Christiane Hörbiger (* 13. Oktober 1938 in Wien) ist eine österreichische Schauspielerin und Synchronsprecherin. Ihre Schauspielkarriere in Theater, Film und Fernsehen begann 1955 und umfasst über 130 Film- und Fernsehproduktionen. Sie wurde vor allem bekannt als „Christl Müller“ in der ARD-Fernsehserie Donaugeschichten, als „Gräfin von Guldenburg“ in der ZDF-Fernsehserie Das Erbe der Guldenburgs und als Wiener Juristin „Dr. Julia Laubach“ in der ARD-Fernsehserie Julia – Eine ungewöhnliche Frau.
Sie besuchte, wie auch ihre beiden Schwestern, das Gymnasium der Schwestern vom armen Kinde Jesus in der Wiener Hofzeile. Im Alter von 14Jahren wechselte sie vom Gymnasium in eine Handelsschule am Wiener Gürtel. Sie absolvierte die Handelsschule erfolgreich, doch die Konditorei, welche ihre Eltern für sie erworben hatten, war zwischenzeitlich in Konkurs gegangen. So konnten sich die Eltern dem Wunsch ihrer Tochter, Schauspielerin zu werden, nicht mehr verschließen.
2008 veröffentlichte Hörbiger ihre Autobiografie Ich bin der Weiße Clown.
Hörbiger war zweimal verheiratet. Nach der ersten, 1962 geschlossenen und 1967 geschiedenen Ehe mit dem Regisseur Wolfgang Glück heiratete sie den Schweizer Journalisten Rolf R. Bigler. Aus dieser Ehe stammt der Sohn Sascha Bigler (*19. Juli 1968), den sie nach dem Tod ihres Mannes alleine großzog. Sascha Bigler lebt heute in Los Angeles und arbeitet als Regisseur. Mit ihrem Lebensgefährten Gerhard Tötschinger lebte sie von 1984 bis zu dessen Tode 2016 abwechselnd in Wien, Baden bei Wien und in Zürich.
Karriere
Film, Fernsehen und Synchron
Hörbiger debütierte 1955 in dem Film Der Major und die Stiere unter der Regie von Eduard von Borsody. Danach begann sie eine Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien, brach diese aber schon nach wenigen Wochen ab, als sie ein weiteres Filmengagement erhielt. Privatlehrer, vor allem Alma Seidler, vervollständigten ihre Schauspiel-, Tanz- und Gesangsausbildung.
Von 1965 bis 1970 spielte Hörbiger an der Seite von Willy Millowitsch die Rolle der Christl Müller in der ARD-Fernsehserie Donaugeschichten. Ab Mitte der 1980er Jahre arbeitete sie vermehrt, später ausschließlich für Film und Fernsehen. Die Rolle der Gräfin von Guldenburg in der ZDF-Fernsehserie Das Erbe der Guldenburgs machte sie einem breiten Publikum in Deutschland bekannt. Im Zusammenhang mit ihrer Reise zur Oscar-Verleihung spielte sie 1991 als Klara in ihrem einzigen US-amerikanischen Film For Parents Only des Regisseurs Bill Shepherd. 1992 übernahm sie in Helmut Dietls Filmsatire Schtonk!, der eine Oscar-Nominierung als bester ausländischer Film erhielt, an der Seite von Uwe Ochsenknecht und Götz George die Rolle der Freya von Hepp, der Nichte Görings. Von 1998 bis 2002 verkörperte sie die Wiener Juristin Dr. Julia Laubach, die nach schweren Schicksalsschlägen einen privaten und beruflichen Neuanfang wagt, in der 65-teiligen ARD-Fernsehserie Julia – Eine ungewöhnliche Frau, die ihr weitere Bekanntheit einbrachte.
2011 war sie mit dem Kriminalfilm ihres Sohnes Sascha Bigler – Meine Schwester – erstmals gemeinsam an der Seite ihrer eigenen Schwester (Maresa Hörbiger) in einem Film zu sehen.[1] 2018 besetzte sie Thomas Jauch neben Sebastian Bezzel als Frauenbewegungsikone Lilo Maertens in dem Mutter-Sohn-Drama Einmal Sohn, immer Sohn.
Hörbiger wirkte auch in Kinder- und Jugendproduktionen, wie 2006 als Großmutter in Gernot RollsDer Räuber Hotzenplotz, was zugleich ihre letzte Rolle auf der Kinoleinwand war.
Hörbiger betätigt sich auch als Synchronsprecherin, u.a. 1985 für die US-amerikanische Anthologie-Fernsehserie The Twilight Zone oder lieh Judi Dench in der Rolle der Mrs. Caloway im US-amerikanischen Zeichentrickfilm Die Kühe sind los ihre Stimme. 2014 las sie die alljährliche Adventsgeschichte in der von Florian Silbereisen moderierten Fernsehshow Das Adventsfest der 100.000 Lichter.[2]
2003 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie.
Theater
Ihr Theaterdebüt gab Hörbiger 1959 als Recha in Lessings Nathan der Weise am Burgtheater, was jedoch ein Misserfolg war. Von 1960 bis 1961 spielte sie an den Städtischen Bühnen Heidelberg, von 1961 bis 1966 wieder in Wien am Burgtheater. Eine ihrer Rollen war die Inken Peters in Hauptmanns Vor Sonnenuntergang. Gastspiele führten sie an die Münchner Kammerspiele (dort gab sie die Luise in Kabale und Liebe) sowie zu den Salzburger Festspielen. Hier spielte sie 1961 das Lottchen in Raimunds Der Bauer als Millionär, die Antoinette Hechingen in Hofmannsthals Der Schwierige. Von 1969 bis 1972 war sie die Buhlschaft im Salzburger Jedermann, 1973 spielte sie die Marie in Shakespeares Was ihr wollt, 1976 die Flora Baumscheer in Nestroys Der Talisman und 1980 die Genia Hofreiter in Schnitzlers Das weite Land.[3] Von 1967 bis 1985 war sie am Schauspielhaus Zürich engagiert. Wichtige Rollen waren hier die Elisabeth in Schillers Maria Stuart, die Kate in Spewack/Porters Kiss me Kate, Dorine in Molières Tartuffe, Arkadina in Čechovs Die Möwe, die Alte in Ionescos Die Stühle und Alice in StrindbergsTotentanz.[3]
Soziales und politisches Engagement
Seit 2003 ist Christiane Hörbiger UNICEF-Botschafterin für Österreich.[4] Am 9. November 2009 hielt sie die Gedenkrede bei der Kundgebung für die Opfer von Rassismus und Fremdenhass in Wels.
2010 zeigte Christiane Hörbiger öffentlich soziales Engagement für die international wirkende Deutsche Krebshilfe. Sie ließ sich für den Benefiz-Bildband Rainer Wahnsinn als eine von 31 Prominenten fotografieren.
Während sie im Jahr 2010 bei der Landtagswahl in Wien in einem Video für Michael Häupl und die SPÖ auftrat und 2016 den Bundespräsidentschaftskandidaten der SPÖ Rudolf Hundstorfer unterstützte, trat sie 2019 in einem Video auf, in welchem sie die ÖVP und Sebastian Kurz unterstützte.[5] Darin bezeichnete sie die SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner und das gegen Sebastian Kurz – infolge der Ibiza-Affäre – erfolgte Misstrauensvotum als „vollkommen verblödet“.[6]
Christiane Hörbiger: Ich bin der Weiße Clown. Lebenserinnerungen. 3. Auflage. LangenMüller, München 2008, ISBN 978-3-7844-3150-5. (Autobiografie mit 112 Fotos und Verzeichnissen der Theater-, Film- und Fernsehrollen)
Ehrungen und Auszeichnungen
1985: Bayerischer Filmpreis als „beste Darstellerin“
1987: Goldene Kamera als „Schauspielerin“
1992: Romy als „beliebteste Schauspielerin“
1992: Bambi
1994: Deutscher Filmpreis als „beste darstellerische Leistungen als Schauspielerin“
1996: Romy als „beliebteste Schauspielerin“
1998: Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, überreicht vom österreichischen Bundespräsidenten Thomas Klestil
1999: Romy als „beliebteste Schauspielerin“
1999: Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
2000: Romy als „beliebteste Schauspielerin“
2001: Adolf-Grimme-Preis für Die Schwiegermutter, Julia – Eine ungewöhnliche Frau und Schimanski muss leiden
2001: Goldene Kamera als „beste Schauspielerin (Serie)“
2001: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, überreicht von Bundespräsident Johannes Rau
2002: Karl-Valentin-Orden
2003: Romy als „beliebteste Schauspielerin“
2004: Kammerschauspielerin
2005: Goldene Feder für ihre schauspielerische Leistung in den letzten 50 Jahren
2008: Deutscher Vorlesepreis „Lesewerk“-Preis für ihre Verdienste als Hörbuch-Sprecherin
2009: Platin Romy für ihr Lebenswerk
2009: Bayerischer Fernsehpreis – Ehrenpreis
2009: Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold
2012: Steiger-Award in der Kategorie „Lebenswerk“
2014: Bayerischer Verdienstorden
2018: Goldene Kamera für ihr Lebenswerk
Siehe auch
Liste bekannter Schauspielerfamilien
Literatur
Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S.415.
Selbst-Porträt der Kindheit und Jugend in: Florian Langenscheidt (Hg.): Bei uns zu Hause. Prominente erzählen von ihrer Kindheit. Düsseldorf 1995, ISBN 3-430-15945-8.
C. Bernd Sucher (Hg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 1995, 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S.308.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S.59 f.
Mats Staub:Christiane Hörbiger. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 871f.
Georg Markus: Die Hörbigers. Biografie einer Familie. Amalthea, Wien 2006, ISBN 3-85002-565-9.
Gerhard Tötschinger: Christiane Hörbiger – Ein Porträt aus der Nähe. LangenMüller, München 2007, ISBN 978-3-7844-3116-1. (Erstauflage 1994)
Manfred Brauneck, Wolfgang Beck (Hrsg.): Theaterlexikon 2. Schauspieler und Regisseure, Bühnenleiter, Dramaturgen und Bühnenbildner. Rowohlt, Reinbek 2007, ISBN 978-3-499-55650-0.
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