Brüggemann ist der Sohn des Germanisten Diethelm Brüggemann.[1] Er wuchs in den 1980er-Jahren „vage atheistisch“ auf. Mit seinen Eltern zog er als Achtjähriger für vier Jahre nach Südafrika, wo sein Vater eine Professur für Germanistik innehatte.[2] Ab 1988 lebte er zunächst in Stuttgart, in Regensburg machte er 1996 am Albertus-Magnus-Gymnasium sein Abitur. Nach dem Zivildienst in der Schwerbehinderten-Betreuung studierte er ein Semester Theaterwissenschaften in München[1] und übte diverse Tätigkeiten beim Film aus. 1998 lernte er als Komparse bei Dreharbeiten zu Hans-Christian Schmids Film 23 – Nichts ist so wie es scheint Mitarbeiter der Filmzeitschrift Schnitt kennen, bei der er daraufhin bis zu ihrer Einstellung im Jahr 2012 als Redakteur und Filmkritiker wirkte und sich zunehmend mit dem internationalen Film befasste.[3]
Im Jahr 2000 begann Brüggemann das Studium der Filmregie an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam. Mit seinem Studentenkurzfilm Warum läuft Herr V. Amok? konnte er 2003 erstmals eine Arbeit in einer Nebenreihe der Berlinale platzieren.[4] Sein Diplomfilm Neun Szenen, mit dem er 2006 das Studium abschloss, wurde in der Sektion Perspektive deutsches Kino der Berlinale 2006 aufgeführt.[5] Sein zweiter Spielfilm Renn, wenn du kannst eröffnete die gleiche Sektion der Berlinale 2010. Im Jahr 2012 erschien seine Filmkomödie 3 Zimmer/Küche/Bad.
Er arbeitet eng mit seiner Schwester Anna Brüggemann zusammen. Gemeinsam schrieben sie die Drehbücher der Kinofilme, in mehreren Filmen spielte Anna Brüggemann in Hauptrollen mit. Für den Spielfilm Kreuzweg erhielten die Geschwister bei der Berlinale 2014 den Silbernen Bären für das beste Drehbuch. 2015 folgte die von Dietrich Brüggemann alleine verfasste Neonazi-Satire Heil. Nachdem der Zuschauererfolg der Kinofilme gering blieb,[6] führte Brüggemann ab 2016 Regie bei mehreren Tatort-Fernsehfilmen. 2018/2019 entstand Brüggemanns Kinofilm Nö,[7] der im Sommer 2021 Festivalpremiere hatte.
Brüggemann äußerte wiederholt seine Verehrung für die Arbeiten des schwedischen Filmemachers Roy Andersson.[3][8][9]
2017 inszenierte Brüggemann sein selbst verfasstes erstes Theaterstück, die Tragikomödie Vater, in der Box des Deutschen Theaters Berlin.[10]
Als Musiker begleitet Brüggemann Stummfilme auf dem Klavier.[11] Mit Desiree Klaeukens bildet er zudem das Indie-Pop-Duo Theodor Shitstorm und brachte 2018 das Debüt-Album Sie werden dich lieben heraus. Er spielt Tasteninstrumente, sie Gitarre, beide singen, texten und komponieren.[12]
Während der Berlinale 2013 veröffentlichte Brüggemann als Reaktion auf Thomas Arslans Wettbewerbsfilm Gold den provokanten Blogbeitrag Fahr zur Hölle, Berliner Schule, in dem er das „Berliner-Schule-Berlinale-Wettbewerbs-Kino“ verurteilte: „Gekünstelte Dialoge. Reglose Gesichter. Ausführliche Rückenansichten von Leuten. Zäh zerdehnte Zeit. Willkommen in der Welt des künstlerisch hochwertigen Kinos, willkommen in einer Welt aus quälender Langeweile und bohrender Pein.“[8][13]
Ekkehard Knörer befand, es gehöre „einige Chuzpe“ dazu, sich mit Brüggemanns „belanglosem“ Unterhaltungsfilm 3 Zimmer/Küche/Bad gegen die Berliner Schule zu positionieren.[14] Brüggemann gab 2014 an, den Text mit Blick auf seinen nächsten Film Kreuzweg geschrieben zu haben, der im Wettbewerb der Berlinale 2014 den Drehbuchpreis gewann. Die Spiegel-Kritikerin Hannah Pilarczyk meinte, auch dieser Film verspreche „– ähnlich wie seine Tirade auf die Berliner Schule – mehr, als er einlösen kann“.[15]
#allesdichtmachen
Im April 2021 war er Mitinitiator der Aktion #allesdichtmachen, einer Initiative, in der neben Brüggemann rund 50 Schauspieler und ein weiterer Regisseur die Auswirkungen der zur Eindämmung gegen die Covid-19-Pandemie eingeführten staatlichen Maßnahmen auf das gesellschaftliche Leben satirisch übersteigert zum Ausdruck brachten. Dafür wurde er heftig kritisiert,[16] da eine Nähe zu den sogenannten Querdenkern und zur AfD gesehen wurde. Eine Tageszeitung spekulierte sogar über ein "antidemokratisches Netzwerk" als "Ausgangspunkt" der Aktion, räumte dann aber ein, dass dies nicht zutraf, und gab Brüggemann die Gelegenheit zu einer Stellungnahme, die Informationen zur Entstehung und Rezeption der Videos mit grundsätzlichen ästhetisch-politischen Überlegungen verbindet.[17] Friedrich Küppersbusch nannte die Aktion im Deutschlandfunk „selbstgerecht und selbstmitleidig“.[18] Der ehemalige FAZ-Herausgeber Hugo Müller-Vogg sprach von einem „schäbigen, beschämenden Theater“.[19] Während einige der mitwirkenden Schauspieler ihre Beiträge zurückzogen, kritisierte Brüggemann die mediale Reaktion in einem Interview mit dem Deutschlandfunk als einen „faschistoiden Shitstorm“ und sprach von einer „Medienblase“.[20] Brüggemann behauptet: „Wenn der Diskurs so verengt ist, dass auf einmal nur noch die AfD in der Lage ist, ein paar grundlegende Wahrheiten auszusprechen […], was ist denn das für ein Diskurs? […].“[20]
In der RTL-Sendung Stern TV Zündet Deutschland jetzt den Impfturbo? äußerte Brüggemann sich kritisch zu bessergestellten Schichten, die in der Pandemie eine deutlich privilegiertere Position besäßen. Teile der gehobenen Mittelschicht würden Personen kritisieren, die durch ihre schlechtere wirtschaftliche und soziale Stellung gezwungen seien, gewisse Regeln zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie zu missachten.[21]
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