Takashi Miike (jap.三池 崇史Miike Takashi; * 24. August 1960 in Yao, Präfektur Osaka) ist ein japanischer Regisseur, Filmproduzent, Drehbuchautor und Schauspieler. Miike gilt als äußerst produktiv.[1] Seit seinem Debüt im Jahr 1991 drehte er bisher 100 Kino-, Video- und TV-Produktionen. Viele seiner Filme zeigen zeichentrickartig überzeichnete, oft obszöne Gewaltszenen und abstrakte Blutbäder, im Mittelpunkt stehen zumeist gnadenlose Verbrecher und Antihelden. Insbesondere beschäftigt Miike sich mit dem Thema Yakuza.
Leben
Jugend
Miike stammt aus Yao, einem Ort mit vielen Immigranten vor allem aus Korea und Arbeitern. Sein Großvater war während des Zweiten Weltkriegs in China und Korea stationiert, sein Vater wurde in Seoul geboren. Er arbeitete als Schweißer, Miikes Mutter als Näherin.
Die Stadt war von Armut geprägt, so dass viele Menschen bei der Yakuza arbeiteten. In einem Interview sagte Miike, dass mehrere seiner Schulkameraden Kinder von Yakuza gewesen seien und fügte an: „Ich kenne mehrere Yakuza persönlich. Das sind Menschen wie Du und ich. Sie haben nur eine andere Art zu kommunizieren[…]“.
Während der Oberschule fand er Anschluss bei einer Gruppe Motorrad-Fans, die regelmäßig Wettrennen veranstaltete. Die häufigen Todesfälle kommentierte er so:
„Vor dem Rennen redete man ausgelassen mit einem seiner Freunde und ein paar Minuten später war er tot. Zwei oder drei Menschen starben in Motorradunfällen jedes Jahr.“
Seinen Traum, ein professioneller Motorradfahrer zu werden, gab er auf, als einer seiner talentiertesten Freunde bei einem professionellen Rennen gerade mal ein mittleres Ergebnis schaffte und Miike einsah, dass seine Leistungen nicht ausreichten.
Weg zum Fernsehen
Zufällig hörte er eine Radiowerbung der „Fachschule für Funk und Film Yokohama“ und da man keine Aufnahmeprüfung für diese Schule ablegen musste, bewarb er sich. Er zog nach Yokohama und arbeitete zur Finanzierung des Studiums in einem Nachtclub, der von amerikanischen GIs besucht war. Da ihm der Unterricht zu abstrakt erschien, besuchte er die Schule nur unregelmäßig. Ein Fernseh-Produzent suchte in der Schule nach einem Assistenten, der ohne Gehalt bei der Produktion einer Spiele-Show helfen sollte. Da alle Mitschüler Miikes mit ihren Abschlussarbeiten beschäftigt waren, gab die Schule die Stelle an Miike weiter. So fing er an, bei der Serie Black Jack mitzuarbeiten.
Die festangestellten Mitarbeiter hatten feste Arbeitszeiten, da sie von einer Gewerkschaft vertreten wurden. Daher mussten die freien Mitarbeiter die unerledigte Arbeit in Überstunden abarbeiten. Miike war von den festangestellten Mitarbeitern entsetzt, die nach seiner Meinung lieber ein bequemes Leben lebten und dafür uninteressante Filme produzierten. Daher beschloss er, dass er nie für eine Produktionsgesellschaft arbeiten wolle.
Weg zum Film
Miike arbeitete weiter als freier Mitarbeiter für verschiedene Fernsehserien, die auch von verschiedenen Filmfirmen produziert wurden. Für die Mitarbeiter der Filmindustrie entwickelte Miike auch relativ schnell Antipathien, da er sie für arrogant und untalentiert hielt. Daher beschloss er weiter beim Fernsehen zu bleiben. Nachdem er etwa zehn Jahre als freier Mitarbeiter an Fernsehdramen mitgearbeitet hatte, teilweise auch als Co-Regisseur, kam er mit Shōhei Imamura, dem Gründer der Filmschule in Yokohama, zusammen. Imamura suchte nach drei Assistenzregisseuren für seinen Film Zegen und stellte ihn als dritten ein.
Danach arbeitete er weiter für den Film. Nach zwei Jahren arbeitete er wieder mit Imamura zusammen für den Film Schwarzer Regen. In diesem Film spielte er das erste Mal selbst eine kleine Nebenrolle. Anfang der 1990er Jahre kam es zu einem Boom der Direct-to-Video-Produktionen: Dies eröffnete neuen Regisseuren die Chance, eigene Filme zu produzieren und sie zu vertreiben. So wurde an Miike das Angebot herangetragen, dass er den Film Eyecatch Junction produzieren könne. Während der Vorbereitungszeit für den Film erhielt er das Angebot, als Ersatz für einen Regisseur bei dem Film Lady Hunter einzuspringen. Er willigte ein und drehte Lady Hunter innerhalb von zwei Monaten, bevor er mit Eyecatch Junction anfing.
Rezeption
Miike erlangte 2000 durch das Horrordrama Audition und den Yakuza-Film Dead or Alive, die beide auf internationalen Filmfestspielen ihre Premiere feierten, weltweite Bekanntheit.
Ichi the Killer aus dem Jahr 2001, der nach einem gleichnamigen Manga von Hideo Yamamoto produziert wurde, wurde ein kontroverser Erfolg. Die BBFC weigerte sich, den Film in Großbritannien ungeschnitten zu zeigen, in Hongkong fehlten 15 Minuten, in den USA wurde er ungeschnitten, allerdings ohne Jugendfreigabe, gezeigt.
„Mit einer Vielzahl von Handschriften, Geschwindigkeiten und Erzählmodi ist der Autorenfilmer Miike […] besessen von einem ansteckenden, wenn auch manchmal verblüffenden Enthusiasmus für die Möglichkeiten des Kinos.“ – A.O.Scott, The New York Times[2]
„Einer der […] innovativsten und unberechenbarsten Regisseure der Welt.“ – Jamie Russell, BBC[3]
2017 wurde er in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) aufgenommen, die jährlich die Oscars vergibt.[4]
Filmografie (Auswahl)
1991: Eyecatch Junction (突風! ミニパト隊 アイキャッチ・ジャンクション, Toppū! Minipato tai - Aikyatchi Jankushon, Video Production)
1991: Lady Hunter (レディハンター 殺しのプレュード, Redi hantā: Koroshi no pureryūdo, Video Production)
1992: A Human Murder Weapon (人間兇器 愛と怒りのリング, Ningen kyōki: Ai to ikari no ringu, Video Production)
1993: Bodyguard Kiba (ボディガード牙, Bodigādo Kiba, Video Production)
1993: We're No Angels (俺達は天使じゃない, Oretachi wa tenshi ja nai, Video Production)
1993: We're No Angels 2 (俺達は天使じゃない2, Oretachi wa tenshi ja nai 2, Video Production)
1994: Bodyguard Kiba - Combat Apocalypse (修羅の黙示録 ボディーガード牙, Shura no mokushiroku: Bodigādo Kiba, Video Production)
1994: Shinjuku Outlaw (新宿アウトロー, Shinjuku autorou, Video Production)
1995: Bodyguard Kiba - Combat Apocalypse 2 (修羅の黙示録2 ボディーガード牙, Shura no mokushiroku 2: Bodigādo Kiba, Video Production)
1995: Osaka Tough Guys (なにわ遊侠伝, Naniwa yūkyōden, Video Production)
A.O.Scott:Movie Review: The Great Yokai War (2005).In:The New York Times.30.Juni 2006,abgerufen am 31.März 2008(englisch):„[…] is possessed of an infectious, if sometimes baffling, enthusiasm for everything movies can do.“
Jamie Russell:Gozu (2004).In:http://www.bbc.co.uk.22.Juni 2004,abgerufen am 31.März 2008(englisch):„one of the most […] innovative and unpredictable directors in the world.“
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