Robert Atzorn (* 2. Februar 1945 in Bad Polzin (Połczyn-Zdrój) in Pommern, heute in Polen) ist ein deutscher Schauspieler. Besondere Popularität erlangte er in der Hauptrolle der erfolgreichen Fernsehserie Unser Lehrer Doktor Specht und als Hamburger Kommissar Jan Casstorff in der ARD-Krimireihe Tatort.
Leben
Atzorn wurde in Bad Polzin in Pommern (heute Polen) geboren. Wenige Tage nach seiner Geburt flohen seine Mutter und Großmutter mit ihm im großen Treck in den Westen.
Ausbildung
Robert Atzorn wuchs in Oldenburg und Hamburg auf und studierte zunächst Grafik an der Kunstschule Alsterdamm in Hamburg. Er fühlte sich jedoch zum Theater hingezogen und wechselte daher an die Neue Münchner Schauspielschule (1967–1969).[1]
Theaterschauspieler
In der Spielzeit 1969/70 bekam er sein erstes Engagement an der Württembergischen Landesbühne. Danach folgten Engagements am Schauspielhaus Zürich (1970/1971), an den Städtischen Bühnen Münster (1971/1972), an den Städtischen Bühnen der Stadt Köln (1972/73), an den Städtischen Bühnen Dortmund (1973–1975) und am Bayerischen Staatsschauspiel in München (1977–1983).
Film und Fernsehen
1980 stand Atzorn in seiner ersten Filmrolle in Aus dem Leben der Marionetten unter der Regie von Ingmar Bergman vor der Kamera. Nach vielen Jahren am Theater arbeitete er seit Mitte der 1980er Jahre ausschließlich für das Fernsehen.
Im 1984 gesendeten Fernsehspiel Die Wannseekonferenz von Paul Mommertz war er in der Rolle des Chefs des Rasse- und Siedlungshauptamtes Otto Hofmann zu sehen. Einem breiteren Publikum bekannt wurde er 1985 an der Seite von Beatrice Kessler in der Familienserie Glücklich geschieden.
Große Popularität erlangte Atzorn ab 1988 mit Maren Kroymann in der Serie Oh Gott, Herr Pfarrer. Für seine Darstellung des unkonventionellen Pastors erhielt er 1989 die Goldene Kamera.
Zum Publikumsliebling avancierte er in der Titelrolle der Vorabendserie Unser Lehrer Doktor Specht, die von 1992 bis 1999 in 70 Folgen ausgestrahlt wurde. 1993 wurde er dafür mit dem Telestar, dem Vorläufer des Deutschen Fernsehpreises, ausgezeichnet.
Atzorn wirkte darüber hinaus auch in einzelnen Episoden der Fernsehserien Forsthaus Falkenau, Schwarzwaldklinik und Alphateam – Die Lebensretter im OP sowie der Krimireihen Derrick, Ein Fall für zwei, Der Alte, Tatort und Die Männer vom K3 mit.
Als Nachfolger von Manfred Krug und Charles Brauer ermittelte er von 2001 bis 2008 als Tatort-Kommissar Jan Casstorff zusammen mit Tilo Prückner als Kommissar Holicek und Julia Schmidt als Jenny Graf für den NDR. Die Tatort-Folge Und tschüss im Februar 2008 bedeutete zugleich den Abschied des Ermittlerteams um Atzorn.
Ferner war er 2002 in Dieter Wedels Mehrteiler Die Affäre Semmeling als Bürgermeister Dr. Klaus Hennig zu sehen.
In der romantischen Komödie Küss mich, Kanzler schlüpfte er 2004 in die Rolle eines Regierungschefs, der sich in eine Putzfrau, gespielt von Andrea Sawatzki, verliebt.
Ebenfalls 2004 stand er in Das Kommando mit seinen Söhnen Jens und Daniel (der in dem Film sein Debüt als Schauspieler gab) als Kommandeur einer Spezialeinheit vor der Kamera.
2005 übernahm Atzorn in der Serie Kanzleramt die Hauptrolle als Kanzleramtschef. In der ZDF-Produktion Afrika, mon amour war er 2007, wie zuvor schon in Matti Geschonnecks Wer liebt, hat Recht und in Das Kommando, an der Seite von Iris Berben zu sehen.
In dem Fernsehdrama Mein Mann, der Trinker spielte er 2008 mit Franziska Walser ein Paar, dessen Ehe auf eine harte Bewährungsprobe gestellt wird. 2008 entstanden nach längerer Auszeit auch zwei neue Folgen der Abenteuerserie Der Kapitän, in der er bereits von 1997 bis 2000 die Figur des Kapitän Frank Harmsen verkörpert hatte.
Karriereende
Am 29. Dezember 2017 wurde bekannt, dass Atzorn seine Tätigkeit als Fernsehschauspieler beendet und sich ins Privatleben zurückzieht. Am 15. Januar 2018 wurde der letzte Fernsehfilm mit Atzorn, eine Folge der Krimireihe Nord Nord Mord, ausgestrahlt.[2][3]
In Lesungen tritt Atzorn weiterhin auf.[4]
Privates / Familie
Atzorn ist seit 1976 in zweiter Ehe mit Angelika Hartung verheiratet. Das Paar hat zwei erwachsene Söhne, darunter den Schauspieler Jens Atzorn, dessen Bruder ebenfalls in der Branche tätig ist. Die Eheleute leben (Stand 2020) im ländlichen Bayern in der Nähe des Chiemsees.[5] Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wurde Ende 2021 bekannt, dass sich Atzorn im Frühjahr 2021 in ausfallender Art und Weise weigerte, sich vor engen beruflichen Kontakten auf das Corona-Virus testen zu lassen.[4]
Filmografie (Auswahl)
1976: Die 21 Stunden von München
1980: Aus dem Leben der Marionetten
1981–1987: Derrick (Fernsehserie, verschiedene Rollen, 5 Folgen)
1982, 1991: Ein Fall für zwei (Fernsehserie, verschiedene Rollen, 2 Folgen)
1982: Stella
1983: Wie hätten Sie’s denn gern? (Kinofilm)
1983: Tiefe Wasser (Fernsehzweiteiler, eine Folge)
1984: Morgen in Alabama
1984: Das schöne Ende dieser Welt
1984: Déjà vu, oder Die gebändigte Geliebte
1984: Don Carlos
1984: Die Wannseekonferenz
1985: Die Krimistunde (Fernsehserie, Folge 13, Episode: „Der zweite Schuldspruch“)
1985: Tatort – Der Mord danach (Fernsehreihe)
1985, 1990: Der Alte (Fernsehserie, verschiedene Rollen, 2 Folgen)
2012: Terra X – Expedition ins Unbekannte (Fernsehdokumentation, 2 Folgen)
2012: Der Fall Jakob von Metzler
2013: Tod in den Bergen
2014: Alles muss raus – Eine Familie rechnet ab (Fernsehzweiteiler)
2015: Mein vergessenes Leben
2015: Der Staat gegen Fritz Bauer (Kinofilm)
2016: Das Mädchen aus dem Totenmoor
Auszeichnungen
1989: Goldene Kamera als Bester Schauspieler in Oh Gott, Herr Pfarrer
1993: Telestar für Unser Lehrer Doktor Specht
2013: Grimme-Preis für Der Fall Jakob von Metzler[6]
2013: Bayerischer Fernsehpreis als Bester Schauspieler in Der Fall Jakob von Metzler[7]
2013: Robert-Geisendörfer-Preis (Schauspieler in Der Fall Jakob von Metzler)[8]
Literatur
Duschen und Zähneputzen – Was im Leben wirklich zählt, Autobiografie, Eden Books, Hamburg 2020. ISBN 978-3-95910-276-6.[9]
Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S.26.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1995, ISBN 3-423-03322-3, S.29.
Robert Geisendörfer Preis.(auf der Seite aufrufen „Preisträger ab 1993“ – kein Unterlink möglich).Gemeinschaftswerk der
Evangelischen Publizistik gGmbH,abgerufen am 11.Oktober 2018.
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