Walter Huston, eigentlich Walter Houghston (* 6. April 1884 in Toronto, Ontario; † 7. April 1950 in Hollywood, Los Angeles, Kalifornien), war ein kanadischer Schauspieler, der als bedeutender Charakterdarsteller im amerikanischen Film und Theater galt. Unter Regie seines Sohnes John Huston gewann er 1949 den Oscar als bester Nebendarsteller für seine Rolle in Der Schatz der Sierra Madre. Walter Huston war der Großvater von Tony, Anjelica und Danny Huston.
Leben
Walter Huston studierte zunächst Ingenieurwissenschaften, ehe er als Schauspieler Karriere machte. Bereits 1905 war er ein bekannter Name im Vaudeville und bekam erste Angebote, in New York aufzutreten. Im selben Jahr heiratete er die Journalistin Rhea Gore. Nach der Geburt seines Sohnes John Huston 1906 kehrte er vorübergehend der Bühne den Rücken und arbeitete als Kraftwerksingenieur. 1909 kehrte er zurück ins Vaudeville und rasch war er wieder ein erfolgreicher Entertainer. 1924 hatte er mit dem Stück Mr. Pitt endlich seinen Durchbruch als dramatischer Schauspieler. Kurz darauf wurde er für seine sensationelle Darstellung in Desire Under the Elms von Eugene O’Neill gefeiert.
Auf dem Höhepunkt seiner Broadway-Karriere schloss er sich 1929 dem Exodus gen Westen an, indem er in Hollywood sein Glück suchte. Auftritte in Gentlemen of the Press neben Kay Francis und als Abraham Lincoln in der gleichnamigen Filmbiografie von D. W. Griffith machten aus ihm einen bekannten Namen, wenn auch keinen der größten Hollywood-Stars. 1933 war er als US-Präsident in dem von William Randolph Hearst produzierten Film Zwischen heut und morgen zu sehen, der als Werbung für die Politik Franklin D. Roosevelts galt. Unzufrieden mit den Rollen, die er bekam, kehrte er zurück an den Broadway, wo er mit Dodsworth von Sinclair Lewis seinen bis dahin größten Erfolg feierte. In der Filmadaption Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds wiederholte er 1936 unter der Regie von William Wyler seine Rolle als erfolgreicher Industrieller, der eine Lebenskrise bewältigen muss, nachdem er entdeckt hat, dass seine Frau (gespielt von Ruth Chatterton) ihn nicht mehr liebt. Für seine intensive Darstellung gewann Huston 1936 als bester Darsteller den Preis der New Yorker Filmkritiker.
Einen noch größeren Erfolg als Bühnenschauspieler hatte er in dem Stück Knickerbocker Holiday, dessen Lied September Song zu Hustons Erkennungsmelodie werden sollte. Seine Filmkarriere pendelte zwischen Hauptrollen und größeren Nebenrollen. Zu den Höhepunkten seiner Karriere zählen seine Auftritte als Teufel in Der Teufel und Daniel Webster, einer Adaption der gleichnamigen Erzählung von Stephen Vincent Benét unter der Regie von William Dieterle, und als Geliebter von Ona Munsons Figur in Josef von Sternbergs Spätwerk Abrechnung in Shanghai. In den 1940er-Jahren war er als Schauspieler an mehreren Propagandafilmen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg beteiligt, darunter Botschafter in Moskau und The North Star, die jeweils ein eher romantisierendes Bild der stalinistischen Sowjetunion zeichneten. Auch wurde er als Erzähler einiger Kriegsdokumentarfilme verpflichtet. 1945 war er in der Agatha-Christie-Verfilmung Das letzte Wochenende als eine der Personen zu sehen, die auf eine einsame Insel gebracht und reihenweise getötet werden. 1949 gewann Walter Huston neben einem Golden Globe auch den Oscar als Bester Nebendarsteller für seine Darstellung eines erfahrenen Goldsuchers in dem Film Der Schatz der Sierra Madre unter der Regie seines Sohnes John Huston.
Kurz nach Beendigung der Dreharbeiten zu The Furies, in dem er den Vater von Barbara Stanwyck spielte, verstarb der Schauspieler einen Tag nach seinem 66. Geburtstag unerwartet an einer Herzerkrankung.[1]
Filmografie
1929: The Carnival Man (Kurzfilm)
1929: The Bishop's Candlesticks (Kurzfilm)
1929: Gentleman of the Press
1929: Two Americans (Kurzfilm)
1929: The Lady Lies
1929: Der Mann aus Virginia (The Virginian)
1930: Behind the Make-Up
1930: Abraham Lincoln
1930: The Bad Man
1930: The Virtuous Sin
1930: Das Strafgesetzbuch (The Criminal Code)
1931: How I Play Golf, by Bobby Jones No. 7: 'The Spoon' (Kurzfilm)
1931: The Star Witness
1931: The Ruling Voice
1931: Der Mannsteufel (A House Divided)
1931: The Woman from Monte Carlo
1932: Gesetz und Ordnung (Law and Order)
1932: The Beast of the City
1932: The Wet Parade
1932: Night Court
1932: Der Tag, an dem die Bank gestürmt wurde (American Madness)
1932: Kongo
1932: Rain
1933: Zwischen heut und morgen (Gabriel Over the White House)
1933: Hell Below
1933: Storm at Daybreak
1933: Ann Vickers
1933: Der Boxer und die Lady (The Prizefighter and the Lady)
1934: Keep 'Em Rolling
1935: The Tunnel
1936: Rhodes of Africa
1936: Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds (Dodsworth)
1938: Of Human Hearts
1939: The Light That Failed
1941: Die Spur des Falken (The Maltese Falcon) (Gastauftritt)
1941: Der Teufel und Daniel Webster (All That Money Can Buy)
1941: In den Sümpfen (Swamp Water)
1941: Abrechnung in Shanghai (The Shanghai Gesture)
1942: Im Schatten des Herzens (Always in My Heart)
1942: Ich will mein Leben leben (In This Our Life) (Gastauftritt)
1942: Yankee Doodle Dandy
1943: Geächtet (The Outlaw)
1943: War Department Report (als Erzähler)
1943: Aufstand in Trollness (Edge of Darkness)
1943: Botschafter in Moskau (Mission to Moscow)
1943: The North Star
1943: For God and Country (als Erzähler)
1943: Report from the Aleutians (als Erzähler)
1943: Der 7. Dezember (December 7th)
1944: Drachensaat (Dragon Seed)
1944: Know Your Alley: Britain (als Erzähler)
1945: Das letzte Wochenende (And Then There Were None)
1946: Weißer Oleander (Dragonwyck)
1946: Duell in der Sonne (Duell in the Sun)
1948: Der Schatz der Sierra Madre (The Treasure of the Sierra Madre)
1948: Summer Holiday
1949: Der Spieler (The Great Sinner)
1950: Die Farm der Besessenen (The Furies)
Auszeichnungen
1937: Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller für Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds
1937: New York Film Critics Circle Award als Bester Hauptdarsteller für Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds
1942: Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller für Der Teufel und Daniel Webster
1943: Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller für Yankee Doodle Dandy
1949: Oscar als bester Nebendarsteller für Der Schatz der Sierra Madre
1949: Golden Globe Award als Bester Nebendarsteller für Der Schatz der Sierra Madre
1949: National Board of Review Award als Bester Hauptdarsteller für Der Schatz der Sierra Madre
Literatur
John Weld: September Song. An Intimate Biography of Walter Huston (= Filmmakers. Bd. 60). Scarecrow Press, Metuchen NJ u.a. 1998, ISBN 0-8108-3408-1.
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