Joachim Phillip Maria Meyerhoff (* 18. Juli 1967 in Homburg/Saar) ist ein deutscher Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller.
Joachim Meyerhoff als Ehrenpreisträger beim Bayerischen Buchpreis 2019 in München
Leben
Familie
Joachim Meyerhoff wurde als jüngster Sohn des Psychiaters und Ministerialdirigenten Hermann Meyerhoff (1932–1993)[1][2] und dessen Frau Susanne Meyerhoff (* 1937) in Homburg im Saarland geboren.[3][4][5] Der Vater leitete ab 1971 als ärztlicher Direktor die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig-Hesterberg, hatte seit 1984 den Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Hochschule Lübeck inne und war von 1987 bis 1993 Leiter der Gesundheitsabteilung im Sozialministerium Schleswig-Holsteins in Kiel. Die Familie lebte in einem Gebäude auf dem Gelände der Klinik. Dort verbrachte Joachim Meyerhoff seine Kindheit zusammen mit zwei älteren Brüdern, Martin und Hermann.[6] 1985[7] starb Martin, sein mittlerer Bruder, bei einem Autounfall, als Joachim für ein Jahr in den USA war.[8] Er ist der Enkelsohn der Schauspielerin Inge Birkmann, die in zweiter Ehe mit dem Philosophen Hermann Krings verheiratet war,[9] sowie des Herner Oberstadtdirektors und Bürgermeisters Hermann Meyerhoff.[10]
Joachim Meyerhoff hat mit der Burgschauspielerin Christiane von Poelnitz zwei Kinder, außerdem einen Sohn aus einer anderen Beziehung. Bis 2019 lebte er in Wien und seither in Berlin.[11][12]
Künstlerische Karriere
Nach seiner Rückkehr aus den USA machte Joachim Meyerhoff das Abitur. Er absolvierte von 1989 bis 1992 eine Ausbildung als Schauspieler an der Otto-Falckenberg-Schule in München.[13]
Nach Engagements am Staatstheater Kassel, in Bielefeld, Dortmund und an den Bühnen der Stadt Köln wurde er 2001 Ensemblemitglied des Maxim Gorki Theaters Berlin, wo er auch oft Regie führte. 2002 wechselte er ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, wo er bis 2005 verpflichtet blieb und unter anderem in Inszenierungen von Jan Bosse und Sebastian Hartmann spielte. Ab September 2005 war Joachim Meyerhoff Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. Nach dem Ende der Spielzeit 2018/19 wechselte Meyerhoff an die Berliner Schaubühne.[14][15] Weiterhin steht Meyerhoff am Deutschen Schauspielhaus Hamburg in einzelnen Stücken auf der Bühne.[16]
Neben seiner darstellerischen Tätigkeit konzipiert Joachim Meyerhoff eigene Programme. Sein Projekt Alle Toten fliegen hoch sorgte im Burgtheater Wien regelmäßig für ein volles Haus.[17]
In diesem autobiografischen, in sechs Teile unterteilten Programm erzählt Meyerhoff seine eigene Geschichte und die seiner Familie. Er berichtet von seinen Geschwistern, seinen Großeltern in München, seinem Vater, dem Aufwachsen auf dem Anstaltsgelände sowie seinem Austauschjahr in Amerika. Die ersten drei Teile dieser Serie wurden zum Berliner Theatertreffen 2009 eingeladen.[18] Von 2011 bis 2020 erschienen fünf Teile in Buchform bei Kiepenheuer & Witsch, wobei die letzten beiden Teile ohne vorherige Bühnenvorlage entstanden sind.[19] Im Dezember 2018 erlitt Meyerhoff in Wien[20] einen Schlaganfall mit zeitweiliger Lähmung der linken Körperhälfte.[21][22][23] Im September 2020 erschien der Roman Hamster im hinteren Stromgebiet, in dem sich Meyerhoff auch mit den Folgen dieser schweren Erkrankung auf sein Leben und sein künstlerisches Schaffen beschäftigt.[24]
Rollen
Deutsches Schauspielhaus Hamburg
2002: Hedda Gabler von Henrik Ibsen, Regie: Sandra Strunz
2003: Wie es euch gefällt von William Shakespeare, Regie: Jürgen Gosch
2002: Vorher/Nachher von Roland Schimmelpfennig, Regie: Jürgen Gosch
2004: Warten auf Godot von Samuel Beckett, Regie: Jan Bosse
2004: Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist, Regie: Jürgen Gosch
2004: Mephisto in Faust I von Johann Wolfgang Goethe, Regie: Jan Bosse
2014: Die Schule der Frauen von Molière, Rolle: Arnolphe, Regie: Herbert Fritsch[25]
2018: Der Kaufmann von Venedig von William Shakespeare, Rolle: Shylock, Regie: Karin Beier[25]
Schauspielhaus Zürich
2007: Hamlet von William Shakespeare, Rolle: Hamlet, Regie: Jan Bosse
Burgtheater Wien
2005: Wir wollen den Messias jetzt oder Die beschleunigte Familie von Franzobel, Rolle: Jesus, Regie: Karin Beier
2005: Kleinbürger von Maxim Gorki, Rolle: Tetrew, Regie: Karin Beier
2006: Torquato Tasso von Johann Wolfgang von Goethe, Rolle: Alfons II., der Herzog von Ferrara, Regie: Stephan Kimmig
2006: Viel Lärm um nichts von William Shakespeare, Rolle: Benedikt, Regie: Jan Bosse, Salzburger Festspiele
2006: Höllenangst von Johann Nestroy, Rolle: Thuming, Regie: Martin Kušej (Koproduktion mit den Salzburger Festspielen)
2007: Der Sturm von William Shakespeare, Rolle: Ariel, Regie: Barbara Frey
2007: Die Brüder Karamasow von Fjodor M. Dostojewski, Rolle: Iwan, Regie: Nicolas Stemann
2008: Der Gott des Gemetzels von Yasmina Reza, Rolle: Alain Reille, Regie: Dieter Giesing
2008: Wer hat Angst vor Virginia Woolf? von Edward Albee, Rolle: George, Regie: Jan Bosse
2009: Mea Culpa – Eine ReadyMadeOper von Christoph Schlingensief, Regie: Christoph Schlingensief
2009: Faust I als Vertretung für den verletzten Gert Voss, Regie: Matthias Hartmann
2019: Bayerischer Buchpreis: Ehrenpreis des Ministerpräsidenten
Siehe auch
Burgtheaterbesetzungen von 2013 bis 2014
Burgtheaterbesetzungen ab 2014
Literatur
Alexander Košenina: Gesetzesbrecher: Joachim Meyerhoffs literarische Selbsterfindung des Schauspielers. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 67 (2017), S. 339–346.
Darüber berichtet Meyerhoff in seinem autobiografischen Roman Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke.
Siehe den Lebenslauf seines Vaters in dessen Dissertations-Manuskript: Hermann Maria Meyerhoff: Geburtshelfliche Statistik 1960, München, Univ., Diss., 1964, S. 69.
Joachim Meyerhoff: „Die jungen Leute von heute sind toll!“ In: Aachener Zeitung. (Online[abgerufen am 3.Mai 2018]).
Joachim Meyerhoff: „Ich habe mich vom Verlust meines Bruders nie erholt“. In: Tagesspiegel. (Online[abgerufen am 12.Oktober 2019]).
Darüber berichtet Meyerhoff in seinem autobiografischen Roman Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke.
Interview mit Joachim Meyerhoff.(Nicht mehr online verfügbar.)Aachener Nachrichten,21.April 2016,archiviertvomOriginalam18.Februar 2018;abgerufen am 17.Februar 2018.
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии