Roger Corman (* 5. April 1926 in Detroit, Michigan) ist ein US-amerikanischer Independent-Regisseur und Filmproduzent. Corman machte sich durch günstig produzierte, jedoch qualitativ überdurchschnittliche und kommerziell erfolgreiche B-Movies einen Namen, die überwiegend dem Genre des Exploitationfilms zugeordnet werden und oft durch formale und inhaltliche Radikalität und Subversivität auffielen. Besonders bekannt wurden seine Verfilmungen von Geschichten Edgar Allan Poes. Als Produzent erlangte Corman zudem filmhistorische Bedeutung durch die Förderung von später berühmten Regisseuren wie James Cameron, Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Jonathan Demme, Joe Dante, Peter Bogdanovich und anderen. Auch Schauspielerkarrieren wie die von Jack Nicholson wurden von Corman maßgeblich vorangetrieben. Im Jahr 2010 wurde Corman ein Ehrenoscar für sein Lebenswerk verliehen. Insgesamt drehte Corman 56 Filme und war an der Entstehung von über 510 Filmen als Produzent bzw. Executive Producer beteiligt.
Roger Corman (2012)
Leben
Ursprünglich hatte Corman Ingenieurwesen studiert, wechselte 1953 jedoch zum Film. Seine Spezialität wurden Geschichten, die dem Zeitgeist entsprachen, schnell und handwerklich korrekt zu geringen Budgets verwirklicht und vermarktet wurden. Zwar gewann Corman in seiner Karriere wenig prestigeträchtige Auszeichnungen, seine unterhaltsamen und auch oft radikalen Filme spielten aber alle Gewinne ein – wie auch seine Autobiografie bemerkt: „How I Made a Hundred Movies in Hollywood and Never Lost a Dime“ (1998).
Tatsächlich war er in den vergangenen 50 Jahren an der Produktion von fast 500 Filmen für Kino und Fernsehen beteiligt und führte bei 56 davon selbst Regie. Während Corman in den 1950er Jahren den postapokalyptischen Monsterfilm mitgestaltete wie It Conquered The World, produzierte er in den 1960er Jahren die bis heute hoch geschätzten Edgar-Allan-Poe-Adaptionen mit Vincent Price wie House of Usher und Motorradfilme wie The Wild Angels. Ursprünglich bereitete er sogar Easy Rider den Weg auf die Leinwand, wurde aber vom produzierenden Studio ausgebootet.
1961 drehte Corman mit Weißer Terror(The Intruder) den einzigen Film, bei dem er laut eigener Aussage Geld verlor. Mit dem jungen William Shatner in der Hauptrolle war dies einer der ersten US-Filme überhaupt, die sich ernsthaft mit dem Thema Rassismus auseinandersetzten.
In den 1960er Jahren kaufte Roger Corman einige russische Science-Fiction-Filme und produzierte daraus relativ stark veränderte neue Filme, indem er sie umschneiden ließ und neue zusätzliche Szenen mit amerikanischen Schauspielern hinzufügte. Zu den bekanntesten zählen Voyage to the Prehistoric Planet (deutsche Fassung: „Die Reise zum prähistorischen Planeten“) (1965) und Voyage to the Planet of Prehistoric Women (1968), die auf dem russischen Film Planet der Stürme von Pawel Kluschanzew basierten, sowie Queen of Blood (1966) und Battle Beyond the Sun (1962; hier war übrigens der junge Francis Ford Coppola für die Umarbeitung zuständig), die auf den Werken Begegnung im All bzw. Der Himmel ruft von Michail Karjukow fußten. Der russische Stab der Originalfilme erhielt englischsprachige Pseudonyme. Trotzdem waren diese Filme bemerkenswert, da sie dem amerikanischen Publikum einen seltenen Einblick in die sowjetische Produktion jener Zeit lieferten.
Neben seinen quirligen Schnellschüssen unterstützte Corman stilsicher den Verleih und auch die Finanzierung von ausländischen, künstlerisch anspruchsvollen Filmen (zum Beispiel Marlene Dietrich – Her Own Song aus dem Jahre 2001). Sein Rekord für eine schnelle Produktion liegt bei zwei Tagen und einer Nacht für einen kompletten 35-mm-Spielfilmdreh: das Original von Little Shop of Horrors startete 1960 Jack Nicholsons Karriere. Überhaupt gab Roger Corman vielen heutigen Hollywood-Größen Starthilfe: Dennis Hopper, Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, Jonathan Demme, James Cameron, Peter Bogdanovich, Joe Dante, George Lucas, Ron Howard, Robert Zemeckis, Sylvester Stallone und viele mehr konnten sich als Anfänger in der Filmwerkstatt Cormans bewähren – damals hieß seine Produktionsfirma New World Pictures, später Concorde.
In den späten 1980er Jahren gründete er neben seinem Concorde-Studio in Los Angeles noch eine europäische Niederlassung im Westen Irlands, wo er vornehmlich düstere Kostümdramen realisieren ließ. Heute existiert das Studio zwar noch, Corman zog sich aber ab 1999 langsam aus dem Geschäft zurück.
1992 produzierte Corman die erste Verfilmung von The Fantastic Four, die jedoch nie veröffentlicht wurde. Der Film wurde im Schnellverfahren und mit einem Budget von einer Million Dollar realisiert. Der Grund für diese Art der Produktion und das Nichterscheinen des Films liegt, laut Aussagen vieler am Film beteiligter Personen, darin, dass sich das Filmunternehmen Constantin Film die Rechte für The Fantastic Four bis Ende 1992 gesichert hatte und man durch den Beginn der Produktion eine automatische Verlängerung dieser Rechte um zehn weitere Jahre sicherstellte. Diese Rechteverlängerung erlaubte dem Filmstudio ein Jahrzehnt später die Produktion der bekannten Fantastic-Four-Filme mit Jessica Alba. Mittlerweile wurde ein Bootleg des im Jahr 1992 entstandenen Films auf YouTube hochgeladen.[1]
Gelegentlich wird Roger Corman der Titel „King of B-Movies“ verliehen, eine Bezeichnung, die er aber ablehnt. Denn B-Filme waren ursprünglich die minderwertigen Produktionen, die im Hollywood-Studiosystem der 1930er bis 1960er Jahre schnell heruntergekurbelt und im Doppelpack mit glamouröseren A-Filmen im Kino gezeigt wurden. Cormans Filme waren jedoch immer im Kino die Hauptattraktion und keine verschämt angehängten Streifen.
Bereits seit den 1960er Jahren trat Corman auch als Nebendarsteller in Filmen auf, in den 1990ern auch in größeren Produktionen wie Das Schweigen der Lämmer (in der Rolle des FBI-Direktors), Philadelphia oder Apollo 13.
Anfang September 2009 wurde Corman der Ehrenoscar zugesprochen, der ihm am 14.November desselben Jahres überreicht wurde.[2] 2012 wurde mit Corman’s World: Exploits of a Hollywood Rebel seine Autobiografie als Dokumentarfilm veröffentlicht.[3]
Roger und Julie Corman (2010)
Corman ist seit dem 23. Dezember 1970 mit Julie Corman (geb. Halloran) verheiratet, die seither eng mit ihm zusammenarbeitet. Das Paar hat zwei Töchter, Catherine Ann (* 1975) und Mary Tessa (* 1984), sowie zwei Söhne, Roger Martin (* 1976) und Brian William (* 1977).[4] Sein 2020 verstorbener und anderthalb Jahre jüngerer Bruder Gene Corman arbeitete ebenfalls als Filmproduzent.
Filmografie
Regisseur
1955: Fünf Revolver gehen nach Westen (Five Guns West)
1955: Heiße Colts und schnelle Pferde (Apache Woman)
1955: Die letzten Sieben (The Day the World Ended)
1955: Vier Frauen im Sumpf (Swamp Women)
1956: Einer schoss schneller (The Oklahoma Woman)
1956: Sonntag sollst du sterben (Gunslinger)
1956: It Conquered the World
1956: Gesandter des Grauens (Not of This Earth)
1956: The Undead
1956: She-Gods of Shark Reef
1956: Naked Paradise
1956: Attack of the Crab Monsters
1957: Rock All Night
1957: Teenage Doll
1957: Carnival Rock
1957: Aufruhr im Mädchenwohnheim (Sorority Girl)
1957: The Viking Woman and the Sea Serpent
1957: Planet der toten Seelen (War of the Satellites)
1958: Revolver-Kelly (Machine Gun Kelly)
1958: Teenage Caveman
1958: Gangster Nr. 1 (I Mobster)
1959: Die Wespenfrau (The Wasp Woman)
1959: Das Vermächtnis des Professor Bondi (A Bucket of Blood)
1960: The Last Woman on Earth
1960: Creature from the Haunted Sea
1960: Ski Troop Attack
1960: Kleiner Laden voller Schrecken (The Little Shop of Horrors)
Usch Kiausch: Phantastische Bilanzen. Ein Gespräch mit Roger Corman. In: Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 1994. Heyne, München, ISBN 3-453-07245-6, S. 373–380.
Mark Thomas McGee: Roger Corman. The Best of the Cheap Acts. McFarland, London 1997, ISBN 0-306-80874-9.
Alan Frank: The Films of Roger Corman. "Shooting My Way Out of Trouble". BT Batsford, London 1998, ISBN 0-713-48272-9.
Robert Zion: Roger Corman. In: Enzyklopädie des phantastischen Films. Corian, Meitingen, ISBN 3-89048-400-X.
Weblinks
Roger Corman in der Internet Movie Database (englisch)
Roger Corman in der Internet Speculative Fiction Database (englisch)
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