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Gerhard Tötschinger (* 26. Juni 1946 in Wien; † 9. August 2016 in Gschwendt) war ein österreichischer Intendant, Schriftsteller, Regisseur, Schauspieler und Fernsehmoderator. Bekannt wurde Tötschinger als Moderator der ORF-Sendung Quiz in Rot-Weiß-Rot, weiters machte er sich als Ausstellungskurator einen Namen. Er verfasste ein umfangreiches schriftstellerisches Werk; seine Publikationsliste umfasst rund 40 selbständig erschienene Bücher. Er war von 1984 bis zu seinem Tod mit der österreichischen Schauspielerin Christiane Hörbiger liiert.

Gerhard Tötschinger bei einer Lesung beim Literaturfestival „Rund um die Burg“ in Wien, 2008
Gerhard Tötschinger bei einer Lesung beim Literaturfestival „Rund um die Burg“ in Wien, 2008

Leben


Gerhard Tötschinger wurde am 26. Juni 1946 in Wien geboren. Er entstammt einer Offiziersfamilie mit alter Tradition. Die männlichen Vorfahren von Gerhard Tötschinger waren bis zu seinem Vater aktive Offiziere; seine Tante Lucie hatte 19-jährig einen General geheiratet und galt in Offizierskreisen als „jüngste Generalin der Monarchie“.[1][2][3]

Tötschinger besuchte das Akademische Gymnasium in Wien, wo er 1965 maturierte. Anschließend begann er ein Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte, das er jedoch abbrach; stattdessen nahm er Schauspielunterricht bei Zdenko Kestranek und Gesangsunterricht bei Arthur Karg-Bebenburg.[4] Bei den Sommerspielen Burg Liechtenstein im Jahr 1966 hatte er seine Premiere als Schauspieler und spielte dabei an der Seite von Gerhard Dorfer und Herwig Seeböck.[4] Von 1967 bis 1973 spielte er auf verschiedenen deutschsprachigen Bühnen in Graz, Bern, Klagenfurt, Düsseldorf, Stuttgart und Frankfurt sowie am Wiener Volkstheater.[5]

Ab 1973 war er Intendant an verschiedenen Bühnen: Von 1973 bis 1977 war er Intendant des Theaters im Burgenland, von 1977 bis 1981 war er Oberspielleiter des Stadttheaters Klagenfurt. Von 1982 bis 1993 war Tötschinger Intendant und bis 1994 künstlerischer Leiter der Sommerspiele „Fest in Hellbrunn“ (Salzburg) und von 1999 bis 2001 war er Intendant der Sommerspiele Perchtoldsdorf.[6]

Für den ORF gestaltete Gerhard Tötschinger in den Jahren 1978 bis 1988 die Fernsehshow Quiz in Rot-Weiß-Rot sowie die Fernsehserien „Dialoge mit Herodot“, „Bundesländerworkshop“ und „Wege im Wandel“.[7] Später war er Mitglied des ORF-Publikumsrats. Bei der Wahl zum ORF-Publikumsrat im Jahr 2010 konnte Gerhard Tötschinger 109.364 der insgesamt 221.340 abgegebenen Stimmen für sich verbuchen, womit er mit großem Vorsprung auf die anderen Kandidaten stimmenstärkster Publikumsrat wurde.[8] Er gehörte auch dem ORF-Stiftungsrat sowie dem Kulturbeirat von ORF III an.[6] Für ORF III gestaltete Tötschinger auch die beliebte „Kultur Heute“-Reihe „Heureka“.[9] In den Jahren 1992 bis 1998 moderierte er für Telearco Firenze Serien wie „Sulle tracce degli Asburgo“ oder „I Tesori d’Europa“.[10]

Im August 2008 stand er unter der Regie von Felix Dvorak beim Schloss-Weitra-Festival in Hermann Bahrs Komödie Die Kinder auf der Bühne und arbeitete an einem Fernsehporträt über Christiane Hörbiger für Ziegler-Film, welches im Oktober 2008 ausgestrahlt wurde. Im Jänner 2009 erlitt Tötschinger als Folge eines Fahrradunfalls eine Blutvergiftung, die die Amputation seines linken Fußes nach sich zog.[11] Im Jahr 2010 trat er als prominenter Quereinsteiger für die ÖVP bei der Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien an, wobei seine langjährige Lebensgefährtin, die Schauspielerin Christiane Hörbiger, Wahlwerbung für die SPÖ machte.[12] Der Bezirksvorsteher von Wien-Döbling, Adolf Tiller, soll Gerhard Tötschinger im Jahr darauf sogar als neuen ÖVP-Chef von Wien ins Gespräch gebracht haben.[6]

Eine große Leidenschaft von Gerhard Tötschinger war der Denkmalschutz. Er war Vorstandsmitglied der Gemeinnützigen Österreichischen Baukulturstiftung, einer Institution zur Erhaltung österreichischer Kulturdenkmäler.[6][13] Tötschinger zeigte immer wieder auch gesellschaftspolitisches Engagement, wobei er seine Stellung als Person des öffentlichen Lebens gezielt einzusetzen verstand.[6]

Seine Passion für Geschichte, insbesondere für die Geschichte Österreichs und Wiens, fand Niederschlag in zahlreichen Publikationen. Auch im Rahmen seiner regen Vortragstätigkeit waren historische Themen häufig im Fokus.[14][15] Gerhard Tötschinger trat zudem als Ausstellungskurator hervor: In Baden bei Wien kuratierte er im Jahr 2013 die Eröffnungsausstellung „Die Welt der Habsburger“ im neu als Museum adaptierten Kaiserhaus und beschickte diese mit ausgewählten Objekten aus der „Sammlung Gerhard Tötschinger“.[16][17] Die „Sammlung Gerhard Tötschinger“ beschränkte sich nicht nur auf Figurinen von Helmut Krauhs, die Tötschinger in der Eröffnungsausstellung im Badener Kaiserhaus präsentierte. Darüber hinaus sammelte er Hüte, historisches Spielzeug, Zinnfiguren und sonstige Objekte mit historischen Bezügen.[2][18]

Seine Italophilie gab Anlass zur Entstehung einer Reihe von literarischen Werken und für zahlreiche Engagements. Im Alter von 30 Jahren wurde Tötschinger gewahr, dass sein Namens- und Schutzpatron, der heilige Gerhard (San Gerardo), aus Venedig stammte. Diese Erkenntnis trug zu einem Ausbruch massivsten Interesses für alles Italienische bei. Fortan tauchte in seinen Interviews immer wieder der Satz „Wo ich bin, ist Italien“ auf. Als Theaterregisseur wirkte Tötschinger in Neapel, Rom und Bozen, wobei er mit Stars wie Giuseppe Taddei, Ferruccio Soleri und Bruno Venturini zusammenarbeitete. Es folgten zahlreiche Vorträge zu kulturhistorischen Themen in ganz Italien, zudem verfasste er rund 60 Drehbücher für italienische TV-Stationen. 1994 bis 1999 war er künstlerischer Leiter des Festivals Arteuropa Todi (Umbrien). Sein im Jahr 2000 im Amalthea Verlag erschienenes Buch „Nur Venedig ist ein bissl anders“ wurde sogar ins Chinesische übersetzt und erschien 2006 in Peking. Für seine vielfältigen Aktivitäten rund um die italienische Kultur wurden Tötschinger auch Ehrungen zuteil: 1994 war ihm für sein Buch „Sulle tracce degli Asburgo“ der Preis „Un libro per il turismo“ verliehen worden. Im Jahr 1998 erhielt er den Verdienstorden der Republik Italien mit dem Rang Commendatore.[19][20]

Gerhard Tötschinger war ein Förderer des Marionettentheaters Schloss Schönbrunn. Bei einer Reihe von Produktionen führte er Regie.[21] Verantwortlich zeichnete er im Marionettentheater Schloss Schönbrunn für die Inszenierung der Zauberflöte, der Kinderzauberflöte und der Kinderfledermaus.[22][23] Noch kurz vor seinem Tod machte Tötschinger im Sommer 2016 bei einer gemeinsam mit Freunden und Kollegen anlässlich seines 70. Geburtstages durchgeführten Oldtimer-Autobus-Rundreise durch Wien im Marionettentheater Schloss Schönbrunn Station.[24] Als Initiator des Wettbewerbs „Vinum et Litterae“ förderte Tötschinger auch österreichische Künstler und Schriftsteller. Der Wettbewerb wurde von 2004 bis 2013 jährlich abgehalten. Die Preisverleihung fand jeweils im Kloster Und in Krems an der Donau statt.[25]

Tötschinger war Mitglied der katholischen Schülerverbindung K.Ö.St.V. Badenia Baden im Mittelschüler-Kartell-Verband. Er war ab 2009 Ehrenmitglied der katholisch-österreichischen Landsmannschaft Carolina Wien im Akademischen Bund Katholisch-Österreichischer Landsmannschaften.[26] „Er war ein Konservativer, der niemals mit Ressentiments gespielt hat“, betonte der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) in seiner Begräbnisrede in der Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus.[27]

Grabstätte von Gerhard Tötschinger
Grabstätte von Gerhard Tötschinger

Der geschiedene Vater einer Tochter war ab 1984 der Lebensgefährte der Schauspielerin Christiane Hörbiger.[28] In der Nacht vom 9. auf den 10. August 2016 erlag Gerhard Tötschinger in seinem Sommerdomizil in Gschwendt am Wolfgangsee, wo er sich gemeinsam mit Christiane Hörbiger auf Urlaub befand, einer Lungenembolie.[29] Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gr. 12B, R. 7, Nr. 8) im Familiengrab, das als ehrenhalber gewidmetes Grab deklariert wurde.[30]


Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl)



Werke (Auswahl)



Filmografie



Literatur





Einzelnachweise


  1. Gerhard Tötschinger wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof in demselben Grab beigesetzt wie seine Tante Lucie von Steinsberg und deren Ehemann General Moritz von Steinsberg.
  2. Johann Werfring: Reminiszenzen an den Wiener Blechkarajan. In: Wiener Zeitung. Beilage „ProgrammPunkte“. 21. Februar 2013, S. 7 (wienerzeitung.at [abgerufen am 12. Januar 2020]).
  3. Bayerischer Rundfunk (Hrsg.): α-Forum: Gerhard Tötschinger, Autor und Regisseur, im Gespräch mit Josef Bielmeier. 12. April 2002 (br.de [PDF; 52 kB]).
  4. Gerhard Tötschinger feiert 70er – Radio Niederösterreich. In: noe.orf.at. 26. Juni 2016, abgerufen am 3. Januar 2020.
  5. Amalthea – Gerhard Tötschinger. In: amalthea.at. Abgerufen am 3. Januar 2020.
  6. Gerhard Tötschinger im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  7. Prof Gerhard Toetschinger. (Nicht mehr online verfügbar.) In: kuenstlerimeinsatz.at. Archiviert vom Original am 21. Januar 2019; abgerufen am 3. Januar 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kuenstlerimeinsatz.at
  8. ORF-Publikumsrat: Herbe Schlappe für SPÖ. Fünf von sechs Mandaten gehen an die ÖVP – Wiener Zeitung Online. In: wienerzeitung.at. 5. Februar 2010, abgerufen am 3. Januar 2020.
  9. ORF trauert um Gerhard Tötschinger. In: ots.at. 10. August 2016, abgerufen am 3. Januar 2020.
  10. Reinhard Kriechbaum: Ein italophiler Humanist. In: drehpunktkultur.at. 10. August 2016, abgerufen am 3. Januar 2020.
  11. Dona Kujacinski: TV-Star Christiane Hörbiger und ihr Mann Gerhard Tötschinger im Interview. In: bild.de. 2. Januar 2011, abgerufen am 3. Januar 2020.
  12. Barbara Gindl: Wien-Wahl: Marek und ihre Problem-Promis. In: Die Presse. 26. August 2010 (diepresse.com [abgerufen am 14. Januar 2020] Die Presse, Print-Ausgabe, 26. August 2010).
  13. Baukulturstiftung: Einsatz für Erhalt österreichischer Kulturgüter. In: ots.at. Abgerufen am 3. Januar 2020.
  14. Gerhard Tötschinger: Von St. Stephan nach St. Marx: Die Wiener Bezirke I, II und III; Wiener Geschichten für Fortgeschrittene. Amalthea, Wien 2015, ISBN 978-3-99050-005-7, S. 246.
  15. Barbara Sorge: Vortragsreihe mit Gerhard Tötschinger: Durch alle Bezirke in 23 Monaten – Wiener Zeitung Online. In: wienerzeitung.at. 3. Januar 2013, abgerufen am 3. Januar 2020.
  16. Johann Werfring: Im Kaiserhaus Lust auf Geschichte angefacht. In: Wiener Zeitung. Beilage ProgrammPunkte. 30. Januar 2014, S. 7 (wienerzeitung.at [abgerufen am 14. Januar 2020]).
  17. Kaiserhaus Baden – "Die Welt der Habsburger" – regio-aktuell. In: regio-aktuell.at. Abgerufen am 3. Januar 2020.
  18. Maria Gurmann: Frühstück mit Gerhard Tötschinger. In: kurier.at. 30. Januar 2012, abgerufen am 6. Januar 2020.
  19. Amalthea – Gerhard Tötschinger. In: amalthea.at. Abgerufen am 6. Januar 2020.
  20. Gerhard Tötschinger: Venezianische Kurzgeschichten. Amalthea Signum Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85002-701-4, Autorporträt im Anhang (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  21. tötschinger site:https://www.marionettentheater.at/ – Google-Suche. In: google.de. Abgerufen am 6. Januar 2020.
  22. Schönbrunner Marionettentheater: Nachwuchskünstler gesucht! In: Wiener Zeitung. 6. April 2000 (wienerzeitung.at [abgerufen am 14. Januar 2020]).
  23. Opern-Stars live zu Gast im Marionettentheater – Hietzing. In: meinbezirk.at. 30. November 2015, abgerufen am 6. Januar 2020.
  24. Tötschinger: "Die Hörbiger hat mich gezwungen". In: Kronen Zeitung. 27. Juni 2016 (krone.at [abgerufen am 14. Januar 2020]).
  25. Der Wein in der (Kurz-)Geschichte – Vinum et Litterae. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.rhnoew.at. 17. Oktober 2013, archiviert vom Original am 1. Oktober 2017; abgerufen am 6. Januar 2020.
  26. K.Ö.L.Carolina – WA mit Prof.Tötschinger. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.koel-carolina.at. 27. November 2007, archiviert vom Original am 1. Dezember 2017; abgerufen am 6. Januar 2020.
  27. Abschied von Gerhard Tötschinger – wien.ORF.at. In: wien.orf.at. 26. August 2016, abgerufen am 6. Januar 2020.
  28. Hörbiger & Tötschinger: "Ja" mit 32 Jahren Anlauf. In: Kurier. 9. Juni 2016 (kurier.at [abgerufen am 14. Januar 2020]).
  29. Damit hat Christiane Hörbiger zu kämpfen Artikel auf oe24.at vom 23. August 2016
  30. schauspieler 134. In: knerger.de. Abgerufen am 6. Januar 2020.
  31. 10.08.2016 Bundesminister Thomas Drozda zum Tod von Gerhard Tötschinger : Bundesminister : Bundeskanzleramt Österreich. (Nicht mehr online verfügbar.) In: archiv.bka.gv.at. Archiviert vom Original am 1. Dezember 2017; abgerufen am 6. Januar 2020.
  32. Archivmeldung: Wien vergoldet Filmproduzent Kurt Mrkwicka und Schauspieler Gerhard Tötschinger – Presse-Service. In: wien.gv.at. Abgerufen am 6. Januar 2020.
Personendaten
NAME Tötschinger, Gerhard
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Schauspieler und Schriftsteller
GEBURTSDATUM 26. Juni 1946
GEBURTSORT Wien, Österreich
STERBEDATUM 9. August 2016
STERBEORT Gschwendt

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- [de] Gerhard Tötschinger

[en] Gerhard Tötschinger

Gerhard Tötschinger (26 June 1946 – 10 August 2016) was an Austrian actor, director, and writer.



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