Ulrich Matthes (* 9. Mai 1959 in West-Berlin) ist ein deutscher Schauspieler, Synchron-, Hörspiel- und Hörbuchsprecher. Er war von 2019 bis 2022 Präsident der Deutschen Filmakademie.
Ulrich Matthes (2015)
Leben
Ulrich Matthes, 1959 als zweiter Sohn von Tagesspiegel-Journalist Günter Matthes und Else Matthes in Berlin-Wilmersdorf geboren, hat als ungeborenes Kind einen schweren Unfall seiner Mutter überlebt.[1] Er hat schon als Kind zwischen zehn und 13 Jahren in großen TV-Rollen gespielt und ab 1970 synchronisiert (u.a. Jason in Die Waltons und Charlie Brown in einigen Episoden). In den Pubertätsjahren entstand der Wunsch, Lehrer zu werden, so studierte Ulrich Matthes nach dem Abitur auf dem Gymnasium zum Grauen Kloster fünf Semester Germanistik und Anglistik an der Freien Universität Berlin. Durch eine Begegnung mit Martin Held ermutigt, brach Ulrich Matthes sein Studium ab und nahm für rund eineinhalb Jahre Schauspielunterricht bei Else Bongers, die u.a. Hildegard Knef und Götz George entdeckte.
Am Theater wirkte er ab den 1980er Jahren an den Vereinigten Bühnen Krefeld/Mönchengladbach, am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Münchner Staatsschauspiel, an den Münchner Kammerspielen, später in Berlin an der Schaubühne am Lehniner Platz und am Deutschen Theater sowie in Wien am Burgtheater. Matthes veranstaltete zudem einen zweistündigen Kleist-Abend, den er mit Hermann Beil erarbeitete.
Einem breiteren Publikum wurde Matthes bekannt in seiner Rolle als Propagandaminister Joseph Goebbels in dem Spielfilm Der Untergang von Oliver Hirschbiegel aus dem Jahr 2004 mit Bruno Ganz.
Ulrich Matthes ist seit der Saison 2004/05 festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin (Wer hat Angst vor Virginia Woolf?, Minna von Barnhelm, Der Menschenfeind). Regie hatte er zuvor schon in Frank Wedekinds Frühlings Erwachen in den Kammerspielen des Deutschen Theaters geführt. Ein Rollenangebot aus Hollywood für einen Film unter Peter Weir mit Tom Hanks lehnte er ab, um 2009 unter dem Regisseur Christian Petzold am Deutschen Theater Berlin in Arthur Schnitzlers Drama Der einsame Weg mit Nina Hoss zu spielen.[2]
Von der Mitgliederversammlung der Deutschen Filmakademie wurde Matthes am 10. Februar 2019 zum neuen Präsidenten und Nachfolger von Iris Berben gewählt.[3][4] 2022 lösten Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger Ulrich Matthes als Präsidenten der Filmakademie ab.[5]
Matthes lebt in Berlin-Charlottenburg. Im Februar 2021 outete sich Matthes im Rahmen der Initiative ActOut im SZ-Magazin mit 184 anderen lesbischen, schwulen, bisexuellen, queeren, nicht-binären und trans* Schauspielern.[6][7]
Mitgliedschaften
Akademie der Künste in Berlin (seit 2012: Direktor der Sektion Darstellende Kunst)[8]
Deutsche Filmakademie in Berlin (seit 2012: Vorstandsmitglied, seit 2019 Präsident)
1985: Tankred Dorst: Heinrich oder die Schmerzen der Phantasie (Heinrich) – Regie: Volker Hesse (Düsseldorfer Schauspielhaus)
1984: John Osborne: Blick zurück im Zorn (Jimmy Porter) – Regie: Matthias Fontheim (Theater Krefeld und Mönchengladbach)
1984: Heinrich von Kleist: Prinz Friedrich von Homburg (Prinz Friedrich von Homburg) – Regie: Joachim Fontheim (Theater Krefeld und Mönchengladbach)
1984: Joe Masteroff: Cabaret (Conferencier) – Regie: Joachim Fontheim (Theater Krefeld und Mönchengladbach)
1983: William Shakespeare: Hamlet (Hamlet) – Regie: Joachim Fontheim (Kreuzgangspiele Feuchtwangen)
Sprechertätigkeit
Synchronisation
Matthes war lange Zeit die deutsche Standardstimme von Kenneth Branagh (u.a. in Henry V., Hamlet, Viel Lärm um nichts und Othello). Daneben synchronisierte er auch Malcolm McDowell (Das Geheimnis des Dirigenten), Charlie Sheen (Platoon, Made of Steel), Ralph Fiennes (Quiz Show) und Sean Penn (Carlito’s Way).
Hörspiele (Auswahl)
1995: Arthur Schnitzler, Adele Sandrock: ?Ich Dich ewig! – Adele Sandrock und Arthur Schnitzler. Ein Hörspiel aus Briefen, Telegrammen und Tagebüchern (Erzähler) – Regie: Renate Heitzmann (Hörspielbearbeitung – Deutschlandradio)
2014: David Lindemann: Butcher’s Block – Regie: David Lindemann (DKultur)
Hörbücher
Matthes wirkte bei zahlreichen Hörspielen und Hörbüchern als Sprecher mit, beispielsweise Das Kalkwerk von Thomas Bernhard (2001, Regie Ulrich Gerhardt), Middlesex von Jeffrey Eugenides (2003), Haruki MurakamisMister Aufziehvogel und Daniel Kehlmanns Romane Die Vermessung der Welt und Ruhm. 2008 sprach er Das Schloß sowie Die Verwandlung von Franz Kafka, Die Frauen von T. C. Boyle (2009, Regie Ralf Ebel) und mehrere Romane von Albert Camus. Für seine Lesung von Vladimir NabokovsPnin erhielt er 2003 den Deutschen Hörbuchpreis.
Glückskind mit Vater. Roman von Christoph Hein, Regie: Matthias Thalheim, 720 min, 10 CDs, MDR Figaro/BR 2016 / Der Audio Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86231-695-3.
Auszeichnungen
1985: Förderpreis für Literatur der Landeshauptstadt Düsseldorf[11]
1990: Förderpreis des Kunstpreises Berlin
1991: O.E. Hasse-Preis
1998: Bayerischer Filmpreis – Bester Schauspieler für Feuerreiter
2003: Deutscher Hörbuchpreis im Segment Beste Unterhaltung für Pnin von Vladimir Nabokov
2005: Gertrud-Eysoldt-Ring – Preis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für herausragende schauspielerische Leistungen für die Rolle in Wer hat Angst vor Virginia Woolf? am Deutschen Theater Berlin
2005: Schauspieler des Jahres, ausgewählt von der Jury der Fachzeitschrift Theater heute für seine Rolle in Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
2005: Nominierung für den Deutschen Filmpreis als „beste männliche Hauptrolle“ für Der neunte Tag
2005: Nominierung für den Europäischen Filmpreis als „Bester Darsteller“ für Der neunte Tag
2007: Theaterpreis Berlin der Stiftung Preußischer Seehandlung
2008: Schauspieler des Jahres für seine Rolle in Onkel Wanja
2008: Der Faust-Theaterpreis für seine Darstellung in Onkel Wanja im Deutschen Theater Berlin
2012: Albert-Bassermann-Uhr (nach Martin Held, Martin Benrath, Otto Düben)
2015: Goldene Kamera der Hörzu in der Kategorie „Bester deutscher Schauspieler“
2015: Grimme-Preis für seine Darstellung in Tatort: Im Schmerz geboren (HR)
2015: Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen in der Kategorie „Bester Schauspieler Nebenrolle“ für Bornholmer Straße
2016: Lettischer Filmpreis in der Kategorie „Bester Schauspieler“ für Exiled
2017: Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis)
2017: Goldener Vorhang für seine Rollen in Tod eines Handlungsreisenden, Das weite Land und Der Mensch erscheint im Holozän am Deutschen Theater Berlin
2021: Festival des deutschen Films: Preis für Schauspielkunst
Michael Eberth (mit einem Vorwort von Volker Schlöndorff): Matthes (backstage 1), Verlag Theater der Zeit, Berlin 2009, ISBN 978-3-940737-41-0, (mit einer Fotostrecke von Daniel Josefsohn).
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