Helga Ursula „Uschi“ Glas (*2. März 1944 in Landau an der Isar) ist eine deutsche Schauspielerin und Sängerin. Sie wurde 1966 als Apanatschi in Winnetou und das Halbblut Apanatschi bekannt. Ihren endgültigen Durchbruch hatte sie 1968 als Barbara in der Filmkomödie Zur Sache, Schätzchen. Sie ist Mitgründerin und Vorstandsvorsitzende des gemeinnützigen Vereines brotZeit e.V.
Herkunft und Ausbildung
Glas wuchs in Landau an der Isar als jüngstes von vier Geschwistern (drei Mädchen, ein Junge[1]) in einfachen Verhältnissen auf. Ihr Vater Christian arbeitete bei dem Autohersteller Glas, ist aber nicht mit dem gleichnamigen Firmeninhaber verwandt. Die Realschule in Landau schloss sie 1960 mit der mittleren Reife ab. In der Schulzeit erlebte sie Ausgrenzung, da sie aus einer sozialdemokratischen, evangelischen Familie stammte.[1] Nach einer Anstellung als Buchhalterin bei dem Unternehmen Maschinen-Bayer in Dingolfing[1] ließ sich Glas 1964 in München nieder, wo sie als Sekretärin in einer Anwaltskanzlei bei Rolf Bossi und später in einem Fuhrunternehmen arbeitete. Zugleich suchte sie den Kontakt zur Filmszene.
Karriere
Schauspielerin
Bei einem Empfang zur Premiere des Films Das Liebeskarussell machte sie gegenüber dem Produzenten Horst Wendlandt ein paar kritische Bemerkungen. Dieser zeigte Interesse an ihr und gab ihr 1965 in Der unheimliche Mönch eine kleine Filmrolle. Da sie überzeugte, erhielt sie Schauspielunterricht bei Annemarie Hanschke und durfte schon bald Hauptrollen übernehmen, wie in dem Karl-May-Film Winnetou und das Halbblut Apanatschi. Hier wurde sie allerdings von Marion Hartmann synchronisiert.
Allgemein bekannt wurde Glas 1968 in ihrer Rolle als Barbara in der Filmkomödie Zur Sache, Schätzchen, wo sie einen – unvollendeten – Striptease auf einem Polizeirevier hinlegt. In der Filmreihe Die Lümmel von der ersten Bank, die ebenfalls 1968 startete, spielte sie die Schwester des Paukerschrecks Pepe Nietnagel. Glas spielte noch in weiteren Kinofilmen die weibliche Hauptrolle, oft an der Seite von Roy Black. Im Jahr 1969 hatte sie in Düsseldorf ihre Theaterpremiere in dem Stück Unsere liebste Freundin.
Danach trat sie zunehmend in Fernsehserien auf wie 1973 in Der Kommissar. Bald stand sie selbst im Mittelpunkt von Serien wie Polizeiinspektion 1 (ab 1977) oder Unsere schönsten Jahre (ab 1983). 1986 wurde sie kurzzeitig die Filmpartnerin von Christian Quadflieg, als sie die weibliche Hauptrolle in der Serie Der Landarzt übernehmen sollte. Wegen ihrer Schwangerschaft verließ sie die Produktion jedoch kurz nach Beginn der Dreharbeiten. Ab 1989 war sie in der Serie Zwei Münchner in Hamburg zu sehen – erneut an der Seite von Elmar Wepper. Für die ab 1993 erschienene RTL-Filmreihe Tierärztin Christine schrieb sie auch das Drehbuch. Weitere Erfolgsserien waren Anna Maria – Eine Frau geht ihren Weg (ab 1994) mit ihr als Kiesgrubenbesitzerin und Sylvia – Eine Klasse für sich (ab 1998), wo sie eine Lehrerin darstellte, sowie Zwei am großen See (ab 2004) als Antonia Berger.
In den erfolgreichsten Kinofilmen der Jahre 2013, 2015 und 2017 Fack ju Göthe, Fack ju Göhte 2 und Fack ju Göthe 3 sah man Uschi Glas in einer Nebenrolle als ausgebrannte, suizidgefährdete Lehrerin. Damit hat sie in 10 der 100 erfolgreichsten deutschen Kinofilme zwischen 1966 und 2017 mitgespielt.[2] In dem Fernsehfilm Club der einsamen Herzen, der im Sommer 2018 gedreht wurde, spielte sie neben Hannelore Elsner und Jutta Speidel eine von drei Jugendfreundinnen, die seit mehreren Jahren Funkstille hatten und sich wieder treffen und ein Tanzcafé eröffnen möchten.
Sängerin
1970 versuchte sich Uschi Glas auch als Schlagersängerin; sie nahm mit dem Produzenten Giorgio Moroder die Schallplatte Wenn dein Herz brennt (deutsche Fassung von Love Grows (Where My Rosemary Goes) von Edison Lighthouse) auf. 2002 veröffentlichte sie das Musikalbum Uschi Glas singt die schönsten Weihnachtslieder und legte 2003 die CD Sonne, Mond und Sterne – Uschi Glas singt die schönsten deutschen Lieder nach.
Autorin
1996 veröffentlichte sie unter dem Titel Gesund, schlank und schön ein Kochbuch mit Rezepten für das ganze Jahr. 2004 erschien ihre Autobiographie Mit einem Lächeln.
2016 legte sie das Buch Herzenssache. Vom Glück, gebraucht zu werden nach.
Privates
Ihre Lebenspartner waren in der Zeit von 1966 bis Ende 1970 der Filmproduzent Bobby Arnold, von 1971 bis 1973 Max Graf Lamberg und danach ihr späterer Ehemann Bernd Tewaag, mit dem sie von 1981 bis Ende Februar 2003 verheiratet war. Aus dieser Verbindung gingen drei Kinder hervor: Benjamin Tewaag (*1976) ist Filmproduzent, Alexander Christoph Tewaag (*1982) ist Jurist. Julia Tewaag (*1986) trat als Kind in der Fernsehreihe Tierärztin Christine an der Seite ihrer Mutter auf.
Am 22. Oktober 2005 heiratete Glas ihren neuen Lebensgefährten, den Unternehmensberater Dieter Hermann. Sie lernte ihn bei einem Golfturnier kennen.[1] Sie ist evangelisch und wohnt in München.
Engagement
Soziales Engagement
2009 gründete sie zusammen mit ihrem Ehemann Dieter Hermann den Verein brotZeit e.V., der bundesweit kostenlos Frühstücke an Schulkinder ausgibt, und für den sie bis 2022 als Vorstandsmitglied und ab 2022 im Aufsichtsrat und durchgängig für dessen Öffentlichkeitsarbeit tätig ist.[3][4] Anlass zur Vereins-Gründung war eine Radiosendung, die Glas zufällig hörte.
„Ich fuhr mit dem Auto durch das schöne München, als ich im Radio hörte, dass jedes vierte Grundschulkind ohne Frühstück in die Schule kommt. Im reichen München! Ich konnte das erst nicht glauben und beriet mich mit meinem Mann Dieter Hermann. Uns war sofort klar: Wenn das stimmt, dann werden wir handeln und Kindern helfen![5]“
Nachdem sie zunächst nur Schulen in München mit kostenlosen Frühstücken belieferten, ist der Verein inzwischen deutschlandweit tätig. So organisiert der Verein aktuell (Stand Sept. 2021) tägliche, kostenfreie Schulfrühstücke an 272 Schulen bundesweit für mehr als 10.000 Grund- und Förderschulkinder, die ohne Frühstück und Pausenbrot zum Unterricht kommen, und gab bereits 10,6 Millionen Frühstücke aus. Die Lebensmittel werden von einer großen Einzelhandelskette kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die Betreuung und Einrichtung der Frühstücke übernehmen aktive Senioren, um auch die Verbindung verschiedener Generationen zu fördern.[6]
Seit vielen Jahren ist sie zudem Schirmherrin der Deutschen Stiftung Patientenschutz, mit der sie sich für Schwerstkranke, Pflegebedürftige und Sterbende einsetzt.
Fast 20 Jahre setzte sie sich für die in den USA zum Tode verurteilte Debbie Milke ein.[7] 1996 hatten Todesstrafengegner Glas auf den Fall aufmerksam gemacht, sie las sich in die Akten ein und war anschließend von Milkes Unschuld überzeugt. Glas pflegte engen Kontakt zu Milkes mittlerweile verstorbener Mutter, traf sich mit Milkes Anwälten und verschickte eine selbst produzierte DVD über den Fall an Freunde. Bei einer Münchner Sicherheitskonferenz ließ sie sich als Dinner-Tischdame von John McCain einschleusen – in der vergeblichen Hoffnung, den Senator aus Arizona für ihre Sache gewinnen zu können. Milke wurde 2013 aus der Haft entlassen.
Ferner engagiert Uschi Glas sich seit vielen Jahren aktiv im Kampf gegen Blutkrebs und unterstützt die Deutsche Knochenmarkspenderdatei sowohl finanziell als auch mit ehrenamtlichem Engagement.[8] Ebenso unterstützt Glas die Felix Burda Stiftung bei ihrer Kampagne zur Darmkrebsvorsorge.[9]
Glas engagierte sich auch für die Augsburger Benefiz-Fußballelf Datschiburger Kickers, die sich dem Fundraising für wohltätige Zwecke verschrieben hat.
Für ihr jahrelanges Engagement und die Gründung von brotZeit erhielt sie 2009 gemeinsam mit Dieter Hermann von Kinderlachen den „Kind-Award“.
2021 beteiligt sich Glas an der Kampagne Deutschland krempelt die Ärmel hoch für die Corona-Schutzimpfung des Bundesministeriums für Gesundheit.[10]
Politisches Engagement
Glas tritt primär mit individuellen, philanthropisch-empathischen, keiner Partei zuzuordnenden Ansichten in Erscheinung. So kritisierte sie 2017 mehrfach die Flüchtlings-Politik der CSU und äußerte in einem Interview, dass sie „gegen eine Obergrenze für Flüchtlinge aus Kriegsgebieten“ sei, „sie haben ein Recht darauf, aufgenommen zu werden.“ und ergänzte in einem weiteren Interview: „Ich muss meinem Gewissen folgen und abends in den Spiegel schauen können. Es geht um Menschen, und nicht um Zahlen, die man beliebig hin und her schieben kann.“[11][12] Des Weiteren kritisierte sie die Frauen- und Familienpolitik der CSU; so gäbe es auch andere Dinge, die sie „unmöglich fände“, „zum Beispiel das Betreuungsgeld für Mütter, die sogenannte Herdprämie.“[13]
Aber auch ihre Spende an Helmut Kohl im Jahr 2000 sei „aus emotionalem Grund“ erfolgt, da man respektieren müsse, „wenn er sagt, dass er sein Ehrenwort nicht brechen will“ und da Kohl die Zahlungen niemals hätte allein aufbringen können; und es sei ihr „wurscht“, wenn nun schlecht über sie geredet würde, denn jetzt sei „angesagt, auch mal Courage zu zeigen.“[14][15] 2021 war sie Gast einer Party des CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet nach dessen Teilnahme an einem TV-Triell.[16]
Wiederholt äußerte sie sich kritisch zu der Objektifizierung des weiblichen Körpers: „Was mir vorschwebt ist, dass die Frauen kämpferischer werden und mehr Selbstbewusstsein entwickeln, um sich eben nicht immerzu über ihren Körper definieren zu müssen.“[17] und berichtete über eine von ihr sofort offensiv beantwortete und öffentlich gemachte Belästigung, ein sogenanntes MeToo-Erlebnis, als Schauspielerin.[18] Sie tritt für Frauenförderung und soziale Chancengerechtigkeit ein und plädiert dafür, Mädchen früh genug und besser zu fördern. Weiterhin ist sie, wo es noch nötig sei, für eine Frauenquote, („habe auch das Gefühl, dass es nicht anders funktioniert.“), und für die Einrichtung von Kinderbetreuung in Firmen, damit auch Mütter „die Chance haben, ihren Job ausüben zu können“.[19][20]
Rechtsstreitigkeiten
Einen Rechtsstreit verlor Glas, als sie die Berliner Polizei verklagte, weil diese für Ermittlungen im Bereich der Internet-Pornografie ihre Daten benutzt haben soll. Die Beamten hätten angeblich die Nummer ihres Personalausweises, der in einer Zeitschrift abgedruckt gewesen war, benutzt, um den Jugendschutzmechanismus einer derartigen Seite zu überprüfen. Die Klage über 20.000 Euro Schmerzensgeld wurde im Juni 2005 abgewiesen.[21]
Im April 2004 geriet Glas aufgrund einer von ihr vermarkteten Kosmetikserie in die Schlagzeilen: Bei einem Praxistest der Stiftung Warentest waren bei mehreren Testerinnen der Uschi Glas hautnah Face Cream, die im Fernsehen durch den Homeshoppingsender HSE24 angepriesen wurde, Reizungen und Entzündungen der Gesichtshaut aufgetreten. Die Stiftung beurteilte daraufhin die Creme mit „mangelhaft“ und warnte vor der Anwendung. Das Landgericht Berlin wies im April 2005 eine Klage der Herstellerfirma 4S-Marketing GmbH gegen die weitere Verbreitung des Testergebnisses ab.[22] Das Kammergericht Berlin hat die Berufung des Herstellers wegen „mangelnder Aussicht auf Erfolg“ im Juni 2006 zurückgewiesen und diesen Rechtsstreit damit endgültig abgeschlossen.[23]
2011: Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste[28]
2012: Orden Wider die Neidhammel für ihre darstellerischen Leistungen
2012: IDIZEM-Dialogpreis in der Kategorie Jugend & Bildung für die Initiative BrotZeit[29]
2013: Werzer’s Award
2013: fit-4-future-Award, Ehrenpreis für ihr Charity-Projekt brotZeit
2014: Victress Social Impact Award, Sonderpreis für ihr Engagement mit ihrem Verein BrotZeit
2015: Goldene Schlemmer-Ente für ihr Engagement innerhalb der Initiative Brotzeit[30]
2015: München leuchtet in Gold
2015: Neuköllner Ehrennadel für soziales Engagement
2016: St. Georgs Ordens des SemperOpernballs für ihre beeindruckenden künstlerischen Erfolge[31]
2016: Prix Courage für soziales Engagement
2016: Look! Outstanding Career Award
2017: Botschafterin von Niederbayern
2017: Finest Mercy Generation Award, als Gründerin für ihren Verein BrotZeit
2018: AZ-Jubiläumspreis Monaco
2019: Steiger Award – in der Kategorie Charity
2019: Bambi in der Kategorie Ehrenpreis
2019: Das Goldene Herz von Ein Herz für Kinder
Bücher
Uschi Glas: Gesund, schlank und schön. Mit Uschi Glas durchs Jahr. (Kochbuch), Pichler, Wien 1996.
Uschi Glas: Mit einem Lächeln – mein Leben. Droemer, München 2004, ISBN 3-426-27323-3.
Uschi Glas: Herzenssache. Vom Glück, gebraucht zu werden. adeo Verlag, 2016, ISBN 978-3-86334-083-4
Literatur
Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S.299.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Band 3: F – H. John Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S.275 f.
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