Kurt Matull, gebürtig Eduard Carl Otto Wangemann (* 25. Februar 1872 in Treptow; † unsicher: 1920 in Berlin), war ein deutscher Schriftsteller, Journalist, Regisseur und Drehbuchautor beim Stummfilm. Matull war der Mädchenname seiner ersten Ehefrau.[1]
Matull war der älteste Sohn von Otto Wangemann und Agnes Charlotte Rosa, geborene Berns.[2] Er besuchte für einige Jahre das Gymnasium in Charlottenburg, ehe er sein Elternhaus wegen eines sich zuspitzenden Konflikts mit dem Vater im Alter von 16 Jahren verließ.
Matull war dreimal verheiratet:
1) von 1896 bis 1908 mit Maria Matull, aus dieser Ehe stammt Sohn Hans Otto Wangemann (*1901, † 1918).
2) 1908 heiratete er in Strand, London, UK, Helene Sturm, die 1909 im Alter von 27 Jahren verstarb[3].
3) ab 1910 mit Anna Maria Elsbeth Szczodrowski (1884–1933)[4]. Kurz nach der Heirat erkannte er den 1904 geborenen Otto Hans Reinhold Szczodrowski (* 1904) als seinen leiblichen Sohn an[5]. Die Ehe wurde am 12. Mai 1912 durch Urteil des Königlichen Landgerichts III in Berlin für nichtig erklärt[6], bestand aber offensichtlich fort. Bei der Eintragung von Elsbeth Wangemann als Gesellschafterin der Phöbus-Film in das Berliner Handelsregister am 4. April 1916 wird festgehalten: „Als Einlage auf das Stammkapital werden in die Gesellschaft eingebracht von der Gesellschafterin Frau Elsbeth Wangemann drei von ihrem Ehemann, Herrn Eduard Wangemann genannt Matull, herrührende Films...“.
Laut den digitalisierten Berliner Adressbüchern lebte Kurt Matull viele Jahre in Berlin-Wilmersdorf am Kronprinzendamm 1, zuletzt 1920 als „Filmspielleiter“. Im folgenden Jahr, unter derselben Adresse, erscheint seine Frau Else als Witwe. Demnach verstarb er 1920.
Nach dem frühen Auszug aus dem Elternhaus ermöglichte ihm sein malerisches Talent über einige Jahre ein karges Auskommen. Matull bereiste in jenen Jahren die Schweiz, Frankreich und Italien. Als der Versuch scheiterte sich in München als Maler weiterzubilden, kehrte er nach Berlin zurück, wo er in ärmlichen Verhältnissen lebte und sich der Schriftstellerei zuwandte.[7] 1893 soll er sein erstes Theaterstück (Frauen von heute) geschrieben haben. Allmählich gewachsene Kontakte ermöglichten es ihm noch vor 1900 einige seiner dramatischen Werke wenigstens zum Vortrag zu bringen.[8] Überliefert sind aus dieser Zeit aber zwei andere Schriften, die er im Verlag Wilhelm R. Berndt veröffentlichen konnte. Einerseits die vom Inhalt her unbekannt gebliebene Broschüre „Sensationell ! Wird Dreyfus verurtheilt ?“,[9] andererseits eine mit dem Titel „'Licht'. Kurze Schilderung des Lichtheilverfahrens und seiner Erfolge. Ein Mahnwort an Gesunde und Kranke“. Nicht mehr nachvollziehbar sind die wahren Gründe, warum er 1901 Berlin verließ und für ein halbes Jahr als Hausdiener in Hotels in Paris arbeitete, ehe er noch im selben Jahr mit seiner Frau in die USA verzog. Auch dort dauerte es eine Zeit lang, bis er ab etwa 1902/03 in New York Beiträge für die Evening Post, die New York World, den New York Herald und für das „Everybody's Magazine“ liefern konnte. Zwischen August 1903 und April 1904 erhielt er in USA das Copyright für insgesamt 12 Theaterstücke, die teilweise Jahre später in Berlin unter deutschem Titel verlegt wurden.[10]
1905 kehrte er nach Deutschland zurück, auch weil Ferdinand Bonn ihm eine Stelle als Dramaturg am ‘Berliner Theater’ vermittelte. Er schrieb weiterhin zahlreiche Stücke, vor allem Lustspiele, aber auch Dramen. Zu seinen Werken zählen Der Fürst der Bretter, Der rote Pfarrer, Annemarie, Der große Unbekannte, Die arme Mieze und Die falsche Hochzeit. Darüber hinaus verfasste er ab 1908 Groschenheft-Sensationsgeschichten um Helden wie Nick Carter und Lord Lister, die auch im Ausland erfolgreich waren, beteiligte sich 1909 am Jugendroman John Workman – Der Zeitungsboy, verarbeitete seine USA-Erfahrungen in dem Roman Volldampf – Geschichte eines Jungen in Amerika und schrieb während des Ersten Weltkriegs auch patriotische Stoffe, wie etwa den 1915 erschienenen Roman Gott erhalte Franz den Kaiser!. Außerdem betätigte er sich als Operettenlibrettist für Giuseppe Becce.
In den frühen 1910er Jahren wechselte Matull zur Kinematographie, arbeitete als Regieassistent und begann Drehbücher zu verfassen. Mit dem fantastischen Stoff „Der Schienenweg unterm Ozean“ debütierte er im Juli 1914, unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, an der Seite von Siegfried Dessauer als Regisseur. Matull machte sich während des Krieges vor allem einen Namen mit schwerblütigen Melodramen, in denen zu dieser Zeit populäre Schauspielerinnen wie Fern Andra und Pola Negri die Hauptrollen übernahmen. Außerdem inszenierte und produzierte er mehrfach deutsch-nationale, hurrapatriotische Stoffe. Im Februar 1916 beteiligte er sich an der Gründung der Phöbus-Film GmbH (1916–1917).[11]
Wangemann-Matulls letzte filmische, aber auch literarische Werke, verlegt unter dem Pseudonym Kurt Berns (Das rotgetupfte Hemd) stammen aus den Jahren 1919/20.
als Regisseur, wenn nicht anders angegeben
Personendaten | |
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NAME | Matull, Kurt |
ALTERNATIVNAMEN | Wangemann, Eduard Carl Otto (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Regisseur |
GEBURTSDATUM | 25. Februar 1872 |
GEBURTSORT | Treptow |
STERBEDATUM | 20. Jahrhundert |