Michael Verhoeven (* 13. Juli 1938 in Berlin) ist ein deutscher Filmregisseur und Schauspieler.
Leben
Verhoeven begann seine Karriere als jugendlicher Darsteller in Filmen der 1950er Jahre (so in Das fliegende Klassenzimmer, Der Jugendrichter und Der Pauker mit Heinz Rühmann), entschloss sich aber dann, Medizin zu studieren, promovierte 1969 über Psychiatrische Maskierung von Gehirntumoren unter besonderer Berücksichtigung irreführender Befunde und arbeitete einige Jahre als Arzt, unter anderem in Boston, wohin er seiner Frau Senta Berger gefolgt war. Ende der 1960er Jahre gründete er gemeinsam mit ihr die "Sentana Filmproduktion GmbH" und begann, als Regisseur Filme zu drehen.[1]
Sein experimenteller Anti-Vietnam-Kriegsfilm o.k. sorgte als Wettbewerbsbeitrag bei der Berlinale 1970 für einen großen Skandal, der dazu führte, dass der Wettbewerb abgebrochen wurde und ohne Preisverleihung blieb.[2]
1982 verfilmte er die Geschichte der Geschwister Scholl in Die weiße Rose. Für seinen Film Das schreckliche Mädchen (1990) erhielt er eine Oscar-Nominierung als bester ausländischer Film. Diese beiden Filme und weitere, die sich mit der Geschichte des Dritten Reichs beschäftigen, sorgten dafür, dass Michael Verhoeven zu einem der wichtigsten politischen deutschen Filmregisseure wurde.
Dem Fernsehpublikum wurde er bekannt durch die Produktion der Serie Die schnelle Gerdi sowie der Fortsetzung Die schnelle Gerdi und die Hauptstadt.
Seit 1992 war Michael Verhoeven Eigentümer des Kino Toni am Antonplatz in Berlin, das er im Januar 2018 verkaufte. Nach langen Verhandlungen mit der Treuhand kaufte Verhoeven 1995 auch ein Gebäude im Stadtbezirk Prenzlauer Berg und errichtete in dem zuletzt leerstehenden Olympia-Filmtheater zusammen mit der Yorck Kino GmbH neue fünf Kinosäle des Filmtheater am Friedrichshain. Auch diese Immobilie hat er später verkauft.
Jeweils zusammen mit Senta Berger wurde er 1999 mit dem Bundesverdienstkreuz und 2002 mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. 2005 erhielt Michael Verhoeven den Marion-Samuel-Preis.
Im Jahr 2000 drehte Verhoeven seinen ersten Dokumentarfilm: Der Fall Liebl – Ein Bayer in Togo, über einen Spätaussiedler, der sich mit der deutschen Bürokratie nicht auskannte und dem drohte, abgeschoben zu werden. 2006 erschien nach siebenjähriger Arbeit sein zweiter Dokumentarfilm Der unbekannte Soldat über Reaktionen zur Wehrmachtsausstellung.[3] In seinem 2008 erschienenen Dokumentarfilm Menschliches Versagen befasste sich Verhoeven mit der Frage, in welchem Ausmaß die deutsche Zivilbevölkerung von der Entziehung von jüdischem Vermögen in der NS-Zeit profitierte.[4] In seinem 2011 in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk entstandenen Dokumentarfilm Die zweite Hinrichtung – Amerika und die Todesstrafe befasst sich Verhoeven mit dem vermeintlichen Schwerverbrecher afroamerikanischer Herkunft Romell Broom und dessen Hinrichtung am 15. September 2009 in Lucasville, Ohio, die 18-mal misslang und schließlich abgebrochen wurde.
Michael Verhoeven war 2003 eines der Gründungsmitglieder der Deutschen Filmakademie.
Privatleben
Er ist Sohn des Schauspielers und Regisseurs Paul Verhoeven (1901–1975) und der Schauspielerin Doris Kiesow (1902–1973), Bruder von Lis Verhoeven (1931–2019) und Onkel der Schauspielerin Stella Adorf. Seit 1966 ist er mit der Schauspielerin Senta Berger verheiratet. Das Paar hat zwei Söhne: Simon Vincent (* 1972) und Luca Paul (* 1979).
1965: Die fünfte Kolonne (Fernsehserie) – Folge: Blumen für Zimmer 19
1969: Der Kommissar – Dr. Meinhardts trauriges Ende
1971: Der Kommissar: Kellner Windeck
2004: René Deltgen – Der sanfte Rebell (Fernsehdokumentation; Zeitzeuge)
Regie
Kino
1967: Paarungen (auch Drehbuch)
1969: Engelchen macht weiter – hoppe, hoppe Reiter
1969: Der Bettenstudent oder: Was mach’ ich mit den Mädchen?
1969: Tische (Kurzfilm)
1970: Strandkörbe (unvollendet)
1971: Bonbons ... R, DA, Pro, Kurzfilm, 10 Min.
1970: o.k. (auch Drehbuch), Internationale Filmfestspiele Berlin 1970
1971: Wer im Glashaus liebt… Der Graben (Kinofilm, auch Drehbuch), Internationale Filmfestspiele Berlin 1971
1973: Coiffeur ... (R, DA, Pro, Kurzfilm)
1973: Über die Jahre (Dokumentarfilm, unvollendet)
1977: Gefundenes Fressen (auch Drehbuch)
1980: Sonntagskinder (auch Drehbuch)
1982: Die weiße Rose (auch Drehbuch)
1983: Die Spider Murphy Gang (nur Drehbuch)
1986: Killing Cars (auch Drehbuch)
1990: Das schreckliche Mädchen (auch Drehbuch)
1995: Mutters Courage (auch Drehbuch)
2006: Der unbekannte Soldat (Dokumentarfilm)
2008: Menschliches Versagen (Dokumentarfilm)
2011: Die zweite Hinrichtung – Amerika und die Todesstrafe (Dokumentarfilm)
2016: Willkommen bei den Hartmanns als Produzent
Fernsehen
1970: Der Kommissar: Dr. Meinhardts trauriges Ende
1972: Tatort: Kressin und der Mann mit dem gelben Koffer
1973: Sonja schafft die Wirklichkeit ab oder … ein unheimlich starker Abgang – TV-Film (auch Drehbuch)
1974: Krempoli – Ein Platz für wilde Kinder (Fernsehserie) (auch Drehbuch)
1975: Die Herausforderung: Rest des Lebens - TV-Film
1976: MitGift – TV-Film (auch Drehbuch)
1977: Bier und Spiele (14-teilige Fernsehserie)
1977: Das Männerquartett - TV-Film
1978: 1982: Gutenbach – TV-Film
1978: Freundinnen (Fernsehreihe) Folge: Edith und Marlene
1979: Verführungen – TV-Film
1980: Am Südhang – TV-Film (auch Drehbuch)
1980: Die Ursache – TV-Film (auch Drehbuch)
1982: Die Mutprobe – TV-Film (auch Drehbuch)
1983: Liebe Melanie – TV-Film
1984: Das Tor zum Glück – TV-Film
1986: Stinkwut – TV-Film
1986: Gegen die Regel – TV-Film
1987: Gundas Vater – TV-Film
1988: Semmelweis, Ignaz – Arzt der Frauen – TV-Film (auch Drehbuch)
1989: Die schnelle Gerdi (Fernsehserie) (auch Drehbuch)
1990: Das Mädchen und die Stadt – TV-Film
1990: Schlaraffenland – TV-Film (auch Drehbuch)
1992: Lilli Lottofee – Mini-Serie (auch Drehbuch)
1993: Eine unheilige Liebe – TV-Film (auch Drehbuch)
1998: George Tabori - Theater ist Leben (TV-Dokumentarfilm)
1999: Zimmer mit Frühstück – TV-Film
2000: Der Fall Liebl (TV-Dokumentarfilm)
2000: Enthüllung einer Ehe – TV-Film (auch Drehbuch)
2002: Die kleine Schwester. Die Weiße Rose – ein Vermächtnis (TV-Dokumentarfilm)
2004: Die schnelle Gerdi und die Hauptstadt (Fernsehserie) (auch Drehbuch)
2005: Tatort – Die Spieler
2008: Bloch – Vergeben, nicht vergessen
2012: Bloch – Heißkalte Seele
2013: Bloch – Die Lavendelkönigin
2014: Let’s go! – TV-Film (auch Drehbuch)
2014: Glückskind – TV-Film (auch Drehbuch)
Auszeichnungen
1971: Filmband in Gold (Drehbuch) für o.k.
1975: Goldene Kamera (Regie) für Die Herausforderung
1981: Arles: Französischer Kritikerpreis für Sonntagskinder
1982: Amiens: Grand Prix für Sonntagskinder
1982: Internationales Filmfestival Karlovy Vary: Rose der Antifaschisten für Die weiße Rose
1983: Filmband in Silber für Die weiße Rose
1983: DAG-Fernsehpreis in Gold für Die Mutprobe
1990: Silberner Bär auf der Berlinale 1990 für Das schreckliche Mädchen
1991: Oscar-Nominierung für Das schreckliche Mädchen
1994: Mitglied der Akademie der Künste Berlin
1998: Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf
1999: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
2001: Robert-Geisendörfer-Preis (Regie, Fernsehen: Enthüllung einer Ehe)
2002: Bayerischer Verdienstorden
2003: Medaille München leuchtet in Gold
2005: Goldener Ochse – Ehrenpreis des Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern an Senta Bergers und Michael Verhoevens Sentana-Filmproduktion
2005: Marion-Samuel-Preis der Stiftung Erinnerung für das Gesamtwerk
2006: Achievement Award des Jüdischen Filmfestivals (Jerusalem) für seinen beständigen Einsatz gegen den Nationalsozialismus
2007: Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises
2009: Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste[2]
2009: Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin
2009: Herbert-Strate-Preis der Filmstiftung NRW und des Kinoverbands HDF Kino
2010: Simon-Snopkowski-Preis
2012: Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke als Ehrenpreis
2013: Filmpreis der Landeshauptstadt München
2015: Hans-Vogt-Filmpreis
2016: Bayerischer Filmpreis in der Kategorie Beste Produktion für Willkommen bei den Hartmanns (gemeinsam mit Max Widemann, Quirin Berg und Simon Verhoeven)
2022: Helmut-Käutner-Preis
Literatur
Corinna Müller: Michael Verhoeven – Schauspieler, Regisseur, Autor, Produzent. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 1, 1984.
Michael Verhoeven: Paul, ich und wir. Die Zeit und die Verhoevens. Ullstein Verlag, Berlin, ISBN 3-550-07860-9.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S.158 ff.
Filmdokumentation
Die Verhoevens. Dokumentarfilm von Felix Moeller, Deutschland 2003, 75 Minuten
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2024 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии