Adolf Gustav Rupprecht Maximilian „Gustl“ Bayrhammer (* 12. Februar 1922 in München; † 24. April 1993 in Krailling) war ein deutscher Volksschauspieler. Er wurde vor allem mit der Verkörperung bayerischer Figuren identifiziert, bewies sich bei Film, Fernsehen und Theater aber als wandlungsfähiger Darsteller.[1] Zu seinen bekanntesten Rollen zählen Meister Eder in der Serie Meister Eder und sein Pumuckl und der Kommissar Veigl im Münchner Tatort.
Leben
Gustl Bayrhammer wollte gegen den Willen seines Vaters, des bekannten Theaterschauspielers Max Bayrhammer, von Jugend an Schauspieler werden. Er absolvierte zunächst nach dem Besuch des Wittelsbacher-Gymnasiums bis zur mittleren Reife die Kaufmannsschule in München. 1940 meldete er sich freiwillig zum Militärdienst. Während des Zweiten Weltkriegs war er Nachrichtenfunker bei der Luftwaffe.
Karriere
Theater
Den Großteil seines Solds verwendete er für den Schauspielunterricht bei Heinrich George am Schillertheater in Berlin, wo er schließlich 1944 vor der Reichstheaterkammer mit Erfolg abschloss. Als das Schauspielhaus 1944 schließen musste, wurde er zusammen mit seinem Kollegen Toni Berger von Robert Marencke für das Hoftheater Sigmaringen engagiert, wo er bis 1948 tätig war. 1945 standen Bayrhammer und Berger zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne.
In Sigmaringen lernte Bayrhammer seine spätere Ehefrau Irmgard Henning kennen. Von 1949 bis 1952 spielte er am Württembergischen Landestheater Tübingen, von 1952 bis 1955 an den Städtischen Bühnen Augsburg, von 1955 bis 1964 am Badischen Staatstheater Karlsruhe, von 1962 bis 1964 bei den Luisenburg-Festspielen in Wunsiedel, von 1964 bis 1966 am Landestheater Salzburg und von 1967 bis 1971 an den Münchner Kammerspielen. Danach arbeitete er als freier Schauspieler mit Zeitvertrag am Bayerischen Staatsschauspiel (seit 1972) und dem Münchner Volkstheater (seit 1983). Eine seiner bekanntesten Bühnenrollen war die des „Petrus“ in dem Stück Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben.
Fernsehen
Der Durchbruch gelang dem Schauspieler 1966 mit der Hauptrolle in der Fernsehsatire Das Bohrloch oder Bayern ist nicht Texas, wo er an der Seite von Fritz Straßner und Ludwig Schmid-Wildy spielte. Bundesweit bekannt wurde Gustl Bayrhammer durch die Rolle des Tatort-Kommissars „Melchior Veigl“, den er von 1972 bis 1981 spielte. Hierbei gab es auch für seinen Dackel „Oswald“ eine Nebenrolle. In den 1980er- und 1990er-Jahren fungierte er als Sprecher und Darsteller in den Weißblauen Geschichten. Außerdem hatte er zahlreiche Gastauftritte in bekannten Fernsehserien des Bayerischen Rundfunks, darunter Münchner Geschichten, Polizeiinspektion 1 oder im ZDF beim Königlich Bayerischen Amtsgericht. Bayrhammer blieb neben seinen Fernseh-Engagements auch dem Münchner Theater treu.
Meister Eder und sein Pumuckl
Alfred Pongratz hatte bis zu seinem Tod 1977 die Rolle des Meister Eder in der Hörspielreihe Meister Eder und sein Pumuckl von Ellis Kaut gesprochen, und noch während dessen Beerdigung erhielt Bayrhammer die Hörspielrolle. Er hatte schon vorher in mehreren Episoden den Mechaniker Schmidt gesprochen, der in der neuen Reihe von Fritz Straßner, Olf Fischer und Max Grießer eingesprochen wurde. Am bekanntesten wurde Bayrhammer mit seiner Verkörperung des Schreinermeisters Franz Eder in einem Kinofilm von 1982 und in der von 1982 bis 1989 produzierten Kinderserie Meister Eder und sein Pumuckl, in der er mit weiteren Volksschauspielern zusammenspielte. Nach dem Ende der Dreharbeiten setzte sich Bayrhammer erfolglos gegen den Abriss von Altstadthäusern des Münchner Stadtviertels Lehel ein, zu denen auch die Kulisse der Schreinerwerkstatt in einem Hinterhof der Widenmayerstraße 2 gehörte. 1993 wirkte der Schauspieler noch einmal als „Meister Eder“ in dem Film Pumuckl und der blaue Klabauter mit, starb jedoch noch vor der Fertigstellung des Films. Da der Originalton aufgrund vieler Störgeräusche nicht verwendbar war, musste nachsynchronisiert werden. Dies wurde anstelle des verstorbenen Bayrhammer von Wolf Euba übernommen.[2]
Hörfunk
Seit 1956 war Bayrhammer freier Mitarbeiter beim Hörfunk, vornehmlich beim Bayerischen Rundfunk und beim Südfunk Stuttgart. Er wirkte abgesehen von seiner Hörfunk-Rolle als Meister Eder in zahlreichen anderen Hörspielproduktionen mit.
Privatleben und Tod
Ende der 1980er Jahre erlitt Bayrhammer, bis dahin ein starker Raucher, während einer Theateraufführung des Wittiber seinen ersten Herzinfarkt. Er nahm in der Folgezeit stark ab, stellte das Rauchen vollständig ein und verringerte sein Arbeitspensum.[3] Bayrhammer erlag am 24.April 1993 im Alter von 71Jahren während eines Mittagsschlafs in seinem Haus im Münchner Vorort Krailling seinem zweiten Herzinfarkt. Beigesetzt wurde er auf dem Kraillinger Friedhof.[4] Er hinterließ seine Ehefrau Irmgard Henning (1919–2003), den gemeinsamen Sohn Max Bayrhammer (1947–2020) und drei Enkel.[3] Bayrhammer war seit 1953 unter dem Ritternamen „Skipps ben Kneißl“ Mitglied der Vereinigung Schlaraffia und fungierte im Reych Monachia zunächst als Hofnarr und 20 Jahre als Oberschlaraffe.
Familienarchiv
Das Bayerische Hauptstaatsarchiv hat im Februar 2022 das Familienarchiv Bayrhammer mit den Nachlässen Gustl Bayrhammers und seines Vaters Max Bayrhammer übernommen. Das Familienarchiv enthält persönliche Dokumente, Auszeichnungen und Erinnerungsstücke der Schauspielerdynastie Bayrhammer ab 1870. Damit werden die schriftlichen Zeugnisse für die Zukunft gesichert und der Forschung zugänglich gemacht.[5]
Filmografie
Filme
Kino
1969: Der Bettenstudent oder: Was mach’ ich mit den Mädchen?
1966: Der Nachtkurier meldet – Folge 30: Außenseiter macht das Rennen
1967–1977: Graf Yoster gibt sich die Ehre (in 2 Folgen der 5. Staffel)
1968: Der Staudamm (1 Folge)
1968: Zimmer 13 (1 Folge)
1968: Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger – Folge 24
1969–1970: Die Perle – Aus dem Tagebuch einer Hausgehilfin (1 Folge)
1971: Karl Valentins Lachparade (2 Folgen)
1971–1972: Lerchenpark – Moderne Geschichten aus einer Satellitenstadt (1 Folge)
1968–1972: Königlich Bayerisches Amtsgericht (auch als Erzähler)
1974: Münchner Geschichten (2 Folgen)
1975: Beschlossen und verkündet – Folge 11: Ferdinands Pferdchen
1975–1976: Spannagl & Sohn
1977–1978: Polizeiinspektion 1 – Folgen 13, 22, insgesamt in 4 Folgen
1979–1980 Der Bürgermeister – 13 Folgen in der Hauptrolle
1982–1989: Meister Eder und sein Pumuckl (52 Folgen)
1983: Monaco Franze – Der ewige Stenz (2 Folgen)
1983–1985: Unsere schönsten Jahre (1 Folge)
1983–1992: Weißblaue Geschichten
1984: Franz Xaver Brunnmayr (13 Folgen)
1984–1989: Die Wiesingers
1987–1989: Die Schwarzwaldklinik – Landstreicher Boris in 3 Folgen
Hörspiele (Auswahl)
1979–1985: Die Grandauers und ihre Zeit
1989: Leser des Hörbuches Der Wittiber von Ludwig Thoma
1991: Leser des Hörbuches Das Leben meiner Mutter von Oskar Maria Graf
Auf dem Kanal (Oldtimerkamerad) Youtube findet man auch noch mehrere Hörspiele, in denen Gustl Bayrhammer mitwirkte.
Auszeichnungen
1975: Deutscher Kritikerpreis
1976: Bayerischer Verdienstorden
1977: Ludwig-Thoma-Medaille der Stadt München
1981: Bayerischer Staatsschauspieler
1982: Bayerischer Poetentaler
1983: Bayerischer Filmpreis
1987: Medaille „München leuchtet – Den Freunden Münchens“ in Silber
1990: Bambi
1990: Oberbayerischer Kulturpreis
Im Jahr 2018 wurde im Münchener Neubaugebiet Freiham die Gustl-Bayrhammer-Straße sowie die Grundschule an der Gustl-Bayrhammer-Straße nach ihm benannt.[6][7]
Fernsehdokumentation
Der bayerische Übervater – Zum Andenken an Gustl Bayrhammer, Regie: Meinhard Prill, Redaktion: Johannes Pechtold, BR Fernsehen, Erstausstrahlung: 17. Februar 2002[8]
Literatur
Gustl Bayrhammer: Das Herz gehört dazu. Sein Leben aufgezeichnet von Manfred Glück. Langen Müller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München 1993, ISBN 3-7844-2475-9.
Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S.43.
Sybille Krafft: Bayerische Volksschauspieler. 12 persönliche Porträts von Sybille Krafft. München, 2013 (Allitera Verlag, ISBN 978-3-86906-535-9)
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S.46 f.
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2024 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии