Erwin Axer (* 1. Januar 1917 in Wien; † 5. August 2012 in Warschau) war ein polnischer Theaterregisseur, Feuilletonist und Memoirenschreiber. Er war lange Jahre Intendant des Zeitgenössischen Theaters (Teatr Współczesny) in Warschau. Sein Sohn ist der Altphilologe Jerzy Axer.
Erwin Axer im Jahr 2001
Leben
1917 in Wien geboren, war seine erste Sprache Deutsch. 1920 verließen seine Eltern Wien und gingen nach Lemberg, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Nach seinem Abitur 1935 studierte er in Warschau Regie unter Leon Schiller am Staatlichen Theaterinstitut (PIST) und assistierte erstmals 1936 bei einer Theateraufführung. 1937 debütierte er als Regisseur mit dem Einakter Moon of the Caribbees von Eugene O’Neill. 1939 erhielt er sein Regisseurdiplom. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war er zurück in Lemberg und arbeitete dort am Theater. Er nahm im August 1944 am Warschauer Aufstand als Fotoreporter teil und geriet dann in deutsche Kriegsgefangenschaft, wodurch er nach Deutschland (Stalag XI A in Altengrabow) verschleppt wurde.
Nach dem Krieg begann er mit der Arbeit an dem Kammertheater in Łódź. 1947 übernahm er eine Lehrfunktion an der Staatlichen Hochschule für Theater in Łódź und ab 1949 in Warschau. Das Ensemble des Theaters übersiedelte mit ihm 1949 nach Warschau, wo er 1954 die Leitung des Zeitgenössischen Theaters übernahm. Er blieb bis 1980 der Intendant dieses Theaters. 1950 begann seine Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Teatr (Theater), für die er bis 1970 ein festes Feuilleton unter dem Titel Listy ze sceny (Briefe von der Bühne) schrieb. Zwischen 1954 und 1958 war er außerdem Intendant des polnischen Nationaltheaters in Warschau. Ab 1962 reiste er ins Ausland, um an europäischen Bühnen zu inszenieren. Seine deutschsprachigen Inszenierungen wurden regelmäßig zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Vor allem seine Arbeiten am Burgtheater in seiner Geburtsstadt Wien und am Düsseldorfer Schauspielhaus wurden berühmt.
Neben seiner Arbeit als Regieprofessor an der Warschauer Theaterhochschule schrieb er zahlreiche theatertheoretische Essays und später auch Prosa. 2000 und 2001 war er Jurymitglied des Nike-Literaturpreises.
Er war eine der herausragenden Persönlichkeiten des polnischen Theaters. Während seiner langen Intendanz am Teatr Wspólczesny inszenierte er polnische Erstaufführungen von Autoren wie Samuel Beckett und Bertolt Brecht sowie von amerikanischen Autoren. Es debütierten hier Regisseure wie Konrad Swinarski, und Autoren wie Sławomir Mrożek stellten hier ihre ersten Stücke vor. Die Stücke von Mrożek brachte er auch als Erster auf die deutschsprachigen Bühnen.
Erwin Axer über seine Regiearbeit: „Ich inszeniere für mein Vergnügen, weil Regie führen eine Beschäftigung ist und kein Beruf oder eine Profession.“
Wichtige Inszenierungen
1946: Ich czworo von Gabriela Zapolska – Teatr Kameralny Domu Żołnierza – Łódź
1947: Die Glasmenagerie von Tennessee Williams – Teatr Kameralny Domu Żołnierza – Łódź
1949: Niemcy von Leon Kruczkowski – Teatr Współczesny – Warschau
1956: Kordian von Juliusz Słowacki – Teatr Narodowy – Warschau
1959: Biedermann und die Brandstifter von Max Frisch – Teatr Współczesny – Warschau
1963: Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui von Bertolt Brecht – Gorki-Theater in Leningrad
1965: Tango von Sławomir Mrożek – Teatr Współczesny – Warschau
1966: Tango von Sławomir Mrożek – Düsseldorfer Schauspielhaus (Berliner Theatertreffen)
1968: Drei Schwestern von Anton P. Tschechow – Düsseldorfer Schauspielhaus
1972: Macbeth von William Shakespeare – Teatr Współczesny – Warschau
1972: Onkel Wanja von Anton P. Tschechow – Münchner Kammerspiele (Berliner Theatertreffen)
1974: Lear von Edward Bond – Teatr Współczesny – Warschau
1976: Endspiel von Samuel Beckett – Akademietheater Wien
1976: Ein Fest für Boris von Thomas Bernhard – Teatr Współczesny – Warschau
1977: Die Möwe von Anton P. Tschechow – Burgtheater Wien
1979: John Gabriel Borkman von Henrik Ibsen – Schauspielhaus Zürich
1981: Triptychon von Max Frisch – Akademietheater Wien
1981: Die Schwärmer von Robert Musil – Burgtheater Wien (Berliner Theatertreffen)
1983: Nach Damaskus von August Strindberg – Bayerisches Staatsschauspiel
1987: Am Ziel von Thomas Bernhard – Schlossparktheater Berlin
1990: Der Theatermacher von Thomas Bernhard – Teatr Współczesny – Warschau
1990: Emigranten von Sławomir Mrożek – Schillertheater (Berlin)
1992: Mein Kampf von George Tabori – Thalia Theater Hamburg
1994: Liebe auf der Krim von Sławomir Mrożek – Teatr Współczesny – Warschau
1997: Am Ziel von Thomas Bernhard – Teatr Współczesny – Warschau
Publikationen
Listy ze sceny, Band 1, 1955; Band 2, 1957
Sprawy teatralne, 1966
Ćwiczenia pamięci, 1984, 1991, 1998, 2003
Kłopoty młodości, kłopoty starości, 2006
Z pamięci, 2006
Auszeichnungen
1952: Offiziersorden Polonia Restituta
1954: Order Sztandaru Pracy II klasy
1959: Komturorden Polonia Restituta
1981: Order Sztandaru Pracy I klasy
1989: Abzeichen Zasłużony dla Kultury Polskiej
Literatur
C. Bernd Sucher (Hg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 1995, 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S.30.
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