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Lucie Höflich eigentlich Helene Lucie von Holwede (* 20. Februar 1883 in Hannover; † 9. Oktober 1956 in Berlin) war eine deutsche Schauspielerin.

Lucie Höflich als Viola in William Shakespeares „Was ihr wollt“ (1907)
Lucie Höflich als Viola in William Shakespeares „Was ihr wollt“ (1907)
Höflich in ihrer Wohnung (1912)
Höflich in ihrer Wohnung (1912)
Gedenktafel am Haus, Kleiner Moor 11, in Schwerin
Gedenktafel am Haus, Kleiner Moor 11, in Schwerin
Grabstätte von Lucie Höflich
Grabstätte von Lucie Höflich

Leben



Theater- und Filmarbeit


Ihre Mutter war Dora von Holwede, ihr Stief- und Adoptivvater Georg Höflich, Schauspieler und Regisseur am Berliner Schauspielhaus. Lucie Höflich begann ihre lange Theaterlaufbahn mit 16 Jahren am Theater von Bromberg und kam 1901 an das Intime Theater von Nürnberg, im Jahr darauf an das Wiener Raimundtheater. 1903 debütierte sie am Deutschen Theater in Berlin. Sie blieb hier mit einigen Unterbrechungen engagiert bis 1932.

Sie überzeugte in dieser Zeit besonders in naturalistischen Theaterstücken Gerhart Hauptmanns wie Rose Bernd oder Henrik Ibsens wie Nora. Auch als Franziska in Minna von Barnhelm und Gretchen in Faust errang sie allgemeine Anerkennung.

Ihre Filmkarriere begann 1913. Auf der Leinwand dominierte sie zwar nie wie am Theater, doch war sie über Jahrzehnte hinweg in vielen bedeutenden Nebenrollen zu sehen. Meist spielte sie Mütter, darunter auch in den beiden Propagandafilmen Der Fuchs von Glenarvon und Ohm Krüger.

1933 verließ Höflich das Deutsche Theater aus politischen Gründen[1] und übernahm die Direktion der Staatlichen Schauspielschule Berlin. Ab 1936 führte sie dann ein eigenes Studio für Schauspielnachwuchs an der Berliner Volksbühne. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde sie 1937 mit dem Titel Staatsschauspielerin ausgezeichnet.[2] Bis 1940 gab sie noch Gastspiele als Darstellerin, insbesondere an der Volksbühne und am Schillertheater. Sie stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[3]

Nach dem Krieg leitete sie als Nachfolgerin von Werner Bernhardy von 1947/48 bis 1950 das Staatstheater Schwerin.[4] Danach trat sie wieder auf West-Berliner Bühnen auf, darunter das Hebbel-, Schlosspark- und Schillertheater.[1]

Sie war Mitglied des 1. Volksrates der SBZ.

Lucie Höflich war von 1910 bis zur Scheidung 1917 mit dem Kunsthistoriker Anton Mayer verheiratet. Aus dieser Ehe stammt die Schauspielerin Ursula Höflich (* 1911). Danach war sie kurzzeitig, vom 9. August 1921 bis zum 13. Juni 1922, die Ehefrau des Schauspielers Emil Jannings.[5] Im April 1956 erlitt Höflich in Iserlohn bei einer Gastspielreise des Schlossparktheaters einen schweren Herzinfarkt, von dem sie sich jedoch erholte. Sie starb 1956 im Alter von 73 Jahren in ihrer Berliner Wohnung.[4] Postum wurde sie 1957 für ihre Leistung als Frau Bäumle in dem Spielfilm Anastasia, die letzte Zarentochter (1956) mit dem Deutschen Filmpreis als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.[6]

Ihre letzte Ruhe fand sie in einem Ehrengrab der Stadt Berlin im Feld 7 (Grablage: 15–26) des Berliner Friedhofs Dahlem.


Der „Fall Höflich“


Im Zusammenhang mit Lucie Höflichs Tod entwickelte sich eine Diskussion über das Problem der Altersversorgung von Bühnenkünstlern. Lucie Höflich verfügte über keine Altersversorgung, da die von der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) ins Leben gerufene Münchener Versorgungsanstalt 1938, als die Pflichtversicherung eingeführt wurde, nur Künstler aufgenommen hatte, die das 45. Lebensjahr noch nicht überschritten hatten. Kurz vor Höflichs Tod hatte Boleslaw Barlog, Intendant der West-Berliner Staatlichen Schauspielbühnen, ihr brieflich den Ablauf ihres Vertrages zum 31. Juli 1957 mitgeteilt. Nach Vorwürfen in der Presse erklärte Barlog, er habe Höflich fünf Jahre lang an seinen beiden Häusern gehalten, obwohl der Berliner Rechnungshof mehrfach gemahnt habe, eine so selten auftretende Schauspielerin nicht als festes Ensemble-Mitglied zu beschäftigen. Zudem habe er der Schauspielerin versprochen, sie im Rahmen von Stückverträgen weiter zu beschäftigen. Zum Zeitpunkt von Höflichs Tod plante der Senat von Berlin die Einführung eines Ehrensolds für ältere Künstler, der eine Altersversorgung sicherstellen sollte.[7]


Filmografie



Theater



Auszeichnungen



Literatur




Commons: Lucie Höflich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Lucie Höflich. In: Internationales Biographisches Archiv 50/1956 vom 3. Dezember 1956, ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 17/2005 (abgerufen via Munzinger Online).
  2. Harry Waibel: Diener vieler Herren. Ehemalige NS-Funktionäre in der SBZ/DDR. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2011, ISBN 978-3-631-63542-1, S. 144.
  3. Höflich, Lucie. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020 ISBN 978-3-88741-290-6, S. 382
  4. dpa: Lucie Höflich gestorben. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. Oktober 1956, S. 12.
  5. Landesarchiv Berlin, Heiratsregister Standesamt Berlin-Charlottenburg III, Nr. 914/1921; kostenpflichtig abrufbar auf Ancestry.com
  6. Lietzmann, Sabine: Der Deutsche Filmpreis 1957. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Juni 1957, S. 10.
  7. Barlog und der „Fall Höflich“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Oktober 1956, S. 12.
Personendaten
NAME Höflich, Lucie
ALTERNATIVNAMEN Holwede, Helene Lucie von (Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNG deutsche Schauspielerin
GEBURTSDATUM 20. Februar 1883
GEBURTSORT Hannover
STERBEDATUM 9. Oktober 1956
STERBEORT Berlin

На других языках


- [de] Lucie Höflich

[en] Lucie Höflich

Lucie Höflich (born Helene Lucie von Holwede; 20 February 1883 – 9 October 1956) was a German actress, teacher and head of the Staatliche Schauspielschule (State Drama School) in Berlin.[1][2] In 1937 she was named the Staats-Schauspielerin (State Actress) and in 1953 she was awarded the Bundesverdienstkreuz.[3]

[ru] Люция Хёфлих

Люция Хёфлих настоящее имя Элен Люси фон Холведе (нем. Lucie Höflich, 20 февраля 1883 (1883-02-20), Ганновер — 9 октября 1956, Берлин) — немецкая актриса театра и кино, педагог, руководитель Государственной театральной школы в Берлине (Staatliche Schauspielschule).



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