Janet Mock (geboren 10. März 1983 in Honolulu) ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, Journalistin, Moderatorin, Drehbuchautorin, Produzentin und LGBT-Aktivistin. Ihr erster Roman, die Autobiografie Redefining Realness, wurde in der Bestseller-Liste der The New York Times aufgeführt. Nach ihrer früheren Tätigkeit als Redakteurin bei People ist Mock gegenwärtig bei Marie Claire angestellt und fungiert als Produzentin, Regisseurin und Drehbuchautorin der FX-Produktion Pose. Neben ihrer Arbeit bei Marie Claire schreibt sie zudem des Öfteren Gastbeiträge für Elle, The Advocate und die Huffpost.
Janet Mock wurde in Honolulu als Kind eines Afro-Amerikaners und einer Portugiesisch-Polynesierin geboren.[1] Mock verbrachte ihre Kindheit bis auf kurze Aufenthalte in Oakland und Dallas auf Hawaii.[2] Sie begann in der neunten Klasse mit einer geschlechtsangleichenden Maßnahme, für die sie durch Prostitution als 16-jährige aufkam. Zu dieser Zeit nahm sie auch den Vornamen ihres Vorbilds Janet Jackson an.[3] Im Alter von 18 Jahren unterzog sie sich in ihrem ersten Jahr auf dem College einer geschlechtsangleichenden Operation in Thailand.[2] 2004 schloss sie das Studium an der University of Hawaiʻi at Mānoa mit einem Bachelor in Mode-Marketing ab,[4] zwei Jahre später erhielt sie einen Journalismus-Master an der New York University.[5]
Mock lebt in New York und heiratete 2015 den Fotografen Aaron Tredwell. Im Februar 2019 reichte das Paar die Scheidung ein.[6]
Nach ihrem Abschluss 2006 arbeitete Mock fünf Jahre lang als Redakteurin bei People. 2011 outete sie sich in einem Artikel von Marie Claire öffentlich als transgeschlechtlich,[7] der Artikel war zwar in der Ich-Perspektive verfasst, allerdings schrieb ihn die Redakteurin Kierna Mayo basierend auf einem Interview mit Mock.[2] Im Nachhinein äußerte Mock Kritik an diesem, da er den Titel I Was Born a Boy trug und in ihm behauptet wurde, dass sie als Junge aufwuchs und erzogen wurde.[8] Laut Mock sei sie als Mädchen in einem medizinisch männlichen Körper geboren worden. Sie hätte keinen Einfluss auf ihr Geburtsgeschlecht gehabt und sei nicht erst durch die geschlechtsangleichende Operation zu einer Frau geworden.[9] 2014 erneuerte sie ihre inhaltliche Kritik an dem Artikel, als ihre Autobiografie erschien, zudem hätte sie auch den Titel beanstandet, was ignoriert wurde. Lea Goldman, die Lektorin des Artikels, äußerte sich auf Twitter, dass sowohl Mock als auch Mayo den Titel kritisiert hätten, sie selbst diesen dennoch gewählt hätte, wofür sie sich bei beiden entschuldigte.[10]
2012 nahm Atria Books, eine Sparte von Simon & Schuster, Mock unter Vertrag, die eine Autobiografie über ihre Jugend verfassen sollte.[11] Diese wurde im Februar 2014 unter dem Titel Redefining Realness: My Path to Womanhood, Identity, Love & So Much More veröffentlicht. Es ist das erste autobiografische Buch einer US-amerikanischen transgeschlechtlichen Person, die bereits als Jugendliche mit der geschlechtsangleichenden Maßnahme begonnen hat. Redefining Realness erreichte einen Platz in der The New York Times Best Seller list unter den Hardcover-Sachbüchern.[1] Das Buch handelt von Mocks persönlichen Erinnerungen von 1989 bis 2009 als junge, zwischenzeitlich arme Transfrau verschiedener Ethnien und enthält neben Statistiken zur LGBT-Gemeinschaft Mocks Ansichten zu weiteren gesellschaftlichen Themen.[12]
Kurz nach ihrem ersten Buchvertrag verließ Mock People.[13] Neben ihrer Neuanstellung als feste Redakteurin bei Marie Claire,[14] wo ihr Themenschwerpunkt auf der Repräsentation nicht-weißer Personen in Filmen und Fernsehserien[15] sowie der Rolle von Transfrauen in der globalen Schönheitsindustrie liegt,[16] moderierte sie die Nachrichtensendung TakePart Live der Webseite TakePart, die zu dem Filmstudio Participant gehört (unter anderem Spotlight, Green Book), sowie ihre eigene Kultursendung So POPular! auf dem zu MSNBC gehörenden Streaming-Dienst Shift.[17] Sie fungierte zudem als Live-Reporterin für MSNBC vom Roten Teppich des White House Correspondence Dinner.[18] Sie ist auch gelegentlich Korrespondentin des zu CBS gehörenden Nachrichtenmagazins Entertainment Tonight.[19]
Im März 2016 gab Atria Books bekannt, dass Mocks zweite Autobiografie in Arbeit sei. Das Buch mit dem Arbeitstitel Surpassing Certainty solle dort weitermachen, „wo Redefining Realness aufgehört hat“ und eine „Chronik von Mocks Reise auf der Suche nach sich selbst, ihrer Stimme und ihrer Bestimmung in ihren Zwanzigerjahren durch eine Serie erster Erfahrungen“ sein.[20] Im selben Jahr verfasste sie für The Advocate über den Bürgerrechtler und Aktivisten der Bewegung Black Lives Matter DeRay Mckesson eine Titelgeschichte,[21] des Weiteren für Marie Claire ein Feature über Nicki Minaj.[22] Am 5. Dezember wurde der Dokumentarfilm The Trans List auf HBO ausgestrahlt. Dieser wurde von Mock und dem Regisseur Timothy Greenfield-Sanders produziert und handelt von den persönlichen Geschichten elf transgeschlechtlicher Prominenter. Die Betroffenen wurden auch von Mock interviewt, bei diesen handelte es sich unter anderem um Laverne Cox, Buck Angel, Caroline Cossey, Nicole Maines und Caitlyn Jenner.[23]
2017 wurde Mocks zweite Autobiografie mit dem Titel Surpassing Certainty: What My Twenties Taught Me schließlich veröffentlicht. Dieses behandelt Mocks Werdegang nach ihrer geschlechtsangleichenden Maßnahme, unter anderem ihre Zeit am College, Arbeit als Tänzerin in einem Stripclub, erste Beziehung mit einem Unteroffizier der Navy sowie ihre Anfänge als Redakteurin.[24] Der Titel ist eine Anspielung auf das Zitat And at last you'll know with surpassing certainty that only one thing is more frightening than speaking your truth. And that is not speaking von Audre Lorde (ungefähre deutsche Übersetzung: „Und letztendlich wirst du mit überragender Sicherheit wissen, dass es nur eine Sache gibt, die beängstigender ist, als deine persönliche Wahrheit auszusprechen. Und das ist, nichts zu sagen“).[25]
Seit 2018 ist Mock als Produzentin, Drehbuchautorin und Regisseurin für die von Ryan Murphy, Brad Falchuk und Steven Canals erdachte FX-Produktion Pose tätig, die ihre Premiere am 3. Juni 2018 feierte.[26] Mock ist die erste nicht-weiße Transfrau, die in den Vereinigten Staaten für eine Fernsehserie als Drehbuchautorin und Regisseurin engagiert wurde.[27] Die Produktion handelt von der New Yorker Ballroom Culture der 1980er und 1990er Jahre, bei der hauptsächlich nicht-weiße Mitglieder der LGBT-Gemeinschaft in Houses genannten Gruppen bei künstlerischen Wettbewerben gegeneinander antreten. Die Figuren haben dabei vor allem gegen Homo- und Transphobie, Rassismus und die HIV-Epidemie zu kämpfen.[28]
2019 unterschrieb Mock einen Drei-Jahres-Vertrag bei Netflix, der dem Sender die Ausstrahlungsrechte an von Mock kreierten Fernsehserien sowie die Möglichkeit, als erstes Unternehmen von ihr produzierte Filme anzusehen, zusichert. Mock ist durch den Deal die erste US-amerikanische nicht-weiße Transfrau, die mit einer großen Film- und Fernseh-Produktionsfirma einen Vertrag geschlossen hat.[29]
2011 reichte Mock ein Video über ihre Erfahrungen als Transfrau beim It Gets Better Project ein.[30]
2012 ermutigte Mock andere Transfrauen unter dem Twitter-Hashtag #GirlsLikeUs, ihre persönlichen Geschichten zu erzählen und sich gegenseitig auszutauschen, was bei LGBT-orientierten Webseiten auf eine große Resonanz stieß.[31] Sie war zudem Co-Vorsitzende der Jury und Moderatorin der GLAAD Media Awards, bei denen sie nominiert war.[32]
Im Juni 2013 wurde Mock Mitglied im Vorstand der Acrus Foundation, einer Wohltätigkeitsorganisation, die sich für LGBT-Rechte und die Erhaltung von Menschenaffen einsetzt.[33]
2014 wirkte Mock an einem Video mit, dass für den Internationalen Frauentag produziert und am entsprechenden Tag per Klick auf den Google Doodle abgerufen werden konnte.[34] Im selben Jahr riefen Mock und Laverne Cox eine Kampagne ins Leben, um die transgeschlechtliche Aktivistin Monica Jones zu unterstützen. Diese wurde, nachdem sie gegen ein Anti-Prostitutions-Gesetz protestiert hatte, wegen eines Verstoßes gegen ebenjenes verhaftet. Nach Ansicht von Mock und Cox würden vor allem nicht-weiße Transfrauen deswegen unrechtmäßig verurteilt.[35] Das Urteil gegen Jones (30 Tage Haft und 500 Dollar Bußgeld) wurde zwar aufgehoben, das Gesetz blieb aber weiterhin bestehen.[36] Im selben Jahr waren Mock und Cox neben 12 weiteren Transfrauen wie beispielsweise Isis King auf dem Titelbild der an transgeschlechtliche Leser gerichteten Zeitschrift Candy zu sehen.[37]
Im 2012 erhielt Mock den Sylvia Rivera Activist Award des Sylvia Rivera Law Project, das transgeschlechtlichen, intersexuellen und nichtbinären Personen Prozesskostenhilfe anbietet und nach der in Stonewall eine wichtige Rolle spielenden LGBT-Aktivistin Sylvia Rivera benannt ist.[38]
2013 wurde Mock in der ersten Trans 100 aufgeführt, eine jährliche Liste mit den 100 wichtigsten Transgender-Aktivisten der Vereinigten Staaten, Mock hielt auch bei einer Veranstaltung in Chicago zur Einführung der Trans 100 die Hauptrede.[39] Im selben Jahr war sie auch eine der Out100, einer der laut Out „100 fesselndsten LGBT-Personen des Jahres“, bei der entsprechenden Preisverleihung hielt sie die Laudatio auf Laverne Cox, die einen Leserpreis der Zeitschrift erhielt.[40] Des Weiteren war Mock in einer weiteren Top-100 Liste von LGBT-Aktivisten vertreten. Das GOOD Magazine führte sie für den Hashtag #GirlsLikeUs, den sie ins Leben rief, und die damit verbundene große positive Resonanz vieler transgeschlechtlicher Personen, in der Liste auf.[41]
Im April 2014 erhielt sie den Inspiration Award der LGBT-Organisation GLSEN,[42] im Oktober eine weitere Auszeichnung der Feminist Press bei der Women & Power Gala für ihren Aktivismus.[43] Ende des Jahres war sie auch in den jährlichen The Advocate-Listen 40 Under 40 für die 40 bedeutendsten queeren Personen unter 40 Jahren[44] sowie in der Aufzählung der 50 einflussreichsten LGBT-Personen in den Medien aufgeführt.[45] Auch war sie Teil der Root 100, die „afro-amerikanische Anführer, Innovatoren und Kultur-Former“ ehrt, die 45 Jahre oder jünger sind.[46] Schließlich erhielt Mock den Maggie Award for Media in der Kategorie Kampagne in einem sozialen Netzwerk der Organisation Planned Parenthood. Durch ihre offizielle Tumblr-Seite #RedefiningRealness hätte Mock „online und darüber hinaus“ einen „starken und sicheren Ort für transgeschlechtliche Stimmen“ erschaffen.[47]
Im Februar 2015 erhielt Mock den Stonewall Book Award der American Library Association für Redefining Realness.[48] Der Roman war zudem Finalist für einen Lambda Literary Award in der Kategorie Transgender-Sachbuch.[49] Von Time wurde Mock am Ende des Jahres zu einer der „30 einflussreichsten Persönlichkeiten im Internet“[50] und eine der „12 neuen afro-amerikanischen Führungspersönlichkeiten“[51] ernannt. Fast Company nannte Mock eine der „kreativsten Geschäftsleute“ des Jahres.[52]
Bei der Emmy-Verleihung 2019 war sie als Produzentin in der Sparte Beste Drama-Serie (unter anderem mit Ryan Murphy, Brad Falchuk und Nina Jacobson) für Pose vertreten,[53] ebenso für einen Writers Guild of America in der Kategorie Beste neue Serie.[54]
Im Februar 2014 wurde Mock von Piers Morgan bei seiner gleichnamigen Talkshow auf CNN anlässlich der Veröffentlichung ihrer Autobiografie interviewt. Nach der Ausstrahlung des Gesprächs kritisierte Mock Morgan auf Twitter, da er ihr Leben sensationalisiert und sich statt auf ihr Buch mehr auf ihr Privatleben und ihren Körper nach der geschlechtsangleichenden Operation konzentriert hätte. In einer Stellungnahme gegenüber BuzzFeed bekräftigte Mock, dass es Morgan bei dem Gespräch nicht um transgeschlechtliche Themen, sondern die Sensationalisierung ihres Lebens gegangen sei. Ferner hätte er sie auch nicht über ihren Aktivismus und den Sinn und Zweck ihrer Autobiografie befragt.[55] Da Morgan von mehreren Vertreten der LGBT-Gemeinschaft kritisiert wurde, lud er Mock am Folgetag erneut ein. Während des Gesprächs verteidigte sich Morgan gegen die Kritik und erklärte, Mocks eigentliches Problem mit dem Interview nicht verstanden zu haben, woraufhin sie die ihrer Ansicht nach problematische Art und Weise, wie der Alltag und die Körper von transgeschlechtlichen Personen in Mainstream-Medien repräsentiert würden, erläuterte.[56]
Im Zuge der Diskussion um Morgans Interview mit ihr wurde Mock am 18. Februar 2014 zu The Colbert Report eingeladen. Stephen Colbert befragte Mock schließlich humorvoll über ihren Aktivismus und ihr Buch.[57] Im April desselben Jahres erklärte sich Alicia Mendez, eine Moderatorin des Nachrichten- und Satire-Kanals Fusion, bereit, sich von Mock in einer Art Rollentausch interviewen zu lassen. Mock stellte Mendez ähnliche Fragen wie die, die sie auch von Morgan gestellt bekam. So fragte Mock Mendez unter anderem, ob sie eine Vagina habe, um ihre Cisgender-Identität zu beweisen. Mock und Mendez wollten damit die ihrer Meinung nach unangebrachte Art der Fragestellung aufzeigen, mit der sich transgeschlechtliche Personen durch die Medien oft konfrontiert sehen.[58]
Im März 2016 sollte Mock eine Gast-Rede an der Brown University halten. Sie sagte ab, da zahlreiche Studierende gegen die Einladung durch die Organisation Hillel wegen ihrer pro-zionistischen Ansichten und nach Ansicht der Studenten anti-palästinensischen Rassismus protestiert hatten.[59]
Personendaten | |
---|---|
NAME | Mock, Janet |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Journalistin, Schriftstellerin, Moderatorin, Regisseurin, Drehbuchautorin und LGBT-Aktivistin |
GEBURTSDATUM | 10. März 1983 |
GEBURTSORT | Honolulu, Hawaii |