Hans Otto Böttcher (* 24. Dezember 1898 in Hamburg; † 15. Juni 1936 in Hamburg-Eppendorf) war ein deutscher Rundfunkpionier, Hörspielsprecher und Regisseur (Oberspielleiter) bei der NORAG in Hamburg.
Leben
Wie Hans Böttcher im Vorwort zu seiner Dissertation phil. (Thema: Vergleichende Untersuchungen über die epische Technik und den Stil bei Fooke Hoissen Müller und Klaus Grooth) über seinen Werdegang schrieb, besuchte er nach der Volksschule die Realschule vor dem Lübecker Tor und anschließend die Oberrealschule St. Georg in seiner Heimatstadt Hamburg. Danach war er im Kriegseinsatz an der Westfront stationiert. Ab dem Sommersemester 1919 besuchte er die Universität in Marburg und ab dem Wintersemester 1920 die Universität Hamburg. Zu seinen Lehrern gehörten u. a. die Professoren Ernst Elster, Max Deutschbein, Friedrich Vogt und Ferdinand Wrede in Marburg, sowie Agathe Lasch, Conrad Borchling und Emil Wolff in Hamburg.
Er beschäftigte sich vorwiegend mit dem Studium der germanischen Sprachen, der deutschen Literaturgeschichte, der Altertumswissenschaft und der Volkskunde. Sein Hauptfach war die niederdeutsche und niederländische Philologie und Literaturgeschichte.
Die mündliche Prüfung legte er am 22. Juli 1922 ab.[1]
Im Jahre 1924 gehörte Böttcher gemeinsam mit Hans Bodenstedt und Kurt Stapelfeldt zu den Gründungsmitgliedern der in Hamburg ansässigen Nordischen Rundfunk AG. Als Rundfunkredakteur engagierte er sich maßgeblich für den Bereich der niederdeutschen Sprache und Kultur. Er setzte sich für die rundfunkgerechte Bearbeitung von Werken niederdeutscher Autoren ein und brachte sie so auf die Funkbühne. Bei diesen Sendespielen, wie man das Format damals nannte, war er überwiegend als Regisseur im Einsatz.
Sehr erfolgreich gestaltete sich dabei seine Zusammenarbeit mit Richard Ohnsorg, dem Leiter der Niederdeutschen Bühne Hamburg, nach dem die Spielstätte später in Ohnsorg-Theater umbenannt wurde. Von Anfang an waren er und sein Ensemble, darunter beispielsweise seine „rechte Hand“ Hermann Möller, Magda Bäumken, Walther Bullerdiek, Hans Langmaack, Käte Alving und der junge Otto Lüthje dabei. Die Zusammenarbeit mit dem Theater setzte sich übrigens auch nach Ohnsorgs Tod mit dem späteren NWDR Hamburg und dem NDR fort.
Wie sein Studienkollege Stapelfeldt engagierte auch er sich umfangreich in der niederdeutschen Bewegung Quickborn. Zudem war er an führender Stelle bei der Gründung der Hans-Bredow-Schule, der Rundfunk-Volkshochschule, beteiligt. Dessen ersten Zweig, der Schule des Niederdeutschen , hat er praktisch „aus der Taufe“ gehoben.[2]
Auch nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, als die NORAG verstaatlicht wurde und nun als Reichssender Hamburg weitergeführt wurde, blieb Böttcher beim Sender.
Im Jahre 1936 erkrankte Böttcher schwer. Daraufhin wurde er in das Universitätsklinikum Eppendorf eingeliefert, wo er am 15. Juni an einer Lungenentzündung verstarb. Die Urnenbeisetzung fand auf dem Friedhof Ohlsdorf statt. Die Grabstelle ist erhalten und befindet sich im Planquadrat Q 8.
Mit Böttcher verbunden ist auch der für Hörspiele in niederdeutscher Sprache von 1960 bis 1982 verliehene Hans-Böttcher-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung F.V.S. zu Hamburg. 1982 wurde dieser und vier weitere Preise mit dem Fritz-Reuter-Preis (Hamburg) zusammengelegt.[3]
Hörspiele
Zurzeit (Ende Januar 2021) sind bei der ARD-Hörspieldatenbank aus der Frühzeit nur die Jahrgänge 1924 bis 1927 und teilweise auch noch 1928 erfasst. In den Anfangsmonaten wurden bei den Mundart-Hörspielen keine Angaben zu den Regisseuren gemacht. Sämtliche Produktionen wurden live ohne Aufzeichnung gesendet, da eine solche Technik erst Ende der 1920er-Jahre zur Verfügung stand.
Als Sprecher
1924: Wilhelm Meyer-Förster: Alt-Heidelberg – Regie und Sprecher: Hermann Beyer
1925: Wilhelm Meyer-Förster: Alt-Heidelberg – Regie und Sprecher: Hermann Beyer
1925: Wilhelm Friedrich Wroost: Wrack – Regie: Nicht angegeben
1927: Wilfried Wroost: Wrack – Regie: Er selbst
Als Regisseur
1925: Gorch Fock: Doggerbank. Niederdeutsches Drama in einem Aufzug
1925: Geert Teis: Meister öwer Meister. Lustspiel – aus dem Groninger Dialekt übertragen und für plattdeutsche Speeldeelen frei bearbeitet
1925: Georg Ruseler: De dulle Deern. Een lustig Burnspill in dre Törns
1925: Ingeborg Andresen: De Roop. Spel in dre Tög
1925: Hermann Boßdorf: Dat Schattenspel. Plattdütsche Komeedie in een Akt
1925: Hinrich Wriede: Leege Lüd. Een lustig Spillwark in een Törn
1925: Fritz Stavenhagen: Mudder Mews. Niederdeutsches Drama in 5 Akten
1925: Karl Wagenfeld: Hatt giegen Hatt. Niederdeutsches Bauerndrama in 3 Aufzügen
1925: Paul Schurek: Stratenmusik. Kummedi in dree Akten (Übertragung vom Noragfest in Harburg auf alle NORAG-Sender am 1. August 1925)
1925: Wilfried Wroost: Slagsiet. Niederdeutsches Drama in 3 Aufzügen
1925: Fritz Stavenhagen: Mudder Mews. Niederdeutsches Drama in 5 Akten
1925: Hermann Boßdorf: De Fährkrog. En dramatisch Glieknis in dree Akten
1925: Paul Schurek: Stratenmusik. Kumeedi in dree Akten
1925: Hermann Boßdorf: Bahnmeester Dod. En nedderdütsch Drama in fief Akten
1925: Fritz Stavenhagen: Jürgen Piepers. Niederdeutsches Volksstück in 5 Akten
1925: Bruno Peyn: Sunte Maria tou'm Schare. Ein Hamborger Singspel in fiw Optög
1925: Hans Ehrke: Narrenspegel. En eernsthafti Komeedi in veer Optög
1925: Heinrich Behnken: De Verschriewung. Lustspiel in drei Akten
1925: Bruno Peyn: Sunte Maria tou'm Schare. En Hamborger Singspel in fiev Optög
1926: Fritz Stavenhagen: Jürgen Piepers (Zwei Ausstrahlungen im Monat Januar)
1926: Alexander Baumann: Das Versprechen hinterm Herd. Singspiel aus den österreichischen Alpen
1926: Paul Schurek: Sylvester. Komedi in dree Biller
1926: Paul Schurek: Der letzte Droschkenkutscher. Komedi in een Optog
1926: Rudolf Werner: Seefahrt. Niederdeutsches Schauspiel in 3 Akten
1926: Karl Kriekeberg: Pidder Lüng. Detlev von Liliencron to'n Gedenken
1926: Gorch Fock: Die Königin von Honolulu. Volksstück in vier Aufzügen
1926: Hermann Boßdorf: Bahnmeester Dod. En nedderdütsch Drama in fief Akten
1926: Otto Franz Grund: Nestküken. Ein lustig Spill in drei Akten
1926: Gorch Fock: Die Königin von Honolulu. Volksstück in 4 Aufzügen
1926: Ernst Elias Niebergall: Herr Bummerlunder (Datterich in niederdeutscher Sprache)
1926: Hermann Boßdorf: De Fährkrog. Een dramatisch Glieknis in drei Akten
1926: Hermann Boßdorf: Kramer Kray. Nedderdütsche Komödiein fiev Akten
1926: Herman Heijermans: Keden. Von Kinnerleev een irnst-lustig Speel in vier AKten
1926: Wilhelm Scharrelmann: Die Hochzeit in der Pickbalge. Ein heiteres Schauspiel in vier Akten
1926: Gustav Möhring: Dusenddüwelswarf. Drama in fiev Optög
1926: Hans Ehrke: Dat Pastür. Monedi in einem Optog
1926: August Hinrichs: De Aukschon. En lustig Spill in einem Optog
1926: August Hinrichs: Marie. Plattdütsch Drama in einem Optog
1926: Otto Franz Grund: Dat lütte Rümeken. Lustig Spill in 3 Akten
1926: Paul Schurek: Sylvester. Komedi in 3 Biller
1927: Wilfried Wroost: Wrack. Plattdeutsches Volksstück in vier Aufzügen (auch Sprecher)
1927: Heinrich Behnken: Klaus Knipphoff. Historisches Schauspiel in fünf Aufzügen
1927: Peter Werth: St. Elmsfüer. Een Speel in 4 Optög
1927: Fritz Stavenhagen: Mudder Mews. Niederdeutsches Schauspiel in fünf Akten (Gastspiel der Niederdeutschen Noragbühne Hamburgbeim Südwestdeutschen Rundfunkdienst AG in Frankfurt am Main)
1927: Bruno Peyn: Sunte Maria tou'm Schare. En Hamborger Singspel in fiev Optög
1928: Otto Franz Grund: Bangbüx. Komedi in fief Akten
1928: Wilhelm Scharrelmann: Die Hochzeit in der Pickbalge. Ein heiteres Schauspiel in vier Akten
Quellen
Verwaltung des Friedhofs Ohlsdorf, hier: Genaue Lebensdaten, voller Name mit Titel (Dr. phil. Hans Otto Böttcher), Oberspielleiter beim Reichssender Hamburg, Todesursache und Sterbeort (Krankenhaus), Feuerbestattung auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
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