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Hermes Phettberg (* 5. Oktober 1952 in Hollabrunn als Josef Fenz) ist ein österreichischer Schauspieler, Aktionskünstler, Schriftsteller und Talkshow-Moderator.[1]

Phettberg, 2013
Phettberg, 2013

Leben


Phettberg wuchs als Sohn von Weinbauern in Unternalb bei Retz (Niederösterreich) auf und arbeitete danach von 1969 bis 1973 in Wien als Bankangestellter. Nach theologischen Fortbildungen war er von 1975 bis 1979 zunächst als Pastoralassistent in der Erzdiözese Wien tätig, bevor er Kanzlist im Amt der niederösterreichischen Landesregierung wurde (1982–89). Laut eigenen Angaben trat Phettberg 1969[2] in die ÖVP ein, die er 1978[3] wieder verließ. 1982 trat er erneut ein, bevor er 1988 „endgültig“ austrat.[4] Am 2. Mai 2018 gab er via Twitter bekannt, sich dazu entschlossen zu haben, SPÖ-Mitglied[5] zu werden.


Erste öffentliche Auftritte


Mitte der 1980er Jahre war Phettberg in Wien Mitbegründer des Vereins Sadomasochismusinitiative Wien und des Projektes Polymorph Perverse Klinik Wien. Er proponierte außerdem die Gründung eines Vereins zur Schaffung einer Hochschule für Pornographie und Prostitution. Öffentlich bekannt wurde er durch sadomasochistische Kunstaktionen gemeinsam mit Walter Reichl, wie beispielsweise ihrer „Verfügungspermanenz“ 1993 in Zürich. Seither tritt Phettberg vor allem bei künstlerischen Happenings und sexuellen Performances sowie Talkshows auf. Ein jährlicher Fixpunkt ist sein Auftritt auf der Regenbogenparade, wo er sich Zeitung lesend über den Wiener Ring kutschieren lässt.

Ab 1991 spielte er in verschiedenen Inszenierungen der Theatergruppe Sparverein ›Die Unz-Ertrennlichen‹ um Kurt Palm meist skurrile Rollen. Seit März 1992 schreibt Hermes Phettberg auch für die Wiener Stadtzeitung Falter die wöchentliche Kolumne Phettbergs Predigtdienst, die in Form einer Predigt auf den liturgischen Texten des jeweiligen Sonntags im katholischen Kirchenjahr aufbaut.

Am 6. Dezember 1993 hielt Phettberg in der Wiener Buchhandlung Löwenherz erstmals die traditionelle Nikolaus-Lesung ab, für die er seitdem jährlich zum Nikolaus-Tag engagiert wird. Im Rahmen des 4. Österreichischen Lesben- und Schwulenforums im Herbst 1994 in Wien las er um fünf Uhr früh auf einer öffentlichen Bedürfnisanstalt, der ehemaligen Schwenderloge, vor einem „Jeansboy“ kniend aus seinen Texten.


Phettbergs Nette Leit Show


Ab 12. November 1994 war Phettberg, unterstützt durch seinen Assistenten Robin (Oliver Hangl) humoristischer Talkmaster von Phettbergs Nette Leit Show. Der Titel der Sendung ist ein Spoonerismus des Worts Late Night Show. In der von Palm produzierten Bühnenshow waren vor allem Wiener Prominente, Wissenschaftler und Angehörige „interessanter Berufsgruppen“ zu Gast. Charakterisiert waren die Gespräche mit diesen u. a. durch Phettbergs unkonventionelle Fragen und schonungslose Darstellungen eigener Probleme und erotischer Phantasien sowie von Wissenslücken seines Gegenübers. Einige der Gespräche, wie beispielsweise die Interviews mit Elizabeth T. Spira, Hermann Nitsch, Manfred Deix, Josef Hader oder mit Opernkenner Marcel Prawy, der wie Phettberg seine persönlichen Besitztümer vorwiegend in Plastiksäcken aufbewahrte, gelten als legendär. „Frucade oder Eierlikör?“ – Phettbergs Einstiegsfrage an seine Gäste – wurde oft zitiert und ist auch der Titel eines Buches mit Auszügen aus den Interviews. Durch die erstmalige Ausstrahlung von 19 Folgen dieser Show durch die Fernsehsender ORF und 3sat zwischen 1995 und 1996 wurde Phettberg rasch einem größeren Publikum in Österreich, Deutschland und der Schweiz bekannt.


Neuere Medien: WebTV, DVDs, Homepage


2000 wurde Phettberg (gemeinsam mit Mandy E. Mante) durch eine wöchentlich online ausgestrahlte Fernsehsendung, in der er sich, seinen „Predigtdienst“ vortragend, fesseln und auspeitschen ließ, zu einem Pionier des Internetfernsehens. Im März 2001 betrieb er dann 168 Stunden lang ununterbrochenes Live-Internetfernsehen (gemeinsam mit Thomas Holzinger), wobei er, von halbnackten, mit gespreizten Beinen dastehenden „Jeansboys“ bewacht, im Verlies einer „Arche Phettberg“ gefangen gehalten wurde.

2003 und 2004 moderierte Phettberg als „Beichtphater Phettberg“ die gleichnamige Fernsehshow (Regie und Redaktion: Thomas Holzinger, Mandy E. Mante und Paul Poet), die vom österreichischen Privatsender ATVplus ausgestrahlt wurde.

Im Jänner 2007 erlitt Phettberg zum wiederholten Mal einen Schlaganfall und musste nach ärztlicher Behandlung in ein Rehabilitationszentrum. In diesem Zusammenhang reduzierte er sein Gewicht von 170 auf 73 Kilo. Er gilt als mittellos und bezieht eine Frührente.[6]

Im selben Jahr erschien am 9. November Die Phette Box · Phettbergs Nette Leit Show mit 20 Shows (600 Min.) auf 6 DVDs, während er zusammen mit Kurt Palm den biografischen Dokumentarfilm Hermes Phettberg, Elender fertigstellte, der am 7. Dezember im Kino und am 3. Oktober 2008 auf DVD erschien und unter anderem Phettbergs Begegnungen, z. B. mit Sandra Maischberger, Harald Schmidt, Helge Schneider, Wolfgang Joop und Elfriede Jelinek dokumentierte. Mit Der Papst ist kein Jeansboy realisierte Sobo Swobodnik 2011 einen weiteren Dokumentarfilm über ihn.

Hermes Phettberg auf der Regenbogenparade 2009
Hermes Phettberg auf der Regenbogenparade 2009

Von November 2007 bis Juni 2018 führte Phettberg ein penibles „Gestionsprotokoll“.[7] Dabei handelt es sich um eine Art Tagebuch, dessen aktuelle Einträge er in der Regel sonntags auf seiner Website veröffentlichte. 28 von Phettbergs „Gestionen“ aus dem Jahr 2013 erschienen 2015 als Comicband Blue Jeans – Der Phettberg Comic.[8] Inzwischen äußert er sich auch per Twitter,[A 1] wo er im Mai 2013 über 5000 Follower hatte.

Im Oktober 2009 wirkte Phettberg an dem Projekt Transkatholische Vögel im Künstlerhaus-Theater mit. Das Stück basiert auf Texten Phettbergs und des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini und beschäftigt sich mit den Parallelen der beiden Künstler, die ihr Katholizismus, ihre Homosexualität sowie ihre Zugehörigkeit zur politischen Linken eint.

Am 22. Februar 2017 erschien das Musikvideo zu dem Lied „Metropolis“ der Hamburger Metal-Band Fäulnis, in welchem er als Protagonist mitwirkte.[9]

Im Juli 2019 war Phettberg im Musikvideo zu dem Lied „Hulapolizei“ des Wiener Rappers Kid Pex zu sehen.[10]


Geschlechtergerechte Sprache


Statt der Endungen, die das grammatische Geschlecht anzeigen, verwendet Phettberg den Buchstaben y. Statt des Plurals „Leser*innen“ schreibt er seit den 1990er Jahren in seinen Gestionen und seiner Falter-Kolumne „Lesys“.[11][12][13] Der Sprachdidaktiker Thomas Kronschläger von der TU Braunschweig verwendet Phettbergs Sprache seit 2019 als Vorbild für ein Modell geschlechtergerechter Sprache, das er als „Entgendern nach Phettberg“ bezeichnet. 2021 berichteten verschiedene deutschsprachige Medien darüber.[14][15][16][17][18][19][20][21] Max Giermann verwendete die Form als Parodist von Robert Habeck im April 2021 in der Satiresendung Extra 3.[22]


Auszeichnungen



Bibliografie


Zeitschriften


Theatrografie



Filmografie



Radiografie



Literatur


Zeitschriften



Commons: Hermes Phettberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen


  1. dort registriert als „Phettberg_McGoohan“ (@Phettberg_McGoo)
  2. Uraufführung in den Schlussszenen des Films Hermes Phettberg, Elender (Kino/DVD 2007/2008).

Einzelnachweise


  1. Susanne Stampf-Sedlitzky: Vorsicht, Phettberg! In: Focus, 4. März 1996, abgerufen am 18. November 2010.
  2. http://www.phettberg.at/biographie01.htm
  3. http://www.phettberg.at/biographie02.htm
  4. http://www.phettberg.at/biographie02.htm
  5. https://twitter.com/Phettberg_liebt/status/991744140064034817
  6. Sebastian Bordthäuser: "Sie haben mir drei Kilo Haut weggeschnitten" In: Spiegel Online, 18. November 2010, abgerufen am 18. November 2010.
  7. Gestionen, phettberg.at.
  8. Blue Jeans – Der Phettberg Comic, Radio Ö1 Leporello, 22. September 2015.
  9. harddriveprod: FÄULNIS – Metropolis (official music video) feat. Hermes Phettberg. 22. Februar 2017, abgerufen am 22. Februar 2017.
  10. KidPexTV: Kid Pex - Hulapolizei (Antwort an Andreas Gabalier). 17. Juli 2019, abgerufen am 1. Oktober 2019.
  11. Gendern nach Phettberg | Blogbeitrag. In: Liebchen+Liebchen. 15. Februar 2018, abgerufen am 24. März 2021 (deutsch).
  12. Ich habe eine Woche lang im generischen Femininum gesprochen. 13. Oktober 2020, abgerufen am 24. März 2021.
  13. Franziska Tschinderle: Hermes Phettberg: Der wüste Alte im Asia-Imbiss. In: Die Zeit. 4. Oktober 2018, abgerufen am 24. März 2021.
  14. Braunschweiger Zeitung: Entgendern nach Phettberg: Thomas Kronschläger – Science Slam. 11. März 2021, abgerufen am 24. März 2021 (deutsch).
  15. Deutschlandfunk Kultur: Entgendern nach Hermes Phettberg - Bis das Arzty kommt! Abgerufen am 20. März 2021 (deutsch).
  16. Der Spiegel: Gendergerechte Sprache: Leichter gendern mit Phettberg - Kolumne. Abgerufen am 20. März 2021.
  17. Ärzty statt Ärzt*innen: Sprachforscher schlägt Gendern mit y vor. Abgerufen am 7. April 2021.
  18. Gendergerechte Sprache - Das Gendersternchen ist erst der Anfang. 31. März 2021, abgerufen am 19. April 2021.
  19. „Ärztys“ statt „Ärzt*innen“: Ein Sprachwissenschaftler will das Gendern verändern. Abgerufen am 19. April 2021 (deutsch).
  20. Von Rolf Löchel: Hand in Hand - Rebekka Endlers Buch bietet zwar zahlreiche Einblicke in „Das Patriarchat der Dinge“, ist aber dennoch nicht uneingeschränkt zu empfehlen : literaturkritik.de. Abgerufen am 26. Mai 2021 (deutsch).
  21. Sternchen, Doppelpunkt und Co.: die große Debatte um das Gendern. Abgerufen am 14. Oktober 2021 (deutsch).
  22. NDR: extra 3 vom 15.04.2021. Abgerufen am 16. April 2021.
  23. Wieder übern Berg (?). In: Focus, 26. April 1999.
Personendaten
NAME Phettberg, Hermes
ALTERNATIVNAMEN Fenz, Josef
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Künstler, Schauspieler, Autor und Talkmaster
GEBURTSDATUM 5. Oktober 1952
GEBURTSORT Hollabrunn



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