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Hanns-Josef Ortheil (* 5. November 1951 in Köln) ist ein deutscher Schriftsteller, Drehbuchautor, Germanist und Hochschullehrer.

Hanns-Josef Ortheil auf der Frankfurter Buchmesse (2016)
Hanns-Josef Ortheil auf der Frankfurter Buchmesse (2016)

Leben


Hanns-Josef Ortheil ist fünfter Sohn der Bibliothekarin Maria Katharina Ortheil (1913–1996) und des Geodäten und späteren Bundesbahndirektors Josef Ortheil (1907–1988). Die Eltern hatten während des Zweiten Weltkriegs zwei Söhne und in den ersten Nachkriegsjahren wiederum zwei Söhne verloren. Angesichts dieser Todesfälle war Ortheils Mutter mit der Zeit immer schweigsamer und schließlich stumm geworden, sodass Ortheil in seinen ersten Kinderjahren mit einer sprachlosen Mutter aufwuchs und im Alter von etwa drei Jahren für einige Zeit selbst zu sprechen aufhörte. Er lernte deswegen erst mit sieben Jahren sprechen. In einem Fernsehstudio-Gespräch in der WDR-Sendung Planet Wissen erzählte Ortheil im Oktober 2013, sein erster Satz sei gewesen: „Gib mal her!“, als er beim Fußballspiel zweier Jungen den Ball haben wollte.[1]

Eine Erlösung von dem stark introvertierten und mutistischen Kinderleben brachte dem Vierjährigen der Beginn des Klavierunterrichts, den er zunächst von seiner Mutter erhielt. Von 1956 an wurde Ortheil von Pianisten und Musikpädagogen unterrichtet, so etwa von dem Pianisten und Musiktheoretiker Erich Forneberg und später von der Pianistin und Arrau-Schülerin Daniela Ballek. Als Pianist machte Ortheil rasch Fortschritte und wollte diese Laufbahn beruflich einschlagen. Massive, immer wiederkehrende Sehnenscheidenentzündungen zwangen ihn jedoch während zweier Rom-Aufenthalte in den frühen siebziger Jahren, in denen er am römischen Konservatorium studierte und als Organist an der Kirche Santa Maria dell’Anima seinen Lebensunterhalt verdiente, zur Aufgabe dieses Berufswunsches.

Nach Kinder- und Jugendjahren in Köln, im Westerwald, in Wuppertal und Mainz machte Ortheil das Abitur am Mainzer Rabanus-Maurus-Gymnasium und studierte zunächst in Rom Kunstgeschichte und später an den Universitäten von Mainz, Göttingen, Paris und Rom Musikwissenschaft, Philosophie, Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft. Während seines Studiums in den siebziger Jahren arbeitete er als Film- und Musikjournalist für die Mainzer „Allgemeine Zeitung“ und später (seit den achtziger Jahren) als Feuilletonist und Literaturkritiker u. a. für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Zeit, Die Welt, den Rheinischen Merkur, den Spiegel und die Neue Zürcher Zeitung. 1976 wurde er mit einer Dissertation zur Theorie des Romans im Zeitalter der Französischen Revolution am Deutschen Institut der Universität Mainz promoviert.

Von 1976 bis 1982 war er dort wissenschaftlicher Mitarbeiter sowie von 1982 bis 1988 Hochschulassistent. 1979 debütierte er als Schriftsteller mit dem Roman Fermer, für den er den ersten „Aspekte“-Literaturpreis des ZDF für „das beste Debüt“ der Saison erhielt. 1983 heiratete er die Verlegerin Imma Klemm, die Enkelin des expressionistischen Lyrikers Wilhelm Klemm, dem er eine Monografie widmete. Von 1988 bis 1990 war er freier Schriftsteller. 1991 erhielt er das Stipendium der Deutschen Akademie Villa Massimo Rom und lebte seit dieser Zeit wieder häufiger in Rom. Dort nahm Ortheil während eines zweiten Villa-Massimo-Aufenthaltes im Jahr 1993 auch seine frühere Konzerttätigkeit wieder auf und spielte in privatem, aber auch in öffentlichem Rahmen. 1990 erhielt er eine Dozentur für Kreatives Schreiben und Gegenwartsliteratur an der Universität Hildesheim, wo er 1999 den Studiengang „Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus“ gründete. Hieraus gingen jüngere Schriftstellerinnen und Schriftsteller hervor, etwa Mariana Leky, Paul Brodowsky, Thomas Klupp, Sebastian Polmans, Kevin Kuhn und Leif Randt. 2003 wurde er ebenfalls in Hildesheim Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus; er führte den Studiengang nun zusammen mit Kollegen und Mitarbeitern erfolgreich weiter.

2008 wurde Ortheil erster Direktor des neu gegründeten „Instituts für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft“ der Universität Hildesheim, das sich der Förderung junger Autoren in Theorie und Praxis widmet und in der Forschung alle Aspekte von Schrift und Schreiben untersucht. Neben seiner Lehrtätigkeit an der Universität Hildesheim war Ortheil Poetik-Dozent an der Washington University in St. Louis/USA sowie an den Universitäten von Paderborn, Bielefeld, Heidelberg, Zürich und Bamberg. Ortheil ist Honorarprofessor der Universität Heidelberg sowie Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München. Seit 2012 ist er Kurator des Gargonza Arts Award. Seit Oktober 2016 betreibt er einen Blog,[2] über die Folgen dieses „Schreibexperiments“ berichtete er im Juni 2020.[3]

In dem Buch Ombra – Roman einer Wiedergeburt, das im Oktober 2021 erschien, verarbeitet Ortheil die Eindrücke und Erfahrungen einer schweren Herzinsuffizienz, die im Sommer 2019 bei ihm diagnostiziert wurde und die eine Herz-OP mit Komplikationen und anschließendem Aufenthalt in einer Reha-Klinik nach sich zog.[4]


Rezeption



Werke



Autor



Sachliteratur


Biografien


Drehbücher


Zeitgeschichtliche/zeitgenössische Romane und autobiographische Essays


Historische Romane


Herausgeber



Auszeichnungen



Literatur





Einzelnachweise


  1. Das stumme Kind – Hanns-Josef Ortheils Weg zur Sprache. In: Planet Wissen. Wissenschaftliche TV-Sendung, 29. Oktober 2013, 60 Min. - Moderation: Andrea Grießmann, Buch: Britta Schwanenberg, Realisation: Barbara Garde, Redaktion: Remo Trerotola, Koproduktion von Westdeutscher Rundfunk und Südwestrundfunk in Zusammenarbeit mit BR-alpha
  2. Hanns-Josef Ortheil – Autorenblog. Abgerufen am 12. April 2021.
  3. Wie Bloggen mein Leben wurde. In: FAZ, 20. Juni 2020.
  4. Hanns-Josef Ortheil: Ombra – Roman einer Wiedergeburt. Luchterhand Literaturverlag, München 2021, ISBN 978-3-630-87661-0. hanns-josef-ortheil.de
  5. Website der Herausgeberin (Memento vom 11. März 2014 im Internet Archive; PDF) bachstiftung.ch
  6. Anstelle der erkrankten Hana Blažíková. Vgl. Abendprogramm (Memento vom 23. Mai 2014 im Internet Archive) bei der J. S. Bach-Stiftung abgerufen am 26. April 2014.
  7. Anja Hirsch: Die Farben der Mosel. Rezension. In: Frankfurter Rundschau. 30. September 2010, abgerufen am 21. April 2013.
  8. Klagenfurter Rede zur Literatur von Hanns-Josef Ortheil (Memento vom 14. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) auf der Website des Wettbewerbes.
  9. Liste der Ordensträger 1975–2022. (PDF; 394 kB) Staatsministerium Baden-Württemberg, 30. April 2022, S. 46
  10. Hannelore-Greve-Literaturpreis geht an Hanns-Josef Ortheil. In: FOCUS Online. Abgerufen am 12. April 2021.
  11. Auszeichnung: Peter-Wust-Preis für Autor Hanns-Josef Ortheil. In: Saarbrücker Zeitung. 8. Juni 2018, abgerufen am 5. Februar 2020.
Personendaten
NAME Ortheil, Hanns-Josef
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller
GEBURTSDATUM 5. November 1951
GEBURTSORT Köln



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