Bernhard Paul (* 20. Mai 1947 in Lilienfeld) ist ein österreichischer Zirkusdirektor, Regisseur und Clown. Er gründete 1975 zusammen mit André Heller den Circus Roncalli.
Bernhard Paul (2017)
Leben
Bernhard Paul als „Zippo“ (1984)Bernhard Paul (r.) und David Larible, 2009Bernhard Paul in der Manege (2017)
Bernhard Paul ist der Urenkel von Josef Weyl, der Textdichter von Johann Strauss war (u.a. Donauwalzer, Wein, Weib und Gesang). Paul wurde 1947 als Sohn einer Handwerkerfamilie geboren und wuchs in Wilhelmsburg in Niederösterreich auf. Nach Volks- und Hauptschule begann er ein Hoch- und Tiefbau-Studium mit dem Ziel des Einstiegs in die Baufirma eines kinderlosen Onkels.[1]
Da seine Begabungen nicht in diesem Fach lagen, wechselte er auf die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt (auch bekannt als „Graphische“) in Wien. Seine Mitschüler waren die Freunde Josef Bramer, Manfred Deix und Gottfried Helnwein. Er wurde Art Director des österreichischen Nachrichtenmagazins profil und arbeitete danach bei einer internationalen Werbeagentur.[2]
Circus Roncalli
Paul wollte bereits als kleiner Junge zum Zirkus.[3] Nach mehreren erfolgreichen Berufsjahren verwirklichte er 1975 seinen Traum und gründete gemeinsam mit André Heller den Circus Roncalli. Nach wenigen Wochen stritten sich Heller und Paul über Bühnenbilder und Dompteurnummern.[4] Schließlich verließ Heller das gemeinsame Unternehmen und nahm dabei 42 Artisten mit sich. Paul improvisierte mit Studenten und Ersatz-Artisten. Heller gab das Zirkusprojekt erst nach einem mehrjährigen Rechtsstreit auf[5] und ließ Paul mit hohen Schulden zurück.[6]
Paul bereitete ab 1978 eine Neugründung des Zirkus in der Kölner Südstadt vor. Nach der Premiere am 4.Juni 1980 in Köln trat er selbst oft in der Manege auf und verkörperte die Clownsfigur des dummen Augusts als „Zippo“.
Nach einer Annäherung, bei der Heller „die Größe [hatte], seine Schuld zuzugeben“,[5] kam es 1992 wieder zu einer Zusammenarbeit mit der Wiedereröffnung des Berliner Varieté-Theaters Wintergarten.
Fernsehen
In Zusammenarbeit mit Bernhard Paul und den Artisten des Circus Roncalli entstand 1985 die sechsteilige ARD-Fernsehserie Roncalli[7] mit Günther Maria Halmer in der Titelrolle als Zirkusdirektor Bruno Roncalli.[8] In der ersten Staffel der österreichischen Fernsehreihe und Talentshow Die große Chance war Bernhard Paul einer der Juroren.
Familie
Seit 1990 ist er mit der Artistin Eliana Larible verheiratet, die aus einer italienischen Zirkusdynastie stammt. Mit ihr zusammen hat er drei Kinder, die 2013 im Tourneeprogramm Time is Honey erstmals gemeinsam als die Rollschuhakrobaten Les Pauls auftraten.[9]
Adrian spielt im Zirkusorchester Gitarre, Vivian studiert im Fernstudium Marketing und Marktforschung, Lili zeigt Kontorsionsakrobatik als sogenannte „Schlangenfrau“. Alle Kinder wollen später den Zirkus von ihrem Vater übernehmen und gemeinsam weiterführen.[10] Elianas Bruder David Larible tritt immer wieder im Circus Roncalli auf.
Paul wohnt – wenn er mit seiner Familie nicht im Zirkuswagen unterwegs ist – in Köln, auf Mallorca und in Wien.
Sammlungen
Paul bewahrt in seinen Hallen in Köln unter anderem eine der größten Sammlungen von Zirkusgegenständen in Europa auf. Dazu zählen viele alte Kostüme, Tausende von Büchern über den Zirkus, Plakate und viele andere originale Exponate. Er sammelt auch Möbel und Einrichtungsgegenstände historischer Gaststätten und Kaffeehäuser. Zu seinen Sammlungen gehören:
Zirkus- und Varieté-Sammlung
Plakatsammlung mit mehr als 10.000 Lithos
Sammlung von Alltagskultur der Jahrhundertwende
40 komplette Kaufmannsläden mit Waren und Fassaden (vom Tante-Emma-Laden bis zum Friseur)
alte Schaustellergeschäfte vom Karussell bis zur Schiffsschaukel
alte Kutschen, Verkaufswagen und vieles mehr
Projekte
Wohnhaus, Lagerstätte und Winterquartier in Köln-Mülheim (2009)
Wiener Stadthalle: Zirkusshow Artisten, Tiere und Attraktionen (Programm und Regie)
Freie Volksbühne Berlin: Clowns I (Zweistundenprogramm)
Ronacher Wien: Clowns II (Zweistundenprogramm)
Programm- und Regiearbeiten für die beiden Varietés Friedrichsbau in Stuttgart und Wintergarten in Berlin
Alte Oper Frankfurt: Sommernachtstraum
Gründung und alleiniger Betreiber von Apollo Varieté in Düsseldorf (erster Neubau eines Varietétheaters nach dem Zweiten Weltkrieg)
Die Zauberflöte Mozarts Oper (Co-Regie in Zusammenarbeit mit George Tabori)
1998 Mitwirkung am Projekt „Les Beaux Arts“ Bronzeflacon, gestaltet von verschiedenen Künstlern wie Bruno Bruni, Salvador Dalí, Paul Wunderlich, Paul Fuchs, Ellen Jones und Bernhard Paul
1999 Intendant der Oberhausener Landesgartenschau 1999 (kurz OLGA)
Inszenierung von Classic meets Circus, eine Veranstaltungsreihe im Konzerthaus Dortmund, im Gasteig München sowie auf Tournee durch die führenden Konzerthäuser in Deutschland
Sterne des Varietes, Weltstadtvarieté in Kooperation mit dem Tigerpalast im Kurhaus Wiesbaden
Panem & Circenses – Deutschlands erstes Dinner-Spektakel im Spiegelzelt (1990 bis 1992) und wieder ab 2000
seit 2000 Historischer Weihnachtsmarkt auf dem Rathausmarkt in Hamburg
Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl)
1986: Karnevalsorden Suum cuique der Karnevalsgesellschaft Poahlbürger 1948 e.V. in Recklinghausen
1993: Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
1993: Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis)
1994: Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen[11]
Träume eines Clowns – Circusdirektor Bernhard Paul. Dokumentarfilm, Österreich, 2009, 41:10 Min., Buch und Regie: Ernst A. Grandits, Produktion: ORF, 3sat, Sendung: 25.Dezember 2009 bei 3sat, Inhaltsangabe von ARD.
Kommissar Rex – Besessen (Staffel 7, Folge 7). Kriminalfilmserie, Österreich, 2001, Produktion: ORF 1, Erstausstrahlung: 9. Mai 2001.
Bernhard Paul, Circus-Roncalli-Gründer. (Memento vom 26. Juli 2014 im Internet Archive) In: Bayern 2, Eins zu Eins. Der Talk, 8. November 2013, Audio-Datei, 40:16 Min.
Eva Deissen: Bernhard Paul: Feuer und Flamme. (Memento vom 10. November 2005 im Internet Archive) In: À la carte, 2002, (PDF; 232kB, 4S.).
Bernhard Paul in der Internet Movie Database (englisch)
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