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Miranda July (* 15. Februar 1974 als Miranda Jennifer Grossinger in Barre, Washington County, Vermont) ist eine US-amerikanische Multimediakünstlerin. Sie ist Regisseurin, Drehbuchautorin, Schauspielerin, Schriftstellerin, Performancekünstlerin und Musikerin.

Miranda July (2007)
Miranda July (2007)

Leben


July wurde in Barre, einer Stadt im Nordosten der USA, geboren. Ihre Eltern sind Lindy Hough und Richard Grossinger, beides Schriftsteller und waren Dozenten am dortigen Goddard College. Robert Grossinger ist Julys etwa fünf Jahre älterer Bruder. Die Familie, die July als „typische d.i.y.-Familie“ bezeichnet, zog bald nach Berkeley, Kalifornien, wo July aufwuchs. Die Eltern betreiben seit 1974 den Verlag North Atlantic Books, der Bücher über Spiritualität, Kampfkunst und alternative Heilkunde vertreibt.[1] Laut eigener Aussage schrieb sie mit sechs Jahren ein erstes Buch, das sie Lost Child nannte und das bereits spätere Themen ihrer Arbeit andeutet. In dem Buch wird ein Mädchen von einer Stimme aus dem Haus gelotst, erlebt Abenteuer, landet im Gefängnis und muss von ihrem Vater gerettet werden.[2] Mit sieben Jahren begann sie Tapes mit Gesprächsfragmenten zu besprechen, die sie beim Abspielen live zu „Gesprächen“ ergänzte.[3]

Seit dem Teenageralter ist Miranda Grossinger mit der späteren Musikerin Johanna Fateman (Le Tigre) befreundet. Zusammen mit Fateman gründete sie das Fanzine Snarla. Die beiden Mädchen schrieben in Geschichten wie Snarla in Love ihre Erfahrungen nieder. Snarla erschien in den 1990er-Jahren in sechs Ausgaben, verteilt über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren. Vertrieben wurde das Fanzine von der Riot Grrrl Press.[4] Im Alter von 16 Jahren wählte Grossinger den Künstlernamen July (eine Figur aus den Snarla-Geschichten) für die Präsentation ihres ersten Stücks The Lifers. Das Stück wurde in einem Punk-Club[5] in Berkeley aufgeführt. Inspiriert wurde sie dazu durch die Brieffreundschaft mit einem inhaftierten Mörder, den sie auf eine Zeitungsannonce hin kontaktiert hatte.[2]

1992 führte July ihre erste feministische Aktion aus. Sie fertigte ein Plakat an, das die wiederholten sexuellen Übergriffe in ihrer Schule anprangerte und setzte ihren Schuldirektor unter Druck, die Situation zu bereinigen. Sie bewirkte so, dass eine Gruppe queerer Aktivisten in die Schule eingeladen wurde, die die Schüler und Schülerinnen über Sexismus aufklärten und wie man sich vor Übergriffen schützen kann. Diese Erfahrung, politisch wirksam zu sein, bewog sie dazu, sich in der feministischen Riot-Grrrl-Bewegung zu engagieren.[6]

Miranda July brach im zweiten Studienjahr ihr Studium an der University of Santa Cruz ab. Inspiriert durch einen Freund aus der Highschool-Zeit, der ein Studium am Portland Reed College begann, zog July nach Portland, wo sie mit anderen jungen Frauen in einer Wohngemeinschaft lebte. Sie war Sängerin der Band The Need.[7] Mit Radio Sloan, der Gitarristin von The Need, lebte Miranda July in dieser Zeit als Paar zusammen.[8] Ebenfalls in dieser Zeit begann sie, Performances zu entwickeln und im Rahmen von Riot-Grrrl-Veranstaltungen aufzuführen.[9] Seitdem ist sie mit der Musikerin und Schauspielerin Carrie Brownstein befreundet.[10] Carrie Brownstein und Miranda July gründeten 2002 eine selbstorganisierte Schauspiel-Übungsgruppe in Portland.[11] In den 90er Jahren knüpfte July Verbindungen zur Independent-Szene in Olympia und zur Portlander Film- und Video-Community, z. B. zu Harrell Fletcher und Matt McCormick, mit denen sie später zusammenarbeitete. Bis etwa 1997 sicherte July sich ihren Lebensunterhalt mit einem Job bei einem Schlüsseldienst für Autotüren, seitdem lebt sie von ihrer künstlerischen Arbeit.[7]


Künstlerische Karriere


1995 startet Miranda July das partizipative Videoprojekt Joanie 4 Jackie, ein all girl video chain letter. Sie sammelte, kuratierte und kompilierte Kurzfilme von ausschließlich weiblichen Filmemacherinnen auf Videokassetten, die sie allen Mitwirkenden und Abonnenten zuschickte. July veröffentlichte bis 2008 18 Joanie 4 Jackie-Editionen, sogenannte „Kettenbriefe“, zu denen sie selbst Kurzfilme beitrug.[12] Sie wollte den Undergroundfilmen durch diese Editionen eine gewisse Öffentlichkeit verschaffen. Eine weitere Motivation für sie war ihr Interesse für die Arbeitsweisen der Filmemacherinnen. July hatte keine formale künstlerische Ausbildung erhalten, brauchte aber für ihre Entwicklung als Filmemacherin Anreize und Vorbilder, von denen sie lernen wollte. July sagte über Joanie 4 Jackie: „That was my film school.“[1] Bis 2008 produzierte July etwa acht Kurzfilme, einige davon sind im Zusammenhang mit ihren Performances entstanden.

Zwischen 1998 und 2002 entwickelte Miranda July ihre Karriere als Performance-Künstlerin. Von 1998 bis 2000 führte sie ihre erste abendfüllenden Performance Love Diamond an Kunstorten in den USA auf: dem New York Video Festival, dem New Yorker Art-Space The Kitchen, dem Yo-yo a Go-go in Olympia. Im Jahr 2000 entwickelte sie ihre zweite abendfüllende Performance The Swan Tool, die im Institute of Contemporary Arts in London, dem Guggenheim Museum (New York), dem New Yorker Museum of Modern Art, dem Portland Institute for Contemporary Art, beim International Film Festival Rotterdam und im Walker Art Center in Minneapolis gezeigt wurde.

Ihre ersten Erfolge im Filmgeschäft feierte sie im Jahre 2005 auf dem Sundance Film Festival und bei den Filmfestspielen in Cannes, wo sie mit ihrem ersten Langfilm Ich und Du und Alle, die wir kennen, der das Festival eröffnet hatte, die Caméra d’Or, die Auszeichnung für das beste Debüt, und andere Preise gewann. Miranda July drehte ihren zweiten Langfilm The Future im Jahr 2010 auf der Grundlage der interaktiven Performance „Things We Don’t Understand and Definitely Are Not Going to Talk About“. The Future wurde von den Produktionsfirmen Film4 und der deutschen Razor Film Produktion GmbH produziert. Aufgrund der Wirtschaftskrise in den USA und dem darauffolgenden Einbruch im Indiefilmsektor suchte sich July Sponsoren in Europa, u. a. in Deutschland.[1] Das Medienboard Berlin-Brandenburg förderte die Produktion mit 200.000 €.[13] Aufgrund Förderbedingungen der deutschen Sponsoren waren deutsche Filmschaffende am Dreh beteiligt wie z. B. der Kameramann Nikolai von Graevenitz, der auch mit der Regisseurin Maren Ade arbeitet, sowie der Filmeditor Andrew Bird, der alle Filme von Fatih Akin geschnitten hat.[14]

Miranda July erfuhr Unterstützung in ihrer Karriere von Miguel Arteta, Regisseur und Schriftsteller, und von Rick Moody, einem Schriftsteller und Freund ihrer Familie.[3] Im Jahr 2002 war Moody im Publikum bei Julys Performance The Swan Tool im New Yorker Artspace The Kitchen anwesend, woraufhin sie ihm einige Seiten ihrer Schreibversuche schickte. Er bemerkte die fehlende formale schriftstellerische Ausbildung Julys und ihren Mangel an Gestaltungssicherheit, schätzte jedoch sehr die Weirdness ihrer Schreibweise. Im selben Jahr veröffentlichte Rick Moody eine erste Kurzgeschichte von Miranda July in der von ihm kuratierten Ausgabe des Mississippi-Review.[15] Bis zum Jahr 2007 veröffentlichte sie etwa zwölf weitere Kurzgeschichten in unterschiedlichen Literaturzeitschriften. Diese erschienen dann gesammelt im Kurzgeschichtenband No One Belongs Here More Than You, mit dem July den mit 35.000 Euro dotierten Cork City-Frank O’Connor Short Story Award gewann. Der Band wurde ein Bestseller.[1]


Preise



Rezeption


Sie wird zu einer neuen Generation US-amerikanischer Schriftsteller gezählt, die sich vor allem auf das Genre der Kurzgeschichte spezialisiert haben. Im Jahre 2007 ist eine Sammlung ihrer Kurzgeschichten unter dem Titel No One Belongs Here More Than You erschienen, die bereits Anfang 2008 auch auf Deutsch vorlag. Der Spiegel-Online-Rezensent nannte diese Sammlung das Aufregendste und Originellste seit Raymond Carver.[16]

July wird mit steigendem Bekanntheitsgrad als Ikone der Popkultur rezipiert. Sie erhält große Mengen Post von ihren Fans aus der ganzen Welt, die mittlerweile einen ganzen Raum ihres Büros füllt. In ihren Arbeiten kommt eine spielerische Leichtigkeit, hippieske Versponnenheit und kindliche kreative Freiheit zum Ausdruck, die gepaart mit einer gewissen Verschrobenheit den Nerv der Zeit ins Schwarze trifft. Miranda July ist mit ihrem Werk und ihrer deutlich sichtbaren Eigenwilligkeit bei gleichzeitiger Stilsicherheit eine starke Identifikationsfigur für jüngere Menschen mit Hipster-Ambitionen und Indie-Background.[1]

July ist bemüht, das Bild von ihr in der Öffentlichkeit entscheidend mitzubestimmen. Bei Fotoshootings achtet sie genau – wie in ihren Filmen – auf alle Details ihrer Erscheinung. Fotos von Miranda July sind durch ihre klar gestalteten Details sehr narrativ.[17]


Familie


July ist mit dem Filmemacher Mike Mills verheiratet, sie hat eine Tochter.[2]


Werke


Miranda July bei einer Autorenlesung auf der Modern Times Books in San Francisco (2007)
Miranda July bei einer Autorenlesung auf der Modern Times Books in San Francisco (2007)

Literatur


Miranda July bei der Premiere von The Future, UGC Ciné Cité Bercy, Paris, France – am 5. Juli 2011 (in einem Kleid von Rodarte)
Miranda July bei der Premiere von The Future, UGC Ciné Cité Bercy, Paris, France – am 5. Juli 2011 (in einem Kleid von Rodarte)

Filmografie (Auswahl)



Performances, Konzeptkunst, internetbasierte Kunst und Theater


Miranda July auf der Berlinale 2011 nach der Vorführung von The Future
Miranda July auf der Berlinale 2011 nach der Vorführung von The Future

Beiträge zu Filmen anderer Regisseure



Diskografie



Retrospektive



Über Miranda July



Literatur



Journalismus



Film




Commons: Miranda July – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise


  1. Katrina Onstad: Miranda July Is Totally Not Kidding. In: The New Yorker, 14. Juli 2011 (englisch).
  2. Mareike Nieberding: „Eine innere Stimme flüsterte mir zu: Das wirst du nicht überleben!“ In: Süddeutsche Zeitung Magazin Online. 12. November 2020, abgerufen am 14. November 2020.
  3. Karen Durbin: Young Filmmaker Tells Hollywood It Can Wait. In: The New York Times, 19. Juni 2005 (englisch).
  4. Johanna Fateman: My herstory. In: letigreworld.com, abgerufen am 6. Januar 2012 (englisch).
  5. Katrina Onstad: Miranda July Is Totally Not Kidding. In: The New York Times Magazine. 14. Juli 2011, abgerufen am 14. November 2020 (englisch).
  6. Miranda July: Hands off. In: rookiemag.com, 19. September 2011 (englisch).
  7. Regina Hackett: A moment with … performance artist/filmmaker Miranda July. In: Seattle Post-Intelligencer, 29. Juni 2005 (englisch).
  8. Ania Mauruschat: Die kalifornische Konzeptkünstlerin Miranda July. (Memento vom 20. März 2017 im Internet Archive) In: Zündfunk Generator, Bayern 2, Ursendung am 3. April 2016
  9. Leilani Clark: Floating in the Future. In: bohemian.com, 24. August 2011 (englisch).
  10. gemeinsame Barack-Obama-Unterstützungswebsite von Miranda July und Carrie Brownstein (Memento des Originals vom 18. Februar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/videobama.mirandajuly.com
  11. Margaret Talbot: Stumptown Girl. In: The New Yorker, 2. Januar 2012 (englisch).
  12. Cover einer Joanie 4 Jackie-Edition
  13. Website des Medienboards Berlin-Brandenburg (Archiv 2010), abgerufen am 2. Januar 2012 (Memento vom 13. Mai 2014 im Internet Archive)
  14. Website des Films The Future
  15. Mississippi-Review 30/03 New Fiction, Selected by Rick Moody (Memento vom 18. Juli 2010 im Internet Archive)
  16. Peter Henning: Drei Damen mit Chill. In: Spiegel Online, 16. April 2007.
  17. Anne Philippi: Eine Begegnung mit Miranda July. In: Annabelle, 23. November 2011.
  18. Website von Miranda July, abgerufen am 6. Januar 2012 (Memento vom 6. Januar 2012 im Internet Archive)
  19. Miranda July: Something That Needs Nothing. In: The New Yorker, 18. September 2006 (englisch).
  20. The Underwater Chainletter, Joanie4Jackie-Archiv
  21. Website von Peripheral Produce, The Auto-Cinematic Video Mix Tape (Memento vom 23. Januar 2008 im Internet Archive)
  22. Website Joanie 4 Jackie
  23. Vimeo-Account des Projekts Joanie 4 Jackie
  24. alle Joanie4Jackie-Ausgaben im Überblick
  25. Mary Kaye Schilling: Miranda July Shares Her Vintage Feminist Film Archive, in: The New York Times Style Magazine, 30. Januar 2017
  26. The Amateurist auf der Website von Miranda July
  27. Website von Peripheral Produce, Nest of Tens (Memento vom 23. Januar 2008 im Internet Archive)
  28. Website von Peripheral Produce, "All-Time Greatest Hits" (Memento vom 23. Januar 2008 im Internet Archive)
  29. Me and You and Everyone We Know in IMDb
  30. Get Up: Sleater-Kinney's last show: A retrospective, in: PitchforkMedia.com, 28. August 2006, abgerufen am 6. Januar 2012 (Memento vom 2. Januar 2008 im Internet Archive)
  31. Miranda July Podcast 07/20/07. In: YouTube. Abgerufen am 14. November 2020 (englisch).
  32. The Future in der IMDb
  33. Miranda July: Stand up Comedy, in: Youtube (Kanal Mrmirandajuly), 24. April 2013
  34. „Somebody – Miu Miu Women's Tales #8“, in: Youtube-Kanal von miu Miu, Upload vom 28. August 2014
  35. Website von Miranda July, abgerufen am 3. Januar 2012 (Memento vom 19. Dezember 2011 im Internet Archive)
  36. Miranda July: ican. Excerpt from Yo Yo a Go Go performance 1997. In: Youtube (Kanal von MrMirandajuly), upload am 22. November 2012
  37. Website von Mitsu Hadeishi, abgerufen am 6. Januar 2012
  38. Website von Learning to Love You More
  39. Website von No One Belongs Here More Than You
  40. Website von Miranda July, Art, abgerufen am 7. Januar 2012
  41. Website von Your World of Text, abgerufen am 6. Januar 2012
  42. Website der App Somebody
  43. Kia Vahland: Lass andere reden. In: Süddeutsche Zeitung, 2. September 2014.
  44. Glen Helfand: Miranda July's quietly amazing show breaks the fourth wall of the web. In: The Guardian, 30. April 2015
  45. Jesus' Son in der IMDb
  46. The Center of the World in der IMDb
  47. The Subconscious Art of Graffiti Removal in der IMDb, abgerufen am 2. Januar 2012
  48. Are You the Favorite Person of Anybody? in IMDb
  49. The Swim Team in der IMDb
  50. White Light in der IMDb
  51. Marco Maurer: Hau den Vogel drauf! In: Süddeutsche Zeitung, 27. Dezember 2011.
  52. Leseprobe von Miranda July’s Intermedial Art. (Memento des Originals vom 20. März 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.beck-shop.de
Personendaten
NAME July, Miranda
ALTERNATIVNAMEN Grossinger, Miranda Jennifer (Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanische Multimediakünstlerin
GEBURTSDATUM 15. Februar 1974
GEBURTSORT Barre, Washington County, Vermont

На других языках


- [de] Miranda July

[en] Miranda July

Miranda July (born Miranda Jennifer Grossinger; February 15, 1974) is an American film director, screenwriter, singer, actress and author. Her body of work includes film, fiction, monologue, digital presentations and live performance art.

[es] Miranda July

Miranda Jennifer Grossinger (Barre, Vermont, 15 de febrero de 1974) conocida artísticamente como Miranda July, es una artista, música, escritora, actriz, y directora de cine estadounidense.

[ru] Джулай, Миранда

Миранда Джулай (англ. Miranda July; род. 15 февраля 1974 (1974-02-15)) — американский кинорежиссёр, сценаристка, певица, актриса, писательница и артистка.



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