in Berlin-Prenzlauer Berg wurde ihr zu Ehren bei seiner Gründung 1919 Eva-Speyer-Lichtspiele benannt.[7]
1921 zog sich Eva Speyer für einige Jahre vom Filmgeschäft zurück, ehe sie ab 1925 in kleineren Rollen wieder mehrmals jährlich auf der Leinwand zu sehen war. Zuletzt meist nur noch für sekundenkurze Auftritte engagiert, fand ihre Karriere mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 gänzlich ein Ende, da ihr als „Halbjüdin“ eine Teilnahme am öffentlichen Kulturbetrieb verwehrt wurde. 1935 emigrierte Eva Speyer in die ehemals deutsche, nunmehr unter britischem Mandat stehende Kolonie Tanganjika, wohin eine ihrer Töchter bereits 1933 ausgewandert war. In Ostafrika konnte sie in ihrem angestammten Beruf nicht mehr Fuß fassen, sondern verdiente ihren Lebensunterhalt als Haushälterin, Krankenschwester und Kindermädchen. Später übersiedelte sie mit ihrer Familie in die kenianische Hauptstadt Nairobi und 1968 schließlich nach Mombasa, wo sie kurz vor ihrem 93. Geburtstag als eine der letzten lebenden Protagonistinnen aus der Frühzeit des deutschen Spielfilms starb.[8]
Filmografie (Auswahl)
1911: Nora
1912: Zweimal gelebt
1912: Die Hochzeitsfackel
1912: Schwarzes Blut
1912: Die gelbe Rasse
1912: Zwei Verirrte
1912: Dämone der Tiefe
1913: Das Fischermädchen von Skagen
1913: Entsagungen
1913: Auf dem Felde der Ehre
1913: Madame Incognito
1913: Denn die Elemente hassen…
1913: Zwischen Himmel und Erde
1913: Fabrik-Marianne
1913: Das Werk
1914: Der Flug zur Westgrenze
1914: Die Statue
1915: Die Schwestern
1915: Der Geisterseher
1915: Der Talisman
1916: Friedrich Werders Sendung
1916: Die Nacht von Cory Lane
1916: Du sollst nicht richten
1917: Der Weg ins Freie
1917: Das Buch des Lasters
1917: Die Flucht des Arno Jessen
1918: Die zweite Frau
1918: Es werde Licht! 2. Teil
1918: Mouchy
1918: Arme Fee
1918: Das Kainszeichen
1918: Die schlafende Maschine
1919: Die letzten Menschen
1919: Mazeppa, der Volksheld der Ukraine
1919: Die Arche
1920: Der galante König
1920: Louise de Lavallière
1921: Der Silberkönig
1925: Die Frau von vierzig Jahren
1925: Volk in Not
1926: Hölle der Liebe
1926: Kubinke, der Barbier, und die drei Dienstmädchen
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R–T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 411 f.
Hans Richter (Hrsg.): Filmstern. Richters Handbuch der Schauspieler, Regisseure und Schriftsteller des Films (= Kinojahrbuch. Band 4). Hans Hermann Richter Verlag, Berlin-Wilmersdorf 1921/1922, ZDB-ID1342234-0, S. 94–96.
Die Frau im Film. Altheer & Co., Zürich 1919, S. 12 f. (PDF; 139 KB).
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