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Menschen, die vorüberziehen ist der Titel eines Schweizer Tonfilmdramas, das Max Haufler 1941/42 für die Zürcher Gloria Film A.G. realisierte, deren erster Leiter Günther Stapenhorst war. Das Drehbuch hatte Haufler zusammen mit Albert Jakob Welti und Horst Budjuhn geschrieben. Die Hauptrollen waren mit namhaften Schweizer Schauspielern wie Adolf Manz, Rudolf Bernhard, Emil Hegetschweiler und Lukas Ammann besetzt.[1] Die Charakterrolle der Boschka spielte die aus Nazi-Deutschland emigrierte Schauspielerin und Kabarettistin Therese Giehse.[2]

Im Film treffen zwei unterschiedliche Lebensweisen, zwei unterschiedliche Welten kontrastreich aufeinander: das sesshafte Bauerntum und das fahrende Künstlervolk.


Inhalt



Hintergrund


Als literarische Vorlage für das Drehbuch diente Carl Zuckmayers Bühnenstück Katharina Knie von 1929. Die Autoren bearbeiteten sie jedoch so landestypisch, dass ein eigenständiges schweizerisches Werk entstand.[3] Harry Ringer und Otto Ritter[4] waren die Photographen. Die Szene entwarf Fritz Butz,[5] die Garderobe besorgte Ruth Zürcher. Die Musik zu dem Film komponierte Hans Haug, und im Studio Bellerive wurde gedreht.[6]

In der Deutschschweiz hatte «Menschen, die vorüberziehen» am 5. Februar 1942 in Zürich Premiere; in der frankophonen Schweiz hiess der Film Gens qui passent. In Österreich wurde der Film erst nach dem Zweiten Weltkrieg am 16. Januar 1948 uraufgeführt. Er wurde auch in Frankreich, Dänemark und Schweden gezeigt.[7]


Rezeption


Die Aufnahme beim Publikum war verhalten, obwohl die Pressestimmen mehrheitlich positiv ausfielen. Der Export des Films nach Reichsdeutschland wurde in Berlin verhindert. So konnte der Film trotz zustimmender Kritiken und solider Zuschauerzahlen seine Produktionskosten in Höhe von 200'000 Franken nicht einspielen. Durch die finanziellen Verluste geriet die Produktionsgesellschaft in arge Schieflage; 1943 musste sie die Spielfilmproduktion einstellen.

«Menschen, die vorüberziehen» war brisant in einem Klima geistiger Landesverteidigung. Die Begegnung des Zirkusmädchens Marina Horn mit dem Seeländer Bauern Hans Bucher erschöpft sich nicht in einer schwierigen Liebesgeschichte; vielmehr vermittelt die respektvolle Perspektive auf das Leben einer fahrenden Zirkustruppe auch ein Interesse an anderen als bürgerlichen Lebensentwürfen («Sortie du labo», 7. Februar 2013).[8]

«Der Schweizer Film hat sich seltsamerweise mit dieser einen Ausnahme nie mit der Welt des Zirkus beschäftigt. Mit dieser einen Ausnahme ist ein Werk entstanden, das [durch] seine poetische Substanz und durch die Kraft seiner Bilder zu den bedeutsamsten Schweizerproduktionen zu zählen ist.»

Menschen, die vorüberziehen. In: artfilm.ch[9]

«Besonders überzeugend sind die Schauspieler, die eine Vielzahl von Dialekten und Sprachen vermischen, um das kunterbunte Volk der Artisten darzustellen. Die meisten davon sind unbekannt oder wenig bekannt, grosse Namen tummeln sich eher in Nebenrollen. Aber das trägt durchaus zur Authentizität bei. Weiter untermauert wird diese durch die edlen, aber rustikalen Bilder und Hauflers unaufdringliche Inszenierung. ‹Menschen die vorüberziehen› ist nicht der anspruchsvollste, spannendste oder wichtigste Film, den die Schweiz in jener Zeit hervorgebracht hat, aber handwerklich starkes und inhaltlich treffendes Kino. Und das war in der Schweiz 1942 noch alles andere als die Norm.»

molodezhnaja[3]

Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), das «Menschen, die vorüberziehen» am 9. Juni 2010 ausstrahlte, brachte den Film auf einer DVD zusammen mit den Specials «Historische Hintergründe über die Entstehung des Films / Film: Erinnerung an Max Haufler (45 Min.) / Beitrag über die Rettung des Filmmaterials» in den Handel.[10]


Literatur




Abbildungen


Einzelnachweise


  1. Informationen zu Menschen die vorüberziehen. Gloria-Film A.G. Zürich, abgerufen am 19. Juni 2020.
  2. «Ihr Leinwanddebüt hatte Therese Giehse 1928 in dem stummen Streifen ‹Der Fremdenlegionär› gegeben. Nach kleineren Rollen in Produktionen wie ‹Peter Voss, der Millionendieb› (1932) oder ‹Die verkaufte Braut› (1932) fand sie im Schweizer Film größere Aufgaben. Man sah sie unter anderem mit der Charakterrolle der Boschka in Max Hauflers Verfilmung des Zuckmayer-Stücks ‹Katharina Knie› mit dem Titel ‹Menschen, die vorüberziehen› (1942) oder als Haushälterin Kathri in Franz Schnyders Gruselkomödie bzw. Literaturadaption ‹Das Gespensterhaus› (1942)», vgl. Porträt Therese Giehse bei steffi-line.de.
  3. Menschen, die vorüberziehen bei molodezhnaja, Marco Spiess (Hrsg.), abgerufen am 19. Juni 2021
    • 22. April 1917 in Läufelfingen; † 31. Oktober 1977 in Zürich, Beruf: Kameramann, Dokumentarfilmer, vgl. Manuela Nipp in Personenlexikon.ch
    • 1909 in Wasseralfingen, Deutschland; † 1989 in Schwerzenbach, Schweiz. Vor, während und nach dem Krieg stellte Fritz Butz Bauten und Kostümentwürfe her für etwa 20 Schweizer Filme, wie z. B. Landammann Stauffacher, Gilbert de Courgenay (1941), Menschen, die vorüberziehen (1942) oder Holiday in Switzerland (1969). Vgl. galleriailtesoro.ch (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive).
  4. Das neue Bellerive-Studio. In: Schweizer Film – Film Suisse. Fachorgan für die schweizerische Kinematographie. 7. Jg., Nr. 109, Mai 1942, S. 20, abgerufen am 20. Juni 2020 (archiviert in E-Periodica der ETH Zürich).
  5. vgl. Release Info in der Internet Movie Database (englisch).
  6. Schweizer Filmarchiv und Memoriav, Verein zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturgutes der Schweiz, vgl. PDF (965 kB) bei lichtspiel.ch.
  7. vgl. Menschen, die vorüberziehen. In: artfilm.ch.
  8. siehe SRF Shop (Memento vom 24. Januar 2021 im Internet Archive).



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