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Otto Ewald Ernst Mellies (* 19. Januar 1931 in Schlawe, Pommern; † 26. April 2020[1] in Zeuthen[2]) war ein deutscher Schauspieler, Hörspielsprecher und Synchronsprecher.


Leben


Otto Mellies wurde im Januar 1931 in Schlawe geboren. 1938 zog die Familie nach Stolp um. Sein älterer Bruder war Eberhard Mellies (1929–2019), der ebenfalls Schauspieler und Synchronsprecher war. Nach dem Einmarsch der Roten Armee im März 1945 begingen seine Mutter und seine Schwester Suizid. Seine Schwester nahm ihre Kinder mit in den Tod. Mellies überlebte nur durch Zufall und kam nach 1945 über Wismar und Freistatt nach Schwerin.[3] In dieser Zeit arbeiteten er und sein Bruder unter anderem als Pferdepfleger für Soldaten der Roten Armee.[4]

Seit 1952 war Mellies mit der Sopranistin Luise Bergner verheiratet, die 2015 starb. Das Paar hatte eine Tochter und einen Sohn.[4]

Otto Mellies, der seit den 1960er-Jahren in seinem Haus in Berlin-Bohnsdorf lebte[5], starb am 26. April 2020 im Alter von 89 Jahren.[1] Er lebte zuletzt in einem Seniorenheim in Zeuthen.[6]


Karriere


Mellies bestand im Sommer 1947 als 16-Jähriger die Aufnahmeprüfung an der Staatlichen Schauspielschule in Schwerin, besuchte diese von 1947 bis 1949 und wurde dort u. a. von Lucie Höflich ausgebildet[7]. Für den Spielzeitbeginn 1949 bekam er seinen ersten Vertrag für das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin. Seine erste Bühnenrolle war die des Schülers in Goethes Faust. Danach spielte er in Neustrelitz, ab 1950 in Stralsund, später nochmals in Schwerin und von 1953 bis 1955 am Volkstheater Rostock. Später war Mellies noch in Erfurt engagiert. In Stralsund trat Mellies 1951 erstmals in Lessings Nathan der Weise in der Rolle des Tempelherrn am Stralsunder Theater auf.

1956 holte ihn Wolfgang Langhoff an das Deutsche Theater Berlin. Dem Ensemble dieses Hauses gehörte er 50 Jahre lang an. Er war unter anderem in Ibsens Peer Gynt, Sartres Die Fliegen und Strindbergs Die Gespenstersonate zu sehen. Wiederholt spielte er unter der Regie von Jürgen Gosch und Thomas Langhoff. Ab 1987 trat er dort insgesamt 325 Mal innerhalb von achtzehn Jahren als Nathan der Weise in der Inszenierung von Friedo Solter auf, in der auch Dieter Mann und Christine Schorn mitwirkten.

Seit 1955 war Mellies zudem als Filmschauspieler tätig. Sein Filmdebüt hatte er in einer kleineren Rolle als Werner Blume in der Filmkomödie Sommerliebe nach Gerhard Hardels Erzählung Eine kleine Sommerferienliebe. 1960 erhielt er für seine Rolle als junger Ferdinand in Martin Hellbergs Schiller-Verfilmung Kabale und Liebe (1959) den Heinrich-Greif-Preis I. Klasse verliehen.[4] Hellberg besetzte ihn kurz darauf auch in seiner Lessing-Umsetzung Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück (1962), wo er an der Seite von Marita Böhme den Major von Tellheim gab. 1965 spielte er im Fernsehmehrteiler Dr. Schlüter die Titelrolle des karrierebesessenen Chemikers Dr. Martin Schlüter. In dem Zweiteiler Geheimkommando Spree (1968) bzw. der dreiteiligen Fortsetzung Geheime Spuren (1969) übernahm er die Rolle des Oberleutnant Bernd Rolland. In dem Fernsehschwank Drei reizende Schwestern: Ein Mann fürs Leben (1985) war Mellies als Alfons Persicke, Kai-Olaf und Bruno Meyer in drei verschiedenen Rollen zu sehen.[8]

Nach der Wende in der DDR wurde Mellies weiterhin in Film- und Fernsehproduktionen besetzt. 1995 drehte er für die Sat.1-Produktion Natascha – Wettlauf mit dem Tod (1996) unter der Regie von Bernd Böhlich, wo er – in Anlehnung an den Arzt Ryke Geerd Hamer – den Dr. Glowalla verkörperte, der vor dem Krankenhaus verhaftet wird, als er den verzweifelten Eltern der krebskranken Natascha hilft, vor den von ihm gehassten Schulmedizinern zu flüchten.[9] In Johannes Griesers Psychothriller Mord in bester Familie (2011) spielte er den reichen Sägewerkbesitzer Reinhard Lorenz, der seine verstrittenen Töchter Katrin (Katharina Böhm) und Manuela (Maja Maranow) zu seinem 80. Geburtstag einlädt. 2012 wurde er für seine Rolle in Andreas Dresens Familiendrama Halt auf freier Strecke als Vater bei dessen Sohn Frank (Milan Peschel) ein unoperabeler Hirntumor entdeckt wird mit dem Deutschen Filmpreis als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Kilian Riedhof besetzte ihn als Rentner Rudolf an der Seite von Dieter Hallervorden in seinem Kinofilm Sein letztes Rennen (2013). In Roland Suso Richters Filmdrama Die Spiegel-Affäre (2014) war er als Konrad Adenauer in der Rolle des ersten deutschen Bundeskanzlers zu sehen. Von 1996 bis 2019 war er insgesamt sechs Mal in Episodenrollen der Fernsehkrimireihe Tatort zu sehen. In der im November 2019 erstausgestrahlten Folge Das Leben nach dem Tod des Ermittlerteams Rubin und Karow spielte er einen alten, verbitterten ehemaligen Richter der DDR, der jetzt, Jahrzehnte später, vermeintliche Gerechtigkeit übt.[1]

Von 2015 bis 2019 moderierte er als Nachfolger von Hans Teuscher die Sendung Abschied ist ein leises Wort des MDR, nachdem er bereits im Jahr 2013 für Teuscher als Moderator einsprang.[10]

Mellies sprach bis zuletzt zahlreiche Hörspiele und Hörbücher ein. Daneben arbeitete er auch als Synchronsprecher. Nach dem Tod von Gert Günther Hoffmann avancierte er zur Standardstimme von Paul Newman. Des Weiteren lieh er Schauspielern wie Christopher Lee, Michael Gambon, Maximilian Schell, Omero Antonutti, Pierre Vaneck, James Cromwell und Raf Vallone seine Stimme.


Theater



Deutsches Theater



Filmografie (Auswahl)



Film und Fernsehen



Synchronsprecher


Albert Finney

  • 2004: Ocean’s 12 … als Gaspar LeMarque
  • 2007: Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You’re Dead … als Charles Hanson
  • 2007: Das Bourne Ultimatum … als Dr. Albert Hirsch

Brian Cox

  • 2002: 25 Stunden … als James Brogan
  • 2002: Die Entscheidung – Eine wahre Geschichte … als Jim Morris Sr.
  • 2004: Troja … als Agamemnon

Christopher Lee

  • 2001: Der Herr der Ringe: Die Gefährten … als Saruman
  • 2002: Der Herr der Ringe: Die zwei Türme … als Saruman
  • 2003: Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs … als Saruman
  • 2004: Die purpurnen Flüsse 2 – Die Engel der Apokalypse … als Heinrich von Garten
  • 2005: Charlie und die Schokoladenfabrik … als Dr. Wilbur Wonka
  • 2005: Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche … als Pastor Galswell
  • 2007: Der Goldene Kompass … als Hoher Rat des Magisteriums
  • 2008: The Color of Magic – Die Reise des Zauberers … als Tod
  • 2009: Triage … als Joaquín Morales
  • 2010: Burke & Hare … als alter Joseph
  • 2010: Alice im Wunderland … als Jabberwocky
  • 2011: Der letzte Tempelritter … als Kardinal d’Ambroise
  • 2012: Der Hobbit … als Saruman
  • 2014: Der Hobbit … als Saruman

Donald Sutherland

  • 2007: Die Liebe in mir … als Richter Raines
  • 2008: Ein Schatz zum Verlieben … als Nigel Honeycutt

Frank Langella

  • 1999: Die neun Pforten … als Boris Balkan
  • 2001: Sweet November … als Edgar Price
  • 2006: Superman Returns … als Perry White
  • 2008: Frost/Nixon … als Richard Nixon
  • 2010: Wall Street: Geld schläft nicht … als Louis Zabel

Hal Holbrook

  • 2003: Shade … als Der Professor
  • 2007: Into the Wild … als Ron Franz
  • 2011: Wasser für die Elefanten … als Jacob Jankowski (alt)

Helmut Bakaitis

  • 2003: Matrix Reloaded … als Architekt
  • 2003: Matrix Revolutions … als Architekt

James Coburn

  • 2001: Texas Rangers … als Prolog-Stimme
  • 2001: Ein Mann für gewisse Stunden … als Tobias Alcott

James Cromwell

  • 2009: Surrogates – Mein zweites Ich … als Lionel Canter (alt)
  • 2010: Pius XII. … als Pius XII.

James Karen

  • 1999: An jedem verdammten Sonntag … als Ed Phillips
  • 2007: Das Streben nach Glück … als Martin Frohm

John Forsythe

  • 2000: 3 Engel für Charlie … als Charlie Townsend
  • 2003: 3 Engel für Charlie – Volle Power … als Charlie Townsend

Michael Gambon

  • 1996: Die Bibel – Samson und Delila … als König Hanun
  • 1999: Sleepy Hollow … als Baltus van Tassel
  • 2001: Gosford Park … als William McCordle
  • 2003: Open Range – Weites Land … als Denton Baxter
  • 2004: Being Julia … als Jimmie Langton
  • 2006: Das Omen … als Carl Bugenhagen
  • 2008: Wiedersehen mit Brideshead … als Lord Marchmain
  • 2010: The Book of Eli … als George
  • 2010: The King’s Speech … als König George V.
  • 2011: Doctor Who als Kazran Sardick (alt) (Special „A Christmas Carol“)
  • 2015: Fortitude (Fernsehserie) … als Henry Tyson
  • 2017: Victoria & Abdul … als Lord Salisbury
  • 2018: Ein letzter Job ... als Billy “The Fish” Lincoln

Michael Lonsdale

  • 2006: Goyas Geister … als Pater Gregorio
  • 2010: Von Menschen und Göttern … als Luc

Paul Newman

  • 1998: Im Zwielicht … als Harry Ross
  • 1999: Message in a Bottle – Der Beginn einer großen Liebe … als Dodge Blake
  • 2002: Road to Perdition … als John Rooney
  • 2005: Empire Falls … als Max Roby

Philip Baker Hall

  • 2002: Der Anschlag … als Verteidigungsminister Becker
  • 2003: Bruce Allmächtig … als Jack Keller
  • 2005: Mord und Margaritas … als Mr. Randy
  • 2007: You Kill Me … als Roman Krzeminski

Ron Rifkin

  • 2000: Glauben ist alles! … als Larry Friedman
  • 2000: Risiko – Der schnellste Weg zum Reichtum … als Richter Marty Davis

Tom Wilkinson

  • 2003: Das Mädchen mit dem Perlenohrring … als Van Ruijven
  • 2004: Good Woman – Ein Sommer in Amalfi … als Tuppy

William Shatner

  • 2001: Miss Undercover … als Stan Fields
  • 2004: Voll auf die Nüsse … als Kanzler
  • 2005: Miss Undercover 2 … als Stan Fields

Filme


Serien


Hörspiele (Auswahl)



Hörbücher (Auswahl)



Literatur



Auszeichnungen





Einzelnachweise


  1. Großer Theaterschauspieler: Otto Mellies ist tot. In: Der Spiegel. Abgerufen am 28. April 2020.
  2. „Zum Tod von Otto Mellies: Trauer in Zeuthen“ , maz-online.de, 1. Mai 2020, abgerufen am 12. Mai 2020
  3. Otto Mellies: An einem schönen Sommermorgen ... Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2010, ISBN 978-3-360-01997-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 28. April 2020]).
  4. Otto Mellies Biografie bei defa-stiftung.de; abgerufen am 28. April 2020.
  5. Teil 36 der B.Z.-Serie über die Ortsteile der Hauptstadt. Heute: Grünau, Bohnsdorf, Alt-Glienicke. Hier lebt man ruhig wie auf dem Land, was manchen fast schon zu verschlafen ist Online-Ausgabe der B.Z. vom 18. November 2008.
  6. „MZ-Gespräch von 2017 Otto Mellies spricht über sein Leben - Erfolg und Tragik“, mz-web.de, 23. Dezember 2017, abgerufen am 12. Mai 2020
  7. Otto Mellies bei filmportal.de , abgerufen am 27. Dezember 2021
  8. Drei reizende Schwestern: Ein Mann für's Leben Filmdatenblatt bei Das Erste. Abgerufen am 18. Januar 2015.
  9. Natascha – Wettlauf mit dem Tod (Mellies, Bild Nr. 3). In: Sat.1 Gold. Abgerufen am 28. April 2020.
  10. Abschied ist ein leises Wort auf fernsehserien.de; abgerufen am 20. Januar 2017.
  11. DEUTSCHES THEATER Ich bin Ödipus, wer ist mehr? Berliner Zeitung, 16. Oktober 2003, abgerufen am 5. Januar 2011.
  12. Der hat uns noch gefehlt. Neues Deutschland, 24. Juni 1994, abgerufen am 5. Januar 2011.
  13. Der rote Hahn. Felix Bloch Erben, abgerufen am 5. Januar 2011.
  14. „Der Wald“ von Alexander N. Ostrowski am Deutschen Theater Berlin. Neues Deutschland, 28. Dezember 1992, abgerufen am 5. Januar 2011.
  15. Kai-Uwe Kohlschmidt: Das bin doch bloß ich. Keyßer in Kaiser-Wilhelm-Land – Skript. In: DeutschlandfunkKultur.de. 23. Februar 2018, abgerufen am 24. Juli 2019.
Personendaten
NAME Mellies, Otto
ALTERNATIVNAMEN Mellies, Otto Ewald Ernst
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schauspieler, Hörspielsprecher und Synchronsprecher
GEBURTSDATUM 19. Januar 1931
GEBURTSORT Schlawe bei Stettin, Pommern
STERBEDATUM 26. April 2020
STERBEORT Zeuthen

На других языках


- [de] Otto Mellies

[en] Otto Mellies

Otto Mellies (19 January 1931 – 26 April 2020) was a German actor on stage, in film and television, and a voice actor. He was known for his performance of the title role of Lessing's Nathan the Wise on stage 325 times.

[ru] Меллис, Отто

Отто Меллис (нем. Otto Mellies; 19 января 1931, Штолп, Померания — 26 апреля 2020) — немецкий актёр.



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