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Georg Morris Cohen Brandes (* 4. Februar 1842 in Kopenhagen; † 19. Februar 1927 ebenda) war ein dänischer Literaturkritiker, Philosoph und Schriftsteller. Er gewann als Vermittler skandinavischer Literatur im Ausland und europäischer Tendenzen in Skandinavien große Bedeutung. Brandes trug maßgeblich dazu bei, die skandinavische Literatur zum „Aufbruch in die Moderne“ (dänisch Det moderne Gennembrud) zu bewegen, indem er Autoren des Realismus und Naturalismus förderte. Mit seinem Bruder, dem Politiker und Schriftsteller Edvard Brandes, der ihn sein ganzes Leben unterstützte, gründete er die Zeitung Politiken.

Georg Brandes (Fotografie 1886)
Georg Brandes (Fotografie 1886)
Georg Brandes (Fotografie 1886)
Georg Brandes an der Universität Kopenhagen (Gemälde aus dem Jahr 1889 von Harald Slott-Møller)
Georg Brandes an der Universität Kopenhagen (Gemälde aus dem Jahr 1889 von Harald Slott-Møller)
Georg Brandes (Gemälde aus dem Jahr 1900 von Peder Severin Krøyer)
Georg Brandes (Gemälde aus dem Jahr 1900 von Peder Severin Krøyer)

Leben


Georg Brandes wurde in Kopenhagen in einer bürgerlichen assimilierten jüdischen Familie, als älterer Bruder von Ernst Brandes (1844–1892), einem Schriftsteller und Journalisten, und Edvard Brandes geboren. Er studierte Rechtswissenschaften und Philosophie an der Universität Kopenhagen und schloss sein Studium mit einer Dissertation über französische Philosophen ab. Brandes bereiste halb Europa, lebte zwischen 1877 und 1882 in Berlin und wurde 1902 zum Professor für Philosophie an die Universität Kopenhagen berufen.

Seinen Reden und Publikationen im deutschsprachigen Raum war das erwachende Interesse für die nordische Literatur zu verdanken. In Dänemark machte er unter anderem die polnische und russische Literatur bekannt.

Er schrieb geistreiche Essays und Biografien z. B. über Johann Wolfgang von Goethe, Michelangelo, William Shakespeare oder Voltaire. Unter Berufung auf William Shakespeare forderte Brandes eine realistische Darstellung der Charaktere in der Literatur. Sein Werk zeigt aber auch Einflüsse von Hippolyte Taine, Charles-Augustin Sainte-Beuve, Auguste Comte und John Stuart Mill.

Früh hob er als engagierter Vorkämpfer für emanzipatorische Ideen Søren Kierkegaard hervor; seine Kierkegaard-Biografie von 1877 erschien 1879 auch auf Deutsch. Schon 1888 hielt Brandes Vorlesungen über Friedrich Nietzsche[1], mit dem er in Briefkontakt stand, und machte dessen Philosophie in Dänemark bekannt. Nietzsche, dessen Werke in der Folge einen unvergleichlichen Siegeszug antreten sollten, reagierte auf die lange ersehnte Resonanz – und auch auf Brandes’ Beschreibung seines Denkens als aristokratischen Radikalismus – enthusiastisch. Brandes entwickelte sich unter Nietzsches Einfluss vom Volksdemokraten zu einem elitären Denker. 1897 wurde Brandes in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

Noch heute gilt Brandes in Skandinavien als Urheber einer antiklerikalen Geisteshaltung.

Der junge Thomas Mann erwähnte Brandes in dem Aufsatz „Aus dem Geistes- und Kulturleben unserer Zeit“, der in der Zeitung seines Bruders Heinrich Mann, Das zwanzigste Jahrhundert, 1895/96 veröffentlicht wurde. Darin nannte er Brandes einen „privat ganz uninteressanten freisinnigen Juden“; diese Formulierung bediente die klischeehafte Vorstellung einer Allianz von Judentum und Freisinn. Gleichzeitig bescheinigte Thomas Mann ihm echte Künstlerschaft in seinem Wirken als Kritiker.[2]


Georg-Brandes-Preis


Seit 1969 verleiht die dänische Literaturkritikervereinigung Litteraturkritikernes Lav jährlich den Georg-Brandes-Preis für ein Werk auf dem Gebiet der Literaturkritik oder der Literaturforschung.


Werke


Einzelausgaben

Werkausgabe

Briefausgabe


Literatur




Commons: Georg Brandes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Georg Brandes – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise


  1. Peter Sprengel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1870–1900. Von der Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende. München 1998, ISBN 3-406-44104-1, S. 71, 8. Z.v.o.
  2. Vgl. Kurt Löwenstein: Thomas Mann zur Jüdischen Frage, Bitaon Limited, Tel Aviv 1967, Kapitel „Anfänge“ (PDF online) auf kurt-loewenstein.info S. 13.
  3. Peter Sprengel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900–1918. Von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. München 2004, ISBN 3-406-52178-9, S. 101, 13. Z.v.u.
Personendaten
NAME Brandes, Georg
ALTERNATIVNAMEN Brandes, Georg Morris Cohen (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG dänischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM 4. Februar 1842
GEBURTSORT Kopenhagen
STERBEDATUM 19. Februar 1927
STERBEORT Kopenhagen

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- [de] Georg Brandes

[en] Georg Brandes

Georg Morris Cohen Brandes (4 February 1842 – 19 February 1927) was a Danish critic and scholar who greatly influenced Scandinavian and European literature from the 1870s through the turn of the 20th century. He is seen as the theorist behind the "Modern Breakthrough" of Scandinavian culture. At the age of 30, Brandes formulated the principles of a new realism and naturalism, condemning hyper-aesthetic writing and also fantasy in literature. His literary goals were shared by some other authors, among them the Norwegian "realist" playwright Henrik Ibsen.



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