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Willkommen, Mr. Marshall ist eine spanische Filmkomödie aus dem Jahre 1952 von Luis García Berlanga.


Handlung


Ganz Villar del Río ist in heller Aufregung: eine Kommission, die für die Verteilung von Hilfsgeldern im Rahmen des Marshall-Plans ganz Westeuropa bereist, soll auch diesen Marktflecken besuchen. Das zumindest besagt ein Gerücht. Daraufhin beruft der Bürgermeister Don Pablo eilig den Dorfrat zusammen, um alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen, damit die Chancen erhöht werden, ebenfalls etwas von dem großen amerikanischen Geldkuchen abzubekommen. Doch keiner der gemachten Vorschläge kann Don Pablo so richtig überzeugen. Da hat Manolo, der ein wenig windige Impresario der Sängerin Carmen Vargas, die derzeit im einzigen Hotel des Ortes logiert, die zündende Idee: Warum gestaltet man Villar del Río nicht, gleich einer Filmkulisse, in das Paradebeispiel eines typisch andalusischen Örtchens um? Da die Amerikaner ihre Vorstellung von Good old Europe so sehr lieben, wird man mit diesem potemkinschen Dorf möglicherweise die Geldgeber zu finanzieller Großzügigkeit ermuntern.

Gesagt – getan. Träume, Wünsche und Hoffnungen erwachsen aus der Imagination vom erhofften Geldregen. Der Ort wird herausgeputzt, und bald erkennen die Villarer ihr eigenes Dorf kaum mehr wieder. Jeder einzelne Bürger hat seine ganz bestimmten Wünsche an jenen ominösen Mr. Marshall, die auf Zettel notiert und beim Bürgermeister deponiert werden. In der Nacht zum großen Tag X plagt jedoch so manch einen der Dörfler ein böser Alptraum: der Pfarrer erkennt in den Kapuzenträgern einer Semana-Santa-Prozession plötzlich Angehörige des Ku-Klux-Klan, der verarmte Edelmann Don Luis sieht sich von Indianern umzingelt, die von seinen Vorfahren einst bis aufs Messer bekämpft wurden. Don Pablo läuft in seinem Traum als machtbewusster Sheriff herum und sorgt so für Ordnung, während Juan, der Bauer, in der Hoffnung auf den großen Geldsegen gleich ganze Traktoren vom Himmel herabregnen sieht.

Das große Erwachen am nächsten Tag ernüchtert jedoch das ganze Dorf in nur einer Sekunde. Alle Bürger haben sich aufgereiht, um die hohen Gäste aus dem fernen (und vor allem reichen) Amerika formvollendet willkommen zu heißen. Die Wagenkolonne nähert sich, erreicht das Dorf … und braust hindurch. Dann bricht auch noch ein heftiger Regenschauer los, und die gesamten Kulissen lösen sich mehr oder weniger in Wohlgefallen auf. Niemand hatte bedacht, dass Spanien gar nicht in den Genuss des Marshall-Planes kommen soll. Immerhin ist wenigstens der Regen ein Segen für das von der Sonne ausgedörrte Land: denn der bedeutet für das nächste Jahr eine gute Ernte, und so wird man, „mit Gottes Hilfe“, wenigstens die Schulden, die ein jeder für den Hochglanz-Aufputz des Ortes gemacht hat, wieder begleichen können.


Produktion


Die Dreharbeiten zu Willkommen, Mr. Marshall fanden 1952 im zentralspanischen Dorf Guadalix de la Sierra, dem Villar del Río in der Geschichte, statt. Die Produktionskosten beliefen sich auf etwa zweieinhalb Millionen Peseten. Dem standen Einnahmen von 6.546.720 Peseten gegenüber. Damit war der Film ein gewaltiger Kassenerfolg.

Willkommen, Mr. Marshall wurde am 4. April 1953 in Madrid uraufgeführt. Die deutsche Erstaufführung fand am 12. Juli 1957 statt. Anfänglich wurde der Film unter dem Titel „Uns kommt das alles spanisch vor“ vertrieben.

Im spanischen Original tritt Fernando Rey als Erzähler auf.

Willkommen, Mr. Marshall gilt als der erste künstlerisch ambitionierte Film im Spanien der Franco-Ära. Berlanga und sein Co-Autor Bardem galten seit dieser Zusammenarbeit als (vorsichtige) Erneuerer des spanischen Kinos in der faschistischen Diktatur.[1]


Auszeichnungen



Kritiken


In Der Spiegel hieß es in der Ausgabe vom 21. August 1957: „Der Original-Titel ("Willkommen, Mister Marshall!") ist dieser Epistel angemessener, denn sie parodiert die Bemühungen des unterentwickelten Franco-Reiches, sich der unverhofften Marshallplan-Hilfe würdig zu erweisen, indem es den angekündigten amerikanischen Delegierten die Kulisse eines Reiseprospekt-Spaniens darbietet. Der Film entwirft in gemütlichem, aber eigenwillig präzisem Plauderstil das ironisch liebevolle Porträt eines poweren Dorfes und schildert gewissermaßen unter der Hand, wie die in den Einwohnern schlummernden Charakterzüge durch den verheißenen Dollarregen aufs ulkigste lebendig werden. Die Parodie wurde in Cannes preisgekrönt – ihr Autor Juan Antonio Bardem hingegen von der spanischen Polizei wegen allzu freimütig geäußerter liberaler Ansichten eingelocht.“[2]

In Reclams Filmführer ist zu lesen: „Berlanga karikiert seine Landsleute, die sich Wunder von der Hilfe von außen erhoffen, anstatt selbst die Verhältnisse zu ändern. Aber er zeigt auch, wie beschränkt die Möglichkeiten der armen Bauern zur Selbsthilfe sind. Genau darauf zielen seine Gags – und auf die Klischeevorstellungen, die man überall vom Nachbarn jenseits der Grenzen hat.“[3]

Kay Wenigers Das große Personenlexikon des Films erinnerte daran, dass Berlanga Anfang der 50er Jahre „mit der Realsatire „Willkommen, Mr. Marshall“ als Neuentdeckung gefeiert“ wurde.[4]

Das Handbuch V der Katholischen Filmkritik befand: „Ironisches Lustspiel, sehr witzig inszeniert. Sehenswert für Anspruchsvolle.“[5]

Das Lexikon des internationalen Films urteilte: „Eine während der Franco-Diktatur inszenierte ironische Komödie, deren Witz damals bemerkenswerten Mut bezeugte.“[6]


Einzelnachweise


  1. vgl. Reclams Filmführer, von Dieter Krusche, Mitarbeit: Jürgen Labenski, S. 172. Stuttgart 1973.
  2. Neu in Deutschland: Uns kommt das alles spanisch vor (Spanien). In: Der Spiegel, 21. August 1957. Auf Spiegel.de (PDF; 242 kB), abgerufen am 5. September 2020.
  3. Reclams Filmführer, S. 232.
  4. Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 181.
  5. 6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945/58, 4. Auflage. Düsseldorf 1980, S. 486.
  6. Willkommen, Mr. Marshall. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 4. November 2013.



На других языках


- [de] Willkommen, Mr. Marshall

[en] Welcome Mr. Marshall!

Welcome Mr. Marshall! (Spanish: ¡Bienvenido, Mister Marshall!) is a 1953 Spanish comedy film directed by Luis García Berlanga, and considered one of the masterpieces of Spanish cinema. The film highlights the stereotypes held by both the Spanish and the Americans regarding the culture of the other, as well as displays social criticism of 1950s Francoist Spain (showing a typical Spanish village, with typical inhabitants: a priest, the majority of the population that are peasants, the mayor, and a hidalgo). The film was entered into the 1953 Cannes Film Festival.[1]

[ru] Добро пожаловать, мистер Маршалл

Добро пожаловать, мистер Маршалл (исп. ¡Bienvenido, Mister Marshall) — испанская кинокомедия 1953 года, поставленная режиссёром Луисом Гарсия Берланга. Этот фильм считается одним из шедевров испанского кинематографа.



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