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Renate Sami (* 1935 in Berlin) ist eine deutsche Filmregisseurin,[1] die außerdem als Darstellerin, Regieassistentin, Drehbuchautorin sowie in den Funktionen Kamera, Schnitt, Produktionsleitung, Produktion und Aufnahmeleitung gearbeitet hat.[2]


Werdegang


Renate Sami heiratete mit 18 Jahren einen Ägypter und ging mit ihm nach Kairo. Sie hat einen Sohn. In den 1960er Jahren kehrte sie in ihre Heimatstadt Berlin zurück und machte eine Ausbildung als Dolmetscherin und Übersetzerin.[3] Renate Sami unterrichtete zunächst Französisch, Englisch und Deutsch und arbeitete zudem als Übersetzerin u. a. für die Verlage Melzer, Wagenbach und Rotbuch, bevor sie sich 1975 als Aufnahme- und Produktionsleiterin und Regieassistentin dem Film zuwandte.[4][5] 1976 erschien eine von Sami zusammengestellte und aus dem Französischen übersetzte Biografie über die französische Dichterin und Anarchistin Louise Michel.

Sami bewegte sich in linkspolitischen Kreisen, lebte u. a. in der Grunewaldstraße 88, ein Netzwerkpunkt für 68er. Sie wurde im Mai 1970 in Berlin verhaftet, da sie unter Verdacht stand, bei einer Antikriegsdemonstration einen Brandanschlag auf das Amerika-Haus verübt zu haben. Sie blieb ein Jahr in Untersuchungshaft. Nach ihrer Haft arbeitete sie selbst in der „Roten Hilfe“, die sich für politisch Inhaftierte einsetzte. In einem Erinnerungstext an Dorothea Ridder beschreibt Sami ihre Verbindungen zur linken Szene der 68er. So wurde auch sie in ihrem Prozess durch das Anwaltskollektiv Hans-Christian Ströbele, Klaus Eschen, Otto Schily verteidigt. Der Freispruch erfolgte erst, nachdem die Anwälte Revision eingelegt hatten.[4] Sami arbeitete auch, zusammen mit Klaus Eschen, Sibylle Plogstedt und Viktor Serge, an dem im Rotbuch Verlag erschienenen Buch „Wie man gegen Polizei und Justiz die Nerven behält“ mit.[6]

Nach dem Tod des Filmstudenten Holger Meins, der 1974 nach einem Hungerstreik als Protest gegen die Haftbedingungen für die RAF-Gefangenen in der Justizvollzugsanstalt Wittlich umgekommen war, drehte Sami mithilfe einiger von Meins’ Freunden und Kommilitonen den Dokumentarfilm „Es stirbt allerdings ein jeder ...“ über ihn, der 1976 erschien. Sie begann, in verschiedenen Funktionen im Filmbereich zu arbeiten, u. a. als Regieassistentin und Produktions- und Aufnahmeleitung. 1975 bewarb sie sich an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) und wurde abgelehnt.[4][7][8]

Samis feministische Perspektive wird u. a. im Werk „Filmtagebuch D 1975–1985 (Streifzüge)“ deutlich, das einerseits in einer Art filmischem Essay/Tagebuch das Leben in Westberlin porträtiert, dabei andererseits aber vor allem Frauen und weiblichen Alltag in den Blick nimmt.[9] Auch in anderen Filmen, wie etwa „Mit Pyramiden“ (1990), nimmt Sami die Zuschauer mit auf eine Reise – hier nach Ägypten –, deren Bildfolgen und Zusammensetzung unerklärt bleiben, sodass Raum für eigene Deutungen und Assoziationen bleibt.[10] Sami stellt dabei zwei Frauen vor, die unkommentiert aus ihrem Leben erzählen.[11]

Sami nahm 1991 mit „Mit Pyramiden“ an der Berlinale teil.[12] Ihre Werke wurden u. a. auf dem Rosen Filmfest im Palmengarten Frankfurt (2003) oder dem Women Make Waves Festival in Taiwan (2004) gezeigt.[13] Unter dem Motto „A History of Resistance“ wurden einige Werke Samis auch am Harvard Film Archive gezeigt, wobei sie selbst bei den Vorführungen vor Ort war.[14] Ihre Arbeit wird einem eher experimentellen, avantgardistischen Genre zugeordnet.[15] Ihre Freundin, die Filmemacherin und Kuratorin Ute Aurand, beschreibt ihre Filme als eine Mischung aus „Essay, Poesie, Dokumentation, Tagebuch, Musik, Stille, Sprache.“[16] Auch Sami selbst vergleicht z. B. den Film „Ein Jahr“ (Premiere auf dem New York Film Festival 2011) mit einem Gedicht.[3] Regelmäßig nahm Ute Aurand Werke Samis in ihre Programme auf.[17] Zu ihrem 80. Geburtstag richtete das Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V. 2015 eine Werkschau für sie aus.[18]

Ute Aurand und Sami veranstalteten zudem gemeinsam mit Theo Thiesmeyer, einem weiteren Filmemacher, ab 1997 die Filmreihe „Filmsamstag“.[16] Als Gast nahm Sami auch an Veranstaltungen der Kinothek Asta Nielsen e. V. teil.[19]

In „Berlin Chamissoplatz“ (1980) spielte Sami eine Barfrau und fungierte zudem als Produzentin.[20] Der Film „Aus heiterem Himmel“, an dem Sami mit Marie-Susanne Ebert, Monika Funke-Stern, Ebba Jahn, Barbara Kasper, Anke Oehme, Ingrid Oppermann, Angi Welz-Rommel und Claudia Schilinski arbeitete, wurde 1982 bei der internationalen Filmwoche des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg als bester Fernsehfilm ausgezeichnet.[21]

Die Filmförderungsanstalt gewährte der Stiftung Deutsche Kinemathek 2020 eine Fördersumme von 65.676,25 Euro für den restauratorischen Erhalt des 1990 entstandenen Films „Mit Pyramiden“ aus kuratorischem Interesse.[22]


Filmografie



Literatur (Auswahl)



Publikationen/Übersetzungen (Auswahl)





Einzelnachweise


  1. Personenseite Renate Sami. In: Archiv der Deutschen Film- und Fernsehakademie. Stiftung Deutsche Kinemathek, abgerufen am 25. Mai 2021.
  2. Personenseite Renate Sami. In: filmportal.de. DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V., abgerufen am 25. Mai 2021.
  3. Gail Pellett: A Year/Ein Jahr – a film by Renate Sami. In: gailpellettproductions.com. Gail Pellett Productions, 10. Oktober 2011, abgerufen am 25. Mai 2021 (englisch).
  4. Gabriele Goettle: Renate Sami erzählt: „Alle waren antiautoritär“. In: taz.de. taz Verlags u. Vertriebs GmbH, 23. Mai 2008, abgerufen am 25. Mai 2021.
  5. Hamburger Filmbüro (Hrsg.): Filmblatt zu „Mit Pyramiden“, Berlinale 1991.
  6. Publikationsinfo. In: http://sibylle-plogstedt.de. Sibylle Plogstedt, abgerufen am 25. Mai 2021.
  7. Madeleine Bernstorff: Wie hast du gelebt? In: taz.de. taz Verlags und Vertriebs GmbH, 16. November 2002, abgerufen am 25. Mai 2021.
  8. Akademiebewerbung. In: FILMKRITIK. Nr. 224, August 1975, S. 374.
  9. Michael Freerix: Renate Sami. In: ausland-berlin.de. ausland / projekt archiv e. V., abgerufen am 25. Mai 2021.
  10. Ute Aurand: Veranstaltungsseite Filmsamstag 16. März 1998. In: filmsamstag.de. Abgerufen am 25. Mai 2021.
  11. Filmseite zu „Mit Pyramiden“. In: http://www.db.dokumentarfilmgeschichte.de. Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland 1945-2005, abgerufen am 25. Mai 2021.
  12. Archiv Berlinale, Programm 1991. In: berlinale.de. Internationale Filmfestspiele Berlin, abgerufen am 25. Mai 2021.
  13. Personenseite Renate Sami. Abgerufen am 25. Mai 2021.
  14. Veranstaltungsseite des deutschen Konsulats in Boston. Abgerufen am 25. Mai 2021.
  15. Personenseite Renate Sami. Abgerufen am 25. Mai 2021.
  16. Veranstaltungsseite Harvard Film Archive. In: https://harvardfilmarchive.org/. Abgerufen am 25. Mai 2021 (englisch).
  17. Kuratierte Filmprogramme von Ute Aurand. In: http://www.uteaurand.de/. Abgerufen am 25. Mai 2021.
  18. Veranstaltungsseite Arsenal. In: https://www.arsenal-berlin.de. Abgerufen am 25. Mai 2021.
  19. Archivseite Kinothek Asta Nielsen e.V. Abgerufen am 25. Mai 2021.
  20. Personenseite Renate Sami bei fernsehserien.de. Abgerufen am 25. Mai 2021.
  21. Archivseite iffmh.de. Abgerufen am 25. Mai 2021.
  22. Förderseite 2020, Filmförderungsanstalt. Abgerufen am 25. Mai 2021.
Personendaten
NAME Sami, Renate
KURZBESCHREIBUNG deutsche Filmregisseurin
GEBURTSDATUM 1935
GEBURTSORT Berlin



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