Corinna Harfouch (* 16. Oktober 1954 als Corinna Meffert in Suhl, DDR) ist eine deutsche Schauspielerin. Ihren Durchbruch hatte sie als Maria Rheine in der Titelrolle von Siegfried Kühns Die Schauspielerin. In ihrer Karriere spielte sie in etlichen Theaterinszenierungen und bislang in über 110 Film- und Fernsehproduktionen mit.
Leben
Herkunft und Ausbildung
Corinna Harfouch ist die Tochter von Marianne Meffert, geb. Kleber und von Wolfgang Meffert, einem Lehrer. Sie besuchte von 1961 bis 1973 die Schule in Großenhain. Am Pioniertheater „Natalia Saz“ erwarb sie erste schauspielerische Fertigkeiten. An der Erweiterten Oberschule machte sie ihr Abitur. Nach einer Ausbildung zur Krankenschwester begann sie 1976 an der Technischen Universität Dresden ein Studium zur Textilingenieurin.
Harfouch studierte von 1978 bis 1981 Schauspiel an der Staatlichen Schauspielschule Berlin[1] und war Meisterschülerin bei Vera Oelschlegel im Theater im Palast (TiP).
Privates
Corinna Harfouch war in erster Ehe mit dem syrischen Informatiker Nabil Harfouch verheiratet, mit dem sie eine gemeinsame Tochter hat.[2] Aus ihrer Beziehung mit dem Musiker Stefan Maaß entstammt der Komponist und Schauspieler Johannes Gwisdek (* 1980).[2][3] Von 1985 bis 2007 war sie mit dem Schauspielkollegen Michael Gwisdek verheiratet.[2] Aus dieser Ehe ging der Schauspieler und Musiker Robert Gwisdek (* 1984) hervor.[2] Zwischenzeitlich war Harfouch mit Bernd Eichinger liiert und lebte in München; heute lebt sie mit dem Schauspieler Wolfgang Krause Zwieback zusammen in der Schorfheide in Brandenburg.[4][5][6][7] Ihre Schwester ist die Schauspielerin Catherine Stoyan.
Karriere
Theater
Harfouch spielte noch während ihrer Schauspielausbildung am Theater. Ihren größten Bühnenerfolg in der DDR hatte sie als Lady Macbeth unter der Regie von Heiner Müller an der Volksbühne Berlin. Nach der Wende war sie zunächst am Deutschen Theater in Berlin, wechselte aber zur Volksbühne, wo sie eine der wichtigsten Protagonistinnen des Intendanten Frank Castorf wurde. Aufsehenerregend war ihre Interpretation des Generals Harras in Des Teufels General von Carl Zuckmayer. Für diese Rolle wurde sie 1997 von den deutschen Kritikern zur Schauspielerin des Jahres gewählt.
An der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz spielte sie die Titelrolle in Phaidras Liebe von Sarah Kane, in der Regie von Christina Paulhofer. Außerdem spielte sie seit November 2004 zusammen mit Ulrich Matthes am Deutschen Theater (DT) Berlin die Rolle der Martha in Edward Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf? in der Regie von Jürgen Gosch.
Film und Fernsehen
Ihr Filmdebüt gab Harfouch unter der Regie von Klaus Gendries als Schwester Erika in dem Fernsehfilm Verlobung in Hullerbusch. Es folgten weitere kleinere Rollen Film und Fernsehen, wie etwa 1987 in Hark Bohms Der kleine Staatsanwalt, wo sie an der Seite ihres damaligen Ehemanns Michael Gwisdek spielte. Ihre erste größere Rolle hatte sie 1988 in der Titelrolle der Maria Rheine in dem Spielfilm Die Schauspielerin, in welchem sie eine Theaterschauspielerin, die sich in der Zeit des Nationalsozialismus als Jüdin verkleidet, um ihren Geliebten nicht zu verlieren, darstellte. Im selben Jahr war sie unter der Regie von Michael Gwisdek an der Seite von Hermann Beyer in Treffen in Travers als Gattin eines Revolutionärs zu sehen. Ihre Kinder Johannes und Robert Gwisdek spielen in dem Film zwei Dorfjungen. Für beide letztgenannten Rollen wurde sie mehrfach ausgezeichnet.
Im wiedervereinigten Deutschland spielte sie u.a. in Joseph Vilsmaiers Charlie & Louise – Das doppelte Lottchen. In Sherry Hormanns Filmkomödie Irren ist männlich war sie 1996 als Ehefrau des zeugungsunfähigen Anwalts Thomas Neumann an der Seite von Herbert Knaup und Natalia Wörner zu sehen. Dem deutschen Fernsehpublikum wurde sie 2002 durch ihre Verkörperung der in den 1960er Jahren wegen Mordes verurteilten Titelfigur des dokumentarischen Spielfilms Vera Brühne bekannt. Ihre Darstellung der Hexe Rabia von Katzenstein in dem Kinderfilm Bibi Blocksberg brachte ihr 2003 den Deutschen Filmpreis ein. 2004 übernahm sie die Rolle in der Filmfortsetzung Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen erneut. In Bernd Eichingers Kinofilm Der Untergang spielte sie 2004 die Rolle der Magda Goebbels, die ihre eigenen Kinder vergiftete. 2005 verkörperte sie in Durch diese Nacht sehe ich keinen einzigen Stern die tschechische Schriftstellerin Božena Němcová. 2006 war sie in Tom TykwersDas Parfum – Die Geschichte eines Mörders in der Rolle der Madame Arnulfi zu sehen. Für ihrer Rolle der bei ihrer alkoholkranken Mutter lebenden Iris in dem Spielfilm Frei nach Plan wurde sie gemeinsam mit ihren Filmschwestern Dagmar Manzel, Christine Schorn und Kirsten Block auf dem Internationalen Filmfestival Shanghai ausgezeichnet.
2012 stand Harfouch für die Krimikomödie Schmidt & Schwarz als Kriminalkommissarin Carolin Schwarz gemeinsam mit ihrem ehemaligen Mann Michael Gwisdek vor der Kamera. In dem deutsch-tschechischen Fernsehfilm Kranke Geschäfte übernahm sie 2020 die Rolle der Ärztin Dr. Sigurd, die sich an Medikamentenstudien, die von westlichen Pharmafirmen mit DDR-Bürgern als Probanden gegen erhebliche Devisen-Zahlungen an den DDR-Staat durchgeführt wurden, beteiligt.
Von 2022 an soll sie nach einigen Gastrollen innerhalb der Krimireihe als Nachfolgerin von Meret Becker zur festen Besetzung des Berliner Tatorts gehören.[8]
Corinna Harfouch gehörte 2003 zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie. 2019 gründete Harfouch gemeinsam mit dem deutschen Literaturwissenschaftler Erdmut Wizisla einen Theaterverein in Klandorf in Potsam; dessen Räumlichkeiten sind in einer einstigen Dorfgaststätte und sollen dem Ort in kultureller Hinsicht Bereicherung verschaffen.
Theatrografie (Auswahl)
1980: William Shakespeare: Romeo und Julia (Julia) – Regie: Christoph Schroth (Theater im Palast)
2016: Franz Kafka, Das Schloss. Hörspiel in 12 Teilen. Rolle: Wirtin vom „Brückenhof“, Regie: Klaus Buhlert (BR Hörspiel und Medienkunst)
2017: Michael Farin: Nr. 989, Aichach – Vera Brühne Mitschnitte (Vera Brühne) – Produktion: Bayerischer Rundfunk. Als Podcast/Download im BR Hörspiel Pool.[11]
Hörbücher
2003: Pablo de Santis: Die Übersetzung, Der Audio-Verlag, ISBN 3-89813-237-4
2005: Kassandra von Christa Wolf, Random House Audio, ISBN 3-89830-975-4
2005: Schlumperwald von Martin Auer, Ic! Berlin, ISBN 3-9809758-1-9
2012: Ulysses nach James Joyce, Der Hörverlag, ISBN 978-3-86717-846-4
Auszeichnungen
1988: Internationales Filmfestival Karlovy Vary, Beste Darstellerin, für Die Schauspielerin
1989: Kunstpreis des FDGB für Die Schauspielerin im Kollektiv
1989: Kritikerpreis „Die große Klappe“ für Die Schauspielerin
1989: Kritikerpreis für Man spielt nicht mit der Liebe
1990: Kritikerpreis „Die große Klappe“ für Treffen in Travers
1990: 6. Spielfilmfestival der DDR Berlin: Preis (Weibliche Hauptrolle) für Treffen in Travers
1990: Europäischer Filmpreis: Felix-Nominierung für Treffen in Travers
1993: Berlinale Kamera
1994: Deutscher Kritikerpreis
1996: Bayerischer Filmpreis
1997: Schauspielerin des Jahres
1997: Adolf-Grimme-Preis für Gefährliche Freundin
2001: Deutscher Fernsehpreis für Vera Brühne
2002: Jupiter für Vera Brühne
2002: Deutscher Preis für Synchron für herausragende weibliche Synchronarbeit in Die Klavierspielerin als deutsche Stimme von Isabelle Huppert
2003: Deutscher Filmpreis in Gold, Beste Nebenrolle, für Bibi Blocksberg
2006: Besondere Anerkennung durch die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste auf dem Fernsehfilmfestival Baden-Baden für das Produktionsteam von Wut
2007: Goldene Kamera, Beste deutsche Schauspielerin
2010: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
2011: Preis als beste Schauspielerin beim Queer-Lisboa-Filmfestival in Lissabon
2014: Paula-Preis des Progress Film-Verleih
2014: Günter-Rohrbach-Filmpreis – Preis des Oberbürgermeisters für ihre Rolle in Der Fall Bruckner
2015: Grimme-Preis für Der Fall Bruckner
2015: Theaterpreis Berlin
2015: Preis für Schauspielkunst im Rahmen des 11. Festivals des deutschen Films
2015: Deutscher Schauspielerpreis 2015, Beste Schauspielerin in einer Hauptrolle
2017: Hessischer Fernsehpreis für ihre Rolle in Viel zu nah
2017: Signierte Bodenplatte vor dem Theatermuseum Meiningen anlässlich einer Benefizveranstaltung
2020: Preis der deutschen Filmkritik als Beste Schauspielerin für Lara
F.-B. Habel, Volker Wachter: Lexikon der DDR-Stars. Schauspieler aus Film und Fernsehen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1999, ISBN 3-89602-304-7.
F.-B. Habel: Lexikon. Schauspieler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2009, ISBN 978-3-355-01760-2.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 269 f.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. John Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S.533 f.
Matthias Braun, Christian Krause:Harfouch, Corinna. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band1. Ch.Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
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