Margarethe von Trotta (* 21. Februar 1942 in Berlin) ist eine deutsche Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin.
Margarethe von Trotta, 2019
Leben
Kindheit und Jugend
Als Staatenlose verbrachte Margarethe von Trotta ihre Kindheit und Jugend mit ihrer Mutter Elisabeth von Trotta, Nachfahrin eines deutsch-baltischen Adelsgeschlechtes, in Düsseldorf. Ihr Vater ist der Maler und Illustrator Alfred Roloff. Nach bestandener Mittlerer Reife besuchte sie zwei Jahre lang die Höhere Handelsschule und arbeitete danach in einem Büro.
Karriere
Ihre ersten Filmerfahrungen sammelte sie Ende der 1950er-Jahre anlässlich eines Paris-Aufenthalts. Das Abitur holte sie 1960 am Theodor-Fliedner-Gymnasium in Düsseldorf-Kaiserswerth nach und begann anschließend in Düsseldorf ein Kunststudium. Sie wechselte nach München, um dort Germanistik und Romanistik zu studieren. Auch dieses Studium brach sie ab, um an einer Schauspielschule Unterricht nehmen zu können. 1964 hatte sie ihren ersten größeren Auftritt in Dinkelsbühl.
Nach Auftritten in Stuttgart spielte sie 1969/1970 am Kleinen Theater am Zoo in Frankfurt am Main. In dieser Zeit übernahm sie auch Rollen in vier Filmen von Rainer Werner Fassbinder. Seit 1977 führt sie selbst Regie und hat Drehbücher geschrieben.
Engagement
1978 klagte sie gemeinsam mit Alice Schwarzer, Erika Pluhar, Inge Meysel und vier weiteren Frauen erfolglos gegen die ihrer Meinung nach sexistischen Titelbilder des Boulevardmagazins Stern.[1] Zwar wurde dieser Prozess verloren, dennoch gilt er als populärer Beginn im Kampf gegen Pornografie und Frauenfeindlichkeit. Mit ihrem Film Die bleierne Zeit erregte „erstmals der Film einer Frau die Internationale Aufmerksamkeit“, indem er bei den Filmfestspielen in Venedig 1981 den Goldenen Löwen gewann.[2]
Persönliches
Durch ihre Eheschließung mit dem Verlagslektor Jürgen Moeller erhielt sie 1964 die deutsche Staatsbürgerschaft. Aus dieser Ehe, die 1969 geschieden wurde, stammt ihr Sohn. Von 1971 bis 1991 war sie mit dem Regisseur Volker Schlöndorff verheiratet. Nach dem Tod ihrer Mutter erfuhr sie von der Existenz einer 15 Jahre älteren Halbschwester.[3] Margarethe von Trotta lebte nach ihrer Trennung von Volker Schlöndorff zunächst in Italien und heute in Paris und München.
Filmografie
Margarethe von Trotta (2007)
Darstellerin
1967: Tränen trocknet der Wind…
1968: Spielst du mit schrägen Vögeln
1969: Brandstifter (TV)
1969: Baal (TV)
1969: Drücker (TV)
1969: Götter der Pest
1970: Hauptbahnhof München – Inspektor a. D. Kaminski und das hinderliche Kind (TV-Serie)
1970: Der Kommissar – Die kleine Schubelik
1970: Der amerikanische Soldat
1970: Warnung vor einer heiligen Nutte
1970: Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach (auch Co-Drehbuch)
1971: Paul Esbeck (TV)
1971: Der Kommissar – Tod eines Ladenbesitzers
1972: Die Moral der Ruth Halbfass (auch Regie-Assistenz)
1972: Der Fall von nebenan – Alkoholiker
1972: Strohfeuer (auch Co-Drehbuch)
1973: Desaster (TV)
1973: Ein Fall für Männdli – Die Verrückte
1973: Der Kommissar – Sonderbare Vorfälle im Hause von Professor S.
1973: Übernachtung in Tirol (TV)
1974: Motiv Liebe – Wochenende mit Waltraut
1974: Phantastische Novellen – Einladung zur Jagd (TV-Serie)
1974: Georginas Gründe (TV)
1974: Das Andechser Gefühl
1975: Die Atlantikschwimmer
1976: Der Fangschuß (auch Co-Drehbuch)
1976: Bierkampf (TV)
1984: Blaubart (TV)
Regie und Drehbuch
1975: Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann (Co-Regie und Co-Drehbuch)
1978: Das zweite Erwachen der Christa Klages (Drehbuch mit Luisa Francia)
1979: Schwestern oder Die Balance des Glücks
1981: Die bleierne Zeit
1983: Heller Wahn
1986: Rosa Luxemburg
1987: Felix. 3. Episode: Eva
1988: Fürchten und Lieben
1990: Die Rückkehr (L’Africana)
1993: Zeit des Zorns(Il Lungo silenzio)
1994: Das Versprechen
1997: Winterkind (TV)
1999: Mit fünfzig küssen Männer anders (TV)
1999: Dunkle Tage (TV)
2000: Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cressphal (vierteiliger Fernsehfilm)
2003: Rosenstraße
2004: Die Andere Frau (TV)
2006: Ich bin die Andere
2007: Tatort: Unter uns
2009: Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen
2010: Die Schwester (Fernsehfilm)
2012: Hannah Arendt
2015: Die abhandene Welt
2017: Forget About Nick
2018: Auf der Suche nach Ingmar Bergman
2022: Bachmann & Frisch
Auszeichnungen
Stern von Margarethe von Trotta auf dem Boulevard der Stars in Berlin (2011)
Von Trotta ist Mitglied der Europäischen Filmakademie, der Deutschen Filmakademie,[4] der Akademie der Künste Berlin, Chevalier des Ordre des Arts et des Lettres, Offizier der Ehrenlegion. Im Wintersemester 2013/14 übernahm Margarethe von Trotta die Mercatorprofessur an der Universität Duisburg-Essen.[5]
1972: Deutscher Kritikerpreis für Strohfeuer
1973: Prix Femina beim Festival international du film indépendant de Bruxelles für Strohfeuer
1974: Preis der Werktätigen der CSSR für Strohfeuer
1975: OCIC-Preis und CEC-Preis beim Filmfestival San Sebastian für Die verlorene Ehre der Katharina Blum
1978: Otto-Dibelius-Filmpreis der Interfilm bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin für Das zweite Erwachen der Christa Klages
1978: Filmband in Silber (Produktion) für Das zweite Erwachen der Christa Klages
1981: 1. Preis beim Internationalen Filmfestival von Sceaux für Schwestern
1981: Großer Preis beim Internationalen Filmfestival von Hyères für Schwestern
1981: Preis der deutschen Filmkritik
1981: Leone d’oro, Fipresci-Preis, OCIC-Preis, Preis der Zeitschrift „Cinema Nuovo“, Preis der italienischen Nationalbank, Regie-Preis bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig für Die bleierne Zeit
1981: Kritikerpreis beim Valladolid International Film Festival für Die bleierne Zeit
1981: Goldener Hugo beim Chicago International Film Festival für Die bleierne Zeit
1982: David di Donatello (Beste ausländische Regie) für Die bleierne Zeit
1982: Bundesfilmpreis Filmband in Gold für Die bleierne Zeit
1982: Kritikerpreis für Die bleierne Zeit
1984: DDR-Kritikerpreis für Die bleierne Zeit
1986: Ehrenpreis beim Internationalen Filmfestival Karlovy Vary für Rosa Luxemburg
1986: Filmband in Gold (Produktion) für Rosa Luxemburg
1986: Gilde-Filmpreis für Rosa Luxemburg
1987: DDR-Kritikerpreis für Rosa Luxemburg
1993: Grand Prix du Public beim World Film Festival für Zeit des Zorns
1995: Bayerischer Filmpreis (Regie) für Das Versprechen
1998: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
2000: Goldene Kamera
2003: David di Donatello für Rosenstraße
2004: Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten für besondere Leistungen im Film- und TV-Bereich
2010: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
2012: Leo-Baeck-Medaille
2013: Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten für das Lebenswerk anlässlich des Bayerischen Filmpreises 2012
2013: Herbert-Strate-Preis
2017: Helmut-Käutner-Preis
2018: Theodor-W.-Adorno-Preis der Stadt Frankfurt am Main
2018: Deutscher Regiepreis Metropolis – Ehrenpreis der VG Bildkunst für das Lebenswerk[6]
2019: Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises 2019[7][8]
2022: Europäischer Filmpreis für das Lebenswerk[9]
Literatur
Gero von Boehm: Margarethe von Trotta. 24. August 2003. Interview in: Begegnungen. Menschenbilder aus drei Jahrzehnten. Collection Rolf Heyne, München 2012, ISBN 978-3-89910-443-1, S.426–434
Antje Kahnt: Düsseldorfs starke Frauen – 30 Portraits. Droste, Düsseldorf 2016, ISBN 978-3-7700-1577-1, S. 169–174.
Dinara Maglakelidze, Interview mit Margarethe von Trotta. In: Nationale Identitäten in den westdeutschen und georgischen Autorenfilmen. VDM Verlag, Dr. Müller, 2008, ISBN 978-3-8364-9006-1, S. 232–239
Renate Möhrmann: Frauen erobern sich einen neuen Artikulationsort: den Film. In: Hiltrud Gnüg, Renate Möhrmann (Hrsg.): Frauenliteraturgeschichte. Schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1985, ISBN 3-476-00585-2, S. 434–452, insbes. S. 449.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S.59 f.
Thilo Wydra: Margarethe von Trotta – Filmen, um zu überleben. Henschel, Berlin 2000, ISBN 3-89487-359-0.
Thilo Wydra: Rosenstraße. Die Geschichte. Die Hintergründe. Die Regisseurin. Nicolai, Berlin 2003, ISBN 3-89479-086-5.
Thilo Wydra: Gegenwärtig sein – Margarethe von Trotta. Gespräche. Kampa Verlag, Zürich 2022, ISBN 978-3-311-14035-1.
Axel Springer (1978)|Fred W. Lessing (1980)|
Fred Grubel (1995)|
Ernst Cramer (1996)|
Helmut Sonnenfeldt (1997)|
George L. Mosse (1998)|
W. Michael Blumenthal (1999)|
Edgar Bronfman (2000)|
Johannes Rau (2001)|
Ruth Westheimer (2002)|
Daniel Libeskind (2003)|
Fritz Stern (2004)|
Otto Schily (2005)|
James Wolfensohn (2006)|Mathias Döpfner (2007)|
Wolfgang Ischinger (2008)|
Joschka Fischer (2009)|
Kurt Masur (2010)|
Angela Merkel (2010)|Anselm Kiefer (2011)|Margarethe von Trotta (2012)|
Stuart E. Eizenstat (2013)|
Joachim Gauck (2014)|
Ismar Schorsch (2015)|
Robert M. Morgenthau (2016)|
Max Warburg (2017)|
Huberta von Voss-Wittig und Peter Wittig (2018)|
Martha Minow (2019)|
Frank-Walter Steinmeier (2021)
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии