Ariane Mnouchkine entstammt einer russischen Emigrantenfamilie. Ihr Vater war der Filmproduzent Alexandre Mnouchkine, ihre Mutter die Engländerin June Hannen. Sie studierte Ende der 1950er Jahre ein Jahr Propädeutik an der Sorbonne in Paris und machte dort erste Regieerfahrungen mit einem Studententheater.
Dann begann sie an der Universität Oxford ein Studium der Psychologie. Gleichzeitig arbeitete sie an der Oxford University Drama Society als Regieassistentin bei Klassikerinszenierungen mit. Sie entschied sich für die Theaterlaufbahn und gründete 1959 in Paris die Theaterwerkstatt Association Théâtrale des Étudiants de Paris.
Mnouchkine hielt sich dann längere Zeit in Ostasien auf, besonders in Japan und Kambodscha. 1964 gründete sie mit ihren studentischen Mitstreitern das alternative Theater Théâtre du Soleil.
Nach einigen erfolgreichen Produktionen erhielt die Gruppe 1970 ihr eigenes Theater im Pariser Bois de Vincennes (12. Arrondissement). Ihre Bühne ist eine riesige Fabrikhalle, die Cartoucherie de Vincennes. Dort lebt und arbeitet das Ensemble als eine Kommune. Schauspieler und Bühnenarbeiter erhalten die gleiche Gage. Das Kollektiv erarbeitet Vorstellungen, die sich vor allem aus den Einnahmen ihrer Welttourneen finanzieren. Die Mitglieder des Theaters sind zu gleichen Anteilen Eigentümer des Theaters. Das Theaterkollektiv besteht bis heute aus etwa fünfunddreißig internationalen Berufs- und Amateurschauspielern.
Wiederholt arbeitete Mnouchkine mit der Autorin Hélène Cixous zusammen. Sie engagierte sich weltweit gegen die Unterdrückung und Ausgrenzung von Minderheiten. Im Sommer 1995 protestierte sie in einem vierwöchigen Hungerstreik gegen ethnische Säuberungen in Bosnien. 1997 beherbergte sie in Notunterkünften auf dem Theatergelände die Sans-Papier-Protestler, die eine Daueraufenthaltsgenehmigung in Frankreich erzwingen wollten. 1998 empfing sie den chinesischen Dissidenten Wei Jingsheng nach dessen Entlassung aus dem Gefängnis.[1] Sie setzte sich für das Asyl der Autorin und Regisseurin Rayhana in Frankreich ein, die 2010 vor der islamischen Gewalt in Algerien floh.[2]
Ehrungen
1987: Europäischer Theaterpreis
1995: Kainz-Medaille
2005: Picasso-Medaille der UNESCO
2005: Hansischer Goethe-Preis für ihr Lebenswerk wurde von ihr abgelehnt, da sie keinen Preis von einem „Menschen mit einer Nazi-Vergangenheit“ wolle.
2009: Internationaler Ibsen-Preis
2011: Goethe-Medaille für ihre künstlerischen und politischen Verdienste
2017: Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main
2019: Kyoto-Preis für ihr Lebenswerk als Theaterschaffende[3]
Wichtige Produktionen
1964/65: Die Kleinbürger nach Maxim Gorki.
1965/66: Le Capitaine Fracasse von Philippe Léotard, eine Adaption des Werks Théophile Gautiers.
1968: Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare.
1970/73: 1789 (1970/71) und 1793 (1972/73) über die Französische Revolution – Kollektivarbeiten.
1979/80: Mephisto – Roman einer Karriere nach Klaus Mann.
1981/84: Les Shakespeare – Zyklus mit den Stücken Richard II., Heinrich IV. und Was ihr wollt.
1990/93: Les Atrides – Atridenzyklus, bestehend aus Iphigenie in Aulis (Euripides) und der Orestie (Aischylos).
2016: Une Chambre en Inde. UA: 5. November 2016, Théâtre du Soleil, Paris.
Filmografie
1964: Abenteuer in Rio (L’homme de Rio) (Mitarbeit am Drehbuch)
1974: 1789
1978: Molière
1989: Die wunderbare Nacht (La nuit miraculeuse) (TV)
2003: Tambours sur la digue (TV)
2006: Le dernier caravansérail
2007: Un soleil à Kaboul… ou plutôt deux (Dokumentarfilm)
2014: Schiffbruch mit verrückter Hoffnung (Les naufragés du fol espoir) (TV)
Literatur
Josette Féral (Hrsg.): Ariane Mnouchkine & Das Théâtre du Soleil. Alexander Verlag, Berlin 2003, 268 S., 25 s/w und 15 farbige Abb., ISBN 3-89581-043-6
Horst Schumacher: Mnouchkine, Ariane. In: Manfred Brauneck, Wolfgang Beck (Hg.): Theaterlexikon 2. Schauspieler und Regisseure, Bühnenleiter, Dramaturgen und Bühnenbildner. Rowohlts Enzyklopädie im Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek bei Hamburg, August 2007, ISBN 978 3 499 55650 0, S.495 ff.
Gabriele C. Pfeiffer: Ephemer und leibhaftig. Schauspielerische Erkundungen von Ariane Mnouchkine, Carmelo Bene und Jerzy Grotowski. Göttingen: V&R Vandenboeck & Ruprecht 2021. ISBN 978-3-8471-1172-6.
Veröffentlichung
Ariane Mnouchkine, Eugenio Barba u.a.: – Ein Theater der Zärtlichkeit und Schönheit. Gespräch / Interview, in: Lettre International Nr. 114, Herbst 2016[4]
Dokumentarfilm
Ariane Mnouchkine mit Leib und Seele. Das Abenteuer "Théâtre du Soleil". Dokumentation, Frankreich, 2008, 74 Min., Regie: Catherine Vilpoux, Produktion: arte France, deutsche Erstausstrahlung: 26. November 2009, Inhaltsangabe von arte
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