André M. Hennicke (* 21. September 1958 in Steinheidel-Erlabrunn[1], Bezirk Karl-Marx-Stadt) ist ein deutscher Schauspieler, Produzent sowie Drehbuch- und Romanautor. Seinen Durchbruch hatte er 1988 als Theaterschauspieler Mark Löwenthal in dem DEFA-Spielfilm Die Schauspielerin. Er spielte in etlichen Theaterinszenierungen und bislang in über 170 Film- und Fernsehproduktionen mit.
Leben
Herkunft und Ausbildung
André Hennicke wurde im September 1958 in Steinheidel-Erlabrunn im Erzgebirge geboren und wuchs mit seinen drei älteren Schwestern in Johanngeorgenstadt auf.[2] Sein chronisch kranker[3] Vater war Feuerwehrmann, später auch Stadtrat in Johanngeorgenstadt und seine Mutter arbeitete als Hutmacherin.[2] Seine Schulausbildung beendete er mit dem Abschluss der 10. Klasse, arbeitete danach als Heizer in einem Blockheizkraftwerk.[3][2] Nachdem er den Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee absolvierte, war er als Maurer tätig.[3] 1978 bewarb er sich an der Grafikschule in Berlin-Schöneweide, wurde dort aber wegen seiner Rot-Grün-Sehschwäche abgelehnt.[3] Da Hennicke künstlerisch tätig sein wollte, sprach er an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg vor, wo er schließlich angenommen wurde[3] und von 1980 bis 1984 sein Studium aufnahm.[2]
Nach dem Schauspielstudium erhielt Hennicke ein dreijähriges Engagement an der Neuen Bühne Senftenberg, wo er in klassischen Bühneninszenierungen von Johann Wolfgang von Goethe und Moliere spielte.[3][2] In dieser Zeit schrieb er auch Märchenadaptionen für das Theater und Hörspiele.[2]
1984 gab er als Nebendarsteller in Iris Gusners Dramödie Kaskade rückwärts sein Filmdebüt.[2] Ein Jahr später spielte er einen Arbeiter in der DEFA-Romanverfilmung Junge Leute in der Stadt. Seinen Durchbruch hatte Hennicke 1988 an der Seite von Corinna Harfouch als Theaterschauspieler Mark Löwenthal in dem DEFA-Spielfilm Die Schauspielerin. Diese Rolle brachte ihm 1989 den Kunstpreis des FDGB ein.
Nach der Wende gründete Hennicke das Restaurant Skales und den Jazzclub b-flat in Berlin.[4] Er war in einigen Produktionen auf der Kinoleinwand und im Fernsehen zu sehen. Er übernahm wiederholt Gastauftritte, u.a. in Polizeiruf 110, Ein starkes Team, Ein Fall für zwei, Tatort, Bella Block, Wolffs Revier, KDD – Kriminaldauerdienst, Kommissar Stolberg, Der Kriminalist, Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei, Kommissarin Lucas, Solo für Weiss und Der Staatsanwalt mit. In Christian Petzolds Fernseh-Thriller Toter Mann war er 2001 neben Nina Hoss als Anwalt Thomas Richter in der Hauptrolle zu sehen und wurde für seine dortige schauspielerische Leistung mit dem Deutschen Fernsehpreis 2002 in der Kategorie Bester Schauspieler Hauptrolle ausgezeichnet. In Oliver Hirschbiegels oscarprämierten Kriegsfilm Der Untergang verkörperte er 2004 den SS-Brigadeführer und Generalmajor Wilhelm Mohnke. 2005 spielte er den Volksgerichtshofpräsidenten Roland Freisler in Sophie Scholl – Die letzten Tage. Für die ARD-Produktion Der Teufel mit den drei goldenen Haaren aus der Filmreihe Sechs auf einen Streich übernahm er 2013 die Titelrolle an der Seite von Christine Schorn, die die Großmutter des Teufels spielte. Im September 2016 war er auf dem Internationalen Filmfest Oldenburg in der Rolle des ehemaligen Pornodarstellers Udo Ochsenschwanz, der in einem Sex-Schuppen als Gorilla verkleidet auftritt und der leibliche Vater der 17-jährigen Hauptprotagonistin Lucy (Gloria Endres de Oliveira) ist, in dem Fernsehfilm Strawberry Bubblegums zu sehen und wurde für seine Leistung mit dem Seymour Cassel Award als „bester Darsteller“ ausgezeichnet.[5][6]
2016 spielte er bei den Bad Hersfelder Festspielen in Dieter Wedels Inszenierung Hexenjagd den strengen Richter.[7]
Hennicke verfasste neben seiner Arbeit auf der Bühne und hinter der Kamera auch mehrere Drehbücher, darunter Die Brut der schönen Seele (1992) und die beiden Polizeiruf-110-Folgen Blue Dream – Tod im Regen (1993) und Keine Liebe, kein Leben (1994), in denen er selbst auch als Schauspieler mitspielte. 1997 produzierte er den Film Knockin’ on Heaven’s Door mit Til Schweiger in der Hauptrolle. Im September 2010 veröffentlichte er mit Der Zugriff seinen ersten Roman als Buchautor.
Filmografie
Kino
1984: Kaskade rückwärts
1985: Junge Leute in der Stadt
1987: Dschungelzeit
1988: Die Schauspielerin
1989: Der Magdalenenbaum
1989: Spuren (Sprecher)
1990: Rückkehr aus der Wüste
1990: Biologie!
1990: Die Rückkehr aus der Wüste
1990: Letztes aus der Da Da eR
1991: Zwischen Pankow und Zehlendorf
1991: Der Strass
1991: Der Besucher
1992: Miraculi
1992: Donusa
1992: Der Besucher
1993: Novalis – Die blaue Blume
1994: Sunny Point
1999: Schnee in der Neujahrsnacht
2000: Falling Rocks
2000: Kalt ist der Abendhauch
2001: Unbesiegbar (Invincible)
2001: So weit die Füße tragen
2003: Der alte Affe Angst
2003: Hamlet X
2004: Der Untergang
2005: Sophie Scholl – Die letzten Tage
2005: Antikörper
2006: Der freie Wille
2006: Winterreise
2006: Body Rice
2007: Eduart
2007: In memoria di me
2007: Jugend ohne Jugend (Youth Without Youth)
2007: Die Schatzinsel
2008: Jerichow
2008: Buddenbrooks
2009: Polar (Kurzfilm)
2009: Mitte Ende August
2009: Effi Briest
2009: Die Gräfin
2009: Pandorum
2009: Die Entbehrlichen
2010: Henri 4
2010: Der Albaner
2011: The Theatre Bizarre (Episode I Love You)
2011: Eine dunkle Begierde (A Dangerous Method)
2011: Zimmer 205
2012: Die Vermissten
2012: Continuity (Kurzfilm)
2013: Harms
2014: The ABCs of Death 2
2015: Victoria
2015: Buddha’s Little Finger
2015: Unser letzter Sommer
2015: Die dunkle Seite des Mondes
2015: Solness
2016: Jonathan
2016: Frauen
2016: Volt
2016: Das kalte Herz
2017: Die besonderen Fähigkeiten des Herrn Mahler (Kurzfilm)
2017: Der Mann aus dem Eis
2017: S.U.M.1
2018: So viel Zeit
2019: Das Leben meiner Tochter
2020: Narziss und Goldmund
2020: Enfant Terrible
2021: Das Mädchen und die Spinne
Fernsehen
Fernsehfilme
1989: Die gestundete Zeit
1992: Die Brut der schönen Seele (auch Drehbuch)
1993: Doberstein
1994: Lemgo
1997: Verspielte Nächte
2000: Der gerechte Richter
2001: Toter Mann
2001: Absturz in die Todeszone
2003: Zwei Tage Hoffnung
2004: Die Kirschenkönigin (Dreiteiler)
2005: Speer und Er (Dreiteiler)
2006: Tod einer Freundin
2008: Das Wunder von Berlin
2009: Romeo und Jutta
2009: Faktor 8 – Der Tag ist gekommen
2010: Die Auflehnung
2011: Die Schatten, die dich holen
2011: Der Eisenhans
2012: Bankraub für Anfänger
2012: Die Tore der Welt (Mehrteiler)
2012: Deckname Luna (Zweiteiler)
2013: Der Teufel mit den drei goldenen Haaren
2014: Die Spiegel-Affäre
2015: Meine Tochter Anne Frank
2016: Ein gefährliches Angebot
2016: Strawberry Bubblegums
2016: Wir sind die Rosinskis
2016: Spuren der Rache (Zweiteiler)
2019: Gloria, die schönste Kuh meiner Schwester
2019: Wendezeit
2020: Meister des Todes 2
Fernsehserien und -reihen
1990: Der Staatsanwalt hat das Wort: Robert und seine Schwestern
1991: Polizeiruf 110: Der Riß
1993: Polizeiruf 110: Blue Dream – Tod im Regen (auch Drehbuch)
2002: Deutscher Fernsehpreis in der Kategorie Bester Schauspieler Hauptrolle für Toter Mann
2016: Seymour Cassel Award Bester Darsteller für Strawberry Bubblegums
2017: Killer Performance Männlich der Genrenale5 für Die besonderen Fähigkeiten des Herrn Mahler[8]
Bibliografie
2010: Der Zugriff. Gollenstein, Blieskastel 2010, ISBN 978-3-938823-74-3.
Literatur
Manfred Hobsch, Ralf Krämer, Klaus Rathje: Filmszene D. Die 250 wichtigsten jungen deutschen Stars aus Kino und TV. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-511-2, S.176 ff.
Die mehrfach anzutreffende Angabe Johanngeorgenstadt als Geburtsort ist nicht exakt. Er wuchs in dieser Stadt auf, die Geburtsklinik befand sich allerdings in der benachbarten Gemeinde Steinheidel-Erlabrunn, vgl. auch Angaben seiner Agentur.
André Hennicke, in: Internationales Biographisches Archiv 31/2020 vom 28. Juli 2020, im Munzinger-Archiv, abgerufen am 28. Juli 2020(Artikelanfang frei abrufbar)
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