Boy from Heaven (Originaltitel: Walad Min Al Janna) ist ein Spielfilm von Tarik Saleh aus dem Jahr 2022.
Der Thriller, eine europäische Koproduktion zwischen Schweden, Frankreich, Finnland und Dänemark, wurde im Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes am 20. Mai 2022 uraufgeführt.[1]
Adam, Sohn eines Fischers, erhält ein Stipendium, um an der renommierten al-Azhar-Universität in Kairo studieren zu können. Als Scheich al-Azhar, Oberhaupt des sunnitischen Islams plötzlich verstirbt, bricht ein Machtkampf um seine Nachfolge aus. Der bei der Staatssicherheit tätige Ermittler Ibrahim wird damit beauftragt, den Kandidaten zu unterstützen, der vom Präsidenten favorisiert wird. Als Ibrahims Informant innerhalb der Al-Azhar-Universität brutal ermordet wird, versucht er den unschuldigen Adam als neuen Ersatz zu gewinnen. Ohne Verbindungen und Kontakte passt Adam perfekt ins Profil.[2] In der Folge wird der junge Mann zum Spielball der religiösen und politischen Elite Ägyptens.[3] Dennoch bewährt sich Adam. Er bespitzelt sowohl erfolgreich seine Freunde, als auch die Muslimbrüder, auf die er angesetzt wurde. Zuletzt kann Adam einen fundamentalistischen Scheich als Heuchler entlarven. Dies macht den Weg frei für den Favoriten des Militärs. Am Ende muss Adam einsehen, dass er auch sich selbst verraten und seine Seele verloren hat.[4]
In einem rein französischen Kritikenspiegel der Website Le film français sah keiner der 15 Kritiker Boy from Heaven als Palmen-Favoriten an. Acht Kritiker (La Croix, Le Figaro, L’Humanité, Le Monde, Ouest-France, Le Parisien, RTL, Télérama) vergaben aber mit drei Sternen jeweils die zweitbeste Wertung an den Film.[5] Im internationalen Kritikenspiegel der britischen Fachzeitschrift Screen International erhielt der Film 2,3 von 4 möglichen Sternen und belegte unter allen 21 Wettbewerbsbeiträgen einen 16. Platz.[6] Mitglied des Kritikenspiegels war auch der Brite Peter Bradshaw (The Guardian), der an Boy from Heaven die zweithöchste Bewertung vergab.[7] Der Film erinnere ihn an die Werke John le Carrés und er pries Boy from Heaven als „hervorragend umgesetzten paranoiden Alptraum“. Es handle sich um ein „mutiges Stück Arbeit“ und Saleh erschaffe „sehr angespannte Szenen“ bei Adams Infiltrationsversuchen. Auch wenn Bradshaw das Gefühl hatte, dass im letzten Akt der Regisseur „nicht ganz den Mut zu seinen satirischen Überzeugungen“ in seinem „kühn antiklerikalen Film“ hatte, „der dem Spektakel des Glaubens eine verborgene Realität von Korruption und Heuchelei“ gegenüberstelle.[7]
Andreas Kilb (Frankfurter Allgemeine Zeitung) lobte Boy from Heaven als „etwas fundamental Neues, weil er Dinge zeigt, die so im Kino noch nie zu sehen waren: eine islamische Universität als Schauplatz tödlicher Intrigen, ein Minarett als Ort der Bedrohung, einen Gebetsraum als Zentrum eines Komplotts“. Er prognostizierte, dass der Film in der arabischen Welt viele „Proteste und Verbote“ auslösen werde. Boy from Heaven verfügte nicht nur über eine antiislamistische Haltung, sondern der Film sei sogleich ein wortloses Manifest des Arabischen Frühlings. „Der Staat, den er zeigt, ist keinen Deut besser als die Herrschaft der Muslimbrüder, sein Apparat knechtet die Menschen nicht weniger als der politische Islam“, so Kilb.[4] Später rechnete Kilb dem Film Chancen auf einer der Festivalpreise ein, da das Werk „zwei große Themen der Gegenwart, Unrechtsstaat und Islamismus, dramaturgisch“ zusammenbringe.[8]
Für Boy from Heaven erhielt Saleh seine erste Einladung in den Wettbewerb um die Goldene Palme, den Hauptpreis des Filmfestivals von Cannes.[9] Dort gewann der Film den Drehbuchpreis.[10]
Darüber hinaus gelangte das Werk in die Vorauswahl zum Europäischen Filmpreis 2022.