Karin Dor (* 22. Februar 1938 als Kätherose Derr in Wiesbaden;[1] † 6. November 2017 in München), auch Rose Dor,[2] war eine deutsche Schauspielerin. In den 1960er Jahren zählte sie zu den populärsten Darstellerinnen des deutschen Unterhaltungskinos.
Sie spielte in mehreren Kinoserien mit, unter anderem in Karl-May- und Edgar-Wallace-Verfilmungen. International bekannt wurde sie durch die Filme James Bond 007 – Man lebt nur zweimal (1967) und Topas von Alfred Hitchcock (1969).
Leben
Karin Dor war in jungen Jahren Filmkomparsin. Sie heiratete 1954 mit 16 Jahren den 30 Jahre älteren österreichischen Regisseur Harald Reinl, der ihr ihre erste Sprechrolle verschaffte und sie danach in vielen seiner Filme einsetzte. Bei der Hochzeit 1954 gab Dor sich angeblich als zwei Jahre älter aus, um ohne Schwierigkeiten heiraten zu können; deshalb wird in manchen Schriften 1936 als ihr Geburtsjahr genannt. 1955 wurde ihr Sohn geboren.[3] Die Ehe hatte bis 1968 Bestand.
In den 1960er Jahren spielte sie in mehreren Kinoserien mit, unter anderem in Edgar-Wallace-, Dr.-Mabuse- und Fu-Manchu-Verfilmungen. Darin gab sie zumeist die „verfolgte Unschuld“, die entschlossen und tapfer dem Schurken trotzte, bis sie durch den „Guten“ errettet wurde. Sie spielte dreimal die weibliche Hauptrolle in Karl-May-Filmen: 1962 an der Seite von Götz George in Der Schatz im Silbersee, 1964 als Ribanna, die große Liebe von Winnetou, in Winnetou 2. Teil sowie 1968 in Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten. 1994 erhielt sie den Scharlih-Preis, die bekannteste Auszeichnung, die mit dem Namen Karl May verbunden ist.
International bekannt wurde sie durch die Filme James Bond 007 – Man lebt nur zweimal (1967) und Topas von Alfred Hitchcock (1969). Sie starb dort spektakuläre Filmtode: Im Bond-Film wurde sie als rothaarige Agentin Helga Brandt von Piranhas gefressen, bei Hitchcock als Kubanerin Juanita von ihrem eifersüchtigen Liebhaber erschossen. Hitchcock wollte die Sterbeszene wie eine Liebesszene aussehen lassen. Die Kamera war direkt über ihr und ihrem Szenenpartner John Vernon positioniert. Man hört den Schuss, Dor fällt zu Boden, und ihr violettfarbenes Kleid öffnet sich wie eine Blüte. Hitchcock hatte dafür an dem Kleid Fäden anbringen lassen, an denen von mehreren Personen außerhalb des Kamera-Blickwinkels im Moment des Fallens gezogen wurde.
Bis in die frühen 1970er Jahre erhielt sie immer wieder Gastrollen in internationalen Film- und auch Fernsehproduktionen wie Ihr Auftritt, Al Mundy (1969) oder Der Chef (1970). Die allgemeine Filmflaute in jener Zeit, ihre Scheidung von Harald Reinl (1968) und eine Krebserkrankung beeinträchtigten zwischenzeitlich ihre Karriere als Schauspielerin.[4]
1972 heiratete sie den Kaufmann Günther Schmucker; die Ehe wurde 1974 geschieden. 1985,[5] nach anderen Angaben 1988,[6] heiratete sie den Stuntman George Robotham und lebte dann lange Zeit in den Vereinigten Staaten. Mit ihrem an Alzheimer erkrankten dritten Ehemann kehrte sie nach Deutschland zurück. Robotham starb im Februar 2007 in Bonn im Alter von 86 Jahren.
Sie orientierte sich neu und spielte viel am Theater in Klassikern wie Tartuffe, aber auch in Boulevardkomödien wie Der Neurosenkavalier, mit dem sie über 500 Mal auftrat. Sie wirkte auch gelegentlich noch in Fernseh- und Kinoproduktionen mit. Ihr Comeback im Kino hatte sie 2006 in Ich bin die Andere als alkoholkranke Mutter an der Seite von Katja Riemann. Seit August 2008 spielte sie in der eigens für sie geschriebenen Komödie Man liebt nur dreimal oder Die Katze am Theater in der Komödie im Bayerischen Hof in München.[7] Kurze Zeit nach einem Sturz im Juli 2016 trat sie wieder in der Komödie im Bayerischen Hof auf, erholte sich aber nicht mehr von den Unfallfolgen.[8] Sie starb am 6. November 2017 im Alter von 79 Jahren in einem Münchener Pflegeheim und wurde in Simbach am Inn beigesetzt.[9]
Filmografie (Auswahl)
Als Schauspielerin
1953: Der letzte Walzer
1954: Rosen aus dem Süden
1954: Rosen-Resli
1954: Der schweigende Engel
1954: Ihre große Prüfung
1955: Solange du lebst
1956: Santa Lucia
1957: Kleiner Mann – ganz groß
1957: Die Zwillinge vom Zillertal
1957: Almenrausch und Edelweiß
1958: Mit Eva fing die Sünde an
1958: Worüber man nicht spricht
1958: 13 kleine Esel und der Sonnenhof
1958: Skandal um Dodo
1959: So angelt man keinen Mann
1959: Das blaue Meer und Du
1959: Ein Sommer, den man nie vergißt
1960: Die Bande des Schreckens
1960: Im weißen Rößl
1961: Der grüne Bogenschütze
1961: Bei Pichler stimmt die Kasse nicht
1961: Der Fälscher von London
1961: Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn
1961: Im schwarzen Rößl
1962: Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse
1962: Der Teppich des Grauens
1962: Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett
1962: Der Schatz im Silbersee
1963: Die weiße Spinne
1963: Der Würger von Schloss Blackmoor
1963: Das Geheimnis der schwarzen Witwe
1963: Zimmer 13
1964: Winnetou 2. Teil
1964: Der letzte Mohikaner
1965: Hotel der toten Gäste
1965: Ich, Dr. Fu Man Chu (The Face of Fu Manchu)
1965: Ich habe sie gut gekannt (Io la conoscevo bene)
1965: Der unheimliche Mönch
1966: Gern hab’ ich die Frauen gekillt
1966: Wie tötet man eine Dame? (Das Geheimnis der gelben Mönche)
1966: Der Mann mit den tausend Masken (Upperseven, l’uomo da uccidere)
1966: Die Nibelungen – 1. Teil: Siegfried von Xanten
1966: Die Nibelungen – 2. Teil: Kriemhilds Rache
1967: James Bond 007 – Man lebt nur zweimal (You Only Live Twice)
1967: Die Schlangengrube und das Pendel
1968: Caroline Chérie (Schön wie die Sünde) (Caroline chérie)
1968: Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten
1969: Topas (Topaz)
1969: Ihr Auftritt, Al Mundy (It Takes a Thief) – Drei Damen lernen fliegen (Fernsehfilm)
1970: Dracula jagt Frankenstein
1970: Der Chef (Ironside) – Schachmatt in Montreal Teil 1 + 2 (Fernsehfilm)
1970: FBI (The F.B.I.) – Die grausame Lüge (Fernsehfilm)
1971: Haie an Bord
1972: Liebe ist so selten – Die Krise einer Ehe (Fernsehspiel)
1974: Hochzeitsnacht im Paradies (Fernsehfilm)
1974: Die Antwort kennt nur der Wind
1975: Frauenstation
1976: Vier in der Sahara (Four Against the Desert, Fernsehserie)
1977: Mission Overkill (Warhead)
1977: Dark Echo (Dark Echoes)
1981: Achtung Zoll! (Fernsehreihe)
1983: Der Lord und das Kätzchen (Theaterstück im Fernsehen)
1985: Gipfeltreffen (Theaterstück im Fernsehen)
1986: Johann Strauß – Der König ohne Krone
1992/1993: Die große Freiheit (Fernsehserie, Folgen 1–8)
2009: Das Traumschiff – Indian Summer (Fernsehfilm)
2010: Das Traumschiff – Panamá (Fernsehfilm)
2011: Rosamunde Pilcher – Herzensfragen
2015: Die abhandene Welt
Fernsehshows
1974: Dalli Dalli
1977: Klimbim (Folge 19)
1977: Zum Blauen Bock (Folge 153)
1979: Auf Los geht’s los (Folge 17)
1985: Alles oder nichts
1987: NDR Talk Show
1994: Wie würden Sie entscheiden? – Laßt mich sterben
1998: höchstpersönlich (Porträt über Karin Dor)
1998: Boulevard Bio
2000: NDR Talk Show
2002: Johannes B. Kerner
2006: Beckmann
2006: Wetten, dass..?
2010: My Swinging Sixties – Gottschalks Zeitreise (ZDF-Nostalgieshow)
2010: Kölner Treff
2010: ARD-Buffet
Literatur
Anna Bohm: Karin Dor – Schauspielerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film. Lieferung 60, 2020.
Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S.192.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 2: C – F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S.429.
Film: Bond-Girl und Winnetous große Liebe - Karin Dor ist tot. In: Die Zeit. 8.November 2017, ISSN0044-2070 (zeit.de[abgerufen am 17.Dezember 2017]).
Karin Dor. In: Internationales Biographisches Archiv, 25/2007 vom 23. Juni 2007, ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 18/2015 (abgerufen via Munzinger Online).
Roman Schliesser: Die Supernase. Karl Spiehs und seine Filme. Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2006, S. 30.
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