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Friedrich Carl Georg Kaiser (* 25. November 1878 in Magdeburg; † 4. Juni 1945 in Ascona) war ein deutscher Schriftsteller. Georg Kaiser war der erfolgreichste Dramatiker der expressionistischen Generation. Als Autor schuf er 70 Dramen, von denen jedoch viele in Vergessenheit geraten sind.

Georg Kaiser (vor 1921)
Georg Kaiser (vor 1921)
Schallplatte von Georg Kaiser (Berlin 1907)
Schallplatte von Georg Kaiser (Berlin 1907)

Leben


Kaiser wurde 1878 als fünfter von sechs Söhnen eines Kaufmanns geboren. Er besuchte das Pädagogium des Magdeburger Kloster Unser Lieben Frauen. Nach der Mittleren Reife nahm er eine Lehre in einer Buchhandlung und einem Ex- und Import-Geschäft auf, brach diese jedoch ab. Von 1898 bis 1901 arbeitete er für die AEG in Buenos Aires. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland verbrachte er mehrere Monate in einer Nervenklinik in Berlin und lebte danach bei verschiedenen Familienmitgliedern.

1908 heiratete er Margarethe Habenicht, eine vermögende Kaufmannstochter. Nun finanziell unabhängig, ließ er sich in Seeheim an der Bergstraße nieder. Künstlerisch war Kaiser in dieser Zeit sehr aktiv, ohne jedoch öffentliche Anerkennung zu finden.

1912 entstand Kaisers erstes gesellschaftskritisches Werk Von morgens bis mitternachts. Hier stellte er den im Selbstmord endenden Helden als Vorbild dar. Dieses Werk wurde später von Karlheinz Martin auf der Bühne inszeniert und 1920 auch verfilmt.

Mit seinem 1917 in Frankfurt am Main aufgeführten Drama Die Bürger von Calais (1912/13) errang Kaiser einen ersten großen Erfolg. In diesem Stück geht es um die moralische Haltung, „den Hass ... durch Menschenliebe und stellvertretendes Opfer zu überwinden“ (Königs Erläuterungen). In den nächsten Jahren wurden die Werke Kaisers in ganz Deutschland aufgeführt.

Gedenktafel am Haus Luisenplatz 3, in Berlin-Charlottenburg
Gedenktafel am Haus Luisenplatz 3, in Berlin-Charlottenburg

Kaiser geriet jedoch ab 1918 in finanzielle Schwierigkeiten, die 1920 zu einer Verhaftung wegen Unterschlagung und 1921 zu einer entsprechenden Verurteilung führten. Der Gustav-Kiepenheuer-Verlag übernahm 1921 für Kaiser eine Bürgschaft und ermöglichte ihm so ein Leben in Grünheide (Mark) bei Berlin. Er unterhielt Kontakte zu Ernst Toller, Kurt Weill, Lotte Lenya und Bertolt Brecht. Kaiser war zwischen 1921 und 1933 der meistgespielte Dramatiker in Deutschland. Seine Stücke wurden darüber hinaus unter anderem in New York, London und Rom aufgeführt.

Am 18. Februar 1933 erlebte sein Stück Der Silbersee an drei deutschen Bühnen (Erfurt, Magdeburg und Leipzig) die Premiere. Alle drei Inszenierungen mussten wegen Protestdemonstrationen und Boykottdrohungen abgesetzt werden; die Intendanten der Theater wurden in der Folge im Frühjahr entlassen. Danach wurde in Deutschland kein Stück mehr von Kaiser gespielt. Obwohl er noch am 22. März 1933 eine Loyalitätserklärung der Abteilung Dichtung innerhalb der Preußischen Akademie der Künste unterzeichnet hatte, wurde Kaiser am 5. Mai 1933 ausgeschlossen.[1] Seine Werke wurden ein Opfer der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933.[1] Trotzdem versuchte er, noch in Deutschland zu bleiben. Er schloss sich Widerstandskreisen an und verfasste Flugblätter.[2] Erst kurz vor einer Gestapo-Hausdurchsuchung flüchtete er 1938 über Amsterdam in die Schweiz, wobei seine Frau und Kinder in Deutschland blieben. Gemeinsam mit Maria von Mühlfeld und der gemeinsamen Tochter Olivia ging Kaiser 1938 in die Schweiz ins Exil. Kaiser musste in der Schweiz nicht im Emigrantenlager leben, wie seine meisten Freunde. Das verdankte er der Unterstützung reicher Freunde, die ihm zeitweise den Hotel-Aufenthalt an verschiedenen Orten der Schweiz ermöglichten.

Am 2. November 1940 wurde am Zürcher Schauspielhaus sein von der Zensur genehmigtes Stück Der Soldat Tanaka unter Regie von Franz Schnyder mit Karl Paryla in der Titelrolle uraufgeführt. Das Stück, das den japanischen Militarismus entlarvte, erhielt gute Kritiken. Auf Druck des japanischen Gesandten in Bern Yutaka Konagaya wurde von der Schweizer Bundesregierung auf das Schauspielhaus eingewirkt, das Stück abzusetzen. Am 9. November sagte die Direktion dies zu, jedoch konnten die Vorstellungen am 10. und 12. nicht mehr kurzfristig abgesagt werden. Kaiser war über die Absetzung äußerst verbittert. Die Erstaufführung des – heute vergessenen – Stückes in Deutschland fand nach Kaisers Tod am 13. Februar 1946 im Berliner Hebbel-Theater statt.[3] Sein letztes Werk war eine mythologische Trilogie von Versdramen, Zweimal Amphitryon, Pygmalion, und Bellerophon (1948).

Kaiser, der sich seit November 1944 auf dem Monte Verità in Ascona aufhielt, starb dort am 4. Juni 1945 an einer Embolie. Am selben Tage hatte sein Freund und Bevollmächtigter Julius Marx in Zürich einen Vertrag mit dem Artemis Verlag abgeschlossen, der Kaiser gegen Übertragung sämtlicher Rechte auch an künftigen Werken finanziell absichern sollte. Beigesetzt wurde Kaiser auf dem Friedhof von Morcote bei Lugano.

In Folge der Rohstoffengpässe aufgrund des Russischen Überfalls auf die Ukraine kam es 2022 zu einer Wiederaufführung der „Gas-Trilogie“ Kaisers am Staatsschauspiel Dresden[4] und im Theater Magdeburg.[5]


Ehrungen


Die Stadt Magdeburg hat die Georg-Kaiser-Straße nach ihm benannt. Sachsen-Anhalt verleiht seit 1996 den Georg-Kaiser-Förderpreis. Die Gemeinde Seeheim-Jugenheim hat ihren Rathausplatz nach ihm benannt.

Tondokumente

Schallplatte von Georg Kaiser (Berlin 1909)
Schallplatte von Georg Kaiser (Berlin 1909)

Georg Kaiser hinterließ einige wenige Schallplatten auf Berliner Records (Berlin 1900), G&T (Berlin 1904), Lyrophon (Berlin 1907) und Jumbo (Berlin 1909).


Werke


Verzeichnis aller Werke siehe Wikisource


Schauspiele (Auswahl)



Weitere Werke



Siehe auch



Literatur



Hörfunk-Adaptionen




Commons: Georg Kaiser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Georg Kaiser – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise


  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 282.
  2. Werner Mittenzwei: Exil in der Schweiz, Frankfurt 1979.
  3. Gerhard Krebs: Tennō-Beleidigungen während des dritten Reiches. Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (OAG), Tokio 1992, S. 15 ff.
  4. Michael Bartsch: Die „Gas-Trilogie“ am Theater in Dresden: Energie bis zum Systemkollaps. In: Die Tageszeitung: taz. 22. September 2022, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 22. September 2022]).
  5. mdr.de: Georg Kaiser zurück in Magdeburg: Visionärer Theaterabend "Gas" überzeugt | MDR.DE. Abgerufen am 7. November 2022.
Personendaten
NAME Kaiser, Georg
ALTERNATIVNAMEN Kaiser, Friedrich Carl Georg (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller
GEBURTSDATUM 25. November 1878
GEBURTSORT Magdeburg
STERBEDATUM 4. Juni 1945
STERBEORT Ascona

На других языках


- [de] Georg Kaiser

[en] Georg Kaiser

Friedrich Carl Georg Kaiser, called Georg Kaiser, (25 November 1878 – 4 June 1945) was a German dramatist.

[fr] Georg Kaiser

Georg Kaiser, de son vrai nom Friedrich Carl Georg Kaiser, est un écrivain allemand, à la fois auteur de drames et de comédies, essayiste et poète né à Magdebourg (Allemagne) le 25 novembre 1878 et mort à Ascona (Suisse) le 4 juin 1945.

[ru] Кайзер, Георг

Георг Кайзер (нем. Georg Kaiser, 25 ноября 1878, Магдебург, Германия — 4 июня 1945, Аскона, Швейцария) — немецкий драматург, поэт, прозаик. Один из крупнейших представителей немецкой литературы XX века. Ярчайший представитель драматургии экспрессионизма.



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