Ludwig Gustav[3] Hirsch (* 28. Februar 1946 in Weinberg/Buch-St. Magdalena, Steiermark; † 24. November 2011 in Wien-Ottakring[4]) war ein österreichischer Liedermacher und Schauspieler.
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Ludwig Hirsch (Begriffsklärung) aufgeführt.
Leben, Ausbildung, Karriere
Ludwig Hirsch wurde als Sohn eines Arztes in der Oststeiermark geboren, wuchs in Wien-Leopoldstadt auf und studierte nach seiner Schulzeit Grafik an der Hochschule für angewandte Kunst, besuchte jedoch dann die Schauspielschule Krauss in Wien. Er debütierte 1973 am Stadttheater Regensburg. Danach stand er in Wuppertal und am Thalia Theater in Hamburg auf der Bühne.[5] Von 1975 bis 1979 war Ludwig Hirsch Ensemblemitglied des Theaters in der Josefstadt in Wien.
1978 begann er mit seinem Debütalbum Dunkelgraue Lieder seine Karriere als Liedermacher mit kritischen, makaber-morbiden Texten. Der Sender Ö3 verbot, sein Lied Komm, großer schwarzer Vogel wegen der morbiden und unheimlichen Atmosphäre nach 22Uhr zu spielen– aus Angst, dass Hörer Selbstmord begehen könnten.[6] Hirsch war ein bedeutender Vertreter des Austropop. In einigen seiner Werke zeigte er sich aber auch als moderner Interpret des „klassischen“ Wiener Liedguts (etwa des 1834 entstandenen „Hobellieds“).
1991 und 1992 spielte Hirsch mit Band vor insgesamt mehr als 200.000 Zuschauern viele seiner bekanntesten Lieder, eingebettet in eine Rahmenhandlung. Oft ging Ludwig Hirsch allerdings auch nur mit seinem Gitarristen Johann M. Bertl auf Tournee.
Sein Studioalbum Perlen erreichte in Österreich Goldstatus. Für dieses Album erhielt er den Amadeus Austrian Music Award. Ein neues Album erschien im Mai 2006 mit dem Namen In Ewigkeit Damen. Darauf sang er den Titel Rebekka und ich gemeinsam mit Rebekka Bakken. Er moderierte außerdem die Radiosendung Siesta beim österreichischen Rundfunksender Ö3.
Ludwig Hirsch war ab 1977 mit der Schauspielerin Cornelia Köndgen verheiratet. Sie haben einen gemeinsamen Sohn.[7]
Am 24. November 2011 nahm sich Ludwig Hirsch auf dem Gelände der Klinik Ottakring (damals Wilhelminenspital) das Leben. Er hatte Lungenkrebs und befand sich wegen einer Lungenentzündung im Spital.[8][9]
Hirsch erhielt ein ehrenhalber gewidmetes Grab der Stadt Wien auf dem Gersthofer Friedhof (Gruppe 2, Reihe 6, Nr. 59). Am 8.September 2017 wurde in Wien-Leopoldstadt der Ludwig-Hirsch-Platz nach ihm benannt.[10]
Ludwig Hirschs Grab auf dem Gersthofer Friedhof in Wien
Grabstein von Ludwig Hirsch
Namensfeier des Ludwig-Hirsch-Platzes in Wien am 8.September 2017
Stil
Bekannt wurde Ludwig Hirsch insbesondere durch seine bissig-sarkastischen Texte, die er auf eine charakteristische Weise oft mit einer romantisch-melancholisch anmutenden Melodik kombinierte. Mit diesem Stil des Antagonismus zwischen Text und Musik verschaffte er der inhaltlichen Aussage vieler seiner Lieder eine verschärfende Brisanz.
Trivia
2018 interpretierte der Wiener Liedermacher Voodoo Jürgens auf einer ausgedehnten Tour durch Deutschland und Österreich Lieder von Ludwig Hirsch. Das Projekt erhielt viel Zuspruch und feierte seinen Höhepunkt im ausverkauften Wiener Konzerthaus.[11]
Ehrungen und Auszeichnungen
Die Österreichische Post ehrte Ludwig Hirsch mit einer am 3. September 1993 erschienenen 5,50-Schilling-Briefmarke.[12]
2001 wurde ihm das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien verliehen.[13]
2003 erhielt er den Amadeus Austrian Music Award in der Kategorie Künstler Pop/Rock national für sein Album Perlen.
Am 28. Juni 2011 wurde ihm der Wiener Goldene Rathausmann überreicht.[14]
Am 1. Mai 2012 wurde ihm posthum der Amadeus Austrian Music Award für sein Lebenswerk verliehen.[15]
Am 8. September 2017 wurde die Parkanlage Große Sperlgasse im 2. Wiener Gemeindebezirk offiziell Ludwig-Hirsch-Platz benannt.
Bibliografie
Kinder- und Jugendliteratur
Der Turm. Text zu Bilderbuch mit Illustrationen von Carl Hoffmann. Echter Verlag, Würzburg 1998. ISBN 3-429-02000-X.
Lieder und Texte
Ich hab’s wollen wissen. Lieder, Bilder, Texte. Heyne, München 1983, ISBN 3-453-01830-3.
Ich weiß es nicht, wohin die Engel fliegen …. Lieder und Texte. Seifert, Wien 2010, ISBN 978-3-902406-78-1.
1972: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk (Fernsehserie, Folgen 11–13)
1974: Hallo – Hotel Sacher … Portier! (Fernsehserie, Staffel 2 Folge 4, 17. Folge)
1975: Der Fremde (Fernsehfilm)
1978: Hiob (Miniserie, 3 Teile)
1978: Tatort – Mord im Krankenhaus
1980: Die kleine Figur meines Vaters
1981: Trokadero
1983: In Zeiten wie diesen (Fernsehfilm)
1983: Am Ufer der Dämmerung
1987: Tot oder lebendig (Fernsehfilm)
1995: Lieben wie gedruckt (Fernsehserie, 11 Folgen)
1996: Der Bockerer II – Österreich ist frei
1997: Kaisermühlen Blues (Fernsehserie, Staffel 4 Folge 3; 25. Folge)
1999: Kommissar Rex (Fernsehserie, Staffel 5 Folge 11)
2000: Tatort – Der Millenniumsmörder
2003: Himmel, Polt und Hölle (Fernsehfilm)
2004: Schlosshotel Orth (Fernsehserie, Staffel 9 Folge 4)
2005: Daniel Käfer – Die Villen der Frau Hürsch (Fernsehfilm)
2008: Und ewig schweigen die Männer (Fernsehfilm)
Literatur
Monika Kornberger: Hirsch, Ludwig. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 3-7001-3044-9.
Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S.404.
Cornelia Köndgen: Mit einem kleinen Schuss ins Rot. Die Jahre mit Ludwig Hirsch. Seifert, Wien 2013, ISBN 978-3-902406-91-0.
Bertl-Köndgen-Zahradnik: I lieg am Ruckn. Erinnerungen an Ludwig Hirsch. Ueberreuter, Wien 2016, ISBN 978-3-8000-7650-5.
Kapitel Der Turm; Moritz – der Sohn in: Bertl-Köndgen-Zahradnik: I lieg am Ruckn. Erinnerungen an Ludwig Hirsch. Ueberreuter, Wien 2016, ISBN 978-3-8000-7650-5.
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