In Liebe lassen (Originaltitel: De son vivant) ist ein französisches Filmdrama von Emmanuelle Bercot aus dem Jahr 2021. Seine Premiere feierte der Film am 10. Juli 2021 im Rahmen der 74. Internationalen Filmfestspiele von Cannes, wo er außerhalb des Wettbewerbs lief.
Der 40-jährige Schauspiellehrer Benjamin will nicht wahrhaben, dass er schwer an Krebs erkrankt ist. Seine Mutter Crystal leidet darunter, den baldigen Tod ihres Sohnes vor Augen zu haben. Dr. Eddé und die Krankenschwester Eugénie begleiten Mutter und Sohn voller Hingabe auf ihrem Weg, den Ernst der Lage zu erkennen und zu akzeptieren. Ihnen bleibt ein Jahr, zueinander zu finden und zu verstehen, was es heißt, mit dem Wissen um den unausweichlichen Tod zu leben.[3][4]
Catherine Deneuve hatte zuvor bereits für die Filmdramen Madame empfiehlt sich (2013) und La tête haute (2015) unter der Regie von Emmanuelle Bercot vor der Kamera gestanden. In der Tragikomödie Die Familienfeier (2019) hatten sie zudem Mutter und Tochter gespielt. Auch für Benoît Magimel war es nach La tête haute und Die Frau aus Brest (2016) der dritte Film unter der Leitung von Bercot. In Liebe lassen wurde von Bercot speziell als Filmprojekt für Deneuve und Magimel konzipiert.[4]
Für die Rolle des Dr. Eddé entschied sich Bercot, die häufig mit Laiendarstellern arbeitet, letztlich gegen einen erfahrenen französischen Schauspieler und besetzte die Rolle stattdessen mit dem New Yorker Onkologen Gabriel A. Sara, dem medizinischen Leiter der Abteilung für Chemotherapie am Mount Sinai West Hospital, den Bercot 2016 in New York bei einer Aufführung ihres Films La tête haute kennengelernt hatte und von dessen Arbeit sich Bercot auch für Teile der Handlung und die Rolle des Dr. Eddé inspirieren ließ.[4][5]
Während des Drehs in einem Krankenhaus in der Nähe von Paris erlitt Catherine Deneuve einen leichten Schlaganfall, weshalb die Dreharbeiten unterbrochen werden mussten. Bedingt durch die COVID-19-Pandemie und einen in Frankreich verhängten Lockdown im März 2020 wurden die Dreharbeiten um insgesamt acht Monate verzögert.[5]
Bei seiner Premiere in Cannes am 10. Juli 2021 war In Liebe lassen einer der umjubelsten Filme des Festivals. Die Rückkehr von Deneuve nach Cannes infolge ihres Schlaganfalls, von dem sich die Schauspielerin vollständig erholt hat, wurde dabei mit stehenden Ovationen begrüßt.[5] In Frankreich kam der Film am 24. November 2021 in die Kinos.[3] Kinostart in Deutschland war der 20. Januar 2022.[6]
Guy Lodge von Variety attestierte Benoit Magimel und Catherine Deneuve starke Darstellungen, doch sei es der im Film als Laiendarsteller auftretende Arzt Gabriel Sara, der in seiner Rolle als er selbst herausrage und der Geschichte sowohl eine „wohlwollende Wärme“ verleihe als auch einen von Erfahrung geprägten „scharfsichtigen Blick“ auf die Rolle eines Mediziners werfe, der einen Patienten beim Sterben begleitet. Saras auch als Berater des Films an den Tag gelegter Pragmatismus stehe dabei einem Drehbuch gegenüber, das seine Hauptfigur mit Nebenhandlungen wie einer Vaterschaft und einer „albernen“ Romanze überfrachte, die sich zwischen Magimel und Cécile de France in einer undankbaren und unglaubwürdigen Rolle als Krankenschwester anbahne und mitunter an „puren Kitsch“ grenze. Dem Zuschauer werde generell viel Toleranz für Sentimentalitäten abverlangt. Auch sei der Film schonungslos in seiner Emotionalität, was zwangsläufig an den entsprechenden Stellen zu Tränen führe. Stille und einfache Momente des Films, etwa wenn Deneuve im Badezimmer ihr Haar und Make-up in Ordnung bringe, um sich mental für das Schlimmste zu wappnen, seien letztlich überzeugender und deutlich aussagekräftiger.[7]
Das Lexikon des internationalen Films sprach von „anrührenden schauspielerischen Leistungen“ und einer „konsequenten filmischen Beobachtung des Sterbens“. Zum Ende hin übertreibe es der Film jedoch mit der Musik und „der Überhöhung wohlmeinender Gefühle“.[6]
Im Jahr 2022 war der Film bei der Verleihung der französischen Prix Lumières in den beiden Kategorien Bester Film und Bester Darsteller (Benoît Magimel) nominiert. Magimel setzte sich schließlich durch und gewann den Preis. 2022 wurde er zudem mit dem César in der Kategorie Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.