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Oleg Alexandrowitsch Jurjew (russisch Олег Александрович Юрьев; * 28. Juli 1959 in Leningrad, Sowjetunion; † 5. Juli 2018[1] in Frankfurt am Main) war ein russischer und deutscher Lyriker, Romancier, Dramatiker, Essayist und Übersetzer.

Oleg Alexandrowitsch Jurjew, 2007
Oleg Alexandrowitsch Jurjew, 2007

Leben und Werk


Oleg Jurjew wurde 1959 in Leningrad als Sohn einer Hochschullehrerin für englische Sprache und eines Violinisten und Konservatoriumsdozenten geboren. 1982 absolvierte er die Leningrader Hochschule für Volkswirtschaft und Finanzen in der Fachrichtung Wirtschaftsmathematik und Systemtheorie.

Sein erstes Gedicht schrieb er 1970. In den siebziger und achtziger Jahren war die Lyrik seine Hauptbeschäftigung. Ab 1984 schrieb er Bühnenstücke, ab Ende der achtziger Jahre auch Essays und Buchbesprechungen und ab 1992 verfasste er zudem Prosa. In der Endphase der Sowjetunion verdiente er seinen Lebensunterhalt mit Übertragungen vor allem aus dem Englischen sowie mit dem Schreiben von Kindererzählungen und Gedichten. 1988 gewann er mit seinem Stück Komische Geschichten für Schattentheater den Wettbewerb des russischen Theaterverbandes. Es folgten Inszenierungen und Veröffentlichungen seiner Theaterstücke in Russland. 1989 erschien der erste Lyrikband Gedichte über den himmlischen Satz, 1990 ein Buch mit zwei Theaterstücken unter dem Titel Zwei kurze Stücke.

1991 übersiedelte Oleg Jurjew mit seiner Familie nach Deutschland; er lebte seither in Frankfurt am Main. Ein Jahr später wurden drei Theaterstücke, Kleiner Pogrom im Bahnhofsbuffet, Miriam und Sulamith oder Die Kinder Jerusalems, ins Deutsche übersetzt und von deutschen Theaterhäusern inszeniert. Es folgten Inszenierungen seiner Stücke in Tschechien, Polen, Frankreich, der Schweiz und der Ukraine sowie Veröffentlichungen seiner Werke in den Landessprachen. Ein erster Prosaband mit dem Titel Spaziergänge unter dem Hohlmond erschien 1993 in Russland und wurde für den russischen Booker-Preis nominiert. Eine Auswahl erschien ein Jahr später in deutscher Übersetzung unter dem Titel Leningrader Geschichten. 1996 veröffentlichte er auf Russisch den Prosaband Der Frankfurter Stier, der im selben Jahr in deutscher Übersetzung publiziert wurde. 1999 erschien in Deutschland der Roman Halbinsel Judatin. Die russische Ausgabe wurde 2000 für den russischen Booker-Preis und den Nationalen Bestseller-Preis nominiert. Im selben Jahr erhielt Jurjew das Stipendium des Baltischen Zentrums für Autoren und Übersetzer im schwedischen Visby.

Anfang der neunziger Jahre übersetzte Jurjew einige Theaterstücke und Hörspiele aus dem Deutschen ins Russische und begann journalistische und literarische Beiträge für Radiosender und Zeitungen in den USA, Israel, Frankreich und Deutschland zu verfassen. Seine Texte in deutscher Sprache sind sowohl Übertragungen aus dem Russischen, als auch vom Autor in deutscher Sprache abgefasst. 2006 bis 2013 hatte Jurjew eine eigene Kolumne, Jurjews Klassiker, im Berliner Tagesspiegel. 2002 erschien der Roman Spaziergänge unter dem Hohlmond in der edition suhrkamp, ein Jahr später, ebenfalls bei Suhrkamp, der Roman Der neue Golem oder Der Krieg der Kinder und Greise. 2004 folgten die Lyrikbände Ausgewählte Gedichte und Chöre (2004) und Der Abendschuß zu Frankfurt (2007), beide liegen noch nicht in deutscher Übertragung vor. Überhaupt sind Jurjews Gedichte, abgesehen von einigen Veröffentlichungen in den Zeitschriften manuskripte, Die Horen und Streckenläufer, dem deutschen Publikum wenig bekannt, obwohl sie ein tragendes Element seines Werks bilden. In den späten 2000er Jahren sind von ihm im Insel Verlag der Band Zwanzig Facetten der russischen Natur mit Bildern von Kusma Petrow-Wodkin (2008) und bei Suhrkamp der Roman Die Russische Fracht (2009) erschienen. Im Jahr 2017 erschien mit Unbekannte Briefe sein erster auf Deutsch verfasster Roman im Verbrecher Verlag. Seit Januar 2017 erschien in der Furche jeden Monat seine Kolumne Jurjews Fundstücke.

Seine Gedichte sind ins Deutsche, Französische, Englische, Italienische und Bulgarische übersetzt, seine Theaterstücke und Prosatexte ins Deutsche, Englische, Französische, Tschechische, Polnische und Bulgarische.

2010 erhielt Jurjew den mit 15.000 Euro dotierten Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil der Stadt Heidelberg.

Oleg Jurjew lebte in Frankfurt am Main. Er war mit der Lyrikerin und Prosaautorin Olga Martynova verheiratet. Aus dieser Ehe stammt ein Sohn (* 1988), der Schriftsteller[2] und Übersetzer[3] Daniel Jurjew.

Oleg Jurjew starb im Juli 2018 im Alter von 58 Jahren.


Werke



Bücher (auf Russisch)



Bücher (auf Deutsch)



Zweisprachige Bücher (Russisch/Deutsch)



Hörbuch



Theaterstücke



Hörspiele



Auszeichnungen





Einzelnachweise


  1. Deutsch-russischer Schriftsteller Oleg Jurjew ist tot. In: Deutschlandfunk Kultur. 6. Juli 2018, abgerufen am 6. Juli 2018.
  2. Website des 28. open mike 2020. Abgerufen am 11. April 2022.
  3. Daniel Jurjew bei Matthes & Seitz. Abgerufen am 11. April 2022.
Personendaten
NAME Jurjew, Oleg Alexandrowitsch
ALTERNATIVNAMEN Юрьев, Олег Александрович (russisch)
KURZBESCHREIBUNG russischer Lyriker, Romancier, Dramatiker, Essayist und Übersetzer
GEBURTSDATUM 28. Juli 1959
GEBURTSORT Leningrad, Sowjetunion
STERBEDATUM 5. Juli 2018
STERBEORT Frankfurt am Main

На других языках


- [de] Oleg Alexandrowitsch Jurjew

[ru] Юрьев, Олег Александрович

Олег Александрович Юрьев (28 июля 1959, Ленинград — 5 июля 2018[3], Франкфурт-на-Майне) — русский писатель, поэт и драматург, переводчик, литературный критик.



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