Jan Fedder (* 14. Januar 1955 in Hamburg; † 30. Dezember 2019 ebenda)[1] war ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher. Bekannt wurde er durch die Darstellung norddeutscher Charaktere, insbesondere des Polizisten Dirk Matthies in der Fernsehserie Großstadtrevier und des Bauern Kurt Brakelmann in Neues aus Büttenwarder.
Leben
Fedder wuchs als Sohn des Kneipenbesitzers Adolf Fedder und dessen Frau Gisela, einer Tänzerin, in Hamburg-St. Pauli auf. Das Lokal der Eltern, „Zur Überseebrücke“, war direkt am Hamburger Hafen gelegen.[2][3] Sein Halbbruder Oliver ist sieben Jahre älter. Jan Fedder absolvierte eine Ausbildung zum Speditionskaufmann, übte diesen Beruf aber nie aus.
Mit sieben Jahren sang Fedder als Knabensopran im Chor des Hamburger Michel. Vor seiner Schauspielausbildung, die er mit zehn Jahren begann, nahm er einige Jahre Ballettunterricht, wechselte aber später ins Schauspielfach. Im Alter von 13Jahren stand er das erste Mal auf der Bühne und vor der Kamera (für die Serie Reisedienst Schwalbe). 19Jahre lang spielte er im Kinder- und Jugendtheater Klecks am Hamburger Großneumarkt und wirkte im Ernst-Deutsch-Theater in Stücken von Shakespeare und Goethe mit.
Seit 2007 engagierte sich Fedder als „Bootschafter“ für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.[4] Er hatte eine Wohnung in Hamburg-St. Pauli, darüber hinaus lebte er in seiner Freizeit auf einem Bauernhof in Ecklak im Kreis Steinburg, den er ab 1997 restaurierte. Fedder und seine Frau Marion waren seit 2000 verheiratet.
Im Herbst 2012 wurde bei ihm die Vorstufe eines Mundhöhlenkarzinoms diagnostiziert, woraufhin er das Rauchen aufgab, sich einer strahlentherapeutischen Behandlung unterzog und ein Jahr beruflich pausierte.[5] 2016 zog er sich bei einem Sturz mehrere Knochenbrüche zu.[6] Im Juni 2019 gab er in einem Interview bekannt, seit Längerem auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein.[7][8]
Am 30. Dezember 2019 starb Jan Fedder in seiner Wohnung in Hamburg.[9][10] Die Trauerfeier fand am 14. Januar 2020, dem 65. Geburtstag Fedders, auf seinen Wunsch hin im Hamburger Michel statt – dort war er getauft, konfirmiert und getraut worden und hatte im Knabenchor gesungen.[11] Anschließend gab es einen Trauerkonvoi über St. Pauli.[12]
Werdegang
Nach kleineren Fernsehauftritten 1979 und 1980 war seine erste größere Rolle die des ‚Bootsmannsmaats Pilgrim‘ in dem Film Das Boot. In den darauf folgenden Jahren spielte er in vielen, hauptsächlich norddeutschen Fernsehproduktionen mit, bis er 1990 schließlich beim Großstadtrevier die Rolle des Polizisten ‚Dirk Matthies‘ übernahm. Außerdem spielte er eine der beiden Hauptrollen, die des ‚Kurt Brakelmann‘, in der norddeutschen Serie Neues aus Büttenwarder neben seinem Schauspielkollegen Peter Heinrich Brix als ‚Arthur Tönnsen‘. Jener spielte auch im Großstadtrevier eine Hauptrolle, nämlich die des ‚Lothar Krüger‘. Fedder spielte für die ARD auch in Verfilmungen nach Stoffen von Siegfried Lenz. Im Kino war er 2009 in Fatih Akins Komödie Soul Kitchen zu sehen.
Nebenher war Fedder seit den 1970er Jahren hin und wieder auch als Synchronsprecher tätig, so unter anderem in Brust oder Keule und als ‚Herbert‘ in den Werner-Filmen. Als der Radiosender NDR 2 Mitte der 1980er Jahre zum ersten Mal einheitliche Jingles einführte, war Fedder die „Station-Voice“ des Senders.
Als Ausgleich zu seiner Arbeit als Schauspieler betätigte er sich als Leadsänger der Band Big Balls, mit der er 1998 die CD Aus Bock und 2004 die CD Fedder geht’s nicht veröffentlichte, die auch eine Coverversion des Großstadtrevier-Titelsongs enthielt.
Gedenkorte
Jan Fedder wurde zwei Tage nach der für ihn veranstalteten Trauerfeier im engsten Familien- und Freundeskreis auf dem Ohlsdorfer Friedhof (T22 1–9, U22 1–7, Patengrab, ehemals Familie Breuer) beigesetzt.[13][14][15] Die Stiftung St. Michaelis würdigt Jan Fedder mit einer eigenen Michel-Tafel. Unter der Überschrift Tschüs Jan Fedder ist Platz für 69 Namen von Menschen, die in Erinnerung an Jan Fedder 300 Euro oder mehr für den Michel spenden möchten. Die Tafeln sind auf dem Boden vor dem Michel eingelassen und erinnern an berühmte Persönlichkeiten. Die Tafel wurde im September 2020 auf den Kirchplatz des Michel verlegt.[16][17]
Auf seinem Grabstein ist neben dem Namen und den Lebensdaten auf einer weißen Marmorplatte der Satz Liebe ist unsterblich, alles in goldener Schrift, zu sehen. Darunter befindet sich das um ein rotes Herz ergänzte Motiv des Admiralitätswappens Hamburgs.[18]
Am 14. Januar 2022, seinem 67. Geburtstag, erhielt die bisher namenlose Promenade zwischen den Landungsbrücken und dem Baumwall den Namen Jan-Fedder-Promenade.[19] Dies war, zwei Jahre nach dem Tod, der nach den Benennungsbestimmungen früheste mögliche Zeitpunkt.[20]
Filmografie (Auswahl)
1969: Reisedienst Schwalbe – Höhlenfahrt mit Hindernissen
1973: Sonderdezernat K1 – Trip ins Jenseits
1974: Hamburg Transit – Der kleine Bruder
1978: Ein Mord am Lietzensee
1979: Geteilte Freude
1979: Tilt
1979: St. Pauli-Landungsbrücken – Acht Tage Urlaub
1980: St. Pauli-Landungsbrücken – Rio
1981: Das Boot
1982: Tatort – Das Mädchen auf der Treppe
1982: Smileys Leute – Agent in eigener Sache
1982: Die leichten Zeiten sind vorbei
1983: Kontakt bitte …
1983: Liebe läßt alle Blumen blühen
1984: Der Fall Bachmeier – Keine Zeit für Tränen
1984: Unser Mann vom Südpol
1984: Der Sohn des Bullen
1985: Ami go Home oder Der Fragebogen
1985: Trigger – Die Hand am Abzug (mit Audrey Landers)
1986: Auf Achse – Felix Austria
1986: Detektivbüro Roth – Computer kennen keine Kollegen
1986: Engels & Consorten
1986: Finkenwerder Geschichten
1987: Das Traumauto
1987: Der Landarzt – Der Lockvogel
1987: Didi – Der Experte
1987: Tatort – Voll auf Haß
1987: Jacob hinter der Blauen Tür
1988: Der Fahnder – Drücker
1988: Singles
1988: Peter Strohm – Noch drei Minuten bis Himmelfahrt
1988: Kasse bitte!
1989: Zwei Münchner in Hamburg – Abschied von der Isar
1989: Zwei Münchner in Hamburg – Ein kleiner Schritt zum Glück
1989: Umwege nach Venedig
1989: Die Männer vom K3 – Der Mann im Dunkeln
1990: Seine beste Rolle
1990: Werner – Beinhart!
1990: Liebesgeschichten
1990: Und wenn’s nicht klappt, dann machen wir’s nochmal
1990: Ein Fall für zwei – Blutige Rosen
1991–2020: Großstadtrevier (Dirk Matthies, Folgen 37 bis 447, 452)
1991: Superstau
1991: Land in Sicht
1991: SOKO 5113 – Das Verhör
1991: Zwei Münchner in Hamburg – Endlich zu viert
1991: Zwei Schlitzohren in Antalya
1991: Sesamstraße – Folge 1395
1991: Schwarz Rot Gold – Stoff
1992: Ein Fall für zwei – Härter als Glas
1992: Unsere Hagenbecks – Der Diebstahl
1992: Das Nest – An der Angel
1993: Verlassen Sie bitte Ihren Mann
1993: Zwei Münchner in Hamburg – Das bisschen Haushalt
1997–2020: Neues aus Büttenwarder (Kurt Brakelmann, Folgen 1–92)
1998: Der Hochstapler
1999: Das Traumschiff – Bali
2001: Die Kinder vom Alstertal – Freundschaft in Gefahr
2002: Das Traumschiff – Sambia und Viktoriafälle
2002: Die Strandclique – Sachsen können alles
2003: Das Traumschiff – Australien
2005: Der Pfundskerl – Schlaflose Nächte
2006: Der Mann im Strom
2007: Die Zürcher Verlobung – Drehbuch zur Liebe
2008: Insel des Lichts
2008: Das Feuerschiff
2008: U-900
2009: Meine Tochter und der Millionär
2009: Soul Kitchen
2009: Die göttliche Sophie
2009: Das Wartezimmer – Die Impf-Aktion
2009: Der gestiefelte Kater
2010: 2 für alle Fälle – Ein Song für den Mörder
2010: Die Auflehnung
2011: Die göttliche Sophie – Das Findelkind
2012: 2 für alle Fälle – Manche mögen Mord
2012: Der Hafenpastor
2012: Der Weihnachtsmuffel
2013: Stille
2013: Arnes Nachlass
2013: VERBRECHEN nach Ferdinand von Schirach
2013: Ohne Gnade!
2013: Vom Fischer und seiner Frau (als Stimme des Butt)
2015: Der Hafenpastor und das graue Kind
2016: Der Hafenpastor und das Blaue vom Himmel
Diskografie
1998 CD mit den Big Balls Aus Bock
2004 CD mit den Big Balls Fedder geht’s nicht
Bei Werner – Volles Rooäää!!! gab er dem Rocker Herbert seine Stimme. Im Film Werner – Beinhart! hat er diversen Figuren seine Stimme geliehen. Jan Fedder wirkte auch bei Hörspielen mit.
Auszeichnungen
1999 Ehrenkommissar der Polizei Schleswig-Holstein
2000 Ehrenkommissar der Hamburger Polizei
2003 Ehren-Schleusenwärter (Hamburg)
2005 Ehrenkommissar der Bayerischen Polizei
2005 Beliebtester Schauspieler des Nordens (NDR)
2006 Deutscher Fernsehpreis – Bester Schauspieler Fernsehfilm (Hauptrolle) für Der Mann im Strom (ARD/NDR)
2007 GdP-Stern 2006 (Gewerkschaft der Polizei)
2008 Beliebtester Schauspieler des Nordens (NDR)
2010 Niederdeutscher Literaturpreis der Stadt Kappeln (gemeinsam mit Peter Heinrich Brix)
2010 Norddeutscher Filmpreis im Rahmen der Nordischen Filmtage
2013 Hamburger des Jahres für sein Lebenswerk (Privatsender Hamburg 1)
Dokumentation
2020: Jan Fedder – Was bleibt? (moderiert von Reinhold Beckmann)
2020: Jan Fedder - Mit Ecken, Kanten und ganz viel Herz (Redaktion: Ulrike Eigel)
Trivia
Am 22. September 2020 wurde in einer Onlineauktion sein Ford Explorer und letzter „Großstadtrevier“-Wagen zugunsten des Hamburger Michel für 61.201Euro versteigert.[22]
Ebenfalls zugunsten des Hamburger Michel wurde im Juni 2021 Fedders Küchenuhr für eine Summe in Höhe von 14.155 Euro versteigert.[23]
Literatur
Tim Pröse: Jan Fedder - Unsterblich: die autorisierte Biografie. Heyne, München 2020, ISBN 978-3-453-21802-4. Im April 2020 wurde seine autorisierte Biografie „Jan Fedder: Unsterblich“ veröffentlicht, welche in Zusammenarbeit mit dem Journalisten Tim Pröse entstanden ist.[24]
Matthias Röhe: Tschüß, Jan – Abschied von Jan Fedder / Meine Begegnungen mit dem Hamburger Volksschauspieler. BoD, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7526-2655-1.
Jan Fedder ist seit 2007 „Bootschafter“ (Memento vom 14. September 2010 im Internet Archive) Offizielle Webseite der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger
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