Gerhard Wolf ist der Sohn eines Buchhalters. Seine Mutter starb, als er zehn Jahre alt war. Er besuchte das Gymnasium in seiner Heimatstadt Bad Frankenhausen. 1944/1945 wurde er als Flakhelfer eingesetzt und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung legte er 1947 seine Reifeprüfung ab. Von 1947 bis 1949 war er Oberschulhelfer und Neulehrer in Schlotheim (Thüringen). Von 1949 bis 1951 studierte er Germanistik und Geschichte an der Universität Jena. 1951 heiratete er Christa Wolf. Von 1951 bis 1953 war er als Rundfunkredakteur in Leipzig und Berlin tätig. Zwischen 1953 und 1956 setzte er an der Humboldt-Universität in Berlin sein Studium fort, das er mit dem Grad eines Diplom-Germanisten abschloss. Seit 1957 ist er Schriftsteller.
Gerhard Wolf (links) erhält Gratulationen von seiner Frau Christa Wolf und von Hermann Kant nach der Verleihung des Heinrich-Mann-Preises, 26. März 1974
Gerhard Wolf wirkte in den folgenden Jahren als Essayist, Kritiker und Autor von Filmdrehbüchern, vor allem jedoch als Lektor des Mitteldeutschen Verlags und in den 1960er Jahren als Herausgeber und Förderer der jüngeren DDR-Lyrikergeneration. Er war immer ein großer Verehrer von Rilke.[1] Ab 1969 war er Objekt der Beobachtung durch das Ministerium für Staatssicherheit. Gerhard Wolf schrieb das Libretto zur Oper für Schauspieler Litauische Claviere von Rainer Kunad nach dem gleichnamigen Roman von Johannes Bobrowski.[2] Das Werk wurde 1976 im Schauspielhaus Dresden unter der Regie von Klaus Dieter Kirst uraufgeführt.
Im Jahre 1976 gehörte er zu den Unterzeichnern der Resolution, mit der DDR-Kulturschaffende gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestierten, woraufhin Wolf aus der SED, der er seit 1946 angehört hatte, ausgeschlossen wurde. In den 1980er Jahren gab er gemeinsam mit Günter de Bruyn die Reihe Märkischer Dichtergarten heraus, die eine wichtige Rolle bei der Neurezeption der deutschen Romantik in der DDR spielte. Von 1988 bis 1991 erschienen in der von Wolf betreuten Serie Außer der Reihe die Werke zahlreicher Autoren der im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg ansässigen Gruppe von Lyrikern und DDR-Dissidenten. 1991 gründete Wolf den Verlag Janus Press. Er lebt in Berlin.
Gerhard Wolf war seit 1957 Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR und ab 1973 des PEN-Zentrums der DDR. Noch immer ist er Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. 2003 wurde er zum Ehrenmitglied der Sächsischen Akademie der Künste gewählt. Er erhielt 1974 den Heinrich-Mann-Preis und 1994 (gemeinsam mit Christa Wolf) die Rahel-Varnhagen-von-Ense-Medaille des Landes Berlin.
Werke
Der Menschheit Träumer und Soldat Louis Fürnberg. Weimar 1959.
Sagen wird man über unsere Tage. Halle (Saale) 1959. (zusammen mit Klaus Marschke)
Fragen des lyrischen Schaffens. Halle (Saale) 1960. (zusammen mit Reiner Kunze und Klaus Pfützner)
Der Dichter Louis Fürnberg. Berlin 1961.
Deutsche Lyrik nach 1945. Berlin 1964.
Fräulein Schmetterling Drehbuch für Film von Kurt Barthel, 1965 (mit Christa Wolf)
Johannes Bobrowski. Berlin 1967.
Beschreibung eines Zimmers. Berlin 1971.
Der arme Hölderlin. Berlin 1972.
Till Eulenspiegel. Berlin u. a. 1973 (zusammen mit Christa Wolf)
Albert Ebert – wie ein Leben gemalt wird. Berlin 1974 (zusammen mit Albert Ebert)
Raja Lubinetzki: Der Tag – ein Funke. Berlin 2001.
Christa Wolf: Ein Tag im Jahr im neuen Jahrhundert. 2001–2011. Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 978-3-518-42360-8.
mit Thomas Grimm: Christa Wolf: Umbrüche und Wendezeiten. Suhrkamp Taschenbuch, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-46962-0.
Literatur
Thomas Cramer (Hrsg.): Till Eulenspiegel in Geschichte und Gegenwart. Lang, Bern u. a. 1978, ISBN 3-261-03103-4.
Axel Schwarze: Poetische Selbstverständigung im Anderen. Verlag Die Blaue Eule, Essen 1987, ISBN 3-89206-176-9.
Birgit Henriette Ulrike Ebert-Zacovic: Romantikrezeption in der DDR. College Park, Md. 1994, DNB 95543985X.
Peter Böthig (Hrsg.): Die Poesie hat immer recht. Janus Press, Berlin 1998, ISBN 3-928942-59-X.
Bettina Verheyen: Till Eulenspiegel: Revolutionär, Aufklärer, Außenseiter; zur Eulenspiegel-Rezeption in der DDR. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2004, ISBN 3-631-51950-8.
Andreas Kölling:Wolf, Gerhard. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band2. Ch.Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Friedrich Dieckmann (Hrsg.): Stimmen der Freunde. Gerhard Wolf zum 85. Geburtstag. Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2013, ISBN 978-3-942476-90-4.
Maxi Leinkauf: „Sicher gab es bei uns auch was Unergründliches“ Gespräch mit Gerhard Wolf, Der Freitag vom 4. Januar 2018, Nr. 1, S. 22.
Rainer Kunad:Litauische Claviere: Oper für Schauspieler in acht Bildern nach dem gleichnamigen Roman von Johannes Bobrowski von Gerhard Wolf; conatum 59. Klavierauszug von Joachim-Dietrich Link und Klaus-Dieter Stephan. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1975 (273S.).
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