Harry Baur (* 12. April 1880 in Paris; † 8. April 1943 ebenda; eigentlich Henri-Marie Baur) war ein französischer Schauspieler.
Leben
Harry Baur hatte sein erstes Engagement beim Film im Jahr 1908. Seine spätere Karriere verdankte er der Begegnung mit Julien Duvivier 1930. In den Folgejahren und bis 1942 spielte er in 30 Filmen und war ein führender Filmschauspieler in Frankreich.
Nach der deutschen Besetzung Frankreichs hatte er auch Engagements deutscher Filmgesellschaften und erhielt die männliche Hauptrolle in Symphonie eines Lebens von Hans Bertram an der Seite von Henny Porten und Gisela Uhlen. Als der Film im September 1942 fertiggestellt wird, spielte Baur für Joseph Goebbels „über jede Kritik erhaben“, aber Goebbels „wird den Fall Bauer weiterverfolgen“, da ihm „von unseren Pariser Dienststellen vorgeworfen wird, daß er Jude sei.“[1]. Die deutschen Nationalsozialisten rächten sich für die „Schmach“, einen angeblichen Juden geehrt[2] zu haben. Er und seine Frau Rika Radifé wurden am 30. Mai 1942 verhaftet. Im Pariser Gefängnis Cherche-Midi inhaftiert,[3] kam er vier Monate später, am 19. September 1942, schwer erkrankt wieder frei. Er erholte sich nicht von Folgen der Haft.
Henri-Marie Baur starb 1943 im Alter von 62 Jahren in Paris und wurde auf dem katholischen Cimetière Saint-Vincent bestattet.[4]
Er verkörperte unter anderem den Jean Valjean in Die Verdammten (1934).
Filmografie (Auswahl)
1909: La jeunesse de Vidocq ou comment on devient policier
1909: Les petits iront à la mer
1909: Hector est un garçon sérieux
1909: Octave
1909: La miniature
1910: Le messager de Notre Dame
1910: Sur la pente
1910: Le naufragé
1910: Le four à chaux
1911: La note de la blanchiseuse
1912: Shylock
1913: Le solitaire
1916: Stass et Cie.
1917: L'âme du bronze
1923: La voyante (unvollendet)
1930: David Golder
1931: Le Juif polonais
1932: Karottenkopf (Poil de carotte)
1932: Die drei Musketiere (Les Trois Mousquetaires)
1933: Maigret – Um eines Mannes Kopf (La Tête d'un homme)
bei Goebbels „Bauer“, Elke Fröhlich (Hrsg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. K. G. Saur, München, Teil II: Diktate 1941–1945. 1993–1996, ISBN 3-598-21920-2. Band 5, S. 481, 11. September 1942.
Rita Thalmann: Gleichschaltung in Frankreich 1940–1944 Aus dem Franz. von Eva Groepler. Europäische Verlagsanstalt EVA, Hamburg 1999 (Original: La mise au pas) ISBN 3-434-50062-6, S. 188f
Jean-Pierre Guerend; Herder (Hrsg.):Franz Stock: Wegbereiter der Versöhnung. Tagebücher und Schriften. Freiburg 2017, ISBN 978-3-451-37893-5, S.76 (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Kathrin Engel: Deutsche Kulturpolitik im besetzten Paris 1940–1944. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2003, S. 177–186. ISBN 3-486-56739-X.
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