Tides ist ein Science-Fiction-Thriller von Tim Fehlbaum, der am 26. August 2021 in die deutschen Kinos kam. Der Film spielt in der Zukunft, in der eine Katastrophe globalen Ausmaßes fast die gesamte Menschheit ausgelöscht hat. Die Astronautin Blake, gespielt von der französischen Schauspielerin Nora Arnezeder, wird von der Weltraumkolonie Kepler auf die Erde zurückgeschickt, um dort die aktuellen Lebensbedingungen zu erkunden.
Mitte des 21. Jahrhunderts hat eine globale Katastrophe die Menschheit fast vollständig vernichtet. Eine kleine Gruppe von Astronauten wurde von der Weltraumkolonie Kepler auf die Erde entsandt. Ihre Landekapsel stürzt jedoch ab, und alle Crewmitglieder außer Astronautin Blake und ihr Kollege Tucker kommen ums Leben. Die Aufgabe der Mission ist es, herauszufinden, ob Menschen sich auf der Erde wieder reproduzieren können, eine Fähigkeit, die ihrer Spezies abhanden kam. Während sie am Strand tote Tiere untersucht, wird Tucker von einer Gruppe der in diesem Ödland überlebenden Bevölkerung verschleppt, und bei ihrer Rückkehr sieht Blake, wie man auch die Landekapsel wegschafft. Kurz darauf wird auch sie niedergeschlagen und erwacht in einem wassergefüllten Brunnenschacht, in dem sie zusammen mit Tucker von den Einheimischen gefangen gehalten wird.
Seit Blake denken kann, wurde sie nach der Leitlinie „For the many“ ausgebildet, dem Überleben der Menschheit zu dienen. Ihr Vater hatte ihr von der Erde erzählt, und dass man dort in der Henderson-Area am Atlantik an der Küste zwischen Mittel- und Nordamerika ein Gebiet entdeckt hat, wo die Natur nicht völlig von den Menschen zerstört wurde und sich zu erholen beginnt. Ihr Vater war Teil der ersten Ulysses-Delegation, und Blake hat die Hoffnung nie aufgegeben, ihn nach seiner Reise zur Erde irgendwann wiederzusehen, auch wenn man irgendwann den Kontakt zu dieser Mission verloren hat.
Nachdem die Siedlung überfallen und die Kinder verschleppt wurden, beginnen die Eltern nach ihnen zu suchen. Blake beschließt, der Mutter von Maila, die ihre Tochter vermisst, bei der Suche zu helfen, und schmuggelt sich an Bord eines Gefangenenschiffes, das sie zu einem Schiffswrack führt, welches den Entführern als Fort dient. Nach einer Selektion der Gefangenen durch diese weiterentwickelt scheinenden Menschen wird Blake von Paling zu Gibson gebracht, dem Leiter der Anlage.
Gibson begrüßt sie freundlich und erklärt ihr, man habe schon lange auf ihre Ankunft gewartet. Er diente im Rahmen der ersten Ulysses-Mission unter Blakes Vater und kennt sie als dessen Tochter Louise seit sie ein Kind war. Die „Muds“, wie sie die Überlebenden auf der Erde nannten, hätten kurz nachdem sie noch einen Bericht an Kepler senden konnten alles zerstört und ihnen damit jede Möglichkeit genommen, wieder mit der Weltraumkolonie in Kontakt zu treten. Ihr Vater sei bei dem Angriff ums Leben gekommen und er führe seitdem dessen Projekt fort, einen Staudamm zur Energieerzeugung mittels der Gezeiten zu bauen. Blake bekommt eine Kabine zugeteilt und bemerkt schnell, dass auf der Erde Außergewöhnliches mit ihrem Körper geschieht. Ihre Blutung setzt ein.
Gibson stellt sie einer Klasse mit kleinen Mädchen vor, die sie als Besucherin von Kepler mit einem einstudierten Lied begrüßen. Blake erzählt ihnen von der Weltraumkolonie und entdeckt auch Maila unter den Schülerinnen. Seinen Adoptivsohn Neil unterrichtet Gibson hingegen nur privat. Der Junge berichtet Blake von einem Mann namens Christopher Columbus, der ihm von Bäumen erzählte und mit dem er über die Installationsrohre des Schiffes, auf dem sie sich befinden kommuniziert. Da sie in der Beschreibung die Wortwahl ihres Vaters wiedererkennt, wird ihr klar, dass sich dieser irgendwo in der Anlage befinden muss. Damit konfrontiert gesteht Gibson, er habe ihren Vater weggesperrt, weil er sich in eine Frau der Muds verliebte und so die Mission gefährdete. Blake wird zu ihrem Vater gelassen, und sie schließen sich in die Arme. Er erklärt ihr, warum er die Mission bewusst aufhalten wollte und Blake sieht sich und alles, woran sie immer glaubte, verraten.
Auch Gibson hat sie angelogen. Er will den Planeten repopulieren, jedoch nicht mit den Überlebenden von der Erde, die er als nicht so hoch entwickelt / zivilisiert wie die Menschen von Kepler erachtet. Auch über die Identität seines Adoptivsohnes hat er nicht die ganze Wahrheit erzählt. Er ist in Wirklichkeit ihr Halbbruder und damit auch ein Abkömmling von Kepler. Erst tötet Blake den zudringlichen Paling, der sie zu vergewaltigen versucht, dann setzt sie einen Sicherheitsmann außer Gefecht und lässt die gefangenen Muds frei. Als Gibson mithilfe eines Analysators, den Blake mit zur Erde brachte, ein Signal an Kepler sendet, tötet sie auch ihn.
Blake, ihr Vater und ihr Bruder fahren auf einem Boot zusammen mit den anderen Entkommenen zurück zur Siedlung.[3][4]
Regie führte der Schweizer Tim Fehlbaum, der gemeinsam mit Mariko Minoguchi auch das Drehbuch schrieb.[5] Es handelt sich um den zweiten Film, in dem sich Fehlbaum mit der Endzeitthematik beschäftigt. Sein Langfilmdebüt, das Endzeitdrama Hell, kam im September 2011 in den deutschen Kinos. Die Musik steuerte wie bei Hell Lorenz Dangel bei.
Die Produktion wurde vom FilmFernsehFonds Bayern mit 900.000 Euro gefördert, weitere 70.000 Euro wurden für die Projektentwicklung gewährt. Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein förderte die Produktion mit 300.000 Euro, die Filmförderungsanstalt mit 500.000 und das Medienboard Berlin-Brandenburg mit 450.000 Euro. Von Schweizer Seite erhielt die Produktion eine Förderung von Film und Medienkunst Region Basel für die Drehbuch- und Stoffentwicklung in Höhe von 30.000 Schweizer Franken, von der Zürcher Filmstiftung eine Produktionsförderung Kino in Höhe von 400.000 Schweizer Franken und vom Bundesamt für Kultur in ähnlicher Höhe.
Darsteller | Synchronsprecher | Rolle |
---|---|---|
Nora Arnezeder | Sofie Gross | Blake |
Cloé Albertine Heinrich | Cloé Albertine Heinrich | Blake (jung) |
Sebastian Roché | Matthias Klie | Blakes Vater |
Iain Glen | Martin Umbach | Gibson |
Kotti Yun | Kotti Yun | Munay |
Sarah-Sofie Boussnina | Katharina Schwarzmaier | Narvik |
Eden Goug | Franz Hagn | Neil |
Joel Basman | Joel Basman | Paling |
Sope Dirisu | Sebastian Griegel | Tucker |
Die französische Schauspielerin Nora Arnezeder ist in der Hauptrolle der Astronautin Blake zu sehen. Bella Bading spielt die kleine Maila, Sarah-Sofie Boussnina ihre Mutter Narvik. Sebastian Roché spielt Blakes Vater, Iain Glen spielt Gibson, der von ihm das Kommando übernommen hat, und Joel Basman dessen rechte Hand Paling. Sope Dirisu ist in der Rolle von Blakes Kollege Tucker zu sehen.
Die deutsche Synchronisation entstand nach der Dialogregie von Felix Auer im Auftrag der Wavefront Studios GmbH, München.[6]
Die Dreharbeiten fanden im Herbst 2018 in den Messehallen in Basel in der Schweiz[7], im Tagebau Welzow in der Lausitz und der Oberpfalz, in München und im Studio Babelsberg und an der Nordsee statt[8], so im Hamburger Watt, vor der Insel Neuwerk. Dort entstanden die Aufnahmen der Landschaftstotalen, während etwas komplexere Sachen, zum Beispiel Actionszenen, in einem Studio gedreht wurden, das das Wattenmeer simulierte.[9] Der Arbeitstitel lautete Haven – Above Sky.[5] Als Kameramann fungierte Markus Förderer. Das Szenenbild stammt von Julian R. Wagner.
Im Februar 2021 stellte Constantin den ersten Trailer vor.[10] Erste Vorstellungen des Films erfolgten Anfang März 2021 beim European Film Market im Vorfeld der Internationalen Filmfestspiele Berlin.[11] Die Premiere mit Publikumsbeteiligung erfolgte am 7. Juli 2021 beim Filmfest München.[12] Ab Anfang Juli 2021 wurde der Film auch beim Neuchâtel International Fantastic Film Festival gezeigt.[13][14] Ein Kinostart in Deutschland erfolgte am 26. August 2021.[15] Am darauffolgenden Tag kam er unter dem Titel The Colony in die US-Kinos.[16] Am 28. August 2021 kam er in die Schweizer Kinos.[17]
Michael Meyns schreibt in seiner Funktion als Filmkorrespondent der Gilde deutscher Filmkunsttheater, zwar könne sich Tides in stilistischer und atmosphärischer Hinsicht mit internationaler Konkurrenz messen, es sei jedoch bedauerlich, wie wenig durchdacht die Welt wirke, von der in Tim Fehlbaums Film erzählt wird. So frage man sich, was für eine Katastrophe das gewesen sein soll, die offenbar kaum einen Stein auf dem anderen gelassen hat. Auch hätte man gerne eine Erklärung für das seltsame Sprachgemisch, das offenbar in kaum 60 Jahren Englisch als Lingua Franca verdrängt hat. Vieles bleibe im Ansatz stecken, und ökologische Themen spielten zwar eine Rolle, aber nicht wirklich. Dennoch rage der Film visuell deutlich über den Standard des deutschen Kinos hinaus, mit den Sets, die von Kameramann Markus Förderer in stimmungsvolle Bilder eingefangen wurden.[18]
Marcus Stiglegger von epd Film schreibt, in einer sorgsamen Mischung aus Originalschauplätzen, Bauten und Computergrafiken gelinge Förderer in diesem eindrucksvollen Projekt eine ebenso gigantische wie triste Bildwelt, die den Vergleich mit Hollywoodproduktionen nicht scheuen müsse, und erkennt Verweise auf große Vorbilder wie Waterworld und Mad Max 2. Die monumentalen Bilder von einer überfluteten Welt wirkten wie eine unangenehm zeitgemäße Metapher für unsere Gegenwart, so Stiglegger. Allerdings baue die Inszenierung nur im ersten Drittel auf jenen rätselhaften, sehr physischen Inszenierungsstil, der dem Film eine eigenständige Qualität verleiht.[19]
Alexandra Seitz bemerkt hierzu in ihrer Kritik in der Berliner Zeitung, ein Film, in dem ein globales Desaster eine Rolle spielt, sei immer auch ein Film, der die Menschheit auf den Prüfstand stellt und somit ein Katastrophenfilm mit zivilisationskritischer Agenda. Die Fragen, die in einem solchen Kontext zwangsläufig aufgeworfen würden, lauten: „Wie gehen die Einzelnen respektive wie geht das Kollektiv mit der Misere um? Wie wirkt sich die desolate Situation auf die conditio humana, auf das Zusammenleben der Menschen aus? Wie steht es um die Überlebenschancen?“ Wie der Vorgänger Hell sei auch Tides dem Genre der dystopischen Science-Fiction zuzuschlagen. In ersterem Film war es eine zusammengewürfelte Gruppe Überlebender auf der Suche nach Wasser auf einer überhitzenden Erde, deren Rest Menschlichkeit beinharten Bewährungsproben unterworfen wurde, in Tides seien es Rückkehrer aus dem Weltraum-Exil, die die Wieder-Bewohnbarkeit der vormaligen Heimat prüfen sollen, womit sich der Blick des vom Aussterben bedrohten Homo sapiens wieder zurück in Richtung Herkunftsort richte. Es gebe eben keinen Planeten B.[20]
Im Mai 2021 wurde Tides in die Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis aufgenommen.[21] Im Folgenden eine Auswahl von Nominierungen und Auszeichnungen.
Bayerischer Filmpreis 2021
Deutscher Filmpreis 2021
Neuchâtel International Fantastic Film Festival 2021
Sitges Film Festival 2021