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Augen ohne Gesicht (auch: Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff) ist ein französisch-italienischer Schwarzweißfilm von Georges Franju aus dem Jahr 1960. Er vereint Elemente des Thrillers mit Motiven des Horrorfilms. Das Drehbuch nach dem Roman Les Yeux sans visage (so auch der französische Originaltitel des Films) von Jean Redon entstand unter Mitarbeit der Krimi-Autoren Pierre Boileau und Thomas Narcejac.

Im Mittelpunkt des Films steht ein Pariser Chirurg, der das nach einem Unfall entstellte Gesicht seiner Tochter mithilfe von Hauttransplantationen wiederherstellen will. Zur Beschaffung von Spenderhaut schreckt er auch vor einer Mordserie nicht zurück.


Handlung


Die Tochter des bekannten Pariser Chirurgen Dr. Génessier gilt als vermisst. Eine am Ufer der Seine angeschwemmte Frauenleiche wird von Génessier als seine Tochter Christiane identifiziert und bestattet. In Wirklichkeit wird Christiane von ihrem Vater in seiner Villa außerhalb der Stadt versteckt gehalten. Bei einem Autounfall, den er verschuldet hatte, wurde ihr Gesicht entstellt. Um ihr selbst den Anblick zu ersparen, hat er die Spiegel im Haus verhängen lassen und bittet sie, eine Maske zu tragen. Génessier hat bereits an Hunden erfolgreiche Hauttransplantationen vorgenommen; nun setzt er alles daran, seiner Tochter ein neues Gesicht zu geben. Für die vorgesehene Transplantation benötigt er die Haut einer jungen Frau. Seine ihm treu ergebene Assistentin Louise, die selbst von Génessier operiert worden ist, soll ihm dabei helfen, diese zu beschaffen. In Paris spricht Louise die Studentin Edna an, die ein Zimmer sucht, und lockt sie in Génessiers Villa. Die Frau wird betäubt und in ein Operationszimmer gebracht, wo Génessier die Gesichtshaut von Edna auf das Gesicht seiner Tochter transplantiert. Die Studentin hat die Operation überstanden und wird in einem Raum des Schlosses festgehalten und von Louise versorgt. Als diese unachtsam ist, wird sie von Edna niedergeschlagen. Diese flieht durch die Schlossräume, stürzt aber aus einem Fenster, nachdem sie sich wohl ihres Zustandes bewusst wurde. Der Professor und Louise verbergen die Leiche in seiner Familiengruft. Währenddessen scheint die Operation gelungen, aber schon nach wenigen Tagen wird das fremde Gewebe wieder abgestoßen.

Nach einem anonymen Anruf bei ihrem Ex-Verlobten ist dieser davon überzeugt, dass Christiane noch lebt. Die Polizei spekuliert, dass Dr. Génessier mit einer Serie von Vermisstenfällen zu tun haben könnte, und lässt die junge Ladendiebin Paulette zum Schein in seine Klinik einweisen. Nach ihrer Entlassung wird sie von Louise in ihrem Wagen mitgenommen, in Génessiers Villa überwältigt und für eine erneute Operation vorbereitet. Doch diese muss unterbrochen werden, da die Polizei die Klinik aufsucht und sich nach dem Verbleib von Paulette erkundigt. Christiane befreit die auf dem OP-Tisch fixierte Paulette mit einem Skalpell, welche daraufhin in Panik flieht. Als Louise den Raum betritt, stößt Christiane ihr das Skalpell in den Hals. Anschließend lässt sie die Versuchstauben und -hunde frei, die Génessier dann zu Tode beißen.


Hintergrund


Augen ohne Gesicht wurde am 2. März 1960 in Paris uraufgeführt. Auf der Spielplanübersicht der Pariser Wochenzeitung L’Express wurde Augen ohne Gesicht mit der Schlagzeile „Augen ohne Gesicht ist die Poesie des Schrecklichen. Aber nichts für schwache Nerven“(„Les Yeux sans visage – la poésie de l’horrible. Mais pas pour nerfs fragiles“) beworben. Laut L’Express-Kritiker Bruno Gay-Lussac hatte der Film beim Filmfestival in Edinburgh schockierte Reaktionen bis hin zu Ohnmachtsanfällen ausgelöst.[2][3][4]

Am 11. März 1960 lief der Film in Deutschland unter dem Verleihtitel Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff an. Für das deutsche Publikum wurde die für die damalige Zeit explizite Operationsszene entschärft. Um die Schnitte zu kaschieren, wurde auf alternatives Filmmaterial zurückgegriffen. Der spekulative Kinoverleihtitel wurde bei den ersten TV-Ausstrahlungen beibehalten, später aber durch Augen ohne Gesicht ersetzt.[5][6]

In den USA wurde der Film erstmals am 24. Oktober 1962 als The Horror Chamber of Dr. Faustus gezeigt. Für den US-Markt wurde nicht nur die Operationsszene, sondern auch eine Dialogszene geschnitten, weil diese Génessier sympathischere Züge verlieh.[2][7]

Die Rezensionen zur Zeit der Erstaufführung waren gemischt. Erst mit späteren Wiederaufführungen (1986 in Frankreich, 2003 in den USA) erhielt der Film die (fast) einhellige Anerkennung der Kritik und seinen Status als Klassiker.[8][2]

Die ausgefallenen Kostüme für Edith Scob entwarf der Modeschöpfer Hubert de Givenchy, der vor allem durch die Kreationen bekannt wurde, die er für Audrey Hepburn schuf (u. a. in den Filmen Frühstück bei Tiffany, Charade).[9] Im Vorspann wird er jedoch nicht erwähnt.


Synchronisation


Die deutsche Kinofassung entstand 1960 in Berlin. Dabei wurde nicht nur der Name von Dr. Génessier in Rasanoff abgeändert, sondern auch inhaltliche Veränderungen vorgenommen. So wurde aus der Ladendiebin Paulette kurzerhand eine junge Polizistin, die als Spitzel in die Klinik eingeschleust wird. In der 1976 für das ZDF erstellten Neusynchronisation wurden diese Änderungen wieder rückgängig gemacht.

Rolle Darsteller Synchronsprecher 1960[10] Synchronsprecher 1976[11]
Dr. Rasanoff/GénessierPierre BrasseurWolfgang EichbergerGünter König
LouiseAlida ValliElisabeth RiedRenate Küster
ChristianeEdith ScobInge Landgut ?
Edna GruberJuliette MaynielUrsula HerwigMonika Barth
Dr. Jacques VernonFrancois GuérinJochen SchröderAndreas von der Meden
Inspektor ParotAlexandre RignaultKonrad WagnerAlf Marholm
PauletteBéatrice AltaribaKarin Lieneweg? ?

Rezeption



Kritiken


„Eine unglaubliche Mischung aus Horrorfilm und Märchen […] Ein wundervoller Film im ganzen Sinne des Wortes […] der von Anfang bis Ende durch Franjus einzigartiges Gespür für Poesie erstrahlt.“

Geoff Andrew, Time Out Film Guide[12]

„Eine mit Sentiment angereicherte Gruselfilm-Produktion von dekorativer Kunstfertigkeit, der aber ein Funke Ironie die dringend notwendige Lebendigkeit verliehen hätte.“

Lexikon des internationalen Films[5]

Nachwirkung


Zwar fand Augen ohne Gesicht eine Vielzahl von Nachahmern, diese beschränkten sich aber ausnahmslos auf Billigproduktionen im Bereich des Horrorgenres wie Seddok – Der Würger mit den Teufelskrallen (Italien 1960), Schreie durch die Nacht (Spanien 1962), Die Bestie mit dem Skalpell (Großbritannien 1968), Das Haus mit dem Folterkeller (USA 1976) und Faceless (Frankreich 1988). Auch Die Haut, in der ich wohne (Spanien 2011) von Pedro Almodovar wurde von dem Film beeinflusst.

Der britische Sänger Billy Idol bediente sich für sein Lied Eyes Without a Face (1984) des englischen und (im Refrain) des französischen Titels von Augen ohne Gesicht, sein Text hat jedoch keinen inhaltlichen Bezug zum Film.


Veröffentlichungen



DVD und Blu-ray



Filmmusik



Literatur





Einzelnachweise


  1. Freigabebescheinigung für Augen ohne Gesicht. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Juni 2009 (PDF; Prüf­nummer: 20 828 DVD).
  2. Augen ohne Gesicht in der Internet Movie Database.
  3. Joan Hawkins: Cutting Edge – Art-Horror and the Horrific Avant-garde, University of Minnesota Press, Minneapolis 2000, ISBN 0-81663-414-9.
  4. L’Express, Nr. 456, Paris 1960.
  5. Augen ohne Gesicht im Lexikon des internationalen Films
  6. Vergleich alte TV-Fassung – ungeschnittene Fassung bei Schnittberichte.com
  7. David Kallat: The Unreal Reality, Begleittext zur amerikanischen DVD-Ausgabe der Firma Criterion, 2004.
  8. Catherine Wheatley: Les Yeux sans visage. In: Senses of Cinema, Nr. 42 vom 13. Februar 2007, abgerufen am 22. Dezember 2011.
  9. Laut imdb.com
  10. Augen ohne Gesicht – 1. Synchro (Kino 1960). In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 5. Februar 2021.
  11. Augen ohne Gesicht – 2. Synchro (TV 1976). In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 5. Februar 2021.
  12. „An incredible amalgam of horror and fairytale […] Illuminated throughout by Franju's unique sense of poetry […] it's a marvellous movie in the fullest sense.“ – Time Out Film Guide, Seventh Edition 1999, Penguin, London 1998.
  13. Concorde Film Entertainment „Augen ohne Gesicht“ im August. März 2018. Archiviert vom Original am 8. Juli 2012.
  14. Gerald Wurm: Augen ohne Gesicht (1960) erstmals ungekürzt und als Blu-ray in Deutschland (Schnittberichte.com). Abgerufen am 3. August 2021.

На других языках


- [de] Augen ohne Gesicht

[en] Eyes Without a Face (film)

Eyes Without a Face (French: Les yeux sans visage) is a 1960 French-language horror film co-written and directed by Georges Franju. A French-Italian co-production, the film stars Pierre Brasseur and Alida Valli. Based on the novel of the same name by Jean Redon, it revolves around a plastic surgeon who is determined to perform a face transplant on his daughter, who was disfigured in a car accident. During the film's production, consideration was given to the standards of European censors by setting the right tone, minimizing gore and eliminating the mad scientist character. Although Eyes Without a Face was cleared by censors, its release in Europe caused controversy nevertheless. Critical reaction ranged from praise to disgust.

[ru] Глаза без лица

Глаза без лица (фр. Les yeux sans visage) — французский фильм ужасов 1960 года, снятый режиссёром Жоржем Франжю по одноимённому роману Жана Редона. Фильм известен своими натуралистическими сценами пластической хирургии и показом изуродованных человеческих лиц.



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