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Carl Ludwig Börne (* 6. Mai 1786 im jüdischen Ghetto von Frankfurt am Main als Juda Löb – auch Löw – Baruch; † 12. Februar 1837 in Paris) war ein deutscher Journalist, Literatur- und Theaterkritiker. Börne, der zuweilen mit Jean Paul verglichen wird, gilt aufgrund seiner pointiert-witzigen anschaulichen Schreibweise als Wegbereiter der literarischen Kritik – insbesondere des Feuilletons – in Deutschland.

Ludwig Börne, Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim, Öl auf Leinwand (1827).Börnes Unterschrift:
Ludwig Börne, Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim, Öl auf Leinwand (1827).

Börnes Unterschrift:
Ludwig Börne, Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim, Öl auf Leinwand (1827).Börnes Unterschrift:

Leben, Werk und Wirkung


Börne war der Sohn von Jakob Baruch und dessen Ehefrau Julie, geborene Gumpertz. Jakob Baruch war als Händler tätig und vertrat die Stadt Frankfurt auf dem Wiener Kongress. Ludwig Börne wurde zunächst von Hauslehrern unterrichtet und trat im Jahr 1800 in das Internat von Wilhelm Friedrich Hezel ein, um die Voraussetzungen für das vom Vater gewünschte Medizinstudium zu erfüllen.

Im November 1802 ging Löw Baruch, der sich nun Louis nannte, nach Berlin, um Medizin zu studieren. Untergebracht wurde er bei Marcus Herz, zu dessen Frau Henriette Herz er eine impulsive Neigung entwickelte. Nach dem Tod ihres Mannes offenbarte Börne seine Gefühle, wurde jedoch zurückgewiesen. Frau Herz vermittelte Börne daraufhin im Sommer 1803 zur Fortsetzung des Studiums nach Halle zu Johann Christian Reil. Er stellte, wie schon vorher Herz, mangelnde Studierfähigkeit bei Börne fest. Börne wurde aufs Gymnasium geschickt, um seine Allgemeinbildung zu verbessern. Erst 1804 immatrikulierte er sich für Medizin, hörte aber auch philosophische Seminare bei Henrik Steffens und Friedrich Schleiermacher und setzte sich mit der jüdischen Geschichte auseinander. 1806 war er gezwungen, seinen Studienort zu wechseln, da Napoleon die Schließung der Friedrichs-Universität Halle angeordnet hatte.[1]

1807 kam es wegen Schulden zu einer schweren Auseinandersetzung mit seinem Vater; ein folgender Zivilprozess sollte sich bis 1813 hinziehen. Börne musste nach Heidelberg wechseln. Dort wechselte er von Medizin zu den erst kurz zuvor für Juden zugelassenen Rechtswissenschaften. Seinen Schwerpunkt setzt er auf die Kameralwissenschaften, die der philosophischen Fakultät angeschlossen waren. Als er auch in Heidelberg Schulden machte, musste er erneut die Universität wechseln.

1808 schrieb er sich in Gießen ein. Er wurde durch seinen früheren Internatslehrer Professor Crome gefördert, in dessen Zeitschrift Germanien er unter anderem Aphorismen veröffentlichte. Schon nach drei Monaten ließ er Börne zum Dr. phil. mit den Schriften „Über die geometrische Gestalt des Staatsgebietes“ und „Von dem Gelde“ promovieren, ohne auf ein gesondertes Examen zu bestehen. Börne war einer der ersten Juden, denen an einer deutschen Universität die Promotion ermöglicht wurde.[2]

Börne wurde am 19. Juli 1808 in der Loge Zur aufgehenden Morgenröthe in Frankfurt/Main als Freimaurer aufgenommen.[3] Er schrieb 1811 einen Vortrag Über Freimaurerei, aus dem manche Sätze in neuere Freimaurer-Rituale Einzug gehalten haben.[4]

Gedenktafel für Ludwig Börne am Hambacher Schloss
Gedenktafel für Ludwig Börne am Hambacher Schloss
Ludwig Börnes Grab
Ludwig Börnes Grab
Neuer Börneplatz Frankfurt am Main
Neuer Börneplatz Frankfurt am Main
Gedenkstele der Börneplatz-Synagoge in Frankfurt am Main
Gedenkstele der Börneplatz-Synagoge in Frankfurt am Main

1811 wurde er durch Vermittlung seines Vaters Polizeiaktuar in Frankfurt am Main,[5] jedoch aufgrund seines Judentums 1815, nach dem Ende der liberalen Bestimmungen aus der napoleonischen Zeit, entlassen.[6] Allerdings erstritt er vor Gericht eine lebenslange Pension von 400 Gulden jährlich als Entschädigung durch die Reichsstadt Frankfurt.[7] 1818 ließ er sich evangelisch taufen. Bereits kurz zuvor hatte er seinen Namen von Juda Löw Baruch zu (Carl) Ludwig Börne geändert, mit der Begründung, dass sein Name zu eindeutig seine jüdische Herkunft zeige und ihm bei seiner Herausgebertätigkeit schaden könnte.

Börne betrieb insofern eine neue Art von Journalismus, als er zusammen mit Heinrich Heine einer der ersten Vertreter des kurz zuvor in Frankreich entwickelten Feuilletons im deutschen Sprachraum war. Dabei standen nicht die nachrichtliche Berichterstattung oder die Aufstellung gesellschaftlicher und politischer Forderungen im Blickpunkt, sondern die Kommentierung, Einordnung und Bewertung von Publikationen und kulturellen Werken anderer. Größeres Publikumsinteresse erregte Börne erstmals von 1818 an als Herausgeber der liberal gesinnten Eine Zeitschrift für Bürgerleben, Wissenschaft und Kunst – Die Wage. Weitere Publikationen waren die Zeitung der freien Stadt Frankfurt und die Zeitschwingen. 1828/29 gab Börne in Hamburg die Gesammelten Schriften heraus.

Als Publizist und Journalist unternahm er zahlreiche Reisen und ließ sich 1830 in Paris nieder, weil er dort durch die Julirevolution einen gesellschaftlichen Aufbruch erhoffte. Börne schrieb unter anderem für die Allgemeine Zeitung und wurde gemeinhin zur Bewegung des „Jungen Deutschland“ gezählt, mit dem Ziel der Verbreitung der Demokratie als Voraussetzung der Freiheit. Seine 1830 bis 1833 in der Korrespondenz mit Jeanette Wohl entstandenen Briefe aus Paris leiteten aus der Pariser Julirevolution die Notwendigkeit einer Revolution in Deutschland ab. Wohl hatte er schon 1816 kennengelernt; später sollte er diese langjährige Freundin zur Verwalterin seines literarischen Nachlasses einsetzen. 1832 wurde er von Wirth zum Hambacher Fest als Ehrengast eingeladen und nahm teil. Diese Schriften, wie auch seine Metternich-kritische Zeitschrift Die Wage, wurden verboten. Auch gegen Johann Wolfgang Goethe, Wolfgang Menzel und Heinrich Heine (mit dem er zunächst befreundet war) verfasste er kritische Schriften. Er bemühte sich um eine deutsch-französische Freundschaft.

Ludwig Börne starb im Februar 1837 in Folge einer langjährigen Tuberkuloseerkrankung in Paris, wo er auf dem Friedhof Père Lachaise beerdigt wurde. Sein Grab ist noch heute zu besichtigen.

Deutsche Emigranten gründeten 1849 ihm zu Ehren den Ort Boerne in Kendall County, Texas (übrigens nahe den nach Bettina von Arnim und Ludwig Uhland benannten Orten Bettina und Uhland).

Seit 1993 wird in der Frankfurter Paulskirche jährlich der Ludwig-Börne-Preis an deutschsprachige politische Publizisten verliehen. An seiner früheren Universität Gießen wurde 2015 die Ludwig-Börne-Professur eingerichtet. Erster Amtsinhaber ist der Politikwissenschaftler Claus Leggewie.


Zitate



Werke. Werkausgaben


Ein vollständiges Werkverzeichnis findet sich in der deutschsprachigen Wikisource.


Sekundärliteratur




Wikisource: Ludwig Börne – Quellen und Volltexte
Wikiquote: Ludwig Börne – Zitate
Commons: Ludwig Börne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Willi Jasper: Ludwig Börne – ein Zeitschriftsteller. In: Josef Rattner, Gerhard Danzer (Hrsg.): Aufklärung und Fortschrittsdenken in Deutschland 1750–1850. Von Kant und Lessing bis Heine und Feuerbach. Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2874-0, S. 241260.
  2. Fritz Backhaus, Sabine Kößling: Jüdisches Frankfurt in der Moderne. In: Mirjam Wenzel, Sabine Kößling, Fritz Backhaus (Hrsg.): Jüdisches Frankfurt. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Katalog zur Dauerausstellung des Jüdischen Museums Frankfurt. C.H. Beck, München 2020, ISBN 978-3-406-74134-0, S. 26–47, hier S. 27.
  3. Jürgen Holtorf: Die Logen der Freimaurer, Nikol VerlagsGmbH, Hamburg, ISBN 3-930656-58-2, S. 141
  4. Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurer Lexikon. 5. überarbeitete und aktualisierte Auflage 2007, Herbig Verlag. ISBN 3-7766-2478-7
  5. Christa Walz: Jeanette Wohl und Ludwig Börne. Dokumentation und Analyse des Briefwechsels. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-593-36868-4, S. 105.
  6. Fritz Backhaus, Sabine Kößling: Jüdisches Frankfurt in der Moderne. In: Mirjam Wenzel, Sabine Kößling, Fritz Backhaus (Hrsg.): Jüdisches Frankfurt. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. C.H. Beck, München 2020, ISBN 978-3-406-74134-0, S. 26–47, hier S. 28.
  7. Andreas Schulz: Einleitung. In: Ludwig Börne und Jeanette Wohl: Briefwechsel (1818–1824). Edition und Kommentar. Herausgegeben von Renate Heuer und Andreas Schulz. de Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-020251-9, S. XI–LXXXVIII, hier S. XVII.
  8. zitiert von Fritz J. Raddatz, Süddeutsche Zeitung Nr. 202, 3./4. September 1977, S. 92
Personendaten
NAME Börne, Ludwig
ALTERNATIVNAMEN Börne, Louis; Börne, Carl Ludwig; Baruch, Juda Löw
KURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist, Literatur- und Theaterkritiker
GEBURTSDATUM 6. Mai 1786
GEBURTSORT Frankfurt am Main
STERBEDATUM 12. Februar 1837
STERBEORT Paris

На других языках


- [de] Ludwig Börne

[en] Ludwig Börne

Karl Ludwig Börne (born "Loeb Baruch"; 6 May 1786 – 12 February 1837) was a German-Jewish political writer and satirist, who is considered part of the Young Germany movement.

[ru] Бёрне, Людвиг

Карл Людвиг Бёрне (нем. Karl Ludwig Börne, наст. имя Иуда Лейб Барух, нем. Juda Löb Baruch; 6 мая 1786, Франкфурт-на-Майне, еврейское гетто — 12 февраля 1837, Париж) — немецкий публицист и писатель, поборник эмансипации евреев.



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