Marco Bellocchio (* 9. November 1939 in Bobbio, Provinz Piacenza) ist ein italienischer Regisseur und Drehbuchautor.
Bellocchio zog nach dem Besuch des Centro Sperimentale di Cinematografia im Jahr 1959 nach London, um dort an der Slade School of Fine Arts weiter zu studieren. Die ersten Regiearbeiten übernahm er in der Mitte der 1960er Jahre. Sein Erstlingsfilm war I pugni nella tasca (übersetzt als Fäuste in der Tasche), der 1965 beim Filmfestival von Locarno mit dem „Silbernen Segel“ ausgezeichnet wurde. Danach führte er Regie eines Teils des Episodenfilms Liebe und Zorn (1969), die anderen Teile drehten Bernardo Bertolucci, Jean-Luc Godard, Carlo Lizzani und Pier Paolo Pasolini. Für diese Arbeit wurde er 1969 für den Goldenen Bären in Berlin nominiert.
Der Film Teufel im Leib (1986) mit Maruschka Detmers, für den er auch das Drehbuch schrieb, wurde wegen der freizügigen Liebesszenen zum europaweiten Skandal. Für die Regie des Films Die Verurteilung gewann er auf der Berlinale 1991 den Silbernen Bären und wurde für den Goldenen Bären nominiert. Für den Film Der Prinz von Homburg (1997) wurde er für die Goldene Palme, den Preis des Festival Internacional de Cinema de Catalunya und den Chicago International Film Festival Award nominiert. Für den Film L'ora di religione (2002) wurde er für die Goldene Palme nominiert und gewann einen Sonderpreis der Internationalen Filmfestspiele von Cannes. Das Jahr darauf erhielt er für seinen Film Buongiorno, notte – Der Fall Aldo Moro den Europäischen FIPRESCI-Preis. 2007 wurde Bellocchio in die Wettbewerbsjury der 60. Filmfestspiele von Cannes berufen. Zwei Jahre später erhielt er für Vincere eine Einladung in den Wettbewerb der 62. Filmfestspiele von Cannes. Der Film handelt von einem geheimgehaltenen Sohn Benito Mussolinis.
Bellocchio gilt als einer der antikonformistischsten italienischen Regisseure, der mit Mut, Entschiedenheit und Präzision seine Ideen in eine Filmsprache umsetzt, die dem Publikum sowohl zeitgenössische politische Themen, wie auch menschliche Beziehungen nahebringt.[1] Bei den 68. Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2011 erhielt er den Ehrenpreis für sein Lebenswerk zugesprochen. Ein Jahr später wurde er mit Bella Addormentata zum dritten Mal in den Wettbewerb des italienischen A-Festivals eingeladen. Das Drama ist ein Ensemblefilm mit unter anderem Toni Servillo, Isabelle Huppert und Alba Rohrwacher, dessen Handlung um den Tod der italienischen Komapatientin Eluana Englaro (1970–2009) angesiedelt ist.[2]
Im Jahr 2018 wurde Bellocchio in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences berufen, die jährlich die Oscars vergibt.[3] Drei Jahre später wurde ihm beim Filmfestival von Cannes 2021 die Goldene Ehrenpalme zuerkannt.[4]
Personendaten | |
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NAME | Bellocchio, Marco |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Regisseur und Drehbuchautor |
GEBURTSDATUM | 9. November 1939 |
GEBURTSORT | Bobbio, Piacenza |