Anna „Annie“ Rosar (* 17. Mai 1888 in Währing[1]; † 5. August 1963 in Wien) war eine österreichische Theater- und Filmschauspielerin.
Leben
Annie Rosar war die Tochter des Straßenbahnschaffners Michael Rosar und seiner Ehefrau Agnes, geborene Mikula. Sie besuchte ein Mädchen-Lyzeum und anschließend die Akademie für darstellende Kunst in Wien, danach die Akademie für dramatische Kunst in Mailand.
1910 debütierte sie am Lustspieltheater Josef Jarnos in Wien. 1911 spielte sie in München am dortigen Künstlertheater und am Schauspielhaus. 1917 trat Annie Rosar am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg als jugendliche Heldin auf.
Es folgte von 1918 bis 1923 ein Engagement am Wiener Burgtheater und von 1925 bis 1938 am Theater in der Josefstadt. Von Max Reinhardt ermutigt, wechselte sie das Rollenfach und entwickelte sich zur beliebten Volksschauspielerin. Von 1939 bis 1942 sowie von 1947 bis 1951 spielte sie am Wiener Volkstheater vorwiegend komische Rollen. Sie stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[2]
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm sie vor allem Radio-, Film- und Fernsehtätigkeiten.
Häufig sah man sie in den Filmen mit Hans Moser als Ehefrau, wie in Ungeküsst soll man nicht schlafen gehn oder Schwarz auf weiß, als Haushälterin, wie in Reisebekanntschaft oder Der Herr Kanzleirat, und als gefährliche Schwiegermutter eines von Heinz Rühmann dargestellten Arztes wie in Schäm dich, Brigitte, heute bekannt unter dem Titel Wir werden das Kind schon schaukeln. Gelegentlich übernahm sie auch ernstere Rollen wie in Kleiner Peter, große Sorgen oder die Hauptrolle im Der veruntreute Himmel. Im Film Der dritte Mann spielte sie eine kleine Nebenrolle; sie verkörperte gemeinsam mit Paul Hörbiger ein Portiersehepaar. Ihre letzten Erfolge feierte Annie Rosar im Theater mit klassischen Rezitationen und im Fernsehen in dem 1957 von Fred Denger verfassten Einpersonenstück Langusten.
1907 heiratete Annie Rosar den Schweizer Max Walser und lebte mit ihm einige Zeit in Mailand. In zweiter Ehe war Annie Rosar ab 19. Juni 1919 mit dem Anwalt Dr. Robert Beinerth, und in dritter Ehe mit dem Holzexporteur Ladislaus Fuchs verheiratet, der im September 1927 in Wien starb.[3] Am 17. Mai 1930 ehelichte sie den im administrativen Wiener Schulbereich tätigen, ob seiner radikalen literarischen Ausführungen in jenen Jahren schwer zu deutenden Autor Franz Rebiczek (auch: Rebicek, auch: Rebiczek-Rosar; 1935 Hauptmann a.D. im Vaterländischen Ring österreichischer Soldaten; 1891–1961), aber auch diese Ehe wurde geschieden.
Annie Rosars aus dritter Ehe stammender einziger Sohn, der am 30. Juni 1921 geborene René Rebiczek-Rosar, fiel im Alter von 22 Jahren am 23. Dezember 1943 an der Ostfront. Am 26. Januar 1944 wurde dessen Sohn Wolfgang René Rebiczek-Rosar geboren (Mutter: Ursula Rebiczek-Rosar geb. Stahn).
Ihr ehrenhalber gewidmetes Grab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 33A, Reihe 1, Grab 26). Im Jahr 1997 wurde in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) der Annie-Rosar-Weg nach ihr benannt.
Auszeichnungen
1958: Darstellerpreis des Filmfestivals Cork für Der veruntreute Himmel
1958: Ernennung zur Volksschauspielerin
1961: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
1961: Bambi für Verdienste um den deutschen Film
Filmografie (Auswahl)
1918: Der Mord an der Bajadere
1929: Vater Radetzky (Regie: Karl Leiter)
1930: Die Tat des Andreas Harmer
1932: Lumpenkavaliere (Regie: Carl Boese)
1933: Abenteuer am Lido
1934: Der junge Baron Neuhaus
1935: Frühjahrsparade (Regie: Ernst Marischka)
1935: Bretter, die die Welt bedeuten
1935: Liebesmelodie (Die ganze Welt dreht sich um Liebe) (Regie: Viktor Tourjansky)
1936: Ungeküsst soll man nicht schlafen geh’n
1936: Die Frau des anderen (Romanze) (Regie: Herbert Selpin)
1936: Liebe, Küsse, Hindernisse (Wer zuletzt küßt …) (Regie: E. W. Emo)
1936: Der Weg des Herzens (Prater)
1937: Ich möcht so gern mit dir allein sein (Millionäre) (Regie: Karl Heinz Martin)
1937: Peter im Schnee (Regie: Carl Lamac)
1937: Frauenparadies (Regie: Arthur Maria Rabenalt)
1938: Immer, wenn ich glücklich bin (Regie: Carl Lamac)
1938: Der Hampelmann (Regie: Karl Heinz Martin)
1938: Dreizehn Stühle
1939: Mutterliebe
1939: Eine kleine Nachtmusik (Regie: Leopold Hainisch)
Christa Müller: Annie Rosar. Gestaltung und Aussage. Dissertation. Universität Wien, Wien 1970, OBV.
Martin Prucha:Rosar, Anni. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S.39(Digitalisat).
Annie Rosar. Sammlung von Fotos und Zeitungsartikeln. Sammlung Josef „Pepi“ Treitl (1921–2001). (Enthält ungezählte Fotos und Zeitungsausschnitte in 1 Mappe). Wien s.a., OBV.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 6: N – R. Mary Nolan – Meg Ryan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S.622 f.
Annie Rüdegger-Rosar, Regina Jankowitsch: Die Schauspielerin Annie Rosar (1888–1963): Geschichte einer Überlebenskünstlerin, Böhlau, Wien 2022, ISBN 978-3-205-21550-9
Sternwart(e)straße 18. Währing wurde erst 1892 nach Wien eingemeindet. Taufbuch Wien Währing, ton. XXIX, fol. 192 (Faksimile)
Rosar, Annie. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten: Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020 ISBN 978-3-88741-290-6, S. 404
Annie Fuchs-Rosar:Danksagung.In:Der Tag, Nr. 1727/1927 (VI. Jahrgang), 24. September 1927, S. 7, Spalte 2. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tag
Dr. K. S.: Anni Rosar als Sesselfrau. „Stadtpark“ wird verfilmt. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 12.Oktober 1950, S.5, Mitte rechts (Die Internetseite der Arbeiterzeitung wird zurzeit umgestaltet. Die verlinkten Seiten sind daher nicht erreichbar.– Digitalisat).
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