Anne Zohra Berrached (* 31. Juli 1982 in Erfurt) ist eine deutsche Regisseurin und Drehbuchautorin.
Die Tochter eines aus Algerien stammenden Gastarbeiters ist in der DDR geboren und aufgewachsen. Sie besuchte die Realschule, die Fachoberschule und absolvierte ein Studium der Sozialpädagogik im Schwerpunkt Psychosoziale Arbeit. Danach war sie zwei Jahre als Theaterpädagogin in London tätig, ehe sie in Kamerun und Spanien lebte.[1]
Nach dem vierjährigen Auslandsaufenthalt zog Berrached nach Berlin, wo sie Schauspielkinder für einen Abschlussfilm der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam betreute und die Arbeit des Regisseurs beobachtete.[1] Daraufhin inszenierte sie[2] einen ersten eigenen Dokumentarfilm Der Pausenclown (2009) über ihren libanesischen Nachbarn. Der Dokumentarfilm wurde im WDR ausgestrahlt. 2009 begann Anne Zohra Berrached ein Filmstudium an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg.[1] Ihr im zweiten Studienjahr entstandener Kurzfilm Heilige und Hure wurde auf mehr als 80 Filmfestivals weltweit aufgeführt.
Mit ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm, Zwei Mütter, gewann sie 2013 den Preis der Perspektive Deutsches Kino der 63. Internationalen Filmfestspiele Berlin. 2016 feierte ihr zweiter Spielfilm, 24 Wochen als einziger deutscher Beitrag im Wettbewerb der 66. Internationalen Filmfestspiele Berlin seine Uraufführung und erhielt den Preis der Gilde Deutscher Filmkunsttheater „Bester Film im Wettbewerb“. Der Film erhielt ebenfalls den NDR-Regiepreis,[3] den Nachwuchsförderpreis und den Publikumspreis beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2016 und wurde beim Deutschen Filmpreis 2017 viermal nominiert und mit der Lola in Silber ausgezeichnet.
2018 wurde Berrached in die internationale Jury des 53rd Chicago International Film Festivals berufen.
Ihr dritter Spielfilm Die Welt wird eine andere sein (internationaler Titel: Copilot) wurde u. a. mit der begehren Förderung Arte Grand Accord finanziert. Berrached drehte das erste Mal in den USA und im Libanon. 2021 erhielt sie für Die Welt wird eine andere sein eine Einladung in die Sektion Panorama der Berlinale. Das Beziehungsdrama ist an die Biografie des libanesischen Terroristen Ziad Jarrah angelehnt. Mit geschätzten sechs Millionen Euro Budget war der Film die größte Kinospielfilm, den Berrached bisher als Regisseurin betreute.[4] Er erhielt den Hauptpreis der Feature Film Competition und der Popular Jury des renommierten italienischen Lucca Film Festival und Europa Cinema.
Kinozeit schreibt: „Wie schon in 24 Wochen erörtert und dekonstruiert Anne Zohra Berrached das Politische im privaten Innenleben einer Frau (…) Die Welt wird eine andere sein knüpft an, wo 24 Wochen fulminant das Territorium markierte: ein Film über Frauen, deren privater Kampf um das eigene Leben nicht nur individuelle Emanzipation bedeutet, sondern gleichsam im Kern die Problematik einer ganzen Gesellschaft in sich trägt. Um Klarheit oder Antworten geht es hier nicht. Vielmehr steht die Prozesshaftigkeit der Machtdynamiken im Vordergrund, mit denen umgegangen werden muss. Nach der schon fast mikroskopischen Dekonstruktion in 24 Wochen spielt Die Welt wird eine andere sein vor allem mit der Unergründlichkeit.“[5]
Berrached inszenierte insgesamt drei Folgen der ARD-Fernsehkrimireihe Tatort. Tatort: Der Fall Holdt, erreichte bei seiner Erstausstrahlung 2017 eine Zuschauerzahl von 10,22 Millionen Zuschauer.
Berrached unterrichtete Inszenierungsworkshops für angehende Regisseure in Kairo für das Goethe-Institut, mehrfach in Mexiko für das Festival International de Cine de Guadalajara und in Deutschland an der Filmakademie BW.
Im Jahr 2022 wurde sie in die Wettbewerbsjury der 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin berufen.[6]
Sie lebt und arbeitet in Leipzig und Berlin.
Personendaten | |
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NAME | Berrached, Anne Zohra |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Regisseurin und Drehbuchautorin |
GEBURTSDATUM | 31. Juli 1982 |
GEBURTSORT | Erfurt |