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Atiyyat al-Abnudi, auch Ateyyat El Abnoudy (arabisch عطيات الأبنودي, DMG ʿAṭiyyāt al-Abnūdiyy, geborene Atiyyat Awad Mahmud Khalil arabisch عطيات عوض محمود خليل, DMG ʿAṭiyyāt ʿAwaḍ Maḥmūd Ḫalīl; geboren 26. Oktober 1939[1] in El-Senbellawein[2]; gestorben 5. Oktober 2018) war eine ägyptische Journalistin, Rechtsanwältin, Schauspielerin, Filmproduzentin und Regisseurin.[1] Al-Abnudi war eine der Pionierinnen des ägyptischen Dokumentarfilms und galt als die „Filmemacherin der armen Leute“.[3]


Biographie



Frühe Jahre und Ausbildung


Atiyyat al-Abnudi wurde als Kind einer Arbeiterfamilie in einem kleinen Ort im Gouvernement ad-Daqahliyya im Norden des Nildeltas geboren. Sie hatte drei Schwestern und drei Brüder; sie war die einzige der Schwestern, die einen Schulabschluss erreichte. Sie studierte Jura an der Universität Kairo, was ihr durch Bildungsreformen im Zuge des Nasserismus möglich wurde. Um ihr Studium zu finanzieren, arbeitete sie als Schauspielerin und übernahm am Theater verschiedene Funktionen, so als Regie-Assistentin und als Bühnenleiterin. Während ihres Studiums lernte sie ihren zweiten Ehemann, den Journalisten und Dichter Abd ar-Rahman Abnudi kennen, mit dem sie bis Anfang der 1990er liiert war. Durch ihn bekam sie Kontakt zu einem Kreis aus Schriftstellern, Dichtern und anderen ägyptischen Künstlern.[1]


Berufliche Laufbahn


1972 absolvierte al-Abnudi das Cairo Higher Institute of Cinema. 1976 machte sie einen weiteren Abschluss an der National Film and Television School im britischen Beaconsfield,[4] wo sie mit einem Stipendium des British Council drei Jahre lang studierte.[5] Obwohl sie dort eine Arbeitserlaubnis und auch Angebote erhielt, kehrte sie aus Heimweh nach Ägypten zurück. Sie habe sich in England sehr einsam gefühlt und ihre dortige Umgebung als „kalt“ empfunden, was sich nicht auf das Wetter beziehe.[6] Zurück in Ägypten arbeitete sie als Journalistin und verfasste vier Bücher, darunter 2012 The Third Cinema, in dem sie sich mit der Geschichte des Kinos beschäftigte.[7]

Als Filmemacherin entwickelte Al-Abnudi ein besonderes Interesse am Leben der Armen in Ägypten, insbesondere derer in Kairo. Sie erhielt die Beinamen „Filmemacherin der armen Leute“ sowie „Mutter der Dokumentarfilme“ und inspirierte weitere arabische Frauen, in ihre Fußstapfen zu treten.[2] Sie war die erste ägyptische Frau, die eine eigene Produktionsfirma – Abnudi Film – leitete, und die andere Filmemacher mit ähnlichen Zielsetzungen wie den ihren unterstützte.[1] Das gesamte technische Equipment war ihr Eigentum, so dass sie Filme mit kleinem Budget drehen konnte und nicht von Geldgebern und deren inhaltlichen Wünschen abhängig war.[8]

1972 schuf Atiyyat al-Abnudi ihren ersten Dokumentarfilm Hosan al-Tin (Schlammpferd), der gleichzeitig der erste von einer Frau gedrehte ägyptische Dokumentarfilm war.[1] Er zeigt die harte und eintönige Arbeit von Frauen und Männern (und Tieren) in einer Ziegelei. Ihr Film Permissible Dreams (Mögliche Träume, 1983), in dem eine Frau aus der Region des Sueskanals porträtiert wird, war eine deutsch-ägyptische Produktion.[9] Im Film Buyers and Sellers (Der eine verkauft und der andere kauft, 1992) stellt sie dar, wie skrupellose Grundstückshändler der Landbevölkerung deren Grund und Boden abschwatzen; auf den unter Wert erworbenen Grundstücken entstanden Hotels, die ihre Besitzer reich machten.[8] Der ägyptische Filmemacher Tamer el-Said: „Sie wollte denen eine Stimme geben, die im offiziellen Narrativ nie zu Wort kamen. Sie hat benachteiligte Menschen immer verteidigt, aber sie hat sie zugleich nie als Opfer präsentiert, sondern ihre Stärken gesehen und gezeigt.“ In Days of Democracy aus dem Jahre 1996 interviewte sie Frauen, die für das ägyptische Parlament kandidierten.[8]

Da sich die Filme von Atiyyat Al-Abnudi vorrangig mit politischen, sozialen und ökonomischen Problemen in Ägypten beschäftigten, bekam sie seit der Ära von Präsident Sadat Probleme mit der Zensur, besonders nachdem 1976 ein strengeres Gesetz zur Filmzensur erlassen worden war.[10] In der Folge erhielt sie keine finanzielle Unterstützung durch den ägyptischen Staat.[8] 2008 strahlte der Fernsehsender Al Jazeera ein Porträt (Days of Documentary) über sie aus.[2] Sie war Mitglied der Jury des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg, Vorsitzende der internationalen Jury bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen und Jurymitglied bei weiteren Festivals.[9]

„Die ägyptische Filmemacherin Atteyat al-Abnoudy gab denjenigen eine Stimme, die der Staat vergessen hatte – und bewahrte ihren Stolz und Integrität. In ihrem Werk entsteht ein Bild sozialer Ungerechtigkeiten in Ägypten seit den 1970er Jahren“, schrieb der deutsche Journalist und Arabist Christopher Resch.[8] Ihr filmischer Nachlass befindet sich im Archiv in der Initiative Cimatheque in Kairo, das al-Abnoudy mitinitiiert hat.[8] 2019 wurde im Berliner Kino Arsenal eine Retrospektive ihrer Filme gezeigt.[11]


Nominierungen und Auszeichnungen (Auswahl)


Atiyyat al-Abnudi erhielt mehr als 30 Auszeichnungen für ihre 22 Filme, darunter:[12]


Filmographie



Literatur





Einzelnachweise und Anmerkungen


  1. Rebecca Hillauer: Encyclopedia of Arab Women Filmmakers. ISBN 9774249437 S. 43 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Stefanie Van de Peer: Ateyyat El Abnoudy: Poetic Realism in Egyptian Documentaries. Edinburgh University Press, ISBN 978-1-4744-3483-6, doi:10.3366/edinburgh/9780748696062.001.0001 (amerikanisches Englisch).
  3. Anastasia Valassopoulos: Arab Cultural Studies. ISBN 978-1-315-87320-6, doi:10.4324/9781315873206 (englisch, taylorfrancis.com).
  4. Ateyat El Abnoudy. In: whoisshe.wmf.org.eg. 6. Februar 2018, abgerufen am 27. August 2019 (englisch).
  5. Enchanted Jewelry Of Egypt : The Traditional Art and Craft. S. 13 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Rebecca Hillauer: Encyclopedia of Arab Women Filmmakers. ISBN 9774249437 S. 46 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Home: Celebrating the creative life of documentary Film-maker Ateyyat El Abnoudy. British Egyptian Society, 26. April 2019, abgerufen am 29. August 2019 (englisch).
  8. Christopher Resch: Retrospektive des Werks von Atteyat al-Abnoudy: Starke Menschen, keine Opfer. In: de.qantara.de. 20. Oktober 1988, abgerufen am 27. August 2019.
  9. Filmmaker Ateyyat El Abnoudy passes away aged 79. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Sada Elbalad. 6. Oktober 2018, archiviert vom Original am 27. August 2019; abgerufen am 27. August 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/en.elbalad.news
  10. Stefanie Van De Peer: The Physicalities of Documentaries by African Women. In: Critical Interventions. Band 5, 2011, S. 135–153, doi:10.1080/19301944.2011.10781405.
  11. Luisa Seutter: »Sie wollte Ägyptens Seele zeigen«. In: magazin.zenith.me. 24. Juli 2019, abgerufen am 28. August 2019.
  12. Ateyyat El Abnoudy. In: Women Make Movies. Abgerufen am 27. August 2019.
Personendaten
NAME Abnudi, Atiyyat al-
ALTERNATIVNAMEN Abnoudy, Ateyyat El; Khalil, Atiyyat Awad Mahmud (Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNG ägyptische Journalistin, Rechtsanwältin, Schauspielerin, Filmproduzentin und Regisseurin
GEBURTSDATUM 26. Oktober 1939
GEBURTSORT El-Senbellawein
STERBEDATUM 5. Oktober 2018

На других языках


- [de] Atiyyat al-Abnudi

[en] Ateyyat El Abnoudy

Ateyyat El Abnoudy (November 26, 1939 – October 5, 2018), also known as Ateyyat Awad Mahmoud Khalil, was an Egyptian journalist, lawyer, actress, producer, and movie director.[1] She was born in a small village along the Nile Delta in Egypt. El-Abnoudy was considered to be one of the pioneering Arab female movie directors as her films inspired the works of many Arab women in the industry. She has been called the "poor people's filmmaker" due to the subject matter that inspired her to make films, including civil rights issues and the condition of impoverished Arabs.[2]



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