fiction.wikisort.org - Regisseur

Search / Calendar

Ruth Beckermann (* 1952 in Wien) ist eine österreichische Dokumentarfilmerin und Autorin.

Ruth Beckermann (2018)
Ruth Beckermann (2018)

Leben und Wirken


Beckermann im besetzten Audi-Max der Uni­versität Wien während der Studierenden­proteste 2009
Beckermann im besetzten Audi-Max der Uni­versität Wien während der Studierenden­proteste 2009
Ruth Beckermann bei der Premiere von Those Who Go Those Who Stay (Viennale 2013)
Ruth Beckermann bei der Premiere von Those Who Go Those Who Stay (Viennale 2013)

Beckermann studierte in Wien und Tel Aviv Publizistik und Kunstgeschichte und promovierte 1977 zum Dr. phil. In New York studierte sie Fotografie an der School of Visual Arts und arbeitete daneben als Redakteurin für die Magazine Die Weltwoche und Trend.

In Zusammenarbeit mit der Videogruppe Arena entstand 1977 ihr erster Film. Gedreht auf Video und 16-mm-Film dokumentiert Arena besetzt die Besetzung des ehemaligen Wiener Schlachthofes Arena. Im Folgejahr gründete sie mit zwei Kollegen den Filmverleih Filmladen, in dem sie sieben Jahre tätig war. 1978 und 1981 folgten mit Auf amoi a Streik und Der Hammer steht auf der Wiese da draußen zwei kurze Dokumentationen zum Thema Arbeit und Streik, gedreht auf 16-mm-Film. In dieser Zeit entstanden auch ihre ersten Bücher.

1983 setzte sie mit Wien retour den Startpunkt zu einer Filmtrilogie, in der sie sich auf den Spuren individueller und kollektiver Verbindungslinien quer durch verschiedene Kulturen mit jüdischer Identität beschäftigte. Die weiteren Filme der Reihe sind Die papierene Brücke (1987) und Nach Jerusalem (1990) in denen in unterschiedlichen Formen das Reisen, das Unterwegssein, formales Prinzip und Inhalt zugleich sind. In Jenseits des Krieges (1996) ließ sie ehemalige Wehrmacht-Soldaten über ihre Erlebnisse jenseits des „normalen“ Krieges berichten. Der Film trug nicht allein zur Zerstörung des Mythos von der „anständigen“ Wehrmacht bei (vgl. die Diskussionen zur Wehrmachtsausstellung ab 1995), sondern erhellte auch die Konstruktion von Geschichte in der Nachkriegszeit.

In Ein flüchtiger Zug nach dem Orient (1999) befasste Beckermann sich mit Elisabeth, Kaiserin von Österreich, als einer Frau, die den Platz im Korsett ihrer Gesellschaft nicht einnehmen wollte und einen Mythos zwischen märchenhafter Cinderella und depressiver Marionette der Monarchie entstehen ließ. Von Sommer 1999 bis Frühling 2000 unternahm sie anschließend eine „kleine Reisen vor die eigene Haustüre“ in Wien, filmte unter anderem den letzten jüdischen Händler im ehemaligen Textilviertel, einen iranischen Hotelier und im Café Salzgries mit dessen Stammgästen. homemad(e) erschien 2001 und dokumentiert auch den politischen und gesellschaftlichen Wandel, der mit der Regierungsbeteiligung der FPÖ in der Bundesregierung Schüssel I ab 1999 einherging.

Im Rahmen der Viennale '06 feierte Zorros Bar Mizwa Premiere, in dem sie vier Zwölfjährige auf dem Weg zu ihrer Bar Mizwa begleitete. Während des Dokumentarfilm-Festivals Cinéma du réel 2011 im Pariser Centre Georges-Pompidou präsentierte sie American Passages.[1][2] 2016 lief Die Geträumten im Hauptprogramm der 66. Berlinale.[3] Ein junger Mann (Laurence Rupp) und eine junge Frau (Anja Plaschg) lesen dabei aus den Liebesbriefen, die sich Ingeborg Bachmann und Paul Celan über fast 20 Jahre geschrieben haben. Bei der Diagonale 2016 wurde der Film als bester Spielfilm ausgezeichnet.[4] Im selben Jahr widmete das Österreichische Filmmuseum dem Gesamtwerk Beckermanns eine Retrospektive.[5]

Im Februar 2018 feierte Waldheims Walzer während der 68. Berlinale in der Forum-Reihe Premiere und wurde mit dem Glashütte-Original-Dokumentarfilmpreis als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Der Film, bestehend aus historischen Aufnahmen aus der Zeit der Bundespräsidentenwahl in Österreich 1986 und von Beckermann selbst gedrehtem Material, ist eine Analyse „der Entlarvung des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim“ (siehe Waldheim-Affäre). Er befasst sich mit Lüge und Wahrheit in Gesellschaft und Politik, sogenannten „alternativen Fakten“, damit wie antisemitische sowie populistische Propaganda während eines Wahlkampfes letztlich erfolgreich angewandt wurden und zeigt die Mechanismen zur Mobilisierung hetzerischer Gefühle auf.[6]

Beckermann ist Mitbegründerin der Interessensgemeinschaft Österreichischer Dokumentarfilmer und war bis 2008 Obfrau derselben.[7] Sie unterrichtete an der Universität Salzburg, der University of Illinois at Chicago und der Universität für angewandte Kunst Wien. Im Herbst 2007 erschienen ihre Filme gesammelt in einer DVD-Edition. Sie lebt und arbeitet als freie Autorin und Filmschaffende in Wien und Frankreich.

2019 erhielt sie eine Einladung zur Mitgliedschaft in der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die den Oscar verleiht.[8]


Filmografie


Bei folgenden Filmen führte Ruth Beckermann Regie, sofern nicht anders angegeben.

Video-/Kurzfilme
Kinospiel- und -dokumentarfilme

Bibliografie


Buchveröffentlichungen von Ruth Beckermann, geordnet nach Jahr der Erstveröffentlichung:

Beiträge in anderen Publikationen:


Auszeichnungen


Filmpreise (Auswahl)

Literatur




Commons: Ruth Beckermann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Cinéma du réel
  2. Deutschlandfunkvom 4. April 2011: "Cinéma du Réel" - das wirkliche Kino Das 33. Internationale Dokumentarfilm-Festival im Pariser Centre Pompidou
  3. Berlinale 2016 Programm
  4. orf.at - Diagonale-Preise an Beckermann und Steiner. Artikel vom 12. März 2016, abgerufen am 13. März 2016.
  5. Österreichisches Filmmuseum: Retrospektive Ruth Beckermann im Filmmuseum, Dezember 2016, abgerufen 10. März 2017
  6. Österreichisches Filminstitut: Presseheft zu „Waldheims Walzer“, Februar 2018
  7. dok.at
  8. Von Beckermann bis Gaga: 842 neue Mitglieder für Oscar-Akademie. 2. Juli 2019, abgerufen am 3. Juli 2019.
  9. Der Österreichische Kunstpreis. Abgerufen am 26. Oktober 2017.
  10. orf.at - Filmemacherin Beckermann mit Ehrenkreuz ausgezeichnet. Artikel vom 9. Oktober 2015, abgerufen am 9. Oktober 2015.
  11. Preisträger/Innen Österreichischer Filmpreis 2019. Abgerufen am 30. Jänner 2019.
Personendaten
NAME Beckermann, Ruth
KURZBESCHREIBUNG österreichische Dokumentarfilmerin und Autorin
GEBURTSDATUM 1952
GEBURTSORT Wien

На других языках


- [de] Ruth Beckermann

[en] Ruth Beckermann

Ruth Beckermann (born 1952, Vienna) is an Austrian filmmaker and writer.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии