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An Cailín Ciúin (ənˠ ˈkalʲiːnʲ cuːnʲ, im Englischen auch The Quiet Girl, beides Deutsch: „Das stille Mädchen“) ist ein Filmdrama von Colm Bairéad, das im Februar 2022 im Rahmen der Filmfestspiele in Berlin seine Premiere feierte und am 13. Mai 2022 im Vereinigten Königreich in die Kinos kam und am gleichen Tag in Irland in das Programm von Curzon Home Cinema aufgenommen wurde. Der Film basiert auf der Kurzgeschichte Foster von Claire Keegan. An Cailín Ciúin wurde von Irland als Beitrag für die Oscarverleihung 2023 als bester Internationaler Film eingereicht.


Handlung


Im ländlichen Irland im Jahr 1981. Die neunjährige Cáit hat drei Schwestern, und ihre Mutter ist schon wieder schwanger. Sie leben in armen Verhältnissen, und ihre Mutter vergisst schonmal, die Lunches für ihre Kinder für die Schule zu machen. Nachdem die Mutter einen Brief von ihrer Cousine erhalten hat, Cáit könne doch den Sommer bei ihnen verbringen, fährt sie ihr Vater zu den Cinnsealachs, einem kinderlosen Paar mittleren Alters, das in einer kleinen Küstenstadt in Irland in einem sonnigen, großzügigen Haus mit einem Hof, vielen Kühen und einem Hund lebt. Eibhlín Cinnsealach begrüßt sie freundlich. Cáits Vater erweist sich beim Essen einmal mehr als Rüpel und so, wie er sich auch gegenüber seiner Familie verhält. Da er vergessen hat, Cáits Koffer auszuladen, bevor er wieder zurückfuhr, gibt Eibhlín ihr einfach Kleidung aus einem Schrank in ihrem Haus, die sauberer ist als die, mit der sie zu ihr geschickt wurde. Sie badet Cáit erstmal, und stets lächelt sie, bei allem was sie tut, auch wenn sie ihr das Haar bürstet und dabei singt.

Cáit verbringt den Sommer 1981 auf dem Hof der Cinnsealachs
Cáit verbringt den Sommer 1981 auf dem Hof der Cinnsealachs

Eibhlín erklärt dem jungen Gast, es gebe keine Geheimnisse in diesem Haus. Cáit bekommt ein eigenes Zimmer. Noch nässt sie regelmäßig in ihr Bett, auch wenn sie vor dem Schlafengehen nichts mehr trinkt und mitten in der Nacht versucht, auf den Nachttopf zu gehen. Bald schon aber ist ihr Bett am nächsten Morgen trocken. Eibhlín und Cáit kochen fortan zusammen, sie erklärt ihr Dinge, wie eine Gefriertruhe funktioniert, und das Mädchen hilft ihr bei der Hausarbeit. Eibhlín zeigt ihr auch die kleine, geheime Wasserstelle im Wald, zu der sie täglich mit einem Eimer laufen, um Wasser zu holen. Ihr Ehemann Seán hingegen erweist sich anfänglich als nicht sehr zugänglich. Er redet nur wenig, aber beginnt mit dem neuen Gast über Gesten und kleine Geschenke zu kommunizieren, wenn er mal einen Keks für sie auf dem Küchentisch hinterlässt.

Als Eibhlín ein paar Tage weg muss, schaut ihm Cáit bei der Landarbeit zu und wie er den Melkstatt reinigt. Auch wenn Cáit nicht sehr redeselig ist, beginnt sie mutig Seán Fragen zu stellen, und der versucht ihr vieles zu erklären, so warum die Kälbchen bei ihm nur anfänglich die Milch ihrer Mutter bekommen. Eigentlich aber schweigen beide viel lieber. Als Seán sie eines Tages zum Briefkasten ganz am Ende des Hofes rennen lässt, scheint Cáit befreit, lernt ihre eigenen Stärken kennen und wird von Tag zu Tag schneller beim Holen der Post.

Gemeinsam mit den Cinnsealachs erlebt Cáit auch ihre erste Beerdigung. Bei dieser Gelegenheit erfährt sie auch, wem die Kleidung gehörte, die ihr Eibhlín gegeben hat. Ihre Gastgeber hatten einen Sohn, der allerdings bei einem Unfall starb. Als Cáit von ihrer Mutter einen Brief erhält, in dem sie ihr schreibt, sie habe nun einen Bruder und solle zurückkommen, weil die Schule bald wieder beginnt, sollen sie Cinnsealachs zurück nachhause bringen. Erst verzögert sich ihre Abreise, weil Seán der Kuh eines Nachbarn beim Kalben helfen muss. Dann fällt Cáit auch noch in die Wasserstelle im Wald und trägt eine Erkältung davon, was sie ein paar weitere Tage dort festhält.

Schließlich ist der Tag es Abschiednehmens gekommen. Eibhlín und Seán fahren sie zurück zu ihrer Familie, doch die Freude über ihre Rückkehr scheint sich in Grenzen zu halten. Sie verabschieden sich von ihr und erklären, dass sie jederzeit wieder zu ihnen kommen dürfe. Als ihr Auto davonfährt, rennt Cáit hinterher, springt Seán weinend in die Arme und nennt ihn Daddy.[1]


Literarische Vorlage


Die Autorin Claire Keegan

„Early on a Sunday, after first Mass in Clonegal, my father, instead of taking me home, drives deep into Wexford toward the coast, where my mother’s people came from. It is a hot August day, bright, with patches of shade and greenish sudden light along the road. We pass through the village of Shillelagh, where my father lost our red shorthorn in a game of forty-five, and on past the mart in Carnew, where the man who won her sold her not long afterward. […] I wonder what it will be like, this place belonging to the Kinsellas.“

Anfang der Geschichte Foster von Claire Keegan[2]

Der Film basiert auf der Kurzgeschichte Foster von Claire Keegan, die erstmals am 15. Februar 2010 in der Printausgabe des New Yorker veröffentlicht wurde[2], von der Zeitschrift zum „Best of the Year“ erklärt wurde und im gleichen Jahr bei Faber & Faber in einer erweiterten Fassung als eigenständiges Buch erschien.[3][4] Die erste von der 1968 in der Grafschaft Wicklow geborenen irischen Schriftstellerin veröffentlichte Sammlung von Kurzgeschichten, mit dem Titel Antarctica wurde mit dem Rooney Prize for Irish Literature ausgezeichnet.[5][6]


Produktion



Vorlage und Filmstab


Es handelt sich bei An Cailín Ciúin um das Spielfilmdebüt von Colm Bairéad. Er hatte Foster im Sommer 2018 erstmals gelesen und war sofort gefesselt von der Idee, es als Film zu adaptieren: „Thematisch berührte es so viele Bereiche, die mich beschäftigten, Dinge, die in meiner bisherigen Kurzfilmen präsent waren – die komplexen Bindungen der Familie, die Frage des emotionalen und psychologischen Wachstums und vor allem das Phänomen der Trauer und ihre Fähigkeit, uns zu formen.“ Auch aus formaler Sicht sei die Erzählung aus der Ich-Perspektive im Präsens durch die Augen eines jungen Mädchens fesselnd gewesen und habe sich aus filmischer Sicht wie eine reizvolle Herausforderung angefühlt. Es sei aber auch die „Kleinheit“ der Geschichte gewesen, an die er geglaubt habe: „Ich fühle mich sehr von dieser Vorstellung angezogen, dass an kleinen Orten etwas ganz Großes und Tiefgründiges zu finden ist“, so Bairéad, und die Geschichte habe ihn in ihrer Zurückhaltung mit ihrem kathartischen Ende fasziniert.[4]


Besetzung und Dreharbeiten


Wie für Bairéad ist An Cailín Ciúin auch das Filmdebüt für die irische Kinderdarstellerin Catherine Clinch in der Titelrolle der Cáit.[1] Carrie Crowley spielt Eibhlín Cinnsealach, Andrew Bennett ihren Ehemann Seán, Michael Patric Cáits Vater und Kate Nic Chonaonaigh ihre Mutter Mária.

Die Dreharbeiten fanden im Jahr 2020 in Meath und Dublin statt. Als Kamerafrau fungierte Kate McCullough, die zuvor überwiegend bei Dokumentarfilmen tätig war.[1] Der letzte Spielfilm, für den McCullough arbeitete, war Arracht von Tom Sullivan, der irische Beitrag für die Oscarverleihung 2021 in der Kategorie Bester Internationaler Film.[7][8][9]


Filmmusik und Veröffentlichung


Die Premiere des Films erfolgte im Februar 2022 bei der Berlinale, wo er in der Sektion Generation Kplus gezeigt wurde
Die Premiere des Films erfolgte im Februar 2022 bei der Berlinale, wo er in der Sektion Generation Kplus gezeigt wurde

Die Filmmusik komponierte Stephen Rennicks, der in der Vergangenheit für Filme wie Room von Lenny Abrahamson und Fernsehserien wie Normal People tätig war.[10]

Eine erste Vorstellung erfolgte am 11. Februar 2022 im Rahmen der Filmfestspiele in Berlin, wo An Cailín Ciúin in der Sektion Generation gezeigt wurde. Hiernach wurde er beim Dublin International Film Festival gezeigt.[11] Im März 2022 wurde An Cailín Ciúin beim Glasgow Film Festival gezeigt.[12] Der Kinostart im Vereinigten Königreich erfolgte am 13. Mai 2022. Am gleichen Tag wurde er im Vereinigten Königreich und in Irland das Programm von Curzon Home Cinema aufgenommen.[13] Im August 2022 wurde er beim Melbourne International Film Festival und beim Hong Kong International Film Festival gezeigt.[14][15] Im Oktober 2022 wird er beim Busan International Film Festival vorgestellt.[16]


Rezeption



Kritiken


Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind alle positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 8,9 von 10 möglichen Punkten.[17]

Alicia Haddick von der Filmzeitschrift Little White Lies schreibt in ihrer Kritik, die Geschichte des Films habe eine von Herzen kommende Einfachheit, und die nostalgische Wärme der Kameraarbeit kontrastiere die harte Realität von Cáit Zuhause mit der traumhaften Umgebung, in der sie sich wiederfindet. Die Langsamkeit des Films sei vielleicht sein größter Vorteil, da er es dem Zuschauer ermöglicht, neben dieser Besetzung zu atmen und zu leben, während die alltäglichen Aufgaben des Kartoffelschälens und des Laufens durch das Wäldchen zu liebevollen Erinnerungen an bedingungslose Liebe werden. Während Cáits neue Ersatzfamilie das Herz des Films bilde, sei es die irische Landschaft, die dem Film Seele verleihe, so Haddick. Ähnlich wie Céline Sciamma in Petite Maman die Perspektive eines Kindes wähle, um dem Zuschauer ein Verständnis für die Verarbeitung von Trauer vermitteln, seien es in An Cailín Ciúin die unschuldigen Augen von Cáit denen man sich bedient, diesen Trauerprozess nachvollziehbar zu machen.[18]


Auszeichnungen


An Cailín Ciúin wurde von Irland als Beitrag für die Oscarverleihung 2023 in der Kategorie Bester Internationaler Film eingereicht. Zudem befindet sich der Film in einer Vorauswahl für den Europäischen Filmpreis 2022. Im Folgenden eine Auswahl weiterer Nominierungen und Auszeichnungen.[19]

Antalya Golden Orange Film Festival 2022

Dublin International Film Festival 2022

Internationale Filmfestspiele Berlin 2022

Irish Film and Television Awards 2022

Sydney Film Festival 2022

Taipei Film Festival 2022


Literatur





Einzelnachweise


  1. Nathan Griffin: An Cailín Ciúin makes history as first Irish language feature film to be selected for Berlinale. In: iftn.ie, 15. Dezember 2021.
  2. Claire Keegan: Foster. In: The New Yorker, 7. Februar 2010.
  3. Foster. In: goodreads.com. Abgerufen am 17. Dezember 2021.
  4. The Quiet Girl / An Cailín Ciúin. In: europeanfilmawards.eu. Abgerufen am 19. August 2022.
  5. Foster. In: faber.co.uk. Abgerufen am 17. Dezember 2021.
  6. The Rooney Prize for Literature 2022. In: tcd.ie. Abgerufen am 17. Dezember 2021.
  7. Irish language film Arracht selected by IFTA for next year's Oscar nominees. In: rte.ie, 24. November 2020.
  8. Interview: Dónall Ó Héalaí on his breakout role in ‘Arracht’. In: hotpress.com, 3. Dezember 2020.
  9. ‘Foscadh’ a CINE4 film is selected as Ireland’s entry for the Oscars’ Best International Feature Film category. In: tg4.ie, 22. September 2021.
  10. Leo Barraclough: Berlinale-Bound 'The Quiet Girl' Debuts Clip, Rosa Bosch Launches Sales at EFM. In: Variety, 3. Februar 2022.
  11. Davide Abbatescianni: 'The Quiet Girl' and 'Vortex' triumph at this year’s Virgin Media Dublin International Film Festival. In: cineuropa.org, 7. März 2022.
  12. An Cailín Ciúin / The Quiet Girl. In: glasgowfilm.org. Abgerufen am 15. März 2022.
  13. Esther McCarthy: Curzon and Break Out Pictures acquire 'The Quiet Girl' for the UK and Ireland. In: screendaily.com, 16. März 2022.
  14. The Quiet Girl'. In: miff.com. Abgerufen am 19. Juli 2022.
  15. 46th Hong Kong International Film Festival – Programme 2022. In: asianfilmfestivals.com, 1. August 2022.
  16. The Quiet Girl. In: biff.kr. Abgerufen am 13. September 2022.
  17. A Quiet Girl. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 25. September 2022.
  18. Alicia Haddick: The Quiet Girl – first-look review. In: lwlies.com, 18. Februar 2022.
  19. Jochen Müller: Rennen um den Auslandsoscar hat begonnen. In: Blickpunkt:Film, 3. August 2022.
  20. Vassilis Economou: The 59th Antalya Golden Orange Film Festival is ready to unspool. In: cineuropa.org, 27. September 2022.
  21. Programmpräsentation 19.01.2022. In: berlinale.de. Abgerufen am 19. Januar 2022. (PDF)
  22. Jury GWFF Preis Bester Erstlingsfilm 2022. Abgerufen am 26. Januar 2022.
  23. Die Gläsernen Bären und die Preise der Jurys von Generation Kplus und 14plus stehen fest. In: berlinale.de, 16. Februar 2022.
  24. Tom Grater: 'Belfast' & 'An Cailín Ciúin' Lead Irish Film & TV Awards Nominations. In: deadline.com, 22. Februar 2022.
  25. David Kent: An Cailín Ciúin, Belfast, and Kin win big at IFTAs. In: irishmirror.ie, 12. März 2022.
  26. The Quiet Girl. In: sff.org. Abgerufen am 10. Mai 2022.
  27. 24th Taipei Film Festival – International New Directors Competition 2022. In: asianfilmfestivals.com, 16. Mai 2022.

На других языках


- [de] An Cailín Ciúin

[en] The Quiet Girl

The Quiet Girl (Irish: An Cailín Ciúin; [ənˠ ˈkalʲiːnʲ cuːnʲ]) is a 2022 Irish coming-of-age film in the Irish language, directed and written by Colm Bairéad.[1][2]



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