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Zwei schräge Vögel ist eine Filmsatire der DEFA von Erwin Stranka aus dem Jahr 1989. Es war einer der letzten DEFA-Filme, die vor der Maueröffnung am 9. November 1989 in die Kinos der DDR kamen.


Handlung


Die Leipziger Informatikstudenten Peter Galetzki, genannt Kamminke, und Frank Lettau haben ein selbstkorrigierendes Computerprogramm ("einheitliche System der Fehlersuche und Fehlerkorrektur für Software") für ihre Diplomarbeit entwickelt. Die beiden sind nicht nur in dieselbe Frau verliebt, sondern sind auch engste Freunde, sodass die Aussicht, nach dem Studium durch die Arbeitsvermittlung getrennt zu werden, sie zu einer unüberlegten Konfrontation mit der Universitätsleitung provoziert. Ihre Abschlussarbeit soll an der computerbasierten Raumverteilung der Universität Leipzig getestet werden. Wegen der überzogenen Ansprüche des verantwortlichen Sachbearbeiters, was die Raumauslastung angeht, und bewusster Inkaufnahme der gegensätzlichen Anforderungen (Anforderungsmanagement) endet der Test in einem heillosen (programmierten) Durcheinander im Universitätsablauf.

Derart provoziert, werden die beiden nun in die tiefste Provinz zum VEB Stirnräder in den kleinen entlegenen Ort Finsterberg-Dodeleben in Thüringen abgeschoben. Hier sollen sie sich in der Produktion bewähren.

In Finsterberg-Dodeleben lernen sie nicht nur die schöne Sachbearbeiterin Petra kennen, in die sich beide verlieben, sondern auch die Produktionsvorgänge in der Planwirtschaft. Die sind uneffektiv. Zwar hat der Betrieb eine fabrikneue High-Tech-CNC-Maschine, doch fehlt der Maschine die passende Software, sodass sie nicht in Betrieb genommen werden kann. Auch Kamminke und Frank dürfen die Anlage nicht betreten, da sie unter Bewährung stehen. In der Silvesternacht dringen sie mit Petras Hilfe heimlich in die Räume ein und schreiben für die Produktionsanlage, die sonst zu einer millionenschweren Investitionsruine für den Betrieb geworden wäre, ein neues Programm. Sie werden fast vom Betriebsschutz erwischt, welcher aber die einzige Sicherheitskopie auf einer "Schallplatte" (5,25″-Diskette) unwissend an sich nimmt und die Rechner ausschaltet. Während der Generaldirektor des Betriebes auf einer Versammlung der Belegschaft wegen der Nichterfüllung des Plans für die Softwareentwicklung zur Rede stellt, entdeckt der zuständige Abteilungsleiter die Funktionstüchtigkeit der Software. Da man die drei aber nicht unter den Augen der extra angereisten Vorgesetzten aus Berlin für ihr ‚erfolgreiches Versagen‘ bestrafen kann, macht man aus ihnen einfach ein Jungforscherkollektiv. Die Vorstellung der funktionierenden Anlage auf der Leipziger Messe macht dank des extra wegen des Computerprogrammes der beiden angereisten japanischen Computerexperten den absurden Reigen komplett.


Produktion


Zwei schräge Vögel wurde von 1988 bis 1989 unter anderem in Großbreitenbach gedreht. Der Film erlebte am 12. September 1989 im Cottbuser Kino Kammerlichtspiele seine Premiere und kam am 22. September 1989 in die Kinos der DDR. Im Oktober 2005 wurde er von Icestorm auf DVD veröffentlicht. Ursprünglich erst ab 12 Jahren freigegeben, gab die SPIO die 94 Minuten dauernde DVD-Version 2005 ohne Altersbegrenzung frei.[1]

Im Film sind, bis auf die erfundene CNC-Maschine, mehrere echte Computersysteme aus DDR-Produktion zu sehen: Im Institut der Universität Leipzig steht ein 16-Bit-Kleinrechner robotron K 1630. Als Terminal fungiert ein 16-Bit-Arbeitsplatzcomputer robotron A 7100. Die Programmiersprache, die gezeigt wird, ist BASIC. Im Hintergrund steht ein Paralleldrucker Videoton VT27090. In der Rechenstation des VEB Stirnräder Finsterberg-Dodeleben stehen ebenfalls ein robotron K 1630 und ein A 7100. Das CAD-System ist vermutlich das CAD-Programm GEDIT/M16, welches an der Technischen Hochschule Leipzig (THL) entwickelt wurde.[2]


Kritik


Die Kritik der DDR lobte den Film als gelungene Komödie. Rezensent Henryk Goldberg sah den Film im vollen Kino, „Lacher die Menge, Szenenapplaus, Beifall am Ende – produziert vom VEB DEFA-Studio für Spielfilme. Deswegen laß ich den ganzen ästhetischen Schnokus, der mir sonst so lieb und teuer ist, stecken und gratuliere dem Regisseur Erwin Stranka und dem Autor Diethardt Schneider“.[3]

Der film-dienst nannte Zwei schräge Vögel eine „unterhaltsame satirische Komödie mit realistischem Hintergrund, aber zu optimistischen Lösungen, die den Film letztlich als affirmative Zweckpropaganda entlarven.“[4]


Rezeption


Da der Film zahlreiche Insiderwitze über Missstände und Rituale aus Arbeitsleben und Politik enthält, wurde er sehr schnell zu einem Kultfilm in Ostdeutschland. Der Film zeigt kabarettistisch-satirisch überspitzt die Probleme des Alltags- und Berufslebens in der DDR, wie sie bis dahin zum Teil noch nie in einem DEFA-Film gezeigt wurden. Dinge wie Mietschulden oder die Existenz einer Parallelwährung (Forumscheck) waren in der DDR Tabuthemen. Auch wenn die Grundhaltung des Filmes letztlich versöhnlich ist, werden die Absurditäten des DDR-Alltags pointiert entlarvt, ohne aber echte Lösungen zu zeigen.

In dem als DVD-Bonusmaterial veröffentlichten Interview mit den Hauptdarstellern erwähnen diese die absurde Situation, dass während der gefeierten Uraufführung des im Grunde systemkritischen Films in Leipzig gleichzeitig vor der Tür des Filmtheaters die gewaltsam von der Staatsmacht beendeten Demonstrationen gegen die DDR stattfanden.


Literatur





Einzelnachweise


  1. Freigabebescheinigung für Zwei schräge Vögel. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, August 2005 (PDF; Prüf­nummer: 103 266 DVD).
  2. Friedhelm Greis: Mit Erotik und Kybernetik ins perfekte Chaos. DDR-Hackerfilm Zwei schräge Vögel. Golem, 12. September 2014, abgerufen am 26. November 2019.
  3. Henryk Goldberg: … aber erfolgreich. In: Filmspiegel, Nr. 21, 1989, S. 14.
  4. Zwei schräge Vögel. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.



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